Aguamansa – Pinolere – Mirador de Humboldt – Puerto de la Cruz
Zweiter Versuch
Am 7. April 2015 haben wir den ersten Anlauf für diese Wanderung gemacht, denn wir wollten auf den Spuren Humboldts wandern, der auf dem Weg in die Neue Welt, zu seiner berühmten Amerikareise, Teneriffa vom 19. bis zum 24. Juni 1799 besuchte.
Er soll über das Orotavatal den Ausspruch getan haben: „Dieses Tal ist für mich das schönste der Welt“.
So lautete der Vorspann für die Wanderbeschreibung im vergangenen Jahr, die wir ja bereits in Pinolere klatschnass abgebrochen haben.
Nun ergab es sich, dass unsere Freundin Christiane im Norden etwas zu erledigen hatte, und sie spielte für uns Taxi und setzte uns in Aguamansa, oberhalb der Forellenzucht ab.
Heute haben wir das absolute Kontrastprogramm zur Wanderung der letzten Woche:
Tenogebirge = Hochplateau, dünnbesiedelt, teilweise sehr windig
Orotavatal = eine Finca reiht sich an die andere, Landwirtschaft wird groß geschrieben: Wein, Wein und nochmals Wein, Avocado- Orangen-Plantagen, Kartoffeln und eine Mannigfaltigkeit an Blühendem.
Wanderwegstrecke: 14,6 km 4 Stunden 15 Minuten, inclusive Besichtigung des Museumsdorfes in Pinolere und Apfelpause – 60 m Aufstieg – 1.030 m Abstieg
Wir starten wieder in Aguamansa beim Wegweiser „PR TF 35 Mamio 1,0 km – Casa del Agua 2,2 km“ steigen die Treppen hinab und schon empfangen uns die weißblühenden Erikabäume.
Hach, wie schön, keine undichten Passatwolken, strahlender Sonnenschein. Wir schreiten schnell aus, die Strecke ist uns bekannt, zudem ausgeschildert und Elisabeths Agatha bzw. meine Trulla, Sprecherinnen vom Wanderprogramm komoot, wetteifern, wer schneller die Ansage macht.
So ohne Regen sieht die Landschaft doch viel schöner aus. Der Teide grüßt von seiner Nordseite von strahlend blauem Himmel umgeben, es duftet und blüht, denn die Zäune sind zum Teil mit Jasmin behangen, wild wachsende Montebretien, Felder und auch Wegebegleitgelb von Nickendem Sauerklee und
Affodills, Callas, Farne, Farne. Vorbei geht es an Ziegenherden, Kartoffelfeldern fast alles auf asphaltierter – aber kaum befahrener – Straße.
Nach einer guten halben Stunde können wir auf einem schmalen Pfad in einen Erikawald einbiegen, nach dem Verlassen dieses liegt das Meer und das Orotavatal vor uns. Auf dem äußerst schmalen Weg kommt uns ein Ziegenhirte mit seiner Herde entgegen, ein paar freundliche Worte und für uns geht es nun bergab, riesige Büsche blühenden Rosmarins umhüllen uns mit ihrem Duft und der Teide ist immer noch wolkenfrei.
Wir passieren mit Schilf gedeckte Häuschen, auch eine Rarität, die wir außer in dem Museumsdorf in Pinolere sonst noch nicht zu Gesicht bekommen haben. Bücken uns unter überhängenden, beerentragenden Lorbeerbäumen und entdecken in einem Garten sogar Kunst.
Wollte ich all‘ die Pflanzen, Blumen, Sträucher aufzählen, die wir hier zu Gesicht bekommen, könnte ich einen Pflanzenführer schreiben.
Nach ziemlich genau einer Stunde Gehzeit erreichen wir das Museumsdorf Pinolere.
Im vergangenen Jahr haben wir es nur als Umkleidekabine benutzt, um uns von unseren nassen Sachen zu befreien, da stand uns nicht der Sinn, es nochmals zu besichtigen.
Heute, bei dem schönen Wetter, öffnet die junge Frau für uns extra alle Türen zu den einzelnen Häuschen und gibt sich Mühe, uns auch alles zu zeigen. Wir sind die einzigen Besucherinnen.
Geschrieben habe ich über das Museum ausführlich am 6. Oktober 2011, als wir zum ersten Mal hier waren.
Anschließend gehen wir noch zum Kirchplatz hoch, um dann der Ausschilderung die Straße runter weiter zu folgen.
Freie Sicht wieder auf das Tal und der Duft von den Orangenplantagen, Früchte tragend und gleichzeitig blühend, erfreut uns.
Weiter reiht sich Finca an Finca, zum Teil wunderschöne Häuser und schön angelegte Gärten.
In Florida Alta dürfen wir eine Frau fotografieren, die gerade vom Brennholzsammeln kommt. Sie ist ganz stolz, dass sie von den“Alemanas“ abgelichtet wurde und wir hören, wie sie es sofort weitererzählt.
Nein, ich muss doch noch Hortensien erwähnen, die, wie auf Madeira, dickste Blütenbälle aufzuweisen haben, auch einen Balkon voll mit Orchideen und ein mächtiges Exemplar der Engelstrompete sowie Flächen, die mit Kapuzinerkäppchen überwuchert sind.
Wir gelangen über den Camino Florida Alta und die Calle La Palma zur Plaza Don Hernando Perdoma Mesa . Auf diesem großzügigen Platz steht die erst 2013 eingeweihte Kirche San Antonio Abad. Weiter führt uns der Weg am Schulgebäude vorbei und wir biegen in die Calle Pino Alto ein. An Steinmauern, besiedelt mit Farnen und Aeonien und an blühenden Avocadobäumen geht es vorbei.
Bei der Bodega Bullicio gelangen wir in eine Gasse, ganz witzig, die Mauer ist mit Straßenschildern „München-Bebra“ „Bochum“ „Calle Luxemburg“ verziert.
Zwischen Schilfwänden und mit Buganvilla überzogenen Mauern gehen wir abwärts, abwärts.
Inzwischen sind die Passatwolken aufgezogen, der Teide ist bereits komplett versteckt, in unserem Teil jedoch haben wir noch freien Blick.
Und immer noch wandern wir an Fincas vorbei, ein Blick über den Zaun zeigt Zufahrten gesäumt mit Strelitzien oder Christsternen und kurz darauf auf freiem Feld inmitten von Farn eine Blume, wie wir sie noch nie zu Gesicht bekommen haben, wohl eine Distelart.
Malerisch ist dieser Abschnitt, Blick durch eine Palmenansammlung aufs Meer und wieder eine große Ziegenherde zu unserer linken Seite.
So sind wir, ohne große Anstrengung, in der Urbanisation Humboldt angelangt (vorausgesetzt man hat keine Knieprobleme, denn zwischendurch hatten wir zwanzigprozentiges Gefälle).
Da wir zum Humboldtblick wollen, müsssen wir nun wohl oder übel auf der Carretera El Pinto, die TF 21 entlang hochmarschieren. Teilweise gibt es einen Trampelpfad neben der Straße, aber ein Stück müssen wir auch direkt auf der stark befahrenen Straße gehen.
2 ½ -Stunden haben wir bis hierher gebraucht und dann die Enttäuschung: Der Mirador de Humboldt mit Restaurant und Bar ist geschlossen. Das wohl schon längere Zeit wieder, denn alles ist vergammelt. Selbst die goldenen Mosaiksteinchen aus den Fliesen hat man zum Teil gestohlen.
Auch der Zugang zur Bronzestatue von Humboldt, wie er über sein geliebtes Orotavatal blickt, ist versperrt. Da müssen wir in unseren Foto-Fundus greifen, um ein Foto zu präsentieren.
Wir machen hier im Stehen unsere obligatorische Apfelpause und schauen über das fruchtbare Orotavatal mit seinen vielen Bananenplantagen auf Puerto de la Cruz und das Meer.
Wieder auf der TF 21 zurück bis zur Calle Dinamarca, schwenken in die Calle Europa ein und folgen den Anweisungen unserer Sprecherinnen von komoot.
wandern wir schweren Herzens vorbei – wir wären gerne eingekehrt, haben aber noch ein gutes Stück vor uns – und gelangen an eine Kreuzung mit den diversen Hinweisen zur Autobahn.
Unterhalb einer Kirche halten wir uns Richtung El Rincón TF 176, gehen unter dem Tunnel der Nordautobahn durch. Biegen links in die Carretera Este ein, um dann Richtung Puerto de la Cruz, die TF 31 weiterzugehen. Nicht sehr schön, da laut. Aber zum Glück gibt es einen Fußweg und es sind nur 10 Minuten. Hier bietet lediglich eine große Ziegenherde in einem sandigen Barranco Abwechslung.
Beim Hinweis „Golf La Rosaleda“ können wir rechts abbiegen und sehr schnell gelangen wir in die Region der Bananenplantagen und Stille umgibt uns. Dem Camino Torreon-Bajo folgen wir Richtung Meer. Dieser Weg mündet in den Camino Carrasco. Unser Glück will es, dass uns ein deutschen Ehepaar entgegenkommt und uns aufklärt, dass es da unten kein Weiterkommen nach Puerto de la Cruz gibt. Zurück bis zum Camino El Lazo, dem folgen wir bis zum Camino los Orovales. Links wie rechts Bananenplantagen. So gelangen wir in gepflegte Anlagen, sozusagen im Hinterhof von Puerto de la Cruz.
Queren dann die Carretera Este, um am Kreisel in die Calle Dr. Celestino Gonzáles Padron einzubigen und rechts der Kirche „Nuestra Señora de la Paz“ wieder zu einen Pfad zu gelangen, in den Paseo del Acebuche und links in den Paseo del Sauco, der dann in die Calle Aceviños einmündet.
Diese Straße laufen wir nun an lauter deutschen Restaurants entlang bis zur Avenida Marques de Villanueva de Prado im Stadtteil La Paz von Puerto de la Cruz, dem Ende unserer heutigen Wanderung.
Unsere „taxista“ Christiane sammelt uns dort beim Supermercado Suma unterhalb des Restaurants Zebra Maria wieder ein.
Den Abschluß dieser schönen Wanderung beenden wir mit einem Essen mit hervorragendem Fisch in Christianes Lieblingsrestaurant in La Matanza und wir treten dann die Heimfahrt mit dem Bus von Puerto de la Cruz aus an, da Christiane noch länger hier zu tun hat.
Fazit:
Wer die Vielfalt von Blumen liebt, wer urbanes Leben mag, sich informieren will, wie früher hier gelebt wurde, sich nicht zu sehr anstrengen will, für den ist diese Wanderung eine Fundgrube, eine Freude – bei schönem Wetter.
Auch wenn der Mirador de Humboldt geschlossen ist, wer aber nachvollziehen will, was Humboldt hier so faszinierte, der sollte den Abstecher hierhin doch machen, denn der Blick ist frei.
Anfahrt vom Süden:
TF 1 Abfahrt Arona – Teide – TF 28 bis La Camella – am Kreisel auf die TF 51 bis Vilaflor – hier auf die TF 21 dieser durch die Cañadas folgen, am Parador und der Teide-Seilbahn vorbei bis Aguamansa.
Rückfahrt mit dem Bus vom Busbahnhof Puerto de la Cruz:
Mit dem Bus 343 um 17 Uhr in 1 Stunde 45 Minuten bis Los Cristianos.
Impressionen
Liebe Irmgard,
Dein Fazit nehme ich als Wink mit dem Zaunpfeil. Wäre das ein Weg für mich? Ich habe so andächtig gelesen, daß ich etwas Mut gefaßt habe. Ich behalte es im Hinterkopf.
Liebe Grüße auch an Elisabeth und Manfred,
herzlich Herta.