La Mesa (Igueste –> Araya)

Würden wir unsere einzelnen Wanderung bewerten, so bekäme diese hier bestimmt eine Auszeichnung. Sie ist ein Fest für die Sinne: Die Augen werden verwöhnt von einer Blütenvielfalt und einem Blütenreichtum, die Nase wird umweht von Duftwolken des Ginsters, des starken Aromas des Wermuts, dem ausströmenden Duft der sonnengewärmten Kiefern und Kiefernnadeln, die Ohren vom Säuseln des Windes, dem Zwitschern der Vögel und sogar eine Kirchturmuhr hörten wir schlagen.
Jedoch: Keine Rose ohne Dornen. Dies alles mussten wir uns durch einen schweißtreibenden und kräftezehrenden Auf- und Abstieg verdienen.

Wander-Wegstrecke: gut 3 ½ Stunden
Für diese Wanderung empfiehlt es sich mit zwei Autos zu rangieren. Einen Wagen stellen wir in Araya in der Nähe der Plaza de Araya ab, mit dem anderen fahren wir hoch bis Igueste de Candelaria, Richtung Friedhof „cementerio“. (Hinweisschild Barranco Chacorche)
In der Calle Los Revolcaderos parken wir an einer wilden Müllkippe und gehen zuerst rechts hoch, an wenig vertrauenserweckenden Gebäuden, Ziegen-Ställen und einem Schrott-Auto-Abstell-Platz vorbei. An einer Mauer sehen wir erstmals die Markierung: weiß-grüne Striche. Sehr schnell sind wir bei dem Hinweisschild „La Mesa, Araya 5,5 km, Wanderweg SL TF 296“, biegen links ab und von nun an geht es ca. 2 ½ Stunden bergauf. Der Weg ist nicht mehr zu verfehlen, er ist sehr gut präpariert. Nicht nur zum „Verschnaufen“ sondern wir bleiben auch immer wieder zum Fotografieren und Schauen stehen. Der Blick geht runter nach Candelaria, weiter schweift der Blick zum Anagagebirge und auf die grünen Hänge rings um uns und hoch oben das Basaltrelief. Wir erreichen die erste Wasserleitung – nach ca. 45 Minuten – folgen dem Weg links an einem dicken Exemplar der Kandelaber-Wolfsmilch vorbei.
Stattliche Büsche der Blütenreichen Winde „Guaydil“ wachsen unmittelbar am Wegesrand. Diese haben wir noch bei keiner anderen Wanderung angetroffen.
Nun geht es tatsächlich etwas bergab, wir streifen fast eine Palme und kurz darauf gelangen wir auf ein Felsplateau mit glatten Steinen. Hier legen wir – mit Blick auf die Küste – eine Pause ein.
An dicken Exemplaren von Agaven vorbei geht es dann wieder bergauf. Oben sehen wir bereits die Bimssteinmauern von Terrassenfeldern, die nunmehr zwar nicht mehr bewirtschaftet sind, von Kanarenampfer, Wermut und Asphaltklee erobert wurden, aber ein Zeugnis davon ablegen, dass hier oben früher intensiv Landwirtschaft betrieben wurde.
Die weiß-grüne Markierung zeigt uns immer wieder an, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Zwischen den Terrassenfeldern durch geht es weiter aufwärts bis wir zur nächsten Wasserleitung gelangen.
Unverdrossen geht es weiter hoch, hoch bis wir zum verfallenenen Gebäude der Casa de La Mesa gelangen, das im 19. Jahrhundert von den Landbewohnern genutzt wurde. Wir sind jetzt auf 550 m Höhe.
Hier befand sich die mächtige Weinpresse, die erst im Oktober 1980 mit viel Aufwand in den Ort Igueste geschafft wurde und nun als Denkmal die Plaza Dimas Coello schmückt.
Es nützt uns alles nichts, es geht weiter hoch. Wir erreichen den Parque Natural de la Corona Forestal und wandern im Schatten der kanarischen Kiefer. Der zarte Duft der Zistrosen und der der Kiefernnadeln und Ginsterbüsche lässt uns tief durchatmen.
Wir erreichen den Kontrollschacht des Canal Río-Portezuelo, umgeben von Wolken weißblühenden Ginsterbüschen und Exemplaren des Kanaren-Wacholder.
Etwas höher legen wir in diesem wunderbaren Ambiente eine Pause zur Regeneration ein und genießen den Sonnenschein und das Zwitschern der Vögel.
Kurz unterhalb der Elektromasten kommen wir links an den steilen Abbruch und blicken auf Araya hinab. Wenige Meter entlang der Kante kennzeichnet ein Turm aus Lavasteinen, der am 17.11.2001 errichtet wurde, den Einstieg in unseren Abstieg. Immerhin haben wir bis hierher ca. 600 Höhenmeter geschafft.
Von nun an geht`s bergab. Ein meist wunderbar zu gehender Weg mit Blick auf die landwirtschaftlich genutzten Terrassen und nach einer Stunde sind wir unten bei der Finca de las Haciendas in Araya, einem Gebäude, das im traditionellen canarischen Stil erbaut ist.
Wir gehen auf der asphaltierten Straße ein ganz kurzes Stück bis wir rechter Hand einen Abzweig in den Barranco de La Florida sehen. Diesem gepflasterten Gehweg folgen wir bis wir wieder auf die Asphaltstraße stoßen. Noch einmal ein kleiner Anstieg, vorbei an einem Garten der besonderen Art: alle „Beete“ sind in Badewannen arrangiert.
Und eins, zwei, drei, hast Du nicht gesehen, sind wir beim Wagen.
Die Wanderung war wunderschön aber wir wissen auch was wir getan haben.

Botanik:
Blütenreiche Winde (Convolvulus floridus) „Guaydil“
Bis 4 m hoch werdener, nicht windender Stauch, der im Sukkulentenbusch der niedrigen Lagen aller Kanaren ausser Lanzarote und Fuerteventura, wo es nur noch wenige Reliktvorkommen gibt, häufig ist. Wegen ihrer grossen, aus Hunderten weisser Blüten bestehenden Blütenständen ist die Pflanze sehr zierend, wird oft in Gärten und Anlagen der Kanaren gezogen und würde sich auch gut für Trockengebiete anderer Länder eignen. Sie kann leicht aus Samen vermehrt werden.

Besonderheit:
Gleich zu Beginn der Wanderung beobachteten wir einen etwa 3,5cm großen schwarzen Käfer, der uns so interessant schien, dass wir ihn fotografierten und einen Freund, der Biologe ist, um eine Bestimmung baten. Das Ergebnis war wirklich hochinteressant:
Bei dem Käfer handelt es sich um einen Weich- bzw. Pflaster-Käfer. Meloe proscarabaeus – Ölkäfer oder Maiwurm. Er ist verwandt mit der „Spanischen Fliege“ (Lytta vesicatoria). Beide enthalten in ihren Körperflüssigkeiten den Giftstoff Cantharidin (kann in Dosen höher als 30 mg reine Substanz für Menschen tödlich sein – beliebt im Mittelalter). Bei Bedrohung scheidet der Käfer zum Schutz giftige Tröpfchen ab, die wie Öl aussehen (Name!). Einige Frassfeinde sind allerdings gegen das Cantharidin immun. Die Entwicklung des Käfers ist ungewöhnlich und interessant: Er legt Eier im Boden ab. Daraus schlüpfen Larven, die in Blüten klettern und sich dort an Nahrung suchenden Bienen festklammern und in die Bienenstöcke mitgenommen werden. Hier frisst die Larve in einer Wabe ein Ei und den Honig auf. Aus dieser ersten Larve schlüpft eine zweite Larve, die stark wächst (3 Häutungen) und sich dann im nächsten Jahr zu einem neuen Käfer verpuppt, der den Bienenstock verlässt und nur von Pflanzen lebt.

Aus getrockneten und pulverisierten spanischen Fliegen stellte man früher in Apotheken blasenziehende Pflaster her (Pflaster-Käfer) und noch früher wurde Cantharidin als Aphroditisiakum benutzt indem man Pulver aus Spanischen Fliegen den jeweiligen „Angebeteten“ heimlich in ein Getränk mischte, wodurch bei der Ausscheidung Juckreiz verursacht wurde.
Restaurant:
Ein Glücksfall: Das ganz unscheinbare Restaurante „Casa Candido“ entpuppte sich als offensichtlicher Geheimtipp für die Einheimischen:
Es gibt nur ein Hauptgericht: Carne de conejo = Kaninchen, dazu: Salzkartoffeln und separat gereichtes Chiliöl. Dazu einen guten Rotwein aus der Gegend. Sehr gut!
Selbstverständlich gibt es diverse Vorspeisen.
Casa Candido, Araya de Candelaria, Telefon 922 501 201
Montag = Ruhetag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag 12 bis 17 Uhr und Freitag, Samstag, Sonntag 13 bis 23 Uhr geöffnet.

Anfahrt:
Auf der Autobahn TF 1 aus Los Cristianos kommend bis zur Ausfahrt „Candelaria, Araya“ dann auf die TF 283 Richtung Araya. Weiter auf der TF 28 „Punta, Araya“, TF 247 „Araya“, in den Ort und an der Kirche vorbei hoch bis zur kleinen Plaza Araya. Hier muss ein Parkplatz gefunden werden.
Mit dem anderen Wagen fahren wir wieder auf die TF 28, links bis zur Abzweigung Igueste, TF 252, wieder links bei dem großen Hinweisschild „Rincon de Pedro“ .Im Ort Igueste an der Plaza Dimas Coello vorbei, gleich links in die Calle Los Revolcaderos, Hinweis: Barranco Chacorche und „Cementerio“, bis zur wilden Müllkippe.

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