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Aguamansa – Pinolere

Ja, wir sind wieder da und eine, hoffentlich so schöne Wandersaison wie die vergangene, beginnen wir wieder mit einer nicht ganz so anspruchsvollen Tour.
Heißt es sonst „der Weg ist das Ziel“ so trifft auf die heutige Wanderung zu: „Pinolere mit dem Museumsdorf ist das Ziel“.

Wanderwegstrecke: Hinweg 1 Stunde 45 Minuten
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Nochmal Vilaflor – Paisaje Lunar – Vilaflor

Bei der früheren Beschreibung: „Vilaflor – Paisaje Lunar“  habe ich ausgeführt:

„Unterwegs stoßen wir auf kleine Hinweistafeln, die auf Besonderheiten hinweisen. Da wir jedoch keinen entsprechenden Plan besitzen, können wir nur darauf vertrauen, dass wir später in Erfahrung bringen, um welche Sehenswürdigeiten es sich handelt.“

Den Plan habe ich jetzt.

Rollen wir die Beschreibungen der Hinweistäfelchen von Punkt 1 bis 11 auf.

Nr. 1:  Die Gründung von Vilaflor
Vilaflor de Chasna wurde von der Familie Soler gegründet, die auf Kosten der Anstrengungen der ärmeren Bevölkerungsschichten zu Wohlstand kam :

Im Jahre 1602 wurde Vilaflor zu einem Majoratsgut erklärt und über zwei Jahrhunderte hinweg überließen die Majoratsherren den Neusiedlern des Ortes Ackerböden im Austausch gegen sehr hohe Abgaben ihrer Ernten und Vieh. Befreit von dieser Ausbeutung waren lediglich gewisse begüterte Reisende, die eine Zeitlang in Vilaflor verweilten, um von hier aus ihre Erkundigungen der Bergwelt Teneriffas zu planen. Bald werden wir von einer dieser berühmten Persönlichkeiten mehr erfahren.

Nr.2:  Ein Wald, den es zu entdecken gilt
Auf ihren Expeditionen beschrieben die Naturforscher das erste Mal die Besonderheiten der kanarischen Kiefernwälder.

Wir befinden uns an einer Stelle des Königsweges von Chasna, der El Atajo genannt wird und auf dessen altem Kopfsteinpflaster einst hoch gebildete Naturforscher aus Europa reisten, wie z. B. zu Beginn des 19. Jahrhunderts Sabin Berthelot.

Was hätten diese Persönlichkeiten wohl damals in ihren Reisetagebüchern über diesen Ort notiert?
Sicherlich hätten sie über den Wald geschrieben, in den wir uns nun hineinbegeben – den Kanarischen Kiefernwald.
Im Süden Teneriffas treffen wir von 800 m ü. M. bis in eine Höhe von 2000 m auf Kiefernbäume, die sich an die in den Bergen herrschenden hohen Temperaturunterschiede und an die sauren Böden hervorragend angepasst haben. Nur sehr wenige Pflanzenspezies sind in der Lage, dieser Erde ausreichend Nährstoffe zu entnehmen, um existieren zu können.
Der in den Kanarischen Kiefernwäldern am häufigsten vorkommende Baum ist – daher die Bezeichnung – eben die kanarische Kiefer. Außer ihr finden wir nur wenige Straucharten und krautartige Pflanzen wie Weiße Zistrose oder Magraritenarten.

Wenn wir aufmerksam schauen und ganz leise sind, dann kann es auch sein, dass wir den einen oder anderen in den Kiefernwäldern heimischen Vogel erblicken, wie den Buntspecht oder den Blaufink.

Nr. 3:  Landwirtschaft in den Bergen – eine wahre Herausforderung
Die Terrassierung der Berghänge und der Tuffstein ermöglichten es den Landwirten, die steil abfallenden, sauren Böden zu bestellen.

Legen wir einem fiktiven Landwirten die Worte in den Mund, würde er sagen:

„Ich heiße Gaspar und lebe im oberen Ortsteil von Vilaflor. Meine Familie und ich steigen jeden Tag über den El Atajo  Weg hinauf zu unseren Feldern ganz in der Nähe der Schlucht am Lomo Cabeña. Meine Urgroßeltern richteten diese Steinmauern auf, um die Felder zu bestellen, und holten den Tuff aus El Marrubial, damit er die Sonne reflektiert und damit die Erde länger ihre Feuchtigkeit behält.“

Ein weiterer könnte ausführen:

„Mein Name ist Manuel und ich lebe seit 1915 mit meiner Frau, meiner Mutter und meinen sechs Kindern in Galindo. Wir pflanzen Weizen, Roggen, Linsen … doch am meisten bringen seit einigen Jahren die Kartoffeln ein, vor allem die teuren Sorten, die, obwohl sie vom Ausland kommen, billiger und leichter anzubauen sind, als die hiesigen.“

Nr. 4:  Eine blühende Landwirtschaft
Die Landwirte bauten auf den meisten Feldern Getreide, Kartoffeln und Weinreben an.

Wir befinden uns an der Finca Galindo, der einzigen heute noch bewirtschafteten  Plantage auf unserem Weg. Auf diesen Terrassenbeeten wurden über lange Zeit Hülsenfrüchte und Getreide angebaut, die gute Ernteerträge einbrachten. Mit Hilfe eines angemessenen Fruchtwechsels verwandelten diese Anbauprodukte außerdem die Böden in eine wahre Vorratskammer an Pflanzennährstoffen.

In den vergangenen Jahren hat der Niedergang der Landwirtschaft zugunsten des Dienstleistungssektors dazu geführt, dass zahlreiche Felder aufgegeben wurden. Auf den heute noch bestellten Felder, wie diesen vor uns, werden fast ausschließlich Weinreben, Obstbäume und vor allem Kartoffeln angebaut.

Nr. 5:  Von dem leben, was der Wald gibt
Über mehrere Jahrhunderte hinweg stellten Holz, Harz und Kiefernnadeln eine wichtige Einnahmequelle für zahlreiche Bewohner Chasnas dar.

Dieser Jahrhundertbaum, vor dem wir stehen, ist einer der ältesten Überlebenden einer Zeitepoche, die den Lebewesen des kanarischen Kiefernwaldes ganz und gar nicht günstig war. Bis noch vor wenigen Jahrzehnten stellte dieser Wald eine unersetzliche Quelle von Ressourcen dar. Die Kiefern wurden nicht nur wegen ihres hervorragenden Holzes hoch geschätzt, sondern auch aufgrund ihres Harzes, das zu einer Art Naturbeize verarbeitet wurde, um Teer für die Abdichtung von Schiffen und Fässern zu gewinnen.

Mit der Zeit führte diese übermäßige Nutzung zu einer erheblichen Verminderung der Kiefernwälder, weshalb es erforderlich wurde, ihren weiteren Nießbrauch gesetzlich zu regeln.
Heute ist in den Wäldern nur noch das Einsammeln von Kiefernnadeln gestattet, die den Waldboden das ganze Jahr über bedecken und eine wertvolle Ressource darstellen.

Das Einsammeln der Nadeln ist in zweifacher Hinsicht nutzbringend: Einerseits vermindert es ein Übermaß an brennbaren Materialien im Bergwald und damit die Waldbrandgefahr, und andererseits dienen die Nadeln zur Gewinnung nahrhafter Düngemittel, sowie der Auslegung von Ställen.

Nr. 6:  Auf der Suche nach den besten Weiden
El Marrubial war eine Wegkreuzung auf den Hirtenrouten ins Gebirge.

Die Viehhaltung, besonders die von Ziegen, stellte sogar schon vor der Eroberung der Insel einen fundamentalen Wirtschaftszweig auf den Kanaren dar. Bis noch in allerjüngster Zeit lebten zahlreiche Familien von Viehzucht und Viehwirtschaft. Dies war der Fall einer Familie von Ziegenhirten, die dieses Haus bis etwa vor 75 Jahren bewohnte.
El Marrubial, das Andornfeld, war zu jener Zeit bedeckt von dieser krautartigen Pflanze, die Heilkräfte besitzt und auch Teil der Ernährung der Ziegen war.

Nr. 7:  Wege über die Gipfel
Die schwersten Lasten wurden von Maultiertreibern über die zerklüfteten Inselberge transportiert.

Wenn wir uns in die Zeit der ersten Naturforscher, Getreidebauern und Wanderhirten zurückversetzen könnten, hätten wir in Vilaflor einen Maultiertreiber verpflichten können, um uns auf dieser Wanderung zu begleiten. Sie transportierten auf den Rücken ihrer Tiere, normalerweise Esel oder Ochsen, manchmal aber auch Pferde, Maulesel oder Kamele, Waren und Lebensmittel in Packsätteln, Säcken und Fässern, so unter anderem Holzkohle, Getreide, Kiefernnadeln, Ackerzeug, Gebrauchsgüter, Viehfutter, usw. Ja, es gab sogar Maultiertreiber, die aus dem Inselnorden Schweineferkel nach Chasna brachten, um sie an die Bauern zu verkaufen. Auf diesem langen Marsch gingen die Treiber stets zu Fuß und führten ihre treuen Wegbegleiter, entschlossen alle Schluchten und Bergkämme zu überwinden, die auf ihren Wege lagen, über Pfade wie diesen hier.

Von hier können wir bereits die Gipfel Teneriffas bewundern, von denen eines der Elemente kam, das keinesfalls fehlen durfte: das Wasser. Damit es den Tieren nie an dem köstlichen Nass fehle, legte man die Wegstrecke so an, dass sie an Plätzen wie diesem hier vorbeiführte, dem Bett der Eris del Carnero-Schlucht.

Nr. 8:  Die Kunst, das Wasser zu leiten
Die Steinmetze verstanden ihr Handwerk sehr gut und nutzten für die Kanäle an den Wegesrändern stets die Materialien, die es in der Umgebung gab.

Der inzwischen stillgelegte, mehr als hundert Jahre alte  Kanal hier trug den Namen „Bajante de Ucanca“ und leitete das Wasser von der Degollada de Ucanca bis zu den Häusern und Feldern von San Miguel, Vilaflor und Granadilla.

Zum Bau des kilometerlangen Kanals verwendete man dunkelbraunen Vulkanstein, der mehr oder weniger kompakt, aber leicht zu behauen ist. Als Verbindungsmittel zwischen den Steinen diente ein Kalkmörtel aus Kalk, Sand und Wasser. Das große Gefälle des Berghanges stellte allerdings ein weiteres Problem dar, das es zu überwinden galt, damit das Wasser keine zu große Geschwindigkeit erreicht. Aus diesem Grund wurden in bestimmten Abständen Beruhigungsbecken – wie dieses – hier angelegt, die den Wasserfluss bremsten.

Legen wir wieder die Worte einem Steinmetz in den Mund:

„Ich heiße Eusebio und bin Steinmetz von Beruf. Mein Vater lehrte mich, alle Arten von Steinen auf den ersten Blick zu erkennen, sie aus dem Gestein herauszuschlagen und zu behauen. Hier bei uns verwenden wir für die Kanäle, Wasserbecken und Brunnen am häufigsten Tosca. Wir hauen aber auch hoch geschätzte Chasnera-Platten, die es an keinem anderen Ort der Welt gibt. Ja, es heißt sogar, dass sie in Amerika nach dem Stein verlangen.“

Nr. 9:  Eine Landschaft, die es wert ist, erforscht zu werden.
Die“ Mondlanschaft“ ist für die Fachleute eine der geologisch interessantesten Formationen.

Wir befinden uns an einem der geologisch seltsamsten Orte Teneriffas, den man früher „Los Escurriales“, heute jedoch „Mondlandschaft“ nennt. Man hat herausgefunden, dass sich die Landschaft vor etwa einer halben Millionen Jahren bei einer der zahlreichen Vulkaneruptionen  bildete, bei denen auch die südlichen Randhänge der Insel entstanden. Jüngste Untersuchungen deuten darauf hin, dass das weißliche Auswurfmaterial der Hügel Teil einer Rauch- und Aschewolke war, die mit riesiger Kraft aus dem Vulkan geschleudert wurde und sich hier aus großer Höhe, einem immer wieder unterbrochenen Nieselregen gleich, auf dem Boden ablagerte. Die Körner verbanden sich miteinander und bildeten eine dicke Schicht hochempfindlichen Bodens. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde dieser Aschenboden von Auswurfmaterialen anderer Eruptionen bedeckt. Seit jener Zeit haben Wind und Wasser alle diese Materialien erodiert, am stärksten jene Aschenflächen, die frei an der Oberfläche lagern.

Achtung: Tatsächlich handelt es sich bei dieser Landschaft um eine der empfindlichsten der gesamten Insel. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, bei einem Besuch darauf zu achten, dass wir den Stein weder berühren noch auf ihn treten. Indem wir zu diesem außergewöhnlichen Ort einen gewissen Abstand halten, tragen wir zu seinem Erhalt bei.

Nr. 10:  Neue Wanderer auf alten Wegen
Heute sind es vor allem die Wanderliebhaber, die den alten Königsweg mit Leben füllen.

Das Gebiet ist unter dem Namen „Los Llanitos“ bekannt. Die alten Mauern dieses Hauses waren noch bis vor wenigen Jahrzehnten das Heim einer Familie von Bauersleuten. Ganz in der Nähe beobachtet eine Jahrhunderte alte Kiefer, wie die Zeit seither alles verändert hat.

Bleibt festzuhalten: Weit entfernt sind jene Zeiten, zu denen die Kanarischen Kiefernwälder und Gipfel der Insel eine Nahrungs- und Rohstoffquelle waren. Heute bilden sie einen herrlichen Rahmen für eine große Bandbreite von Freizeitbeschäftigungen, wie Wandern oder Radfahren. Sportler. Liebhaber kanarischer Kultur und Touristen sind Tag für Tag auf diesen und anderen Wegen unterwegs, um die herrlichen Landschaften zu genießen. Diese neuen Nutzungen haben den Königsweg von Chasna mit neuem Leben erfüllt.

Fragen wir uns, was waren unsere Gründe, um diesen Ort zu besuchen?
Auch  wir können Protagonisten sein und diesem Haltepunkt unsere Stimme leihen.

Nr. 11:  Ein Weg mit soviel Vergangenheit wie Zukunft
Nachdem wir erfahren haben, wer zu früheren Zeiten die Protagonisten der Geschichte dieses Weges waren, haben wir entdeckt, dass seine Zukunft dank uns gesichert ist.

Auf unserer Reise in die Vergangenheit haben wir das herrliche Naturerbe dieses Landstrichs bewundert und den großen geschichtlichen Wert des nun schon über fünfhundert Jahre alten Weges erkannt. Wahr ist jedoch, dass eigentlich alle alten Wege dieser Art stumme Zeugen unzähliger Geschichten von den Anstrengungen und Hoffnungen der Menschen sind, die auf ihnen gingen.

Heute sind wir die Protagonisten eines neuen Kapitels dieser Geschichte. Dank unserer Rücksicht und Neugier sorgen wir dafür, dass diese Verkehrwege noch ein langes Leben vor sich haben.

Die vorgestellten Erklärungen für diesen Wanderweg habe ich – auszugsweise – entnommen aus der Broschüre
„Von Vilaflor zur Mondlandschaft, Ein Weg voller Geschichten“,
 herausgegeben von:
 Unidad Funcional de Uso Público y Vida Silvestre.
 Servicio Técnico Forestal
Área de Medio Ambiente y Paisaje
Cabildo Insular de Tenerife

Galaumrundung – mal etwas anders

Die letzte Wanderung der Saison!
Sie sollte weniger zielorientiert sein, vielmehr wollten wir noch einmal die Farbenpracht und das Blütenmeer auf uns wirken lassen und den Eindruck mit nach Hause zu nehmen.
Was bot sich an?
Um den großen Gala, aber diesmal nicht im Kreis sondern in einer Acht.

Wanderwegstrecke: 2 ½ Stunden, gut 7 km
Wir parken – wie gewohnt – am Erjospass bei km 18 der TF 82. Links die steile Auffahrt hoch bis zu dem Plätzchen, auf dem man gut parken kann.
Nur wenige Meter weiter zweigt rechts ein gut sichtbarer, breiterer Weg ab: den nehmen wir nicht sondern – kaum auszumachen –  geht unmittelbar vorher ein schmaler, fast zugewachsener Pfad ab (ein  blau gestrichener, kleiner Pfahl ist etwas unterhalb). Zwischen zart lila blühendem Harzklee oder auch Asphaltklee genannt, pinkfarbener Tanger- Platterbse und leuchtendblauen Bonnets Natternkopf und den lila Cinerarien schlängelt sich der wohl kaum begangene Weg zu den Teichen hinab. Begleitet – rechts wie links –  von den Teichen stoßen wir nach einer knappen halben Stunde am Ende des ersten auf die neuen Hinweistafeln:
TF 51, Punta Teno 18,3 km und Cumbre de Bolico 4,3 km.
Zwischen den Teichen gehen wir den mit weiß-gelben Strichen markierten Weg ansteigend weiter. Wir lustwandeln regelrecht durch ein blaues Meer des Bonnets Natternkopfes. Die kahlen, verbrannten Zweige des Ginsters erinnern immer noch an den verheerenden Brand von vor 4 Jahren. Wir bestaunen die ehemals mit viel Fleiß und harter Arbeit errichteten Terrassen, die heute alle unbewirtschaftet sind und von der Natur zurückgeholt wurden.
Der Aufstieg ist steil, jedoch schon nach gut 20 Minuten haben wir die Asphaltstraße erreicht und die Hinweistafeln sagen uns, dass es nunmehr nach Punta Teno noch 16,9 km und Cumbre de Bolico 3 km sind.
Bis hierher könnte man in einer knappen Halbenstunde vom Parkplatz der Asphaltstraße folgend gelangen. Man würde sich jedoch zum jetzigen Zeitpunkt selbst eines zauberhaften Anblicks auf den Farbenteppich berauben. Also: Der  Umweg hat sich gelohnt.
Nun queren wir die Straße und machen die Hangquerung, die wir am 18.11.2011 bei unserer Wanderung „Erjos – La Vica (Masca)“ auch schon gemacht haben.
Damals stellten wir fest :
Gelb, gelb, gelb: das könnte die Überschrift über den ersten Abschnitt der Wanderung sein.
Gelb für Gänsedistel, gelb für Nickenden Sauerklee, gelb für wilde Ringelblümchen.

Diese Zeit ist vorbei, davon zeugen nur noch die Samenstände, bzw. der Nickende Sauerklee hat sich schon fast ganz eingezogen. Als Entschädigung dafür blühen jetzt die weiß-grünlichen Büsche des Natternkopfes.
Es ist herrlich zu gehen: Die Kiefernnadeln duften, die Vögel zwitschern, die Sonne scheint und der Ausblick auf Pico Viejo und Teide sowie ins Tal nach Valle de Arriba und Santiago del Teide und auf die Masca-Straße weiten den Blick.
Kaum sind wir weitere 20 Minuten gegangen, zeigt uns das nächste Hinweisschild:
Punta Teno 15,4 km, Cumbre de Bolico 1,4 km.
Links zweigt der Weg nach Santiago del Teide ab und für uns beginnt ein 10minütiger steiler Aufstieg. Kurz aber heftig. Die ersten Montpellier-Zistrosen blühen weiß und begleiten uns bis zum Sattel zwischen Großem und Kleinem Gala.
Wieder belohnt uns hier vom Cumbre de Bolico (1176 m) ein wunderbarer Blick auf die vor uns liegende Bergkette und das Teno-Gebirge.
Waren es im Februar die gelb blühenden Gänsedisteln die uns begeisterten, so sind es heute die zum Teil riesigen Büsche des Natternkopfes. Wir waten regelrecht durch ein Blütenmeer. Der Weg führt uns erst parallel unterhalb des Gala entlang, um dann zu der verfallenen Finca – vorbei an einer Wassersammel-Installation abzusteigen.
Ein knappes halbes Stündchen dauert dieser wunderbare Gang.
Am Rande des großen, ehemaligen Dreschplatzes machen wir, windgeschützt, die obligatorische Apfelpause, mit Blick auf die Gipfel der Großen und Kleinen Gala.
Diesmal dehnen wir die Pause auf eine halbe Stunde aus, denn es ist so schööön! Die Sonne scheint, ein Falke rüttelt, nur Bienengesumme und Stille.
Wir entscheiden, nicht den vorgezeichneten Aufstieg wieder Richtung Gala zu nehmen, sondern wir folgen dem  breiten Forstweg der quasi bei 12 Uhr vom Dreschplatz wegführt. Er ist mit gekreuzten weiß-gelben Balken gekennzeichnet, passt also nicht in das neue, markierte Wanderschema. Die rechts und links abgehenden Wege interessieren uns heute nicht.

Den Weg, den wir ausgewählt haben, ist uns jedoch von früheren Wanderungen her bekannt und wir wollen unseren nur kurz zu Besuch weilenden Mitwanderern einen kleinen Eindruck des Lorbeerwaldes vermitteln.
Zwischen weiß blühenden Erikabäumen, Lorbeerbäumen und Gagelbäumen wandern wir stets im lichten Schatten aufwärts. Lilafarbener Storchschnabel und hellblaue Vergissmeinnicht säumen den Weg.
Wir bleiben auf dem Forstweg, den etwas später rechts abgehenden Weg lassen wir unbeachtet, und gelangen wiederum nach ca. 20 Minuten an das große Eisentor und sind wieder auf der vom Parkplatz heraufführenden Asphaltstraße.
Von hier aus rufen wir unsere „Daheimgebliebenen“ an, dass wir vermutlich gegen 14 Uhr im Restaurant „Las Goteras“ sein werden, wir reservieren dort auch einen Tisch und marschieren nun in einer weiteren halben Stunde zum geparkten Auto und haben auch auf diesem Stück noch links und rechts des Weges Blumen und einen tollen Blick auf die Teiche.

Fazit:
Eine Saison mit vielen, vielen wunderschönen neuen Wanderungen mit meiner lieben Wanderfreundin Elisabeth ist zu Ende.
Würde ich eine „Bestseller-Liste“ erstellen wollen, ich wüßte nicht, welche auf Platz 1 landen sollte.
Die eine oder andere erforderte hohe Kondition, wie zum Beispiel die Besteigung des Pico del Teide, die andere Ausdauer, da sie länger dauerte als geplant, andere ließen sich leicht gehen und wir waren am Ende überrascht, wieviele Stunden sie dauerte.
Allen gemeinsam ist, wir bewegten uns in der so abwechslungsreichen, spannungsgeladenen, blütenreichen Natur Teneriffas die ihresgleichen sucht! Und bis auf eine Ausnahme – bei der es sehr kalt war – hatten wir riesengroßes Glück mit dem Wetter. Kaum zu glauben: Immer Sonnenschein!
Nach jeder Wanderung blieb ein nachhaltiges Hochgefühl zurück. Wir haben es geschafft! Wir haben wieder etwas Neues entdeckt, erlebt!
Wir haben uns begeistert an den Felsformationen, den Aus- und Einblicken auf Bergmassive und in Täler, Weitblicke auf die umliegenden Inselln, ließen unsere Gedanken mit den Wolken ziehen, hatten durch zufällig Mitwandernde oder im Bus Mitfahrende viele nette und informative Gespräche.
Wir sind dankbar: Wir haben uns keine Blessuren zugezogen, bei den diversen Pfaden keine Selbstverständlichkeit.
Bleibt uns nur der Ausblick und die Freude auf die nächste – Ende September beginnende – Saison und die Hoffnung, dass Gesundheit und Kondition weiter „mitspielen“.
Und somit war diese letzte Wanderung eine Zusammenfassung all dessen, was ich oben geschildert habe. Sie war einfach schön!

Anfahrt:

Aus Richtung Los Cristianos kommend am Ende der Autobahn auf der TF82 Richtung Guia de Isora und weiter auf der TF82 nach Santiago del Teide und auf der Straße bleibend hoch zum Erjoa-Pass. Unmittelbar nach der Pass-Höhe links hoch zum Parkplatz.

Restaurant:

Las Goteras in Tejina de Isora. Hier gibt es unnachahmlich gute Steaks. Für den wirklich großen Hunger kann man nur das Churasco empfehlen. Hat man nicht einen Tisch reserviert (Tel. 922 857056), muss man ziemlich sicher eine Wartezeit in Kauf nehmen.

MARIPOSA


Dass die Natur Teneriffas faszinierend und abwechslungsreich ist, das erleben wir jeden Tag mit allen unseren Sinnen.
Dass Teneriffa eine interessante, kulturträchtige  Geschichte hat, das wissen wir.
Was jedoch nicht ganz so bekannt ist, ist, dass auf Teneriffa seit 1993 von dem Stuttgarter Galeristen-Ehepaar Helga und Hans-Jürgen Müller der Versuch unternommen wird, das mystische Inselreich Atlantis, die Theorie vom idealen Staat, auferstehen zu lassen.
Wir hatten die Gelegenheit durch die sachkundige, einfühlsame und ideengebende Art von Toni Reich, dem Projektleiter von Mariposa, in einem über vier Stunden dauernden Spaziergang, Rundgang, Lehrgang einen kleinen Einblick, Ausblick, vielleicht auch Weitblick der Idee, die diesem Projekt zu Grunde liegt, zu erhalten.
Das Jahr 1984, das George-Orwell-Jahr, gab den Gedankenanstoß für das Ehepaar Müller, „dass sie nicht die seit Jahren zunehmende kulturelle gesellschaftliche Entwicklung beklagen, sondern selbst einen Impuls setzten wollten.“
Im Katalog zu „Mariposa entsteht“ heißt es:

„In der Zukunftswerkstatt MARIPOSA sollen einflussreiche Menschen aus Wirtschaft und Politik zusammentreffen mit Wissenschaftlern, Querdenkern und Künstlern, um für eine begrenzte Zeit zu diskutieren, zu forschen, zu arbeiten und Kontakte zu pflegen, damit die Ergebnisse dieser Begegnungen anschließend auch an den jeweiligen institutionellen Wirkungsstätten positiv umgesetzt werden können. MARIPOSA geht auf Impulse der bildenden Kunst zurück und ist daher rein optisch sofort als Stätte ästhetischer Zielsetzungen erkennbar. Die Schönheit eines von Künstlern gestalteten Ortes beflügelt nicht nur die Empfindungen, sondern auch das Denken.“
Der Name MARIPOSA, Schmetterling, wurde nicht von ungefähr ausgewählt, steht doch dieses Insekt für das Auslösen großer Veränderungen durch kleinste Impulse
Das Motto, von Joseph Kosuth umgesetzt:
„Manifestación, no descriptión “
Wir müssen es tun und nicht (nur) beschreiben
steht über allem.
Daher kann die Aufgabe nur lauten:
„Innerhalb der Zyklen der Menschheitsgeschichte leben wir gegenwärtig in einer entscheidenden Umbruchphase. Unser Denken wird sich nicht mehr linear, sondern über Sprünge weiterentwickeln müssen. Nur so kann die Bildung neuer Lebensinhalte und Daseinsformen als Zukunftsaufgabe bewältigt werden. Wenn wir unsere Welt wieder unter humanistischen Prämissen gestalten wollen, darf bei aller Faszination technischen Erfindungen gegenüber unser kulturelles Engagement nicht verkümmern. Deshalb müssen wir ethisch begründete Entscheidungswege öffnen und Zukunftsprojekte für neue Wertvorstellungen anlegen: MARIPOSA – als Ort und Quelle kulturellen Seins – soll alle Kräfte zusammenführen, die den notwendigen Wandel auslösen können, damit unsere Kinder eine lebenswerte Zukunft haben.“
Von Toni Reich wurden wir an der Pforte abgeholt und zur Einlassung auf den Besuch mit einer experimentellen Klanginstallation  von Robin Minard, begleitet von leibhaftigem Vogelgezwitscher am Schachplatz, eingestimmt. Die Lautsprecher präsentieren sich in ansprechenden Pflanzenmotiven.
Auf schön gestalteten – optisch unterbrochenen – Plattenwegen durchschreiten wir den Kunstraum von Ursula Stalber. Rechter Hand präsentiert sich uns eine Sammlung in Hieroglyphenform aus Fundstücken aus Ägypten aufgebaut  und linker Hand Strandgut, das mit viel Geduld an den Gestaden Teneriffas gesammelt wurde. Alte und Neue Welt stehen sich gegenüber. Ein Kulturspiegel.
Über eine Treppe mit Sinnsprüchen von Lao Tse streben wir zunächst den mit schönen Keramiken dekorierten Sitzplatz an, um uns für die bevorstehenden Stunden zu stärken.
„Glaube ohne Liebe macht fanatisch“
„Besitz ohne Liebe macht geizig“
„Ehre ohne Liebe macht hochmütig“
„Macht ohne Liebe macht grausam“
„Fachkenntnis ohne Liebe macht rechthaberisch“
„Ordnung ohne Liebe macht kleinlich“
„Freundlichkeit ohne Liebe macht heuchlerisch“
„Klugheit ohne Liebe macht betrügerisch“
„Wahrheit ohne Liebe macht kritiksüchtig“
„Gerechtigkeit ohne Liebe macht hart“
„Verantwortung ohne Liebe macht rücksichtslos“
„Pflicht ohne Liebe macht verdrießlich“.
Unseren Rundgang setzen wir fort und nähern uns der Wasserkynetik von Jens Löwe. Ein Badeteich, mit einer Pendel-Kegelanlage und mehreren Skulpturen  von Sylvia Siemes laden zum Verweilen ein und verleiten zum Versuch, ob es gelingt, den König der Kegel durch den richtigen Effet der an einem Seil befestigten Kugel zu treffen.
Wir steigen leicht auf und laufen auf die „Quelle des Flusses“ zu. Ein großes Edelstahlherz  mit sprudelndem Wasser fasziniert uns wie bei unserem ersten Besuch. Über eine schön gestaltete „Steinblumenwiese gelangen wir an die Umsetzung von Herman Hesses „Glasperlenspiel“. In einem Pavillon aus an langen Schnüren aufgefädelten Glasperlen, den die Künstler Lydia Karbowska und Ralf Esswein gestaltet haben, befindet sich der Spieltisch.
Die Spielregeln stammen von Toni Reich – angelehnt an ein afrikanisches Spiel –  und er demonstriert uns die von ihm entwickelte Spielidee mit drei Spielern und drei Schiedsrichtern. Die Kunst ist es, mit Glasmurmeln und in Klangschalen durch den Rhythmus eine Melodie zu komponieren.
Vorbei an einer steingewordenen Schmetterlingsfigur mit Schwallbrause von den Künstlern Harald Voegele und Pompeo Tuturiello gehen wir an einer „Schwarzen Madonna“ von dem Südafrikaner mit dem deutschen Namen Peter Schütz vorbei. Von hier haben wir nochmal einen schönen Blick auf die Wasseranlage und betreten das Meditationshäuschen mit einem von Wanja Surikov gemalten Bild, das das Problem zeigt, das sich uns stellt.
Der Künstler steht in der Mitte mit Pinsel und Palette, er steht für die Männlichkeit, auf der linken Seite präsentiert sich uns Jesus und auf der rechten Seite Lenin. Alle Drei stehen auf der Mondsichel die als Symbol für die Weiblichkeit steht. Das Bild vereint das Ideelle und das Materialistische.
Ein Stopp wird bei der von Ulrich Rösner gestalteten Bodenskulptur „Ur-Prinzip“, der Weltformel, eingelegt. Toni Reich erklärt uns die Formel an Hand eines Rechenmoduls, aus der sich die dargestellteFigur ergibt. Als Schlussfolgerung davon könnte man ein im uns bekannten Universum vorhandenes Rechenbuch ableiten.
Wir gelangen an „Belvedere“ und genießen den wunderbaren Blick zur Küste und bestaunen im Sternhaus die zweckmäßig eingerichtet Küche mit ihren Gewürzgläsern und die ideenreichen gestalteten Schneckenhäuschen.
Hinter einer Mauer zum Innenhof des „Sternhauses“ verbirgt sich die zum Haus gehörige Waschmaschine. Damit es nicht so profan wirkt, verziert diese eine Kiefernnadel-Installation und ein mosaikbestückter Torbogen von Fernando Villaroya und Ulrike Theisen. Pfiffig.
So wurde aus der Not eine Tugend gemacht.
Bis hierher zum Belvedere geht der erste Bauabschnitt.
Wir gehen an dem Wahrzeichen von MARIPOSA vorbei. Dies ist das erste Werk, das aufgestellt und von Afred Meyenhuber geschaffen wurde.
An der „goldenen Treppe“ finden wir das Motto wieder: Manifestación no discriptión“.
„Als unvergängliches Zeichen des Jahrtausendgeschenkes MARIPOSA führt vom unteren Ende des Geländes zum oberen Teil der Anlage. Diese „Himmelsleiter“ wird mit vergoldeten Messingplatten belegt und soll der Festschreibung bedeutender Ideen und Persönlichkeiten der Zeitgeschichte dienen. Auch Produkte, die den „goldenen“ Weg ins 3. Jahrtausend weisen, können hier auf Dauer eingeschrieben werden. Künstlern, die ein Zeichen für kommende Generationen setzen wollen, wird die Möglichkeit gegeben, einen Platz auf dieser „Escalera Dorada“ einzunehmen. So entsteht über das Jahr 2000 hinaus ein „goldenes Buch“, das Botschaften, Hoffnungen und wegweisende Erfindungen engagierter Menschen in Form einer Skulptur dauerhaft repräsentiert.“
Wir betreten die „Galerie M“ in der sich die Kunstinstallation „Monadologie“ von Frank Schubert befindet.
6 Jahre lang setzte sich der Frankfurter Künstler mit den 90 Thesen des Philosophen Leibniz über die Monaden auseinander.
Toni Reich bringt es auf den Punkt: „Die Monaden sind die kleinsten unteilbaren Partikel die es im Weltall gibt, in denen sich im Grunde genommen jeder Stoff zusammensetzt. Deshalb sind auch alle verwandt: die Steine, die Pflanzen, die Tiere, die Menschen und auch Gott kann sich aus keinem anderen Stoff definieren.“
„Also kann man sagen, daß die Monaden nur auf einen Schlag beginnen oder enden können, das heißt, sie können nur durch Schöpfung beginnen und durch Vernichtung enden, während das Zusammengesetzte mit Teilen beginnt oder endet.“
Die Umsetzung macht erst mal sprachlos. Die Wände sind über und über mit aufgebrochenen Miesmuscheln bestückt, die Installationen zu den diversen Thesen darstellen. Der Künstler hat versucht, das in Rubriken zusammen zu fassen, z.B. Gentechnik, Zeitgeschichte, Spirituelles, Märchen, Szenen aus dem Alltagsleben usw.
Allein hier in diesem Raum müsste man eigentlich Stunden zubringen, und um diese großartige Arbeit und auch die Idee zu würdigen. Einfach phantastisch!
Unser Spaziergang, Rundgang, Lehrgang führt an dem von Jeanette Zippel gestalteten Bienengarten mit Steinskulpturen für die Solitärbienen und einer Holzskulptur für Bienenvölker vorbei.
Nächste Anlaufstelle ist die „Casa Blanca“. Jedoch zuerst bewundern wir den wiederum von Wanja Surikov gestalteten „Tanzplatz Oktogon“,der auch als Veranstaltungsplatz dient. Vor Eintritt in das Konferenzhaus bestaunen wir den Dörrofen und danach entziffern wir die pyramidenförmige  Installation von Vera Röhm:
„Thales von Milet besuchte im 6. Jahrhundert vor Christus die  Große Pyramide von Gizeh und bestimmte ihre Höhe, in dem er ihren Schatten in der Zeit maß, als die Länge seines Schattens genau seiner Körpergröße entsprach.“
Der Mathematiker Thales von Milet gilt auch als der 1. Philosoph.
In der Casa Blanca widmen wir uns intensiv der Kunstinstallation von Rune Mields „Die Ziffernsysteme der Weltkulturen“. Immer von der gleichen Kombination ausgehend.
Eine interessante Diskussion entspinnt sich, welche Darstellung welchem Land, welcher Region zuzuordnen ist. Und, welch ein Spaß, ein aufmerksames Mitglied unserer Gruppe  entdeckt in einer Darstellung tatsächlich einen Fehler: die Zahl „7“ ist zweimal wiedergegeben – an Stelle der „6“.
Die nächste Besonderheit auf dem Gelände ist eine natürliche Höhle. Da es auch einen Brunnen gab bzw. gibt, war vor sehr langer Zeit das Wohnen hier möglich.
Wir befinden uns nahe der Straße, und so lässt uns Toni Reich durch ein reich verziertes schmiedeeisernes Tor, von Tobias Hauser gefertigt, wieder in den Innenbereich der Anlage und in der Casa Dobermann amüsieren wir uns über die Toiletten-Installation. Da es Vorschrift ist, dass zwei Toiletten vorhanden sein müssen, jedoch nicht wo, hat man der Vorschrift witzig Folge geleistet: Ein Toilette ist spiegelverkehrt installiert.
Bevor wir die Casa Dobermann betreten, würdigen wir erst mal der renovierten, von Hartmut Elbrecht geschnitzten Türe, unsere Aufmerksamkeit. Diese Türe – im Wert eines Mercedes – wurde für den Pavillon des Galeristenehepaares Müller für die IX. Dokumenta 1992 in Kassel angefertigt. Hier sollte das Projekt „Atlantis“ vorgestellt werden.  Der „verkohlte“ Türrahmen dient als Erinnerung, dass eine Woche vor der Eröffnung der Ausstellung der Stand brannte und – welche Fügung – wieso und warum weiß heute leider niemand mehr, die Türe war einen Tag davor ausgebaut worden.
In dem Konferenzraum sehen wir uns mit dem Traum von der Gestaltung „Atlantis“ konfrontiert.  Toni Reich führt an dieser Stelle aus, dass auf der gegenüber liegenden Seite der Straße ein weiteres Projekt, ein Tagungsbau für Mariposien, errichtet werden soll. Die Pläne für die Ausführung liegen der Regierung zur Genehmigung vor.
Drei Stunden sind wir schon unterwegs. Langeweile? Ermüdung? Keine Spur!
Und weiter schlängelt sich der Pfad durch das Gelände an den verschiedensten Installationen vorbei. Ein gefliester Wasserweg wurde  im oberen Teil von Ulrike Uhlmann und die Fortsetzung von Sylvia Siemes und Thomas Risser ausgeführt. Die „beflügelten Schuhe“ stammen von dem kanadischen Künstler Robin Page. Die nächste Skulptur von Sylvia Roussau, quasi ein weißer Marmorblock erfordert ein genaueres Hinsehen: Er enthält Fußspuren – Phantasie ist gefragt: Sylphe, der Luftgeist war hier. Wer „beschlagen“ in Kunst ist, kann an Hand der Spuren die Größe und die Handhaltung ermitteln.
Die nächste Installation „Genesis“ hat eine engagierte Kunstlehrerin mit einer Schulklasse erarbeit. Die Kinder machten die Entwürfe, eine Keramikmeisterin aus Würzburg hat die Platten gezogen und die Kinder haben diese bemalt. Ganz links wird das Chaos dargestellt und die folgenden Darstellungen zeigen, wie sich das Leben entwickelt.
Unser Weg führt uns an einem übergroßen blauen Brot vorbei, von Robert Kahl geschaffen. Auch diese Installation soll uns zum Denken anregen: Blau, die Farbe der Unendlichkeit, und erinnern wir uns an die Bibel, die wunderbare Brotvermehrung. Wir sollen teilen, durch teilen wird es mehr.
Wie ein roter Faden zieht sich durch die Installationen, Skulpturen und Darstellungen die Idee zum Mitdenken, Weiterdenken, Nachdenken.
Ganz entspannt können wir am Drusenplatz ein bisschen ausruhen. Eine Installation von Frank Lautersack und Frank Labudda. Eine große Ametystdruse aus Brasilien lädt zur Meditation ein.
Aber, keine Müdigkeit vorschützen, es gibt noch viel zu sehen. Wir wandern an einem großen Nest mit zwei Straußeneiern vorbei, finden den Kontrast der „blauen Glasblumen“ mit den kleinen, roten Schmetterlingen  zum schwarzen Lavahintergrund schön und können uns gut vorstellen, wie schön nachts die Ilumination der schwarzen Würfel-Installation „die Nacht ist der Schatten der Erde“ in 7 Sprachen von Vera Röhm ist.
Stefan Deméry aus Düsseldorf will uns durch „den Diskuswerfer“ mit abgefallenem Arm auf die heutige Situation im Sport aufmerksam machen. Durch die starke Kommerzialisierung des Sports verstümmeln sich die Athleten um zu gewinnen. Denken wir nur an Doping.
Wir passieren einen der Steinkreise von Herman de Vries, die mit Futterpflanzen für den Schmetterling Monarch  bestückt sind.
Die folgende Installation von Silvia und Toni Reich: zwei mit Amazonit-Splitter verzierte Throne in einer künstlich geschaffenen Höhle wollen die Verbindung des „weiblichen, weiten Throns“, dem „Gebährstuhl für Ideen“ im Gegensatz zum „männlichen, geraden, engen Thron, verbunden durch eine „Fußbank“ die „Welle“ aufzeigen und verdeutlichen.
Lavasteinskulpturen von Chris Booth  empfinden die in der Natur so wunderschönen Teide Taginasten nach.
Und ein großer Kreis mit runden Marmorscheiben, Abfallprodukte von Badinstallationen, zeigt uns auf, was das Gehirn so mit uns macht. Von der einen Seite sehen wir die Scheiben rund, so wie sie auch tatsächlich sind. Gehen wir nun um den Kreis, verzerren sich die Scheiben, sie werden oval, länglich. Im wahrsten Sinne des Wortes: Hirngespinste. –  Oder aber auch: Wer nie seinen Standpunkt verändert, verändert auch nicht seine Sicht auf die Dinge.
Jedoch, die Kamera ist unbestechlich. Die Scheiben bleiben, egal von welcher Seite man sie betrachtet: rund!
Unser Spaziergang, Rundgang, Lehrgang führt uns nun an einem schönen Kakteengarten vorbei, eine gelbe, überdimensionale Perlenkette liegt vor uns und ein weißer Kubus von Thomas Schuster, das Observatorium? oder was? Die eigene Phantasie ist gefragt.
Als Homage an Thor Heyerdal ist eine große Landschaft als Pyramiden-Linie dargestellt.
Etwas weiter, die beiden beschnitzten Holzpfähle von Beatrix Rey und Wolfgang Vollmer  „Adam und Eva“ an ihnen nagt der Zahn der Zeit und man kann sich vorstellen, dass diese Arbeiten in geraumer Zeit dem Verfall anheim gefallen sind.
Dagegen wird das „Denkmal der Blätter“  die Zeit überdauern. Wenn wir weiter mit unserer Mutter Erde so umspringen, werden sie ein Zeugnis ablegen können, wie „blattreich“ unsere Welt mal war.
Oh, nun kommen wir an das mongolische„Jurtendorf“.  Da wünschte man sich, man könnte hier mal Urlaub machen, ausspannen in einer so schönen Atmosphäre. Und der Tresen der Bar ist eine Installation mit Getränkedosen von brasilianischen Kindern.
Noch ein letztes Mal „einkehren“ in der mit einer dichten Rosmarienhecke umgebenen  Sommerküche und Toni Reich geleitet uns zum Ausgang. Händeschütteln, Bedanken.
Es waren vier Stunden in denen wir viel gesehen, gelernt, diskutiert haben. Denkanstöße bekommen haben und in denen wir nachdenklich wurden. All dies in einer wunderschönen Umgebung, Kunst und Natur ergänzen sich, sie bilden eine Symbiose.
Frau Helga Müller, Hans-Jürgen Müller verstarb leider vor 2 Jahren an Krebs, kann man nur wünschen, dass sie die Kraft und die Energie weiter aufbringt, um die Idee der Zukunftswerkstatt, Atlantis, weiter zu betreiben und weiter voran zu bringen. Dass es ein Platz für Träumer, Realisten und Vordenker bleibt, wie die Journalistin Brigitte Mohoritsch formulierte.
Und zum Schluss ein Spruch, den uns liebe Freunde schickten:
„Leben allein genügt nicht, sagte der Schmetterling.
Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume muss man haben!“
(Hans Christian Anderson)

Anfahrt

Von Los Cristianos kommend fährt man auf der TF28 bis La Camella. Dort geht es beim Kreisverkehr auf die TF51 Richtung Arona/NP Teide. In Arona nicht dem Hinweis NP Teide folgen sondern immer geradeaus Richtung Ayuntamiento. Hinter dem Kirchplatz rechts ab Richtung Túnez. Nach ca. 1,5km rechts in die Calle Chimaca. Dort ist nach ca. 50m der Eingang.

Anmerkung

Mariposa ist nicht ständig zugänglich wie ein Museum. Anmeldung ist unbedingt erforderlich ! Tel. 922 72 6232 bzw. mobil 639 961 167 oder per email mariposareich@yahoo.de

Oberhalb von Arafo im Esperanzawald

„Eine Wanderung die unter dem Motto stehen kann: „Soweit die Füße tragen“ und man kann hinzufügen: „So weit die Wanderlust und die Kondition reicht“.
Gleich zu Beginn eine Besonderheit: Schon die Anfahrt auf der TF 523 ist ein Erlebnis!
Wanderwegstrecke: Wir haben uns mit 2 1/2 Stunden begnügt.
Hinweg ist auch zugleich der Rückweg
Aber vielleicht kennt ja jemand diesen breiten Forstweg und kann uns sagen, ob der bis nach Candelaria oder sogar bis nach Santa Cruz führt ?“
So hatte ich im November 2008 geschrieben.
Wir waren so neugierig, wo der Weg denn letztendlich hinführt, dass wir beschlossen haben, wir gehen ihn einfach mal. Wir haben ja diese wunderbare Gewissheit, dass mein lieber Mann uns überall abholt. Somit ist das Wagnis nicht ganz so groß.
Vorab: Er führt genau auf die TF 24  bei km 16,2 in Höhe des Landschulheims „Campamento Quimpi und ist – gemessen an unseren letzten Wanderungen „El Filo“ und „El Palmar – Teno Alto – El Palmar“ ein Spaziergang.
Wanderwegstrecke: 2 ½ Stunden eine Richtung
Die Wanderung beginnen wir wieder bei Km 17 der TF 523. Achtung, die Einfahrt ist sehr schlecht auszumachen und anzufahren. Etwas unterhalb sieht man einen kleinen Pfahl mit weiß-grüner Markierung. Wir fahren etwas den Hang runter und hier gibt es genug Parkmöglichkeiten.
Wir folgen dem breiten Forstweg links und lassen die nächsten beiden links abgehenden Wege unbeachtet, ebenso den späteren rechts. (hier kann man absteigen und gelangt dann wesentlich weiter unten auf die TF 523 ). Der erste Abschnitt der Tour unter Kiefern ist uns bekannt. Neu ist um diese Jahreszeit das blau-orange „Straßenbegleitgrün“, des Bonnets Natternkopfes und der Schlafmützchen (Kalifornischer Goldmohn).  Zauberhaft.  Immer wieder weißblühender Escobon (Sprossender Geißklee), gelbe Gänsedistel und hin und wieder die rosa Zistrosen und dicken Sträucher des grünlichen Natternkopfes. Die gelben Büsche der Blättchenreichen Drüsenfrucht oder Kanaren Teline überziehen ganze Hänge.  Immer wieder markante Felsformationen tun sich vor uns auf.
Dazu die Aus- und Rückblicke auf die Küste, auf Güimar  und die sattgrünen Hänge bis hinauf zur Caldera mit dem markanten Roque Grieta und natürlich: dem noch immer verschneiten Teide.
Nach gut einer Stunde vermuten wir, dass wir uns nun auf „Neuland“ bewegen. Jedoch von der Wegbeschaffenheit und dem Umfeld kein Unterschied. War es bis hierher stets eine Hangquerung ohne nennenswerte Steigung  so zieht sich nun der Weg den Berg hinauf. Aber erst genießen wir den Blick auf Santa Cruz,  das hatten wir bisher noch nie und auf das dahinterliegende Anagagebirge. Und noch einen Ausblick hatten wir noch nie: gleichzeitig den Blick auf das Meer rechts und links von uns.
Haben wir vorher eine Höhle und einen Unterstand passiert, so gelangen wir nach 2 Stunden in den Lorbeer- und Baumerikaheidewald. Nur 15 Minuten später erreichen wir einen freien Platz mit einer Holz-Hinweistafel „Pista Boca del Valle“ und wir befinden uns im „parque natural, corona forestal“. Von hier gehen diverse  Wege ab und wir entscheiden uns für den links bei einem dicken Lorbeerbaum abgehenden Weg, quasi bei „9 Uhr“. Wir passieren eine breite Schneise, die für die Strommasten geschlagen wurde und um 13.15 Uhr kommen wir an der TF 24 aus. Direkt gegenüber gibt es eine Hinweistafel „Casa Rural Don Leandro“ und rechts bei einigen Häusern vermuten wir, dass das rote Schild ein Hinweis auf eine Bar sein könnte.
Etwas oberhalb weist uns eine große Tafel auf das Campamento Quimpi, ein Schullandheim, hin. Hier machen wir nun unter Eukalyptusbäumen, eingehüllt in deren Duft, unsere obligatorische Apfelpause.
Unser Versuch, meinen lieben Mann von unserem Standpunkt zu benachrichtigen, dass er uns dort „einsammeln“ kann, schlägt fehl. Ein Spanier klärt uns auf, ca. 2 bis 3 km die TF  24 hochgehen, dann haben wir die Chance ein Netz zu bekommen. Gesagt, getan. Zum Glück ist nicht viel Verkehr und wir gehen dicht am Straßenrand, Handy in der Hand. Nach 20 Minuten gelingt uns die Verbindung. Nun müssen wir – so denken wir – 1 ½ Stunden bis zur Ankunft unseres „Taxis“ überbrücken. Gehen also zu den Hinweistafeln zurück in der Hoffnung, in dem Casa Rural Con Lenadro einen Kaffé zu bekommen. Eine gute Viertelstunde gehen wir über Weideland, Pferde und Schafe grasen hier, vorbei an frischen Aufforstungen und gelangen an die Casa Rural. Wir müssen uns sagen lassen, dass nur am Wochenende für Besucher geöffnet ist  und Essen gibt es am Wochenende auch nur nach Vorbestellung: Telefon 922 69 03 07. Durch die Visitenkarte wissen wir nun, dass wir bei km 16,2 der TF 24 angelangt sind.
Also zurück. Ein Versuch, bei den Häusern die Bar zu finden. Es ist die Bar Laguneta und wir bekommen unseren Kaffé. Inzwischen ist es 15.05 und wir machen uns auf den Rückweg zur Straße. Es ist nicht zu glauben, kaum haben wir einige Schritte Richtung Campamento Quimpi gemacht, kommen unsere Männer angefahren. Das ist Timing!
Da wir nun schon mal im Esperanzawald sind, wollen wir die Gunst der Stunde nutzen und in der Bodegon Campestre gut essen gehen. Fleisch vom Holzkohlengrill.
Fazit: Schon alleine die Anfahrt auf der Strecke der TF 523 – nicht nur jetzt zur absoluten Blütezeit – ist es Wert, die Tour zu gehen.  Dem schließt sich eine – gerade jetzt –  wunderschöne kaum anstrengende Wanderung an. Da eine Tour nur 2 1/2 Stunden dauert, kann man sie ohne große Schwierigkeiten hin und zurück gehen. Damit würde das Abholen oder das Umsetzen von Autos entfallen. Wäre allerdings schade, weil dann die Nichtwanderer nicht in Genuss der schönen Anfahrt kämen und das leckere Essen entfiele.

Restaurant:

Bodgon Campestre

Ctra. General Las Cañadas, km 7,5
La Esperanza –             El Rosario
Telefon: 922 54 80 57
Geöffnet von 12 Uhr bis 24 Uhr
Montag Ruhetag

 

 

Anfahrt:
Aus Los Cristianos kommend Abfahrt von der TF1 bei der Anschluss-Stelle „Hidalgo / Arafo“
Auf der TF281 nach Hidalgo und weiter auf der TF245 Richtung       Arafo NP Teide
Ab Arafo auf der TF523 Richtung NP Teide
Ca. 1km ehe die TF523 auf die TF24 stößt, bei km17, geht rechts ein nur schlecht zu erkennender Weg in den Wald.
Auf diesem Waldweg kann man nach ca. 100m gut parken.