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CAMINO REAL del SUR (5)

Camino Real del Sur
5. Etappe
Granadilla – Mirador de La Centilena

 oberhalb von Valle de San Lorenzo  

Elisabeth und ich wir beglückwünschen uns, dass wir nach der schrecklichen 3. Etappe nicht die Flinte ins Korn geworfen haben sondern unserem Plan, den gesamten Camino Real del Sur von Candelaria nach Santiago del Teide zu gehen, treu gebieben sind.

Die heutige Etappe war einfach schön!
Herrlicher Sonnenschein!
Wolkenloser, himmelblauer Himmel!
Keine Schwierigkeiten!
Weg fast auf Anhieb immer richtig gefunden!
Abwechslung am laufenden Meter von landwirtschaftlich genutzten Flächen, schönen, freistehenden Häusern, Caserios, bis hin zu diversen Kirchen und Sehenswürdigkeiten oder bemerkenswerten Dingen, Kunst imGarten.
San Miguel hat uns begeistert.

Track02

Wanderwegstrecke: 12,7 km in 4 Stunden 50 Minuten

Für GPS-Fans die Tour als GPX-Datei im Zip-Format

P1200983Mit dem Bus Nr. 416 fuhren wir bis Granadilla und gingen erst bis zur Kirche San Antonio de Padua, zum einen, weil wir hofften, wir könnten sie heute vormittag besichtigen – leider vergebens – zum anderen wollten wir den Anschluß des Camino Real del Sur hier weiterführen.
Wir machten einen Schlenker auf dem Weg zum RathausP1200973 ins Tourismusbüro, um doch noch einen Plan des alten Pfades zu bekommen. Wir wurden beschieden: Nein, gibt es nicht, die Strecke ist zu gefährlich.
Jedoch wird im „Vorhof“  des Rathauses mit wuchtigen Ficusbäumen auf einer Infotafel der Camino Real P1200971Granadilla – San Miguel dargestellt und beschrieben.
Hier befindet sich auch das Kloster San Franciscanus de San Luis.
Wir wissen, dass wir in die Calle Aguilillas  abbiegen müssen, aber vor lauter Schauen und Erzählen laufen wir erst mal dran vorbei.
Im zweiten Anlauf klappt es dann und wir müssen sofort sehr steil, schweißtreibend aufsteigen bis zur „Paisaje Aguilillas“.

Jedoch, wir sind immer wieder überrascht, wie schnell man Höhe gewinnt. Der Trick dabei ist, nicht nach vorne oder oben zu schauen sondern auf die Füße und Schritt vor Schritt zu setzen.
Diesen Trick haben wir vom Straßenkehrer Beppo aus „Momo“ von Michael Ende.
„Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.“
Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte:
„Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.“

Bei drei hölzernen Telegrafen-Masten können wir dann schon den Asphalt P1200992verlassen und biegen in eine grüne Hölle ein mit schönem Blick – wie schon oft gehabt – auf das Meer, den Hafen von Granadilla – die Berge, selbst Guajara und Sombrero wie Teide – wolkenlos!

Wir wandern wieder auf original Königswegpflasterung!

Nur knapp 10 Minuten später erreichen wir die Calle Las Chozas, passieren den Fußballplatz, queren die TF 21 bei km 84 und bei einer Ansammlung P1210001Eukalyptusbäumen tauchen wir wieder in das Grün ein.
Kaktusfeigen, Tabaibas, Wermut und und und eine hohe Mauer aus Vulkangestein säumt den Pfad. Die Hänge sind gesprenkelt mit den weiß leuchtenden Margeritensträuchern und die Montaña Roja in El Médano sowie die vielen Vukankegel fangen den Blick.
An einer Wasserverteilungsanlage und einem mal gut gefüllten Wasserreservoir gehen wir vorbei.P1210008
Der Weg führt an der Kapelle der „Virgen de las Nieves“ vorbei (geschlossen). Auf dem Kirchplatz gibt es sogar einen alten Backofen.

Landwirtschaft wird hier intensiv betrieben. Die Beete sind gut bestellt und mit Jable, dem hilfreichen Tuffsteinchen schon vorbereitet für die nächste Aussaat,  Anpflanzung oder die Samen wurden schon ausgebracht?  Inzwischen gehen wir wieder eine kurze Strecke auf Asphalt und passieren einige versprengte Häuser, die ihre Mauern liebevoll mit Kakteen geziert haben und abwärts geht es wieder in eine Schlucht auf Camino Real Pfad.
Wir steigen auf und gelangen in die Calle La Peña, blicken zurück über das Dach eines verfallenen Hauses und staunen selbst, wie schnell wir immer „Strecke“ machen.

Wir sind im Örtchen Charco del Pino angekommen.

P1210016Vor uns geht der Blick auf den Mirador Chiñama – den Aufstieg sparen wir uns heute und kurz darauf sind wir auch schon wieder auf einem Kirchplatz, Plaza de P1210031Charco del Pino.
Auf der auch hier angebrachten Infotafel werden wir auf die Geschichtsträchtigkeit aufmerksam gemacht, dass hier in der Nähe die Ureinwohner mit ihren Herden an die Tränke zogen, dass später Bauern, Mönche und Fischverkäufer den königlichen Weg entlang zogen.
Die Kirche – Iglesia de San Luis IX –  natürlich verschlossen – war früher eine Einsiedelei – sie beherbergt das Originalbildnis des Heiligen Bischofs Ludwig, König von Frankreich, der die Dornenkrone Christi in der Hand hält, die er während der Kreuzzüge aus dem Heiligen Land nach Paris bringen ließ.

Ein kleines Stückchen müssen wir auf der TF 28 gehen, jedoch kurz nach km 78, beim Ortsausgangsschild „Charco del Pino“  geht es links schon wieder „in die Büsche“.

Kaktusfeigen, Kaktusfeigen! Seit die Farbe, die u.a. für Lippenstifte gebraucht wurde, syntetisch hergestellt wird, hat das Einsammeln der Cochinilleschildlaus, deren Wirt ja die Katusfeigen, Opuntien sind, ausgedient und damit auch ein Erwerbszweig.

P1210039Offensichtlich versucht man Gelände wieder für die Landwirtschaft urbar zu machen. Wir beobachten einen Mann, der eine der Vulkansteinmauern erneuert und Kaktusfeigen rodet.

Unser Weg ist gut auszumachen, gut zu gehen, und oh Wunder: Schon wieder steht eine Informationstafel unverhofft in der Landschaft.

„Tramo del Camino Real del Sur – Barranco de la Orchilla“P1210045
Hier wird wieder auf die Wichtigkeit dieses Weges in früheren Zeiten verwiesen, der die Hauptstadt mit dem Süden verband.
Auch der Landwirtschaft wird ein Absatz gewidmet.

Aus dem Bus haben Elisabeth und ich gerätselt, wie wir wohl diesen tiefen, engen Barranco queren werden. Wir vermuteten, dass wir auf der TF 28 über die Brücke gehen müssten.

Nun wissen wir: NEIN, nicht die Straße: runter in den Barranco bis zum Grund der Schlucht und auf der anderen Seite wieder hoch.

Wuchtige, beeindruckende Felsen ragen auf, Aeonien und das zwar hübsch im Wind sich wiegende borstige Federborstengras – das ebenso aggresiv und schädlich ist wie in Deutschland das asiatische Springkraut, da es die heimische Flora zurückdrängt – sind die Wegbegleiter und wie sind wir mal wieder überrascht, dass wir diese Schlucht in 20 Minuten bewältigt haben.

Wen man sich überlegt, hier wurden Kamele, Pferde und Esel mit Lasten beladen von ihren Begleitern durchgeführt: Alle Achtung!

Oben angekommen wandern wir an einer Ziegenfarm vorbei.

War natürlich die Pflasterung im Barranco schmal so wandern wir zum erstenP1210072 Mal auf einem breit-gepflastertem Abschnitt, gleich einer Avenida.

Am „La Casa-Granero de Viña Vieja“ (Alte Rebe) lesen wir erst wieder die Infotafel und stoßen dabei auf den Besitzernamen „Soler de Chasna“ dem wir ja erst auf der Wanderung „paisaje lunar“ begegnet sind.
P1210079Es gab hier einen Garten, einen Ofen und eine Quelle. Ganz wichtig.
Leider ist dieses schöne Anwesen dem Verfall preisgegeben und in der Quelle schwimmt Unrat. Schade!

An Weinrebenfeldern wandern wir zügig bis zur Kirche von San Miguel de P1210082Abona.
Auch hier wieder diverse Infotafeln, die sich im Hinblick auf die Wichtigkeit des Camino Real del Sur wiederholen. Neu ist hier jedoch die Beschreibung des alten Ortskerns von San Miguel mit seinen Häusern aus dem 18. und 20. Jahrhundert gesäumt wird.
Bei unserer Weiterwanderung stellen wir fest, dass die Aussage „Diese Gebäude zeichnen sich dadurch aus, dass sie allesamt gut erhalten sind und die typische Bauweise der mittleren Höhenlagen im Süden von Teneriffa darstellen“ wirklich zutrifft.

Auch sind entlang dieser Hauptstraße von der Kirche aus an ehemals wichtigen Gebäuden Hinweistafeln angebracht sind, z.B.
P1210089– das Geburtshaus von D. Juan Bethencourt Alfonso im Jahre 1817, einer berühmten Persönlichkeit in der kanarischen Kultur. Er war Arzt, Anthropologe, Professor, Historiker und Journalist.
– die jetzige Bibliothek von San Miguel, ist in einem Haus untergebracht, das im 18. Jahrhundert von der Familie Alfonso Calzadilla errichtet wurde. Es hat eine wechselhafte Geschicht:  wurde erst dem Gemeinderat überlassen, nachdem König Ferdinand VII untersagt hatte, politische Versammlungen in religiösen Gebäuden abzuhalten die vorher auf dem Kirchplatz abgehalten wurden, es war  Gefängnis bis 1944, dann staatliche Schule, Mittelschule, Wohnung und nun Bibliothek.
– „Calle de la Iglesia“ = die Kirch-Straße, es wird aufgeführt, wie wichtig sie für den Austausch von lokalen Erzeugnissen und  frischem Fisch von der Küste, wie wichtig sie für das urbane Leben war: wohlhabende Familien wohnten mit ärmeren im selben Viertel


– die eheamlige Gofiomühle – dass sie nicht mehr in Betrieb ist, konnten wir sofort an dem fehlenden typischen Geruch feststellen, wie man ihn noch in Granadilla und Adje schnuppern kann
– der ehemalige Generator, der 1922 installiert wurde und San Miguel als erste Gemeinde im Süden von Teneriffa mit einer öffentlichen Straßenbeleuchtung versorgte
– Casa del Capitán, war das Wohnhaus von Don Miguel Alfonso Martínez und seiner Familie. In dem ca. 100 Jahre alten Gebäude, im typischen kanarischen Stil erbaut, befindet sich nun ein Museum mit dauernden und wechselnden Ausstellungen und eine Töpferei.
Vor Jahren haben wir es mal besucht und waren recht angetan.

Zudem entdecken wir außergewöhnlich Fensterdekorationen von der P1210111Spitzendecke an der Außenwand über den besonderen Adventsschmuck in den Fenstern. In einem netten Lädchen, in das wir einen Blick werfen, werden wir mit selbstgebackenen Plätzchen beschenkt.
Ach, wir fühlen uns hier richtig wohl!

Wir wandern noch an dem Hotel Rural vorbei mit Olivenbaum auf der Dachterrasse, hier haben deutsche Freunde zweimal logiert und waren – wenn man hier oben von den kühlen Temperaturen im Normalfall absieht  – sehr zufrieden.

So, nun haben wir den Ort abgeschritten und  befinden uns in der Calle El Calvario.
Noch eine Erklärungstafel zu Calvario, dann biegen wir in die Calle La Cruz ein und  folgen dem Wander-Hinweisschild „Aldea blanca 6,6 km“ vorbei an einem gut gefüllten Wasserbecken. Den Blick schon gerichtet auf unser heutiges Ziel Mirador de La Centilena, folgen wir dem nächsten Hinweisschild „Aldea blanca 6,5 km“ und weg sind wir vom Asphalt.

Ein Blick in einen Barranco und nun bleiben wir an einem Gartenzaun erstmal stehen und staunen, fotografieren und sammeln Anregungen für unseren Freund Georg Helten, denn hier hat auch ein Künstler Eisen, vermutlich Schrott, zu Kunstwerken umgewandelt.

Auf „Königspflaster“ schreiten wir kräftig aus – inzwischen ist es 14 Uhr und der „Stern“ brennt erbarmungslos, gefühlte 30 Grad ohne jeden Schatten.

ABER: Wir kommen nun in bekannte Gefilde. Die wunderbare Stricklave auf P1210142diesem – früher von uns als Rundweg gegangenen Weg – am 11. Februar 2013 unter „Mirador de la Centilena – La Hoy – Fuente de Tamaida“ beschrieben
führt uns in den Barranco.
Wieder eine Informationstafel, der noch mehrere folgen werden. Nur soviel zu dieser: Es wird aufgezeigt, dass hier die Urbanisation von San Miguel begann, es gilt als die Wiege, denn es gab mehrere Quellen. Wasser!

Bei der Gabelung halten wir uns links, um nach einem Stück rechts zur Quelle abzusteigen.
P1210154Auch hier wieder Überraschung: Zur besseren Begehung wurde ein Steg errichtet.
Diesmal verkneifen wir uns zu den Quellen hochzukraxeln, dafür zwängen wir uns durch die riesengroßen Felsbrocken und: ja, wir steigen wieder auf.

Um 14:30 Uhr erreichen wir die Asphaltstraße und sind in La Hoya.
Noch schnell die paar Schritte links runter bis zu dem 1993 renoviertenP1210164 Ziegelofen, die Erklärungen, wie aufgebaut und wie gearbeitet wurde, überflogen und dann machen wir unsere verdiente, obligatorische Apfelpause.
P1210176

Seit unserem letzten Besuch hier hat sich nichts verändert, sieht man davon ab, dass das Wohnhaus nach dem Hotel rural sein Hofgitter pink-lila in den Farben der üppig blühenden Boungaville gestrichen hat.

Eine weitere Informationstafel klärt uns auf, wobei ein ein Übersetzungsfehler dazu führte, dass aus camino real (Original) Autobahn wurde.

P1210172Text

Die Quellen unterhalb allerdings führen momentan wohl kein Wasser.
An Hinweistafeln wurde nicht gespart, die sind für uns alle neu:P1210190
Auf einer wird auf die Einzigartigkeit dieser Gegend hier im Süden hingewiesen. 52 archäologische, registriete Fundstellen, von denen 32  vorgeschichtliche Felsmalereien enthalten. Zudem fand man Wohn- und Begräbnishöhlen.

Wir hatten uns schon einmal intensiv versucht, Felsmalereien ausfindig zu machen, ist uns jedoch nie gelungen.

So, wir rüsten zum Endspurt: Noch einen kräftigen Schluck Wasser und der Aufstieg zum Mirador de La Centilena nehmen wir in Angriff.

Vorbei an einem alten verfallenen Haus, offensichtlich einem abgestürzten und P1210193ausgebrannten Auto lesen wir nochmal die Information über das Naturschutzgebiet und Naturdenkmal Roque de Jama, den wir ja erst kürzlich von zwei Seiten zu besteigen versuchten. (24.11.2015).

Kurz vor halb Vier haben wir das Restaurant und zugleich den Aussichtspunkt „La Mirador de Centilena“ – das nach Plänen von P1210204Cäsar Manrique erbaut wurde – erreicht und werden schon von meinem lieben Mann, dem Taxi IrmEli erwartet.
Übrigens: Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass sich im unteren Teil des Gebäudes eine Kochschule befinden soll, dass ist längst Vergangenheit.

Fazit:

Diese Etappe, dieser Streckenabschnitt war einfach schön! So vielfältig, so lehrreich.
Gut, dass wir nicht aufgegeben haben!
Nun freuen wir uns schon auf die nächste Fortsetzung von hier oben vom La Mirador de Centilena nach Arona? Oder doch bis Adeje? Mal sehen, wie weit die Füße Tragen.

Beispiele der Pflasterung

 

CAMINO REAL del SUR (4)

Camino Real del Sur
4. Etappe
Villa de Arico – Granadilla

Nach der dritten Teilstrecke waren Elisabeth und ich soweit, dass wir unseren Plan, den ganzen alten Handelsweg von Candelaria bis Santiago del Teide nachzuvollziehen, aufgeben wollten, da wir auf großen Strecken weg- und steglos umherrirrten.

Jedoch, ich bat Francisco Fariña uns doch seine GPS-Daten zu überlassen und nun wagten wir es doch noch einmal.

Diese Teilstrecke könnte ich auch betiteln:
Die Wanderung „Rauf-Runter-Rauf-Runter“ oder
Die Wanderung der Barrancos = Schluchten

So nach dem 13. Barranco hörten wir auf zu zählen, waren es 14? 15? oder gar 16?
Ist egal: Schön war die Tour! Jede Schlucht hatte andere Fels-Formationen, anderen Bewuchs!
Wir wanderten durch ehemals intensiv landwirtschaftlich genutzte Zonen. Davon zeugen noch die vielen mühsam errichteten Terrassen, die nun überwiegend verwildern.
Aber: Auch sehr gepflegte Anlagen sahen wir noch, Kohlköpfe wie auf der Schnur aufgezogen, ausgerichtete Tomatenpflanzen und viele, viele Weinreben.
Die vielen gemauerten Wasserkanäle, die die Landschaft durchziehen, geben auch ein Beispiel dafür. Die, an denen wir vorbeiwandern, führen  zum Teil noch Wasser.
Track02
Wanderwegstrecke: 14,75 km, 5 Stunden 40 Minuten
inclusive ca. 15 Minuten obligatorische Apfelpause mit Blick auf den Hafen von Granadilla und Montaña Roja in El Médano

P1200720Wir beginnen das neue Abenteuer in Villa de Arico an derP1200716 Plaza zwischen Rathaus und  Kirche San Juan Bautista, die  leider – trotz des Feiertages Immaculata = Unbefleckte Empfängnis – geschlossen war.  Natürlich auch das Infobüro, das gleich etwas oberhalb ist.
Also starten wir – nach Studium der Infotafel – in der Calle El Manzano,Wegweiser „El Rio 5,0 km“.

Vorab: Bis El Rio ist die Tour wieder vorbildlich gekennzeichnet – weiß-gelbe Markierung  und Hinweisschilder, so dass ich mich gar nicht mit der Wegebeschreibung aufhalten brauche.
Wir stellen sehr schnell fest, dass wir auf großen, mit Steinen gepflasterten Strecken gehen, ganz offensichtlich noch der ursprüngliche Camino Real, der mit Aeonien und Wermut gesäumt ist.

Zudem sind wir überrascht, was jetzt im Dezemer schon alles blüht: Üppigst der kanarische Lavendel, die weißblühende Montpellier-Zistrose, die rosa Zistrose, Margeriten sowieso, Affodills, selbst schon der Escobon fängt an.
Dass die Kandelaberwolfsmilch, ganze Haine von Kaktusfeigen = Opuntien, die Büsche des Ampfers und sowohl die Sträucher der dulce wie amarga Tabaiba  = Wolfsmilchgewächse und die zarten Ranken der Plocama = Balo das Grün vervollständigen, ist schon fast selbstverständlich.

Wir haben zudem auf der gesamten Strecke – zwar heute etwas trübe – einen freien Blick zum Meer und hoch zu den Bergen, lediglich der Teide ist nicht auszumachen.

In El Rio gehen wir noch zur Kirche San Bartolomé hoch, auch geschlossen und kehren auf die Calle Las Flores, Camino Real zurück.
Ab  El Rio ist dann Schluss mit einfach wandern, den Hinweisen folgen. Nun sind wir wieder auf „Agatha“, die Sprecherin des Komoot-Wanderprogramms angewiesen.
Da aber hin und wieder GPS-Daten gar nicht oder nur schwach zur Verfügung stehen, gibt es Irretationen. Zum Beispiel werden wir rechts hoch geführt, um zu hören “folge dieser Tour 350 m“, schreiten wir dann zügig aus, hören wir nach einer Weile „Du hast die Tour verlassen, kehre um“.
Weniger lustig.

Also wieder die Weiterführung suchen, um dann festzustellen, statt rechts geht   der Weg links ab, kaum auszumachen.

So stellt sich uns schon gleich am Ortsausgang von El Rio die Frage: wo weiter:
Wer es nachwandern will: Einfach die Durchgangsstraße queren und beimP1200775 Ortsausgangsschild  hier einbiegen.
Was uns dann, nur 5 Minuten später erwartet, ist unbeschreiblich.
Wir müssen zwischen den Häusern links abbiegen, gehen auf einen Autounterstand zu, quetschen uns an P1200777einem dicken Auto vorbei und passieren unmittelbar dahinter eine Müllkippe. Da müssen wir durch und sind auf gepflastertem camino real. Unglaublich!
Aber: Wir sind richtig!
Über den Barranco del Rio führt ein schmaler Steg, rechts schauen wir auf eine Wasserverteilungsanlage und links in die Schlucht. P1200781Von hier steigt der Pfad wieder an, gehen an einer 2009 errichteten P1200779Gedenkstätte vorbei  und wir sind froh, diesen Müll-Anblick hinter uns gelassen zu haben.
Ca. 20 Minuten später gelangen wir an markante Felswände, vermutlich wurde hier Fels abgetragen, da heißt es wieder aufpassen:
P1200793Wir biegen hier rechts ab, um kurz darauf die sandige-steinige Fahrstraße links zu verlassen und – sehr unübersichtlich – über Felsplatten aufzusteigen.
Oben angekommen, gelangen wir auf eine Straße von der wir kurz darauf rechts wieder abbiegen.
Nun läßt sich der Weg gut ausmachen, oft sieht man ihn auch durch die aufwändig errichteten Mauern die ihn stützen.

Wir wandern an  riesigen Exemplaren von Eukalpytusbäumen vorbei, ein Veteran ist samt Wurzelballen ist umgefallen. Wir steigen auf, steigen ab, ein Barranco reiht sich an den anderen.

Und dann kommen wir wieder an eine Straße und entdecken weiß-gelbe Markierung. Sind beglückt und folgen dieser blindlings aufwärts, bis uns Agatha wieder ermahnt „Du hast die Tour verlassen, sie liegt hinter dir“.
Wahr wohl nichts mit den Zeichen. Gab auch kein Schild, das ausgewiesen hätte, wo es hingeht. Großes Rätselraten?
Ein Auto kommt, ein Schweizer, der uns zwar frischgeerntete Orangen von seiner Finca schenkt aber auch nicht weiterhelfen kann.P1200833
Also gehen wir auf gut Glück ein goßes Stück Straße abwärts, um dann bei einem verfallenen Haus rechter Hand davon den Anschluss an unsere Wanderung zu finden.
Inzwischen sind wir bereits knapp 4 Stunden unterwegs.

P1200838Kaum 10 Minuten nach unserem Abzweig, große Überraschung: Wir kommen an der Bodega Frontos aus! Der Wein von hier schmeckt hervorragend!
Aber: Feiertag! Geschlossen!

Wir sehen uns das Gelände etwas an, finden dann nach einigem Suchen unseren Weg beim unteren Parkplatz, rechts abgehend, noch vor der Edelstahlschranke. Wird wohl kaum begangen, denn wir kämpfen uns durch eine Wand von Wermutbüschen.

Heiter weiter: Barranco runter, Barranco rauf.

Präzise um 14:35 Uhr erreichen wir die Straße Cruz de Los Caminos. Auf Asphalt, original camino real Pflaster, mit Jable, Tuffstein ausgefütterte Straßenabschnitten, die durch Orangen-Plantagen, wilde Landschaft, Barrancos führen, geht es weiter.
Calle Las Cuvitas ist der nächste Hinweis und es gibt doch kurz darauf eine Infotafel am Abschnitt Camino Real del Sur über den Barranco Cruz de Los Ánimos.

Also, hinein in die nächste Schlucht und hinauf.P1200857
Um 15 Uhr kommen wir an die Stelle, wo uns Agatha nach rechts  falsch geschickt hat. Hat man diesen Ausblick von weiter oben, ist man falsch gegangen.
Auf der linken Straßenseite zweigt der Pfad ab.

Meinem lieben Mann, unserem unverzichtbaren Taxifahrer, haben wir angekündigt, wir wären so um 15:30 Uhr an der Kirche in Granadilla.

Wenn wir geglaubt haben, jetzt ist Schluss mit den Barrancos, denn wir haben ja schon Granadilla im Blick, dann haben wir uns geirrt.
Noch 1, 2, 3? Wir haben das Zählen aufgehört.

P1200869

Immerhin um 15:45 Uhr treffen wir an der Kirche San Antonio de Padua (XVII Jahrhundert) ein und werden noch mit einem Blick auf den nunmehr freien Teide und natürlich mit einem liebevollen Empfang belohnt.

 

 

Fazit:
Eine wunderschöne, abwechslungsreiche Tour. Trotz der vielen Schluchten haben wir sie nicht als sehr anstrengend empfunden.

Jedoch:
Hätten wir nicht freundlicherweise von Francisco Fariña die GPS-Daten bekommen, wären wir sicherlich wieder so umhergeirrt wie bei dem letzten Abschnitt, der uns ja diese Tour fast vergrault hätte.

Also: Bitte nur nachwandern mit GPS-Gerät! Unsere Tour als GPX-Zip-Datei.

Jedoch – schon programmiert – freuen wir uns, wenn wir die nächste Etappe von Granadilla nach Arona in Angriff nehmen können.

Noch ein Tipp:
Wer noch nie in dieser Gegend war, dem empfehlen wir einen Abstecher in das Örtchen Las Vegas.
Hier gibt es die Besonderheit: Die Glocke der kleinen Kirche Eremita de Nuestra Señora de Esperanza hängt in einer Kanarischen Kiefer.
„Der Glockenturm der jedes Jahr wächst“

 

Einige der Barrancos, die es zu überwinden galt

Camino Real im Original – sehr unterschiedliche Böden

 

Pflanzen, die uns auffielen

 

CAMINO REAL del SUR (3)

Camino Real del Sur
3. Etappe
Fasnia – Arico Viejo

NEIN! NEIN! Und nochmals: NEIN!

Wanderwegstrecke:Track04
14,6 km in 3:34 Stunden waren nach Planung zu gehen. Davon 470 m hoch und 480 m runter.

Tatsächlich sind wir nach GPS-Tracker gegangen:
14,06 km in 5:41 Stunden, 360 m hoch und 620 m abwärtsaber wie !!!!

Für Abenteurer die GPS-Daten als Zip-Datei. 2015-11-18

So schön, abwechslungsreich, beeindruckend, imposant die Landschaft auf dieser Etappe ist, so unübersichtlich ist sie, ohne jegliche Kennzeichnung, weder Hinweisschilder, Steinmännchen noch Markierungen gibt es.
Auch komoot, unser Wanderprogramm, mit „Agatha“, der Sprecherin ist hier überfordert:
Oft müssen wir gleich drei Ansätze machen, bis wir die richtige Strecke, Wege gibt es kaum auszumachen.
„Agatha“ lässt sich auch mit ihren Hinweisen viel Zeit bis sie uns mitteilt: „Du hast die Tour verlassen, kehre um“.

Nachdem die 2. Etappe mit Hinweistafeln fast „übermöbliert“  ist, gibt es nach Verlassen der Gemeinde Fasnia nichts, absolut nichts mehr.

Vor dem Barranco de La Linde suchen wir menschliche Hilfe. Der gute Mann stapft mit uns über seinen frischen geeggten Acker, um uns in etwa zu zeigen, wie wir den Barranco angehen können. Meint aber „muy mal“, sehr schlecht wäre der Weg.

Auch hier gehen wir trotz Anleitung erst irr, kämpfen uns durch einen Hain von Rhizinusstauden, um zu hören:“ Du hast die Tour verlassen.“ Also retour und wir finden tatsächlich den Einstieg. Brombeerranken reißen uns die Beine auf, was die nicht geschafft haben, schaffen die kratzigen, vertrocknete Sträucher, den Stacheln der Opuntien versuchen wir auszuweichen.
Erstmal Wunden versorgen. Ich habe die ehemalige Mitwanderin Hermine im Ohr:“Man wandert nicht in kurzen Hosen !“ Es bewährt sich, dass im Rucksack immer ein Notfall-Pack für kleine Probleme ist.

Der Aufstieg ist nicht weniger abenteuerlich: Kein Pfad auszumachen, auf allen Vieren geht es teilweise weiter, wir halten uns an Sträuchern fest, wollen uns dann an Steinen hochziehen die abrutschen.

Ich erspare mir die detaillierte Beschreibung, da wir wirklich davon abraten, diese Tour zu gehen.
Bei einer Barrancobegehung kommen wir an einem erbärmlichen Tiergehege vorbei mit laut blökenden Schafen, meckernden Ziegen, gackernden Hühnern, ja, das ist tatsächlich ein Pferd, oh Jammer, kollernde Truthähne.

Es gibt so viele, wunderschöne, gut zu gehende Wanderungen, da muss man sich das nicht antun.

Unsere kurze Apfelpause machen wir noch hoch oben mit Blick über Weinfelder auf die Montaña Fasnia mit dem Kirchlein.

Dass wir nach Icor weit, weit Richtung Autobahn runtergehen müssen, hatten wir bei der Planung der Karte entnommen. Dass es aber wieder weglos ist, konnten wir nicht voraussehen.

Auch hier wieder Irritationen „hast die Tour verlassen“, das war das letzte was „Agatha“ von sich gab, bei meinem Handy ist der Akku leer.

1 Stunde gehen wir nur auf Verdacht abwärts, sehen dann riesige, intakte Gewächshäuser und oberhalb Autos fahren.

Unser Entschluss steht fest: Da gehen wir hinauf.

Aber: Das Gelände mit den Gewächshäusern ist weiträumig, bis hoch zur Straße mit einem hohen Zaun abgeschirmt.

Elisabeths „Agatha“ führt uns in den Barranco Tamadaya, wunderschön, Formation und Farben begeistern uns, hier gibt es die ersten Steinmännchen, jedoch für welche Wanderung? trotzt allem aber wieder „Du hast die Tour verlassen, kehre um und gehe rechts“. Da war aber nichts, nur die Gewächshäuser.

Nun entschließen wir uns, Schluß mit lustig, wir wagen es, aus dem Barranco auf’s Gradewohl aufzusteigen. Dies stellt sich dann mehr als ein Krabbeln heraus, aber wir schaffen es.

Wir sind auf der TF 625, die von Poris de Abona nach Arico führt bei km 3 ausgekommen. Links die Gewächshäuser, rechts geht der Blick auf das große Feld mit Solaranlagen und die Windräder.

Elisabeth und ich, wir sind uns einig: Keinen Meter gehen wir weiter, obwohl wir nur wenige Kilometer unterhalb von Arico Viejo sind. Aber, wir müssten auf dieser viel befahrenen Straße, laut Komoot-Planung, aufwärtsgehen.
Das ist uns noch nie passiert, wir haben Frust und keine Lust mehr zu wandern!

Da rufen wir lieber um 16:10 Uhr meinen lieben Mann an, er soll für uns das Taxi „IrmEli“ aktivieren und uns einsammeln.
Wir warten gerne die 35 Minuten.

Besonderheiten

Die Strecke bietet jedoch außer den landschaftlichen Reizen auch einige architekonische, historische Besonderheiten.

Schon bei der Anfahrt folgen wir kurz vor Fasnia mit dem Auto dem Hinweisschild „Eremita Fasnia“.
Hoch oben auf der Montaña Fasnia thront das Kirchlein“Eremita Virgen de los Dolores“.
Diesen Aufstieg haben wir uns also schon gespart, er hätte von Fasnia aus ca. 1 Stunde hin und zurück in Anspruch genommen.
Von hier oben hat man eine 360 Grad Sicht auf die Berge, Fasnia mit den vielen Terrassen aus Bimsstein-Tuffstein, das Meer, Acantilado de la Hondura, und die Felsen „Dentro“ und „Fuera“. (Als wir die Küstenwanderung von Los Roques nach Poris de Abona gegangen sind, kannten wir die Namen dieser zwei Felsen im Meer nicht.)

Danach fahren wir in den Ort Fasnia, parken am Seitenstreifen bei der Iglesia San Joaquín, besichtigen diese moderne, schlichte Kirche und dann geht es 10:30 zu Fuß los.

Unser nächstes Ziel ist die „Iglesia vieja“, umgangssprachlich „die alte Kirche, die “Iglesia de San Joaquín“ aus dem 17. Jahrhundert, die Reste der alten Kirche, die praktisch nur noch ein paar Mauern und einen Torbogen vorzuweisen hat. Hat aber große historische Bedeutung, wie uns Elisa, unsere Spanisch-Lehrerin-Kunsthistorikerin, sagte.
Sie wurde als Wallfahrtskapelle am „camino real“ dem „Königlichem Weg“ errichtet, der die wichtigsten Orte im Süden miteinander verband.
Die Einwohner haben sie selbst errichtet, um nicht immer nach Arico oder Güimar gehen zu müssen.
„1795 wurde der Ort zur Pfarrgemeinde und die Kirche wurde nicht nur zu religiösen Zwecken als Begegnungsstätte genutzt sondern sie war auch das erste Lokal für Wahlen und Versammlungen des Rathauses.“

Elisa hatte uns noch auf ein anderes Kleinod aufmerksam gemacht:  Icor viejo.
Von oben kommend hat man den Eindruck, es handelt sich um eine riesengroße Finca.
Beim Näherkommen stellt sich heraus, dass es 17 einzelne Gebäude sind, die mit den hier vor Ort hergestellten Ziegeln einheitlich eingedeckt sind und im traditionellen kanarischen Stil mit Tuffstein bzw. weißem Vulkangestein im 18. Jahrhundert erbaut wurden.
Bis auf einige wenige Häuser jedoch ein fast verlassenes Dorf.
Es liegt auf einem Felsvorsprung, 300 Meter über dem Meeresspiegel. Flankiert wird es von dem Barranco de Icor mit seinen Basaltfelswänden und zählt zu den schönsten Orten des Südens.
Es wurde 1984 auf Antrag des Stadtrates von Teneriffa als Stätte von kulturellem Interesse von der Abteilung für historisches Erbe der Kanarischen Regierung erklärt mit der Folge, dass Reparaturen nur im traditionellen architekonischem Stil gemacht werden dürfen. Wie bei uns bei unter Denkmalschutz gestellten Häusern.
Das Problem ist hier: öffentliche Gelder gibt es dafür nicht, es ist allein Sache der Eigentümer.

Wer sich dafür interessiert, kann Icor Viejo aber gut via TF 28, der carretera general, mit dem Auto erkunden.

Aber bevor wir hier ankommen, sind wir noch in La Sombrera an der Ermita de San Silvestre mit einem großzügigen Platz davor und der wesentlich kleineren in La Sabina Alta San Isidro y Santa María de la  Cabeza  vorbeigekommen.
Hier überrascht uns ein wunderschöner, großer Sportplatz, super gepflegt.

Wir haben viele bewohnte Höhlen passiert, einige die regelrechten „Höhlen-Villen“ glichen, so etwas hatten wir bisher nicht gesehen.

Durchzogen ist das ganze Gebiet mit Wasserkanälen, zum Teil noch intakten Abdeckungen, Wasserverteilungsstellen und viele Aquadukte.

Fazit:
Eine interessante, aber unwegsame, schmerzhafte, kaum nachvollziehbare, nicht empfehlenswerte Wanderung.

Sie führt sogar dazu, dass Elisabeth und ich ernsthaft überlegen, ob wir die anderen Etappen bis Santiago del Teide noch gehen sollen.

Foto-Impressionen