Archiv für 20. Januar 2016
CAMINO REAL del SUR (9)
Camino Real del Sur
9. und letzte Etappe
Santiago del Teide – Tejina
Froh! Glücklich! Zufrieden!
Wir haben den langen Camino Real del Sur von Candelaria bis Santiago del Teide – 127 km- in 9 Teilstrecken geschafft!
Wanderwegstrecke heute: 16 km rund 6 Stunden inclusive 10 Minuten Apfelpause
Für GPS-Freunde hier die GPX-Daten als Zip-Datei
Um 9:50 Uhr besteigen wir am Busbahnhof Costa Adeje den Bus 460 und um 11 Uhr verlassen wir ihn an der Kirche in Santiago del Teide.
Natürlich fotografiere ich – zum wievielten Male? die Kirche „Iglesia de San Fernando Rey“ aus dem 17 Jahrhundert mit der Besonderheit eines Balkons, das Rathaus und den Guanchen-König „Mencey Adjona“.
Selbstverständlich darf auch ein kurzer Besuch im Tourist-Infobüro nicht fehlen, aber es gibt keine neuen Wanderpläne und vom Camino Real del Sur erst recht nicht.
Also los:
Erst machen wir noch einen kurzen Schwenk am Rathaus und Kinderspielplatz vorbei, um die volle Pracht der Mandelblüte zu bestaunen. (Wussten wir von unserer Tour am 10.2.2015)
Nun aber wird es ernst:
Wir folgen wieder den GPS-Daten von Franciscus Fariña: Spazieren die Avenida de la Iglesia, die „Kirch-Allee“ durch den Ort entlang. Sind neugierig, ob es noch den Mercado de la Agricultor, den Bauernmarkt, gibt: Nein, hier gibt es nun eine Tourist-Information mit Darstellung des Chinyero-Ausbruchs etc. Die Damen sind sehr freundlich und hilfsbereit, aber wo der Camino Real del Sur genau verläuft, wissen sie auch nicht.
Wir bekommen aber den Hinweis, dass es in Arguayo eine Ausschilderung Richtung Chio gibt.
Wir verlasssen den Ort auf der TF 82 um kurz darauf links auf die Straße TF 375 Richtung Guía de Isora, Los Cristianos und Teide abzubiegen. Nur ein kurzes Stück gehen wir auf dieser Straße und können dann rechts abzweigen. Ein Margeritenfeld empfängt uns und wir stapfen über Vulkangestein, geziert von Unmengen Aeonien. Links grüßt die Montaña Bilma und der Teide. Schon nach 10 Minuten unterwandern wir durch einen Tunnel die TF 375 und der Weg führt uns im Bogen Richtung Autobahn, die wir jedoch rechts liegen lassen und es beginnt unser Aufstieg auf die Montaña de Arguayo. Schon sehen wir das Meer, die Inseln La Gomera und ein Stück von La Palma. Dazu ringsum Berge, unter uns die Örtchen El Molledo, El Retamar und Tamaimo (alles schon durchwandert).
Und: Wir wandern auf original Camino-Real-Pflaster. Dem haben wir bei früheren Wanderungen nicht die Beachtung geschenkt wie heute.
Dass wir von unserer bisherigen Wanderrichtung von Ost nach West heute abgewichen sind hat einen Grund: Wir finden es grandios wenn man auf einen Blick das Meer und die Berge vor sich hat, zudem wissen wir, dass uns wohl heute zum Schluss wieder die Carretera General TF 82 erwartet und so wollten wir nicht starten.
Bis hier oben hat sich auch noch ein in voller Blüte stehender Mandelbaum angesiedelt und locker steigen wir weiter auf.
Oben angekommen, die Kurve genommen und wir blicken auf Arguayo.
Schnell sind wir abgestiegen und haben heute mal wieder das Glück, dass das Töpfermuseum geöffnet ist.
Ein Besuch lohnt sich immer, denn man kann sich schlau machen, wofür die die immer noch ohne Scheibe getöpferten Behältnisse für die unterschiedlichste Nutzung gebraucht wurden.
Es freut uns auch heute wieder, dass man den fleißigen Töpferinnen ein Denkmal gesetzt hat und ihre Namen auf einer Bronzetafel verewigt hat.
Gleich gegenüber des Museums sehen wir den von den Damen in der Info-Stelle in Santiago del Teide angekündigten Hinweis „El Chio“. Erst folgen wir diesem auch, dies beschert uns den Vorteil, dass wir an einem ehemaligen Waschplatz vorbeikommen, den wir sonst noch nie gesehen haben. Jedoch stellen wir nach kurzer Zeit fest, nein, dieser Weg ist nicht mit dem von uns nachzuvollziehenden Camino Real del Sur identisch.
Als folgen wir wieder den Hinweisen auf Komoot.
Wer jedoch nicht den Ehrgeiz hat, den Originalweg nachzuvollziehen, der ist besser dran, dem Hinweis „Chio“ zu folgen. Am 27.11.2007 von uns begangen. Dann kommt man auch noch an einem alten Backofen und einer Weinpresse vorbei.
Wir müssen dagegen durch den Ort, kein Problem, Aufstieg zum Kirchplatz, den Friedhof sehen wir links oben, dann aber ein langes Stück Straße, bei km 5 erreichen wir die TF 375. Vorbei an einer Gedenkstätte und einem großen Mandelbaumfeld, leider fast alle eingegangen, können wir nach einer halben Stunde die Straße verlassen. Wir haben Glück: Es ist Mittagszeit und vielleicht zieht ja auch die Autobahn den Verkehr ab, zumindest befahren jetzt nur wenige Wagen die Strecke. Wir steigen über die Leitplanke und sind wieder auf einem Wanderweg.
Gleich zu Beginn bestaunen wir, wie die Natur sich zu helfen weiß: Aus umgestürzten Baumstämmen sprießen neue Schösslinge.
Wir können unser Glück kaum fassen: Camino Real Pflasterung gesäumt von üppig blühendem Hornklee. Wieder passieren wir gleich zwei Gedenkkreuze und um 14:15 Uhr erreichen wir den „Hinterhof“ von Chio und gehen nun auf Asphaltstraße.
Durch die Straße Evora Franquís erreichen wir die Kirche „San Juan Bautista“. Da in der Kirche gearbeitet wird, haben wir die Möglichkeit sie zu besichtigen.
Von hier hat man wieder einen wunderbaren Blick auf La Gomera.
Insgesamt strahlend blauer Himmel, lediglich über dem Meer ein paar Fotografierwölkchen. Was haben wir für ein Glück mit dem Wetter.
Die Straße Virgen del la Paz führt uns weiter auf unserer Wanderung . Eine Infotafel erklärt unter anderem woher der Name „Chio“ kommen könnte: Es ist der syrische Name für den Mastixbaum.
An der erwähnten künstlichen Quelle sind wir leider wohl unbemerkt vorbeigelaufen.
Ha, wir sind zufrieden: Wieder wandern wir auf Originalpflasterung.
Um 15:15 Uhr erreichen wir die Tf 38 bei dem Hinweisschild „Guía de Isora Centro histórico“ bei km 36, der wir aber nur ein kurzes Stück folgen müssen, rechts geht es dann, überraschend, wieder auf Camino-Real-Weg quasi durch den Hinterhof von Guía de Isora in den Ort.
Gleich zu Beginn sind wir von einem schönen Haus mit wuchtigen Kandelaber-Wolfsmilch-Gewächsen ganz angetan.
Die mit Palmen gesäumte Avenida de la Constitución schreiten wir ab, links grüßt der Teide, heute immer wieder, und Elisabeth macht eine Weinpresse aus, vorbei geht es an historischen Bauten, leider etwas heruntergekommen, an Kirche und Rathaus führt uns die Strecke entlang.
Den Kultur-Trakt des Rathauses besichtigen wir und uns gefällt die Dekoration im Eingang.
In der Straße „Calle Las Britas“ müssen wir die Entscheidung treffen: Hören wir hier auf, ist Schluss mit dem Camino Real del Sur, dann fehlt uns das Stück bis Tejina, in diesem Ort hörten wir vergangene Woche auf, oder weitergehen.
Inzwischen sind wir immerhin schon 4 ¾ Stunden unterwegs.
Da alles so stimmig ist, unsere Kondition noch sehr gut, entscheiden wir: Wir gehen weiter.
Also erst mal wieder aufsteigen durch Guía de Isora, mal fragen wo der Weg nach Tejina ist, da Elisabeth nur bis Guia de Isora geplant hat und meine Trulla heute sich weitestgehend in Schweigen hüllt.
Oh Wunder: Es gibt Schilder, zwar nicht dahin wo wir wollen, sondern nach Jable und Boca Tauce, aber immerhin. Der Weg ist gut angelegt, markiert und meine Trulla hat die Sprache wiedergefunden und leitet uns.
Rauf – quer – runter wieder bis zur TF 82 in der Kurve, in der sich die Skulptur befindet, um gleich wieder links aufzusteigen. Davor scheuen wir uns, da wir diese Strecke schon mal runtergekommen sind. Jedoch die heutige Wanderung ist gnädig mit uns, wir können nach einem fünfzehn minütigen Aufstieg durch einen Wermut gesäumten Pfad zur Ansiedlung El Pozo queren.
An der Plaza del Pozo die Eremita San Juan – geschlossen – und nach etwas Herumirren und Fragen steigen wir auf der Callejon Malpaso – ich übersetze mal „Schlechter Durchgang“ – wieder zur TF 82 ab.
Jetzt ist es aber genug. Wir gehen vielleicht 15 Minuten auf der jetzt viel befahrenen Straße und werden angehupt und es schüttelt uns.
An einer Bushaltestelle, Abzweig nach Acojeja rufen wir meinen lieben Mann an: „Bitte hole uns! Es reicht uns. Die letzten 2 km bis Tejina schenken wir uns.“
Impressionen der letzten Etappe
Camino Real Wegbeschaffenheit
Töpfermuseum Arguayo
Fazit:
Wir haben genug vom Camino Real del Sur und sind zufrieden, was wir geschafft haben, vor allem wenn man bedenkt, unter welchen Bedingungen wir ihn abgewandert sind.
Mit dem Wetter haben wir unwahrscheinliches Glück gehabt, es war einfach super.
Die Wege, wenn man sie denn teilweise so benennen kann, waren äußerst unterschiedlich, von gut auszumachen und ausgebaut bis gar nicht vorhanden, durch Gestrüpp – sehr schmerzhaft.
Hertzlichen Dank an Francisco Fariña. Ohne seine GPS-Daten wäre die Realisierung sicher nicht möglich gewesen.
Wenn man uns fragen würde „würdet ihr ihn noch einmal gehen“, wäre unsere Antwort ganz sicher: NEIN!
Wenn man uns fragen würde:„lohnt er sich“, würden wir sagen: JEIN!
– Die Landschaft ist – sieht man vom ersten Stück von Candelaria bis Güimar ab – grandios.
– Wir bekamen einen guten Eindruck über das landwirtschaftliche Leben auf Teneriffa, fern ab vom Tourismus
– Wir haben Ecken kennen gelernt, die man normalerweise nicht sieht
– Wir haben den größten Respekt vor den Menschen bekommen, die diese Wege damals zu Fuß ihre Pferde, Kamele, Ochsen oder Eseln, beladen mit Ware, führten und das zum Broterwerb.
Welche Strecke wir mit guten Gewissen empfehlen können ist die 2. Etappe von Güimar bis Fasnia.
Sie ist sehr gut ausgeschildert und bietet alles das was ich oben ausgeführt habe.