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CAMINO REAL del SUR (4)

Camino Real del Sur
4. Etappe
Villa de Arico – Granadilla

Nach der dritten Teilstrecke waren Elisabeth und ich soweit, dass wir unseren Plan, den ganzen alten Handelsweg von Candelaria bis Santiago del Teide nachzuvollziehen, aufgeben wollten, da wir auf großen Strecken weg- und steglos umherrirrten.

Jedoch, ich bat Francisco Fariña uns doch seine GPS-Daten zu überlassen und nun wagten wir es doch noch einmal.

Diese Teilstrecke könnte ich auch betiteln:
Die Wanderung „Rauf-Runter-Rauf-Runter“ oder
Die Wanderung der Barrancos = Schluchten

So nach dem 13. Barranco hörten wir auf zu zählen, waren es 14? 15? oder gar 16?
Ist egal: Schön war die Tour! Jede Schlucht hatte andere Fels-Formationen, anderen Bewuchs!
Wir wanderten durch ehemals intensiv landwirtschaftlich genutzte Zonen. Davon zeugen noch die vielen mühsam errichteten Terrassen, die nun überwiegend verwildern.
Aber: Auch sehr gepflegte Anlagen sahen wir noch, Kohlköpfe wie auf der Schnur aufgezogen, ausgerichtete Tomatenpflanzen und viele, viele Weinreben.
Die vielen gemauerten Wasserkanäle, die die Landschaft durchziehen, geben auch ein Beispiel dafür. Die, an denen wir vorbeiwandern, führen  zum Teil noch Wasser.
Track02
Wanderwegstrecke: 14,75 km, 5 Stunden 40 Minuten
inclusive ca. 15 Minuten obligatorische Apfelpause mit Blick auf den Hafen von Granadilla und Montaña Roja in El Médano

P1200720Wir beginnen das neue Abenteuer in Villa de Arico an derP1200716 Plaza zwischen Rathaus und  Kirche San Juan Bautista, die  leider – trotz des Feiertages Immaculata = Unbefleckte Empfängnis – geschlossen war.  Natürlich auch das Infobüro, das gleich etwas oberhalb ist.
Also starten wir – nach Studium der Infotafel – in der Calle El Manzano,Wegweiser „El Rio 5,0 km“.

Vorab: Bis El Rio ist die Tour wieder vorbildlich gekennzeichnet – weiß-gelbe Markierung  und Hinweisschilder, so dass ich mich gar nicht mit der Wegebeschreibung aufhalten brauche.
Wir stellen sehr schnell fest, dass wir auf großen, mit Steinen gepflasterten Strecken gehen, ganz offensichtlich noch der ursprüngliche Camino Real, der mit Aeonien und Wermut gesäumt ist.

Zudem sind wir überrascht, was jetzt im Dezemer schon alles blüht: Üppigst der kanarische Lavendel, die weißblühende Montpellier-Zistrose, die rosa Zistrose, Margeriten sowieso, Affodills, selbst schon der Escobon fängt an.
Dass die Kandelaberwolfsmilch, ganze Haine von Kaktusfeigen = Opuntien, die Büsche des Ampfers und sowohl die Sträucher der dulce wie amarga Tabaiba  = Wolfsmilchgewächse und die zarten Ranken der Plocama = Balo das Grün vervollständigen, ist schon fast selbstverständlich.

Wir haben zudem auf der gesamten Strecke – zwar heute etwas trübe – einen freien Blick zum Meer und hoch zu den Bergen, lediglich der Teide ist nicht auszumachen.

In El Rio gehen wir noch zur Kirche San Bartolomé hoch, auch geschlossen und kehren auf die Calle Las Flores, Camino Real zurück.
Ab  El Rio ist dann Schluss mit einfach wandern, den Hinweisen folgen. Nun sind wir wieder auf „Agatha“, die Sprecherin des Komoot-Wanderprogramms angewiesen.
Da aber hin und wieder GPS-Daten gar nicht oder nur schwach zur Verfügung stehen, gibt es Irretationen. Zum Beispiel werden wir rechts hoch geführt, um zu hören “folge dieser Tour 350 m“, schreiten wir dann zügig aus, hören wir nach einer Weile „Du hast die Tour verlassen, kehre um“.
Weniger lustig.

Also wieder die Weiterführung suchen, um dann festzustellen, statt rechts geht   der Weg links ab, kaum auszumachen.

So stellt sich uns schon gleich am Ortsausgang von El Rio die Frage: wo weiter:
Wer es nachwandern will: Einfach die Durchgangsstraße queren und beimP1200775 Ortsausgangsschild  hier einbiegen.
Was uns dann, nur 5 Minuten später erwartet, ist unbeschreiblich.
Wir müssen zwischen den Häusern links abbiegen, gehen auf einen Autounterstand zu, quetschen uns an P1200777einem dicken Auto vorbei und passieren unmittelbar dahinter eine Müllkippe. Da müssen wir durch und sind auf gepflastertem camino real. Unglaublich!
Aber: Wir sind richtig!
Über den Barranco del Rio führt ein schmaler Steg, rechts schauen wir auf eine Wasserverteilungsanlage und links in die Schlucht. P1200781Von hier steigt der Pfad wieder an, gehen an einer 2009 errichteten P1200779Gedenkstätte vorbei  und wir sind froh, diesen Müll-Anblick hinter uns gelassen zu haben.
Ca. 20 Minuten später gelangen wir an markante Felswände, vermutlich wurde hier Fels abgetragen, da heißt es wieder aufpassen:
P1200793Wir biegen hier rechts ab, um kurz darauf die sandige-steinige Fahrstraße links zu verlassen und – sehr unübersichtlich – über Felsplatten aufzusteigen.
Oben angekommen, gelangen wir auf eine Straße von der wir kurz darauf rechts wieder abbiegen.
Nun läßt sich der Weg gut ausmachen, oft sieht man ihn auch durch die aufwändig errichteten Mauern die ihn stützen.

Wir wandern an  riesigen Exemplaren von Eukalpytusbäumen vorbei, ein Veteran ist samt Wurzelballen ist umgefallen. Wir steigen auf, steigen ab, ein Barranco reiht sich an den anderen.

Und dann kommen wir wieder an eine Straße und entdecken weiß-gelbe Markierung. Sind beglückt und folgen dieser blindlings aufwärts, bis uns Agatha wieder ermahnt „Du hast die Tour verlassen, sie liegt hinter dir“.
Wahr wohl nichts mit den Zeichen. Gab auch kein Schild, das ausgewiesen hätte, wo es hingeht. Großes Rätselraten?
Ein Auto kommt, ein Schweizer, der uns zwar frischgeerntete Orangen von seiner Finca schenkt aber auch nicht weiterhelfen kann.P1200833
Also gehen wir auf gut Glück ein goßes Stück Straße abwärts, um dann bei einem verfallenen Haus rechter Hand davon den Anschluss an unsere Wanderung zu finden.
Inzwischen sind wir bereits knapp 4 Stunden unterwegs.

P1200838Kaum 10 Minuten nach unserem Abzweig, große Überraschung: Wir kommen an der Bodega Frontos aus! Der Wein von hier schmeckt hervorragend!
Aber: Feiertag! Geschlossen!

Wir sehen uns das Gelände etwas an, finden dann nach einigem Suchen unseren Weg beim unteren Parkplatz, rechts abgehend, noch vor der Edelstahlschranke. Wird wohl kaum begangen, denn wir kämpfen uns durch eine Wand von Wermutbüschen.

Heiter weiter: Barranco runter, Barranco rauf.

Präzise um 14:35 Uhr erreichen wir die Straße Cruz de Los Caminos. Auf Asphalt, original camino real Pflaster, mit Jable, Tuffstein ausgefütterte Straßenabschnitten, die durch Orangen-Plantagen, wilde Landschaft, Barrancos führen, geht es weiter.
Calle Las Cuvitas ist der nächste Hinweis und es gibt doch kurz darauf eine Infotafel am Abschnitt Camino Real del Sur über den Barranco Cruz de Los Ánimos.

Also, hinein in die nächste Schlucht und hinauf.P1200857
Um 15 Uhr kommen wir an die Stelle, wo uns Agatha nach rechts  falsch geschickt hat. Hat man diesen Ausblick von weiter oben, ist man falsch gegangen.
Auf der linken Straßenseite zweigt der Pfad ab.

Meinem lieben Mann, unserem unverzichtbaren Taxifahrer, haben wir angekündigt, wir wären so um 15:30 Uhr an der Kirche in Granadilla.

Wenn wir geglaubt haben, jetzt ist Schluss mit den Barrancos, denn wir haben ja schon Granadilla im Blick, dann haben wir uns geirrt.
Noch 1, 2, 3? Wir haben das Zählen aufgehört.

P1200869

Immerhin um 15:45 Uhr treffen wir an der Kirche San Antonio de Padua (XVII Jahrhundert) ein und werden noch mit einem Blick auf den nunmehr freien Teide und natürlich mit einem liebevollen Empfang belohnt.

 

 

Fazit:
Eine wunderschöne, abwechslungsreiche Tour. Trotz der vielen Schluchten haben wir sie nicht als sehr anstrengend empfunden.

Jedoch:
Hätten wir nicht freundlicherweise von Francisco Fariña die GPS-Daten bekommen, wären wir sicherlich wieder so umhergeirrt wie bei dem letzten Abschnitt, der uns ja diese Tour fast vergrault hätte.

Also: Bitte nur nachwandern mit GPS-Gerät! Unsere Tour als GPX-Zip-Datei.

Jedoch – schon programmiert – freuen wir uns, wenn wir die nächste Etappe von Granadilla nach Arona in Angriff nehmen können.

Noch ein Tipp:
Wer noch nie in dieser Gegend war, dem empfehlen wir einen Abstecher in das Örtchen Las Vegas.
Hier gibt es die Besonderheit: Die Glocke der kleinen Kirche Eremita de Nuestra Señora de Esperanza hängt in einer Kanarischen Kiefer.
„Der Glockenturm der jedes Jahr wächst“

 

Einige der Barrancos, die es zu überwinden galt

Camino Real im Original – sehr unterschiedliche Böden

 

Pflanzen, die uns auffielen

 

Barranco del Río

Diese schweißtreibende Wanderung führt uns nach einem einstündigen, stetigen Anstieg und einem zehnminütigen Abstieg in eine der bedeutendsten Schluchten des Südens, den Barrqanco del Río. Durch ihn fließt in diesem Abschnitt ganzjährig ein kleines Bächlein.
Und: wir genießen die Kühle, die hier herrscht!

Wanderwegstrecke: Hin- und Zurück 3 Stunden
Die Wanderung beginnen wir am Ende der von der Ortschaft El Río heraufführenden, mit Ausweichbuchten gut ausgebauten, schmalen Straße. Zwei Wasserbecken rechts und links kündigen das Ende der geteerten Straße an. Hier gibt es ausreichend Parkmöglichkeiten. Auf der gerölligen Straße steigen wir unverdrossen bergauf. Vor uns das Massiv des Guajara und weiß blitzen die Ausläufe der „Paisaje lunar“, der Mondlandschaft.
Links und rechts des Weges befinden sich zum Teil noch bewirtschaftete Terrassen, überwiegend Wein wird angebaut. Viel Blühendes können wir in dieser Jahreszeit noch nicht ausmachen. Das Gelb des Hornklees und das Blau-Lila des Asphaltklees lockern das Ganze auf. Viel Grün durch die Kanarische Kiefer.
SANY2831Nach einer Stunde sprudelt auf der linken Seite unter einem blühenden Escabon-Strauch eine „Quelle“. Dankbar füllen wir unsere Trinkflaschen auf und machen erfrischende Kneipp-Armgüsse. Auf der rechten Seite befindet sich ein blau gestrichener Begrenzungspfad des Cabildos  mit der Nummer 707. Hier verlassen wir den weiter aufsteigenden Weg und biegen links in den leicht abfallenden Weg ab und gehen an einer grün gestrichenen Schranke vorbei. Kurz darauf ist uns der erste Blick in denP2150151x Barranco-Abgrund vergönnt. Grandios! Beeindruckend. Weiter führt der breite Weg an einer braun gestrichenen Schranke vorbei und wenig später haben liebe Vorwanderer aus Steinen einen nach links zeigenden Pfeil auf den Weg  gelegt.
Von hier geht es auf einem schmalen, sehr, sehr steinigen Pfad ca. 10 Minuten bergab zum Barranco-Grund. Etwas tiefer lässt es sich besser gehen und das Plätschern des Bächleins begleitet uns.
P2150159Unten angekommen sind wir fasziniert von den kleinen Tümpeln, den Mini-Wasserfällen umgeben von grandiosen Felswänden. Bestaunen die P2150160Zähigkeit der Kiefern, die sich mit ihren Wurzeln an den Fels klammern.
Würde man nun den Barranco  etwas weiten unten queren und am anderen Ufer bergauf gehen, so würde man in die Mondlandschaft gelangen. Jedoch, diesen Schlenker schenken wir uns heute.
Nach einer kurzen Rast auf dicken Felsbrocken, umgeben von der kanarischen Weide, die hier genügend Feuchtigkeit vorfindet, begeben wir uns wieder an den kurzen, steilen Aufstieg und oben bei der „Quelle“ angekommen, kann man nur sagen: Von nun an ging’s bergab. Hier ist es äußerst hilfreich und sinnvoll, wenn man Stöcke hat.
SANY2817aVor uns haben wir einen schönen Blick auf Gran Canaria, das seine Höhen aus einem weißen Wolkenmeer erhebt.
Von der „Quelle“ aus gerechnet geht nach ca. 15 Minuten Abstieg rechter Hand ein gut zu erkennender Weg ab. Diesen SANY2820Abstecher unbedingt machen: Denn er führt an den Rand des Barrancos und dieser Ausblick, Einblick, Rund-um-Blick in den Barranco ist atemberaubend. Imposant!
Nach ziemlich genau 3 Stunden sind wir wieder am Auto und sind uns einig, auch  wenn es schweißtreibend war, es hat sich gelohnt.

Anfahrt:
Von Los Christianos kommend auf der TF 28 bis zur Ortschaft  „El Río“. Rechts der Straße ist eine große Bushaltestelle, links die Kirche. Hier in die Calle Guajara einbiegen, die wenig später in die Calle San Bartolome übergeht. Eine markante Araukarie  steht neben der Kirche. 5,7 km fahren wir nun auf der schmalen, geteerten, gut ausgebauten Straße hoch. Beim Beginn des nur gepflasterten Straßenteils und vor der ausgewaschenen Schotterpiste parken wir bei den zwei Wasserbecken.