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CAMINO REAL del SUR (4)

Camino Real del Sur
4. Etappe
Villa de Arico – Granadilla

Nach der dritten Teilstrecke waren Elisabeth und ich soweit, dass wir unseren Plan, den ganzen alten Handelsweg von Candelaria bis Santiago del Teide nachzuvollziehen, aufgeben wollten, da wir auf großen Strecken weg- und steglos umherrirrten.

Jedoch, ich bat Francisco Fariña uns doch seine GPS-Daten zu überlassen und nun wagten wir es doch noch einmal.

Diese Teilstrecke könnte ich auch betiteln:
Die Wanderung „Rauf-Runter-Rauf-Runter“ oder
Die Wanderung der Barrancos = Schluchten

So nach dem 13. Barranco hörten wir auf zu zählen, waren es 14? 15? oder gar 16?
Ist egal: Schön war die Tour! Jede Schlucht hatte andere Fels-Formationen, anderen Bewuchs!
Wir wanderten durch ehemals intensiv landwirtschaftlich genutzte Zonen. Davon zeugen noch die vielen mühsam errichteten Terrassen, die nun überwiegend verwildern.
Aber: Auch sehr gepflegte Anlagen sahen wir noch, Kohlköpfe wie auf der Schnur aufgezogen, ausgerichtete Tomatenpflanzen und viele, viele Weinreben.
Die vielen gemauerten Wasserkanäle, die die Landschaft durchziehen, geben auch ein Beispiel dafür. Die, an denen wir vorbeiwandern, führen  zum Teil noch Wasser.
Track02
Wanderwegstrecke: 14,75 km, 5 Stunden 40 Minuten
inclusive ca. 15 Minuten obligatorische Apfelpause mit Blick auf den Hafen von Granadilla und Montaña Roja in El Médano

P1200720Wir beginnen das neue Abenteuer in Villa de Arico an derP1200716 Plaza zwischen Rathaus und  Kirche San Juan Bautista, die  leider – trotz des Feiertages Immaculata = Unbefleckte Empfängnis – geschlossen war.  Natürlich auch das Infobüro, das gleich etwas oberhalb ist.
Also starten wir – nach Studium der Infotafel – in der Calle El Manzano,Wegweiser „El Rio 5,0 km“.

Vorab: Bis El Rio ist die Tour wieder vorbildlich gekennzeichnet – weiß-gelbe Markierung  und Hinweisschilder, so dass ich mich gar nicht mit der Wegebeschreibung aufhalten brauche.
Wir stellen sehr schnell fest, dass wir auf großen, mit Steinen gepflasterten Strecken gehen, ganz offensichtlich noch der ursprüngliche Camino Real, der mit Aeonien und Wermut gesäumt ist.

Zudem sind wir überrascht, was jetzt im Dezemer schon alles blüht: Üppigst der kanarische Lavendel, die weißblühende Montpellier-Zistrose, die rosa Zistrose, Margeriten sowieso, Affodills, selbst schon der Escobon fängt an.
Dass die Kandelaberwolfsmilch, ganze Haine von Kaktusfeigen = Opuntien, die Büsche des Ampfers und sowohl die Sträucher der dulce wie amarga Tabaiba  = Wolfsmilchgewächse und die zarten Ranken der Plocama = Balo das Grün vervollständigen, ist schon fast selbstverständlich.

Wir haben zudem auf der gesamten Strecke – zwar heute etwas trübe – einen freien Blick zum Meer und hoch zu den Bergen, lediglich der Teide ist nicht auszumachen.

In El Rio gehen wir noch zur Kirche San Bartolomé hoch, auch geschlossen und kehren auf die Calle Las Flores, Camino Real zurück.
Ab  El Rio ist dann Schluss mit einfach wandern, den Hinweisen folgen. Nun sind wir wieder auf „Agatha“, die Sprecherin des Komoot-Wanderprogramms angewiesen.
Da aber hin und wieder GPS-Daten gar nicht oder nur schwach zur Verfügung stehen, gibt es Irretationen. Zum Beispiel werden wir rechts hoch geführt, um zu hören “folge dieser Tour 350 m“, schreiten wir dann zügig aus, hören wir nach einer Weile „Du hast die Tour verlassen, kehre um“.
Weniger lustig.

Also wieder die Weiterführung suchen, um dann festzustellen, statt rechts geht   der Weg links ab, kaum auszumachen.

So stellt sich uns schon gleich am Ortsausgang von El Rio die Frage: wo weiter:
Wer es nachwandern will: Einfach die Durchgangsstraße queren und beimP1200775 Ortsausgangsschild  hier einbiegen.
Was uns dann, nur 5 Minuten später erwartet, ist unbeschreiblich.
Wir müssen zwischen den Häusern links abbiegen, gehen auf einen Autounterstand zu, quetschen uns an P1200777einem dicken Auto vorbei und passieren unmittelbar dahinter eine Müllkippe. Da müssen wir durch und sind auf gepflastertem camino real. Unglaublich!
Aber: Wir sind richtig!
Über den Barranco del Rio führt ein schmaler Steg, rechts schauen wir auf eine Wasserverteilungsanlage und links in die Schlucht. P1200781Von hier steigt der Pfad wieder an, gehen an einer 2009 errichteten P1200779Gedenkstätte vorbei  und wir sind froh, diesen Müll-Anblick hinter uns gelassen zu haben.
Ca. 20 Minuten später gelangen wir an markante Felswände, vermutlich wurde hier Fels abgetragen, da heißt es wieder aufpassen:
P1200793Wir biegen hier rechts ab, um kurz darauf die sandige-steinige Fahrstraße links zu verlassen und – sehr unübersichtlich – über Felsplatten aufzusteigen.
Oben angekommen, gelangen wir auf eine Straße von der wir kurz darauf rechts wieder abbiegen.
Nun läßt sich der Weg gut ausmachen, oft sieht man ihn auch durch die aufwändig errichteten Mauern die ihn stützen.

Wir wandern an  riesigen Exemplaren von Eukalpytusbäumen vorbei, ein Veteran ist samt Wurzelballen ist umgefallen. Wir steigen auf, steigen ab, ein Barranco reiht sich an den anderen.

Und dann kommen wir wieder an eine Straße und entdecken weiß-gelbe Markierung. Sind beglückt und folgen dieser blindlings aufwärts, bis uns Agatha wieder ermahnt „Du hast die Tour verlassen, sie liegt hinter dir“.
Wahr wohl nichts mit den Zeichen. Gab auch kein Schild, das ausgewiesen hätte, wo es hingeht. Großes Rätselraten?
Ein Auto kommt, ein Schweizer, der uns zwar frischgeerntete Orangen von seiner Finca schenkt aber auch nicht weiterhelfen kann.P1200833
Also gehen wir auf gut Glück ein goßes Stück Straße abwärts, um dann bei einem verfallenen Haus rechter Hand davon den Anschluss an unsere Wanderung zu finden.
Inzwischen sind wir bereits knapp 4 Stunden unterwegs.

P1200838Kaum 10 Minuten nach unserem Abzweig, große Überraschung: Wir kommen an der Bodega Frontos aus! Der Wein von hier schmeckt hervorragend!
Aber: Feiertag! Geschlossen!

Wir sehen uns das Gelände etwas an, finden dann nach einigem Suchen unseren Weg beim unteren Parkplatz, rechts abgehend, noch vor der Edelstahlschranke. Wird wohl kaum begangen, denn wir kämpfen uns durch eine Wand von Wermutbüschen.

Heiter weiter: Barranco runter, Barranco rauf.

Präzise um 14:35 Uhr erreichen wir die Straße Cruz de Los Caminos. Auf Asphalt, original camino real Pflaster, mit Jable, Tuffstein ausgefütterte Straßenabschnitten, die durch Orangen-Plantagen, wilde Landschaft, Barrancos führen, geht es weiter.
Calle Las Cuvitas ist der nächste Hinweis und es gibt doch kurz darauf eine Infotafel am Abschnitt Camino Real del Sur über den Barranco Cruz de Los Ánimos.

Also, hinein in die nächste Schlucht und hinauf.P1200857
Um 15 Uhr kommen wir an die Stelle, wo uns Agatha nach rechts  falsch geschickt hat. Hat man diesen Ausblick von weiter oben, ist man falsch gegangen.
Auf der linken Straßenseite zweigt der Pfad ab.

Meinem lieben Mann, unserem unverzichtbaren Taxifahrer, haben wir angekündigt, wir wären so um 15:30 Uhr an der Kirche in Granadilla.

Wenn wir geglaubt haben, jetzt ist Schluss mit den Barrancos, denn wir haben ja schon Granadilla im Blick, dann haben wir uns geirrt.
Noch 1, 2, 3? Wir haben das Zählen aufgehört.

P1200869

Immerhin um 15:45 Uhr treffen wir an der Kirche San Antonio de Padua (XVII Jahrhundert) ein und werden noch mit einem Blick auf den nunmehr freien Teide und natürlich mit einem liebevollen Empfang belohnt.

 

 

Fazit:
Eine wunderschöne, abwechslungsreiche Tour. Trotz der vielen Schluchten haben wir sie nicht als sehr anstrengend empfunden.

Jedoch:
Hätten wir nicht freundlicherweise von Francisco Fariña die GPS-Daten bekommen, wären wir sicherlich wieder so umhergeirrt wie bei dem letzten Abschnitt, der uns ja diese Tour fast vergrault hätte.

Also: Bitte nur nachwandern mit GPS-Gerät! Unsere Tour als GPX-Zip-Datei.

Jedoch – schon programmiert – freuen wir uns, wenn wir die nächste Etappe von Granadilla nach Arona in Angriff nehmen können.

Noch ein Tipp:
Wer noch nie in dieser Gegend war, dem empfehlen wir einen Abstecher in das Örtchen Las Vegas.
Hier gibt es die Besonderheit: Die Glocke der kleinen Kirche Eremita de Nuestra Señora de Esperanza hängt in einer Kanarischen Kiefer.
„Der Glockenturm der jedes Jahr wächst“

 

Einige der Barrancos, die es zu überwinden galt

Camino Real im Original – sehr unterschiedliche Böden

 

Pflanzen, die uns auffielen

 

Punta de Hidalgo – Batán de Abajo – Punta de Hidalgo

Empinado! Escarpado! Fulminante!
Steil! Steil! Steil!
So ist diese Rundtour, sowohl im Aufstieg wie im Abstieg.
Wer trittsicher und absolut schwindelfrei  ist, über gute Kondition verfügt und eine gute Portion Abenteuergeist in sich trägt, für den ist diese Tour umwerfend!
Bedingung ist auch: trockenes Wetter, sonst wird die Wanderung zu einer lebensgefährlichen Tour!

Wanderwegstrecke: reine Gehzeit 4 3/4 Stunden (wenn man sich nicht versteigt)
Um 11.05 beginnen wir die Wanderung in Punta de Hidalgo an der Kirche, hier ist auch eine Bushaltestelle. Wenige Schritte nach links und biegen gleich rechts in Camino El Callejón ab.
Der Hinweis hier lautet: PR TF 11 El Batán 7,1 km,  Cruz del Carmen 12,1 km und eine Infotafel macht uns schlau. Ein Rundweg ist also von offizieller Seite her nicht mehr vorgesehen. (Vermutlich wegen der kritischen Gefahrenstellen)

Sofort bekommen wir einen Vorgeschmack, was uns so erwartet, denn selbst auf der Asphaltstraße, die an farbenfrohen Häusern vorbeiführt, geht es steil bergauf. Lücken zwischen den Häusern geben den Blick frei auf die mächtigen Felsen „Los dos hermanos“, an denen wir bei der Wanderung von Cruz del Carmen über Chinamada nach  Punta de Hidalgo vorbeigekommen sind.
Man wünscht sich, Spikes an den Schuhen zu haben.
Ca. 30 Minuten geht es hier bergauf, an Verkehrszeichen oder Lichtmasten sehen wir die für die Strecke zuständige weiß-gelbe Markierung, immer noch auf der geteerten Straße.

Ein Blick zurück zur Küste mit Leuchtturm und auf das nun schon unter uns liegende Punta de Hidalgo.

Die Fahrstraße geht in einen erdigen Weg über, vorbei an Kartoffelfeldern,  blühenden Gärten und vielen landwirtschaftlich genutzten Terrassen, die mit Maschendrahtzaun gesichert sind. Gegen Kaninchen?

Und nun geht es doch tatsächlich bergab, was wir gerade so mühsam erklommen haben. Und, was soll ich sagen? Sofort wieder geht es steil bergauf.

Die Markierung weiß-gelb ist ausgezeichnet.

Links unten sehen wir den Kanal und zwei Wanderer. Eine kurze Verunsicherung, denn es geht links ein Weg ab, da jedoch die Markierung nach rechts zeigt, folgen wir dieser und haben nach insgesamt 45 Minuten Gehzeit die Brezal-Zone, die Erikazone erreicht.

Noch einmal 15 Minuten aufwärts, teilweise durch einen regelrechten Erikatunnel, auf unterschiedlichsten Bodenbeschaffenheiten. Gelegentlich 5, 6 Schritte eben zur Erholung und nach einer Stunde schweißtreibender Gehzeit erreichen wir den Kamm de Morro.

Grandios! Unglaublich! So einen Blick hatten wir noch nie:
360 Grad Rundumblick!

Mächtige Berge umrunden uns, eine Lücke zur Küste!


Phantastisch!

Die rechts und links aufsteigenden Wege sind mit gekreuzten, weiß-gelben Balken gekennzeichnet, also folgen wir links, gleich absteigend, dem Holzpfosten mit der bekannten Markierung und dem Blechschild „Bejía“.
Von hier haben wir bereits einen Blick auf die Terrassenfelder von Bejía und die ersten Häuser.

Auf Lavagrus geht es in Serpentinen steil bergab, Vorsicht: Rutschgefahr!
Wir passieren eine Miniaturausgabe der schwarzen Mondlandschaft und müssen den Barranco ausgehen.
Schön: eine große Fläche ist mit großen Farnen bedeckt.

Auf der Gegenseite sehen wir schon den wieder ansteigenden Pfad.
An Kartoffelfeldern und Höhlen und mächtigen Büschen des weißblühenden Natternkopfes vorbei steigen wir wieder – wie könnte es anders sein? – steil bergauf nach Bejía.

Bis hierher sind es von Punta de Hidalgo 1 Stunde 50 Minuten Gehzeit.

Der Weg führt uns oberhalb der ersten Häuser auf einem schmalen Weg weiter aufwärts. Der Blick fällt auf ein, an eine Burg erinnerndes Haus, wir  durchschreiten die reinsten Felder des drüsigen Wasserdostes  (im spanischen: Hierba negra, flor de espuma – schwarzes Kraut, Schaumblume)  und des Wehrmuts und werden von dessen intensiven Duft umweht.
Das marode Holzschild weist nach „El Peladero“

Wir halten uns links und gelangen auf die Asphaltstraße.
Sind begeistert, dass wir wildwachsende Callas entdecken.
Weiter geht es aufwärts, vorbei an einem Hühnerhof und einem leuchtend  blau gestrichenen Wohnhaus und üppig behangenen Orangenbäumen.

Vor der nächsten Kurve biegt von der Fahrstraße links unser Wanderweg ab.
Am Laternenpfosten ist die Markierung aufgemalt. Am nächsten Pfosten zeigt er den abknickenden Weg an und nun geht es über Beton- und in den Stein gehauenen Stufen auf einen Betonweg, vorbei an einigen Häusern von Bejía aufwärts, um gleich wieder hinabzuführen und noch einmal hinauf, damit wir nicht aus der Übung kommen.
Und wieder gelangen wir auf die Fahrstraße und folgen dieser steil bergauf.
Links haben wir den freien Blick auf  Chinamada und nach knapp 2 1/2 Stunden Gehzeit wissen wir, dass wir bis bis zu dem nun folgenden Abzweig 6,4 km gegangen sind und nach El Batán noch 0,7 km vor uns haben.

Die nächste halbe Stunde ist fast erholsam. Der Weg führt fast parallel zum Hang. Der Blick kann auf die fantastische Bergwelt schweifen, die kleinen, bewirtschafteten, unter uns liegenden Terrassenfelder nötigen uns Respekt ab und wir steuern auf eine interessante Felsformation zu.

Von hier aus geht es fast halsbrecherisch abwärts nach El Batán.
Vorbei an Weinfeldern, einem kleinen, liebevoll angelegten Rastplatz und mit Blick auf ein modernes Sportfeld erreichen wir nach 15 Minuten den in die Berge eingebetteten Ort.

Entgegenkommende Wanderer haben uns schon gewarnt, dass die Ausschilderung nach Punta de Hidalgo von oben kommend nicht zu sehen ist.
Also sind wir achtsam und befragen vorsichtshalber einen Einheimischen, der uns den Abzweig zeigt und bestätigt, dass diese Strecke den Weg in den Kanälen beinhaltet.

Etwas tiefer die gute, gewohnte Ausschilderung nach Cruz del Carmen 5 km.
Hier im Ort gibt es eine Möglichkeit in der kleinen Bar einzukehren und es verkehrt auch bis hierher der Bus, Linie 74 (Abfahrt: 15.45 Uhr nach La Laguna).

Achtung: nach einem im Klinkerstil erbauten Haus auf der rechten Seite geht es wenige Stufen tiefer links ab.
Eine verwaschene Tafel weist daraufhin: Punta de Hidalgo, 1 Stunde 20 Minuten.
Die weiß-gelb gekreuzten Balken bedeuten, dass dies nicht der Weg nach Cruz del Carmen ist, und so missachten wir sie diesmal.

Vorbei an Gärten gelangen wir an eine Felsausbuchtung mit Bank. Dies ist die Gelegenheit, unsere obligatorische Apfelpause mit Blick auf die Berge und windgeschützt abzuhalten.
Immerhin ist es inzwischen 14 Uhr. 3 Stunden Gehzeit.

Weiter geht es auf einen Kammrücken und nun ACHTUNG!
Es gibt zwar noch an einer Mauer ein Holzschild „Punta de Hidalgo“ und ein altes Blechschild in Rautenform, aber das ist die einzige Kennzeichnung die wir bis nach Punta de Hidalgo vorfinden.
Unser Eindruck ist, da dieser Abschnitt als besonders gefährlich eingestuft ist und wohl auch schon diverse Unfälle passiert sind, dass man diese Route nicht mehr begehen lassen will.
Nicht einmal ein Steinmännchen macht auf den abknickenden, kaum auszumachenden Steig aufmerksam.

So haben wir uns auch erst einmal kräftig verstiegen.

Wir gehen den Kammrücken aus, unterhalb eines Lastenaufzuges. Kurz darauf ein zweiter Lastenaufzug und zwischen Weinfeldern immer weiter abwärts. Jedoch der Weg führt nur zu immer weiteren Weinfeldern und dann ist Schluss, dann geht nichts mehr.
Zwar haben wir bizarre Felsformationen gesehen, aber bisher waren wir auch so zufrieden.
Wir wollen nichts riskieren und müssen, bedauerlicherweise, alles, was wir so schnell abwärts gegangen sind, wieder aufsteigen, in der Hoffnung, noch den richtigen Weg zu finden.
Eine dreiviertel Stunde hat uns diese Eskapade gekostet.

Und siehe da:
Kurz vor Ende des Kammrückens, noch ein Stück vor dem ersten, höher liegenden Lastenaufzug, dem ersten Blick zur Küste, knickt der Pfad lins ab.
Erst geht es ganz sanft abwärts, vorbei an weiteren Weinfeldern, jedoch dann bekommt das Ganze hochalpinen Charakter.

Ein äußerst steiler, felsiger Abstieg beginnt zwischen wiederum steilen Abhängen.
Was haben wir für ein Glück, dass die Sonne scheint und die Felsen trocken sind.
Jeder Tritt erfordert Konzentration, keine Nachlässigkeit darf man sich erlauben.


Eine knapp halbe Stunde dauert der Abstieg und wir haben das Bachbett des Barranco del Rio und den Kanal erreicht.
Wir steigen in den trockenen Kanal ein und folgen diesem nun 1 Stunde und 15 Minuten.
Durch ein Schild werden wir nochmal darauf aufmerksam gemacht, dass Vorsicht angebracht ist.

Dieser Kanal ist ein Meisterwerk. Links der Fels und zum Teil wie angeklebt schlängelt sich dieses „Kunstwerk“ am Berg entlang. Rechts wird der Abstand zum Barranco immer höher und steiler abfallend.


Und im Bachbett türmen sich die dicksten Lavabrocken.

Eine Schwierigkeit bei der Begehung ist, dass die Felsen zum Teil überhängen.
Auf der Außenseite des gemauerten Kanals empfiehlt es sich wahrlich nicht zu gehen, zu riskant. Wie uns unterwegs ein blumengeschmücktes „Marterl“ anzeigt, stürzte hier 2008 jemand ab.

Wir kriechen unter den Felsen durch oder Elisabeth hat eine besondere Methode entwickelt: sie rutscht auf dem Hosenboden auf der Außenmauer entlang.
Streckenweise kann man ganz zügig im Kanal ausschreiten. Manchmal muss man sich ganz schön schmal machen. Linkerhand die Felsen und zum Teil interessanter Bewuchs, rechterhand können wir quasi die Wanderung von Chimanada aus nachvollziehen und vor uns die Küste.

45 Minuten geht das so, dann hätte man die Möglichkeit auf einem Feldweg zu Gewächshäusern von Punta de Hidalgo abzusteigen.
Nein, wir wollen den Kanal ganz ausgehen.

Davon raten wir jetzt jedoch dringend ab, denn die nächste halbe Stunde, die es noch dauert, um bis zum Ende des Kanals zu kommen, die Kurve ganz auszugehen, ist eine Plage,  einfach schrecklich!

Denn: Nunmehr ist der Kanal teilweise mit einer Betondecke abgedeckt, die ist jedoch brüchig. Da dieses Kanalteilstück tief in den Barranco hineinführt, ist es äußerst schattig und die Feuchtigkeit hält sich im Kanal. Infolgedessen steht das Wasser darin, es hat sich eine stinkende, sehr rutschige Moderschicht gebildet.
Teilweise ist der Kanal zugewachsen und die Feigenkakteen ragen zum Teil so in den Kanal, dass man einer Berührung nicht ausweichen kann.
Eine besondere Schikane bilden die stabilisierenden Querstangen. Wir kommen uns vor wie Hürdenläufer (nur nicht so schnell). Da ich klein bin, ein besonderer Schwierigkeitsgrad.
Da kann auch die schöne Brücke, über die der Kanal geführt wird und der Blick zur Küste, nicht mehr trösten.
Wir wollen nur noch, dass es ein Ende hat.

Mit quietschnassen, stinkenden Stiefeln erreichen wir endlich um 16.45 Uhr die Asphaltstraße von Punta de Hidalgo.
Den Weg hinab, rechts abgebogen, und welches Glück: Der Bus 105 steht da und wartet noch auf uns.
Wir entschuldigen uns beim Busfahrer für unsere stinkenden Stiefel. Er nimmt’s mit Humor.
Auf der einstündigen Fahrt bis Santa Cruz können wir erholen wir uns gut.

Fazit:
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, diese Wanderung ist wiederum einzigartig!
Die Ausblicke auf die Berge rundum, die Schluchten und Felsformationen, die Vegetation, wunderschön. Und die Kanalbegehung, schon ein besonderes Erlebnis.
Zudem, wenn man so eine Tour gut geschafft hat, ist man nur noch dankbar und freut sich, dass man so etwas Schönes erleben darf.

Dies war für diese Saison unsere letzte Wanderung und wir stellen fest:
Die 15 gemachten Touren, davon war jede für sich schön und sie sind nicht vergleichbar, wir wollten auf keine verzichtet haben.
Jede hat ihren eigenen, ganz besonderen Charakter, ihren Reiz, ihre Schönheit!

Teneriffa ist mit seinen so abwechslungsreichen, mannigfachen Wandermöglichkeiten kaum zu überbieten.
Und wie schön: Dass die Inselregierung sich nunmehr ganz offensichtlich auch stark der Wanderer annimmt und die Wege entsprechend kennzeichnen lässt.

Nun freuen wir uns wieder auf Deutschland und lassen uns überraschen, was wir in den fünf Monaten dort so unternehmen werden.
Wen es interessiert, kann ja mal in unterwegsindeutschland.de reinschauen.

Anfahrt:
8.45 Uhr Linie 110 nach Santa Cruz vom Busbahnhof Playas de las Américas
9.50 Uhr Ankunft in Santa Cruz
Weiterfahrt:
10.05 Linie 105 nach Punta de Hidalgo
11.05 Ankunft in Punta de Hidalgo, Haltestelle: Kirche

Rückfahrt:
16.55 Uhr L Endstation Punta de Hidalgo
18.05 Busbahnhof Santa Cruz
Weiterfahrt:
18.15 Uhr Linie 110 nach Los Cristianos
19.15 Uhr Ankunft in Los Cristianos

Barranco del Río

Diese schweißtreibende Wanderung führt uns nach einem einstündigen, stetigen Anstieg und einem zehnminütigen Abstieg in eine der bedeutendsten Schluchten des Südens, den Barrqanco del Río. Durch ihn fließt in diesem Abschnitt ganzjährig ein kleines Bächlein.
Und: wir genießen die Kühle, die hier herrscht!

Wanderwegstrecke: Hin- und Zurück 3 Stunden
Die Wanderung beginnen wir am Ende der von der Ortschaft El Río heraufführenden, mit Ausweichbuchten gut ausgebauten, schmalen Straße. Zwei Wasserbecken rechts und links kündigen das Ende der geteerten Straße an. Hier gibt es ausreichend Parkmöglichkeiten. Auf der gerölligen Straße steigen wir unverdrossen bergauf. Vor uns das Massiv des Guajara und weiß blitzen die Ausläufe der „Paisaje lunar“, der Mondlandschaft.
Links und rechts des Weges befinden sich zum Teil noch bewirtschaftete Terrassen, überwiegend Wein wird angebaut. Viel Blühendes können wir in dieser Jahreszeit noch nicht ausmachen. Das Gelb des Hornklees und das Blau-Lila des Asphaltklees lockern das Ganze auf. Viel Grün durch die Kanarische Kiefer.
SANY2831Nach einer Stunde sprudelt auf der linken Seite unter einem blühenden Escabon-Strauch eine „Quelle“. Dankbar füllen wir unsere Trinkflaschen auf und machen erfrischende Kneipp-Armgüsse. Auf der rechten Seite befindet sich ein blau gestrichener Begrenzungspfad des Cabildos  mit der Nummer 707. Hier verlassen wir den weiter aufsteigenden Weg und biegen links in den leicht abfallenden Weg ab und gehen an einer grün gestrichenen Schranke vorbei. Kurz darauf ist uns der erste Blick in denP2150151x Barranco-Abgrund vergönnt. Grandios! Beeindruckend. Weiter führt der breite Weg an einer braun gestrichenen Schranke vorbei und wenig später haben liebe Vorwanderer aus Steinen einen nach links zeigenden Pfeil auf den Weg  gelegt.
Von hier geht es auf einem schmalen, sehr, sehr steinigen Pfad ca. 10 Minuten bergab zum Barranco-Grund. Etwas tiefer lässt es sich besser gehen und das Plätschern des Bächleins begleitet uns.
P2150159Unten angekommen sind wir fasziniert von den kleinen Tümpeln, den Mini-Wasserfällen umgeben von grandiosen Felswänden. Bestaunen die P2150160Zähigkeit der Kiefern, die sich mit ihren Wurzeln an den Fels klammern.
Würde man nun den Barranco  etwas weiten unten queren und am anderen Ufer bergauf gehen, so würde man in die Mondlandschaft gelangen. Jedoch, diesen Schlenker schenken wir uns heute.
Nach einer kurzen Rast auf dicken Felsbrocken, umgeben von der kanarischen Weide, die hier genügend Feuchtigkeit vorfindet, begeben wir uns wieder an den kurzen, steilen Aufstieg und oben bei der „Quelle“ angekommen, kann man nur sagen: Von nun an ging’s bergab. Hier ist es äußerst hilfreich und sinnvoll, wenn man Stöcke hat.
SANY2817aVor uns haben wir einen schönen Blick auf Gran Canaria, das seine Höhen aus einem weißen Wolkenmeer erhebt.
Von der „Quelle“ aus gerechnet geht nach ca. 15 Minuten Abstieg rechter Hand ein gut zu erkennender Weg ab. Diesen SANY2820Abstecher unbedingt machen: Denn er führt an den Rand des Barrancos und dieser Ausblick, Einblick, Rund-um-Blick in den Barranco ist atemberaubend. Imposant!
Nach ziemlich genau 3 Stunden sind wir wieder am Auto und sind uns einig, auch  wenn es schweißtreibend war, es hat sich gelohnt.

Anfahrt:
Von Los Christianos kommend auf der TF 28 bis zur Ortschaft  „El Río“. Rechts der Straße ist eine große Bushaltestelle, links die Kirche. Hier in die Calle Guajara einbiegen, die wenig später in die Calle San Bartolome übergeht. Eine markante Araukarie  steht neben der Kirche. 5,7 km fahren wir nun auf der schmalen, geteerten, gut ausgebauten Straße hoch. Beim Beginn des nur gepflasterten Straßenteils und vor der ausgewaschenen Schotterpiste parken wir bei den zwei Wasserbecken.