Archiv für 30. Dezember 2015
CAMINO REAL del SUR (6)
Camino Real del Sur
6. Etappe
Mirador de La Centilena – Arona
„Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen“.
Wieder ein Teilstück unserer großen Wanderung bei Traumwetter
Freude – Abenteuer – Lust und Frust
Wanderwegstrecke: 15,8 km, 4.42 Stunden inclusive 10 Minuten Apfelpause, 350 m runter und 430 m rauf
Für GPS-Freunde unsere Tour als Zip-Datei
Mein lieber Mann setzt uns am Endpunkt der letzten Etappe des Camino Real del Sur am Mirador ab. Man kann auch mit dem Bus 416 bis dorthin fahren, aber so war es halt bequemer.
Da Francisco Fariña, an dessen Wanderung wir uns halten, bis Aldea Blanca runter ging und erklärte, dass hier in diesem Gebiet der alte „Camino Real“ nicht mehr so gut nachzuvollziehen ist, da viel überbaut wurde, wollten wir eigentlich weiter oberhalb bleiben
Jedoch – bis wir uns versahen – schwupp di wupp – waren wir auf dem Zick-Zack-Pfad nach unten.
Am 2. Oktober 2013 sind wir auf der Tour von La Centilena nach Aldea Blanco hier schon mal abgestiegen.
Heute treffen wir auf eine Infotafel die uns auch hier auf die Funde der Zeichnungen und Gravuren der Guanchen aufmerksam macht und tiefer unten wird uns auf einer bestätigt, was wir schon wussten, dass in dieser Region 20 Vulkankegel auszumachen sind. Jedoch auf dem neuen Hinweis wird darauf hingewiesen, „dass das Vulkanfeld des Südens der Insel neue Böden schenkte, die heute landwirtschaftlich genutzt werden.
Diese Vulkankegel bestehen alle aus dem gleichen Material: Basalt-Pyrolastide = Tuff. Dabei handelt es sich um die weltweit am häufigsten vorkommende Vulkanart, weshalb ähnliche Landschaften recht häufig auch an anderen Orten unseres Planeten anzutreffen sind.“
Links und rechts unseres Pfades blicken wir auf Orangenhaine, Weinanpflanzungen und die Plastikplanen der Plantagen. Blicken wir zurück, sieht das Restaurant El Mirador de La Centilena wie ein Adlerhorst aus und der Roque de Jama „bewacht“ alles.
Eine knappe Stunde haben wir für den Abstieg bis Aldea Blanca gebraucht und laut unseren GPS-Vorgaben sollten wir nach nur einem kurzen Stück entlang der Carretera General, der TF 657, rechts abbiegen, um jenseits des Barrancos wieder den Aufstieg bis links vom Mirador zu beginnen.
Pustekuchen! Kein Weg, kein Pfad. Zwar sind auch in der Karte 3 abgehende Wege eingezeichnet, ABER: Privatbesitz! Eine große Finca hat ihr Gelände hermetisch mit einem hohen Zaun abgeriegelt. Alle abgehenden Pfade sind somit blockiert.
Also tapfer – und mit Frust – weiter auf der Straße bis kurz vor Buzanada marschiert. Am Ende de Zauns wagen wir es rechts in einen schmalen, mit Federrborstengras überzogenen Pfad abzubiegen, da uns sonst nur die Asphaltstraße in Buzanada nach Valle de San Lorenzo bliebe.
Läßt sich anfangs auch gut an, wir beglückwünschen uns, bis dann wieder das Abenteuer beginnt: Auch beim besten Willen kein winziger Trampelpfad mehr auszumachen. Vorbei an einem riesigen Wasserbecken, das wir am oberen Ende im Becken queren, um weiter aufzusteigen. Jedoch nur, um uns am nächsten Becken entlangzuhangeln. Wasserbecken gibt es hier reichlich. Eins ganz bizarr: getrocknetes Erdreich bildet ein riesiges Puzzle.
Schließlich bleibt uns nur noch, in einem trockenen Kanal zu gehen, da das Gebüsch undurchdringlich ist.
Bei einer großen Wasserverteilungsanlage kommen wir schließlich aus und nun gibt es einen Weg. Dem folgen wir bis in den „Hinterhof“ von Valle de San Lorenzo. Hier können wir viel Landwirtschaft bewundern: Reihen von Salat, Koriander oder Petersilie – das können wir auf die Entfernung nicht ausmachen. Ein Moringa-Feld, in den Tuff-Feldern, die bewässert werden, ist wohl frisch eingesät, dazu Wein und nochmals Wein.
Wir laufen auf eine rötliche Mauer zu und halten uns hier rechts, Camino El Roquete, schließlich gelangen wir in die Calle Chindia. Ja, die ist in unserem GPS Verzeichnis.
Aber wo weiter? Elisabeths „Agatha“ schickt uns über die TF 28 in ein Gebiet, hier hin und dort hin, wir resignieren, kehren auf die TF 28 zurück, folgen dieser ein Stück in den Ort bis wir an der Caja Siete das Schild entdecken:
Camino La Longuera. Da sind wir richtig.
Linker Hand erhebt sich das mächtige Gebäude „Lucha Canaria“. Lucha Canaria ist eine populäre Sportart. In fast jedem größeren Ort findet man einen Bau, in dem dieser Sport, dem Ringen nicht unähnlich, ausgeübt wird.
Manfred und ich haben uns einmal einen Kampf angesehen und wurden freundlicherweise von einem Banknachbarn in die Eigenarten dieses Sports eingeweiht. Da ist sogar der Abstand des Hosenbeins zum Oberschenkel vorgeschriebn, da dort der Gegner greifen darf.
Etwas oberhalb gönnen wir uns unsere Apfelpause. Es ist inzwischen Viertel nach Eins, wir sind schon 3 Stunden unterwegs.
Aber weiter zu unserer Tour: Wir werden nun geleitet, fragen dann aber vorsichtshalber nochmal nach, da sagt uns die gute Frau: der camino real ist muy mal, sehr schlecht, wir sollen lieber zurück gehen und die Straße hochgehen.
Wollen wir aber nicht. Erst mal wieder ein Stück verkehrt, bis uns Agatha aufklärt: Du hast die Tour verlassen, die Tour liegt 70 m hinter Dir. Na prima.
Also zurück und tatsächlich entdecken wir in dem Gestrüpp einen sehr schmalen Trampelpfad. Aber wir sind ja schon recht bescheiden geworden und stapfen diesen hoch.
Aber es geht doch keine Wanderung ohne Barranco: Also erstmal wieder absteigen. Riesige Agaven wachsen hier, hilft aber alles nichts, auf der anderen Seite wieder aufsteigen zwischen Kaktusfeigen und Tabaibas.
Oben angekommen amüsieren wir uns über eine Taube, die in dem Rohr eines Lastenaufzugs eine Pause einlegt.
Camino-Real-Pflasterung treffen wir an, wir sind auf dem Camino-Real-de Arona, haben einen wunderschönen Blick auf den Roque de Jama, auf den Mirador de La Centilena und klopfen uns selbst auf die Schultern, welche Strecke wir heute schon zurückgelegt haben.
Bewundern auch wieder die so mühevoll angelegten landwirtschaftlich genutzten Terrassen und erreichen so schnell die Straße nach Túnez. Lustig finden wir ein Hinweisschild. „Kühe“, sollen hier wechseln, schon eher Schafe oder Ziegen. Kühe haben wir hier auf der Insel noch nie gesichtet.
Oh, schon die ersten Mimosenblüten!
In Túnez lassen wir die hübsche Kirche links liegen, haben Spaß, dass uns ein Papagei aus seinem Käfig tatsächlich „Hallo“ zuruft und studieren die Hinweistafel eines Wanderrundweges „Túnez – La Hondura“, um dann festzustellen, diese Wanderung haben wir bereits gemacht, nur war sie da noch nicht gekennzeichnet. (8.Oktober 2009 Wanderweg Túnez)
Und eins, zwei, drei, hast Du nicht gesehen, sind wir am Skulpturen-Park Mariposa!
Nur ganz kurz dazu: Das Galeristenehepaar Müller aus Stuttgart, hat sich hier einen Traum erfüllt und einen Park geschaffen, der es Wert ist, besucht zu werden.
Vorherige Anmeldung ist jedoch unerläßlich.
Wer mehr darüber erfahren möchte, kann sich bei unseren „Wanderungen“ am 12. April 2011 unter „Mariposa“ informieren.
Nun wissen wir, auch wenn wir auf der kaum befahrenen Straße auf Asphalt weitergehen müssen, wir sind bald in Arona, unserem heutiges Ziel.
Nun ein kurzer Abstecher durch die Gasse Virgen de los Dolores zum Calvario
Und nur 5 Minuten später sind wir Arona auf der Plaza auf dem sich die Kirche San Antonio de Abad und das Rathaus befinden.
Vorbei an alten hochherrschaftlichen Häusern gehen wir noch bis zur Bar am Ortseingang, um meinen lieben Mann anzurufen und ihn zu bitten, mal wieder für uns Taxi „IrmEli“ zu spielen. Inzwischen löschen wir unseren höllischen Durst mit einem kühlen alkoholfreien Bier. Ah, wie das zischt und gut tut.
Fazit:
Der Frust, den wir hatten, als wir an dem langen Zaun der Finca entlang gehen mussten, wurde wettgemacht durch den insgesamt wunderschönen Abschnitt des Camino Real del Sur. Wieder sehr abwechslungsreich und was uns wirklich faszinierte waren die 20 Vulkankegel, die wir von den verschiedensten Positionen immer wieder im Blick hatten.
Na dann, freuen wir uns auf die Fortsetzung: Arona – Adeje