Archiv für November 2015
El Roque de Jama
Monumento Natural
El Roque de Jama
zum Ersten
und
zum Zweiten
Hier im Süden, fast vor unserer Haustüre, haben wir ein Naturdenkmal mit einer herausragenden geomorphologischen Struktur .
Der repräsentative Roque de Jama hat eine herausragende geomorphologische Struktur. Als wunderschöner Gipfel steht er in einzigartiger Landschaft. Er ist außerdem von großem wissenschaftlichem und geologischem Interesse, denn sein Ursprung steht in engem Zusammenhang mit der Formation der alten Abschnitte des Adeje-Massivs. Der Roque de Jama bietet auch vielen Lithopythen einen Lebensraum. Diese Pflanzen, die keine Erde benötigen, wachsen auf den nackten Felsen. (Cabildo de Tenerife)
Diesen wunderschönen, alleinstehenden Gipfel, an dem wir schon oft vorbeigefahren sind, wollten wir heute endlich besteigen.
Die Schwierigkeit war, wie gehen wir ihn an. Komoot, unser bevorzugtes Programm, um Wanderungen zu planen, konnte uns nicht weiterhelfen.
Also setzten wir auf Elisabeths Beobachtungen und einen Hinweis, den ich im Internet gefunden hatte.
Diese beiden Elemente wollten wir zusammenfügen:
Aufstieg von El Roque und Abstieg nach Valle de San Lorenzo.
Aber: erstens kommt es anders, zweitens als man denkt!
Wanderwegstrecke:
Erste Tour von El Roque, Calle de Degollada bis unterhalb des Gipfels und wieder zum Parkplatz retour. 1:44 Stunden – 2,6 km
Zweite Tour von Valle de San Lorenzo, TF 28 bis kurz unterhalb des Felsenkranzes und wieder retour. 1:23 Stunden – 1,7 km
El Roque de Jama zum Ersten:
Auf dem Parkplatz in der Calle de Degollada stellen wir die Autos ab. Unser normales Wanderduo – Elisabeth + Irmgard – ergänzen heute Michaela, Christiane und Werner.
Kurz vor 10 Uhr biegen wir bei der Calle de los Cantillos links ab – bei einem unverputzten Gemäuer, passieren einen gut erhaltenen Dreschplatz und steigen auf, immer heiter weiter.
Einmal gibt es eine Irritation, mehr rechts oder leicht links aufwärts: Richtig ist, leicht links aufwärts. Zwischen König-Juba-Wolfsmilch (Tabaiba amarga) und Feigenkakteen (Opuntien) läßt sich der steinige Pfad so halbwegs gut ausmachen.
Erschwerend kommt hinzu, dass uns die Sonne heftig blendet und wir müssen gegen einen äußerst heftigen Wind ankämpfen.
Wir gewinnen schnell an Höhe und wagen uns auf dem Grat ein ganzes Stück an den unerreichbaren Gipfel mit Gipfelkreuz heran.
Belohnt werden wir mit einen phantastischen Rundumblick: von der Küste über Montaña Roja über das Flughafengelände, Guaza-Berg bis Los Christianos, der Blick schwenkt hoch über Roque del Conde, Roque de Imoque, das Tal von Valle de San Lorenzo hoch zu den Montañas. Der Wind und die Sonne haben den Teide von den Wolken befreit, der Sombrero und Guajara sind gut auszumachen, zurück geht der Blick über die Landschaft der Gemeinde San Miguel.
Bäuchlings wagen wir einen Blick über den steilen Abbruch. Da kribbelt es!
Zurück geht es auf demselben Pfad, an einer einsamen kanarischen Kiefer vorbei und den mit Flechten überzogenen Felsen.
Linker Hand bei einem Sattel müsste nun eigentlich der Abstieg nach Valle de San Lorenzo beginnen, wir können aber keinen noch so winzigen Pfad ausmachen.
Da wir gesehen haben, wie steil das Gelände hier ist, gehen wir auf Nummer-Sicher und steigen ab, gehen zu unseren Autos retour.
Da aber diese Tour bisher nur gut 1,5 Stunden in Anspruch genommen hat, ist uns das zu wenig.
Was tun?
El Roque de Jama zum Zweiten:
Wir fahren auf die TF 28 zurück, machen einen kurzen Schwenk zu dem nach Plänen von Cäsar Manrique erbauten Restaurant „Centilena“ und bestaunen den freien Blick durch die riesigen Glasscheiben, um dann die TF 28 weiter Richtung Valle de San Lorenzo zu fahren.
Wir parken am ersten Haus, das vor Valle de San Lorenzo rechts steht, einem der Wasseraufbereitung dienenden Gebäude.
Gut auszumachen an dem Verkehrszeichen „50“ Valle de San Lorenzo.
Gleich rechts beginnen wir über Stufen den Aufstieg, an der „Aera recreativa El Almendro“ vorbei.
Es geht schnell sehr steil aufwärts, anfangs auf einem gut zu gehenden Pfad gesäumt von teilweise schon blühenden dicken Margeritensträuchern, dann jedoch wird es kritisch, da der Belag auf dickes Geröll, Platten, Felsen wechselt, die locker sind und der nachfolgende Wanderer muss guten Abstand halten, damit er keinen abgehenden Felsbrocken abbekommt.
Ein gutes Beispiel hier für die geomorphologische Struktur.
Zwei Wanderer machen sich schon auf den Rückweg, während wir noch nicht aufgeben und einen Durchbruch in Richtung unseres Aufstiegs von El Roque aus zu finden hoffen.
Werner ist es wohl gelungen, diesen Pfad zwischen den wie die Orgelpfeifen stehenden Kaktusfeigen auszumachen, aber auch Elisabeth und ich haben die Nase voll.
Nur noch den Wunsch: Heil abwärts!
Fazit:
Der Aufstieg von El Roque bis kurz vor den Gipfel ist zwar eine kurze Tour aber sehr spektakulär: Sowohl vom Weg her als auch wegen der einmaligen Aussicht!
Zudem faszinieren nicht nur die Formen durch ihre Schönheit, sondern wer den wissenschaftlichen Blick hat, dem erzählen die Profile auch etwas über die vulkanischen Ursprünge des Massivs.
Jedoch: Absolut trittsicher muss man sein, schwindelfrei sowieso.
Dass gutes Schuhwerk und Stöcke unerlässlich sind, versteht sich von selbst!
Foto-Impressionen
CAMINO REAL del SUR (3)
Camino Real del Sur
3. Etappe
Fasnia – Arico Viejo
NEIN! NEIN! Und nochmals: NEIN!
Wanderwegstrecke:
14,6 km in 3:34 Stunden waren nach Planung zu gehen. Davon 470 m hoch und 480 m runter.
Tatsächlich sind wir nach GPS-Tracker gegangen:
14,06 km in 5:41 Stunden, 360 m hoch und 620 m abwärtsaber wie !!!!
Für Abenteurer die GPS-Daten als Zip-Datei. 2015-11-18
So schön, abwechslungsreich, beeindruckend, imposant die Landschaft auf dieser Etappe ist, so unübersichtlich ist sie, ohne jegliche Kennzeichnung, weder Hinweisschilder, Steinmännchen noch Markierungen gibt es.
Auch komoot, unser Wanderprogramm, mit „Agatha“, der Sprecherin ist hier überfordert:
Oft müssen wir gleich drei Ansätze machen, bis wir die richtige Strecke, Wege gibt es kaum auszumachen.
„Agatha“ lässt sich auch mit ihren Hinweisen viel Zeit bis sie uns mitteilt: „Du hast die Tour verlassen, kehre um“.
Nachdem die 2. Etappe mit Hinweistafeln fast „übermöbliert“ ist, gibt es nach Verlassen der Gemeinde Fasnia nichts, absolut nichts mehr.
Vor dem Barranco de La Linde suchen wir menschliche Hilfe. Der gute Mann stapft mit uns über seinen frischen geeggten Acker, um uns in etwa zu zeigen, wie wir den Barranco angehen können. Meint aber „muy mal“, sehr schlecht wäre der Weg.
Auch hier gehen wir trotz Anleitung erst irr, kämpfen uns durch einen Hain von Rhizinusstauden, um zu hören:“ Du hast die Tour verlassen.“ Also retour und wir finden tatsächlich den Einstieg. Brombeerranken reißen uns die Beine auf, was die nicht geschafft haben, schaffen die kratzigen, vertrocknete Sträucher, den Stacheln der Opuntien versuchen wir auszuweichen.
Erstmal Wunden versorgen. Ich habe die ehemalige Mitwanderin Hermine im Ohr:“Man wandert nicht in kurzen Hosen !“ Es bewährt sich, dass im Rucksack immer ein Notfall-Pack für kleine Probleme ist.
Der Aufstieg ist nicht weniger abenteuerlich: Kein Pfad auszumachen, auf allen Vieren geht es teilweise weiter, wir halten uns an Sträuchern fest, wollen uns dann an Steinen hochziehen die abrutschen.
Ich erspare mir die detaillierte Beschreibung, da wir wirklich davon abraten, diese Tour zu gehen.
Bei einer Barrancobegehung kommen wir an einem erbärmlichen Tiergehege vorbei mit laut blökenden Schafen, meckernden Ziegen, gackernden Hühnern, ja, das ist tatsächlich ein Pferd, oh Jammer, kollernde Truthähne.
Es gibt so viele, wunderschöne, gut zu gehende Wanderungen, da muss man sich das nicht antun.
Unsere kurze Apfelpause machen wir noch hoch oben mit Blick über Weinfelder auf die Montaña Fasnia mit dem Kirchlein.
Dass wir nach Icor weit, weit Richtung Autobahn runtergehen müssen, hatten wir bei der Planung der Karte entnommen. Dass es aber wieder weglos ist, konnten wir nicht voraussehen.
Auch hier wieder Irritationen „hast die Tour verlassen“, das war das letzte was „Agatha“ von sich gab, bei meinem Handy ist der Akku leer.
1 Stunde gehen wir nur auf Verdacht abwärts, sehen dann riesige, intakte Gewächshäuser und oberhalb Autos fahren.
Unser Entschluss steht fest: Da gehen wir hinauf.
Aber: Das Gelände mit den Gewächshäusern ist weiträumig, bis hoch zur Straße mit einem hohen Zaun abgeschirmt.
Elisabeths „Agatha“ führt uns in den Barranco Tamadaya, wunderschön, Formation und Farben begeistern uns, hier gibt es die ersten Steinmännchen, jedoch für welche Wanderung? trotzt allem aber wieder „Du hast die Tour verlassen, kehre um und gehe rechts“. Da war aber nichts, nur die Gewächshäuser.
Nun entschließen wir uns, Schluß mit lustig, wir wagen es, aus dem Barranco auf’s Gradewohl aufzusteigen. Dies stellt sich dann mehr als ein Krabbeln heraus, aber wir schaffen es.
Wir sind auf der TF 625, die von Poris de Abona nach Arico führt bei km 3 ausgekommen. Links die Gewächshäuser, rechts geht der Blick auf das große Feld mit Solaranlagen und die Windräder.
Elisabeth und ich, wir sind uns einig: Keinen Meter gehen wir weiter, obwohl wir nur wenige Kilometer unterhalb von Arico Viejo sind. Aber, wir müssten auf dieser viel befahrenen Straße, laut Komoot-Planung, aufwärtsgehen.
Das ist uns noch nie passiert, wir haben Frust und keine Lust mehr zu wandern!
Da rufen wir lieber um 16:10 Uhr meinen lieben Mann an, er soll für uns das Taxi „IrmEli“ aktivieren und uns einsammeln.
Wir warten gerne die 35 Minuten.
Besonderheiten
Die Strecke bietet jedoch außer den landschaftlichen Reizen auch einige architekonische, historische Besonderheiten.
Schon bei der Anfahrt folgen wir kurz vor Fasnia mit dem Auto dem Hinweisschild „Eremita Fasnia“.
Hoch oben auf der Montaña Fasnia thront das Kirchlein“Eremita Virgen de los Dolores“.
Diesen Aufstieg haben wir uns also schon gespart, er hätte von Fasnia aus ca. 1 Stunde hin und zurück in Anspruch genommen.
Von hier oben hat man eine 360 Grad Sicht auf die Berge, Fasnia mit den vielen Terrassen aus Bimsstein-Tuffstein, das Meer, Acantilado de la Hondura, und die Felsen „Dentro“ und „Fuera“. (Als wir die Küstenwanderung von Los Roques nach Poris de Abona gegangen sind, kannten wir die Namen dieser zwei Felsen im Meer nicht.)
Danach fahren wir in den Ort Fasnia, parken am Seitenstreifen bei der Iglesia San Joaquín, besichtigen diese moderne, schlichte Kirche und dann geht es 10:30 zu Fuß los.
Unser nächstes Ziel ist die „Iglesia vieja“, umgangssprachlich „die alte Kirche, die “Iglesia de San Joaquín“ aus dem 17. Jahrhundert, die Reste der alten Kirche, die praktisch nur noch ein paar Mauern und einen Torbogen vorzuweisen hat. Hat aber große historische Bedeutung, wie uns Elisa, unsere Spanisch-Lehrerin-Kunsthistorikerin, sagte.
Sie wurde als Wallfahrtskapelle am „camino real“ dem „Königlichem Weg“ errichtet, der die wichtigsten Orte im Süden miteinander verband.
Die Einwohner haben sie selbst errichtet, um nicht immer nach Arico oder Güimar gehen zu müssen.
„1795 wurde der Ort zur Pfarrgemeinde und die Kirche wurde nicht nur zu religiösen Zwecken als Begegnungsstätte genutzt sondern sie war auch das erste Lokal für Wahlen und Versammlungen des Rathauses.“
Elisa hatte uns noch auf ein anderes Kleinod aufmerksam gemacht: Icor viejo.
Von oben kommend hat man den Eindruck, es handelt sich um eine riesengroße Finca.
Beim Näherkommen stellt sich heraus, dass es 17 einzelne Gebäude sind, die mit den hier vor Ort hergestellten Ziegeln einheitlich eingedeckt sind und im traditionellen kanarischen Stil mit Tuffstein bzw. weißem Vulkangestein im 18. Jahrhundert erbaut wurden.
Bis auf einige wenige Häuser jedoch ein fast verlassenes Dorf.
Es liegt auf einem Felsvorsprung, 300 Meter über dem Meeresspiegel. Flankiert wird es von dem Barranco de Icor mit seinen Basaltfelswänden und zählt zu den schönsten Orten des Südens.
Es wurde 1984 auf Antrag des Stadtrates von Teneriffa als Stätte von kulturellem Interesse von der Abteilung für historisches Erbe der Kanarischen Regierung erklärt mit der Folge, dass Reparaturen nur im traditionellen architekonischem Stil gemacht werden dürfen. Wie bei uns bei unter Denkmalschutz gestellten Häusern.
Das Problem ist hier: öffentliche Gelder gibt es dafür nicht, es ist allein Sache der Eigentümer.
Wer sich dafür interessiert, kann Icor Viejo aber gut via TF 28, der carretera general, mit dem Auto erkunden.
Aber bevor wir hier ankommen, sind wir noch in La Sombrera an der Ermita de San Silvestre mit einem großzügigen Platz davor und der wesentlich kleineren in La Sabina Alta San Isidro y Santa María de la Cabeza vorbeigekommen.
Hier überrascht uns ein wunderschöner, großer Sportplatz, super gepflegt.
Wir haben viele bewohnte Höhlen passiert, einige die regelrechten „Höhlen-Villen“ glichen, so etwas hatten wir bisher nicht gesehen.
Durchzogen ist das ganze Gebiet mit Wasserkanälen, zum Teil noch intakten Abdeckungen, Wasserverteilungsstellen und viele Aquadukte.
Fazit:
Eine interessante, aber unwegsame, schmerzhafte, kaum nachvollziehbare, nicht empfehlenswerte Wanderung.
Sie führt sogar dazu, dass Elisabeth und ich ernsthaft überlegen, ob wir die anderen Etappen bis Santiago del Teide noch gehen sollen.
Foto-Impressionen
CAMINO REAL del SUR (2)
Camino Real del Sur
2. Etappe
von Güimar nach Fasnia
Haben wir vergangene Woche das erste Teilstück dieses langen Camino Real del Sur von Candelaria bis Güimar als nur schrecklich empfunden, so wurden wir heute vielfach entschädigt.
Diese Etappe ist in jeder Hinsicht abwechslungsreich und schön.
Die Landschaft wechselt von urwüchsig, verwildert, kaum begangen zu intensiv landwirtschaftlich genutzten Zonen, der Weitblick hoch zu den Montañas ist klar, jedoch zur Südspitze der Insel und zum Meer etwas trüb, das sind noch die Nachwehen des Calima, dem warmen, sandtragenden Wind aus der Sahara.
Der Bodenbelag wechselt von ursprünglicher Camino Real Pflasterung zu Pflanzen, Felsen, Beton, Asphalt, Jable = Tuffstein.
Wanderwegstrecke: 15,34 km,
reine Gehzeit 5 Stunden 13 Minuten, inclusive 1 Stunde Bummel in Güimar, Apfelpause und Einkehrschwung in El Escobona
502 m im Aufstieg und 398 m im Abstieg,
Die GPS-Tour als Zip-Datei 2015-11-10
Mit Bus 111 bis Candelaria, dann nach 20 Minuten Wartezeit die halbstündige Weiterfahrt mit der Linie 121 nach Güimar bis zum Busbahnhof.
Von hier aus bummeln wir erst die Hauptstraße entlang, zeigen dann Micky,
Elisabeths Nachbarin und Freundin, die uns heute
begleitet, Güimar mit den Kirchen San Pedro und San Domingo sowie das Rathaus mit seinem schönen Vorplatz ( näher beschrieben im Bericht vom 30.1.2008)
San Pedro wurde im Jahre 1610 errichtet. Unter seinen bemerkenswerten architektonischen Merkmalen sind besonders die Haupttüre aus Rigaholz und ihre Vortüre zu erwähnen. Die Struktur beruht auf dem sogenannten lateinischen Kreuz und im rechten Teil befinden sich drei Retabel mit wunderschönen Schnitzereien – die von La Inmaculada, La Dolorosa und der Jungfrau von El Carmen. Im linken Teil sind das Retabel von San Pablo und El Cristo de Las Tribulaciones zu finden, und hinten , neben dem Sanktuarium, der Crtisto d La Agonía.
Dann aber Marsch:
Bei der Cespa Tankstelle queren wir den Barranco über die Brücke, um dann
sofort links abzusteigen und zwischen den Häusern vorbei an der Kirche Nuestra Señora del Pilar – schon auf dem camino real – wie Schilder ankündigen – rasch auszuschreiten.
Vorbei an einem großen Hühnerstall, dessen Gestank wir noch in nachhaltiger, schlechter Erinnerung haben. Hier heißt es: Taschentuch vor die Nase und nur schnelle, schnell vorbei.
Kurz darauf ein weiterer Hinweis. „carretera cortado = gesperrte Straße.
Da führt unser Weg weiter.
„Agatha“ (Sprecherin von kommot) sagt uns, dass wir richtig sind und nun wird es schweißtreibend, einmal vom steilen Aufstieg, die Ladera de Güimar = Abhang von Güimar, zum anderen: ein Thermometer in Güimar zeigte 29 Grad an.
„Ladera de Güimar: „Die Hangseite von Güimar: Ein natürlich abschüssiger Abhang, der das Tal von Güimar südlich aschließt und zum Gebiet von Agache führt. In der Sprache der Guanchen wurde er „Majiñe“ genannt.“
Der ursprüngliche Pfad mit seiner typischen Pflasterung wird offensichtlich wenig begangen, da Wermut, dessen Duft uns umweht, Margeriten, Lavendel ihn überwuchern.
Nach 30 Minuten erreichen wir die TF 28, eine Verschnauf-Trinkpause-Schaupause: Hoch zu den Bergen, bunte Tupfer der Paraglider beleben das Himmelsblau, Izaña, das Observatorium, die Sonnenwarte, leuchtet weiß, runter ins Tal von Güimar und weiter den Blick bis zum Anagagebirge und über Montaña Grande zum Meer.
Wir queren die TF 28, die carretera general del sur, um gleich rechts – bei einer Gedenktafel für einen verunglückten Radfahrer wieder aufzusteigen. Erst auf breitem, gepflasterten Pfad, der dann zugewachsen ist.
Wir zwängen uns durch Wolfsmilchgewächse, Tabaiba dulce und amarga, Wermut, Aeoinen und nach 15 Minuten haben wir den Aufstieg bewältigt.
Hier oben treffen wir auf das erste von nun vielen folgenden Schildern, die den Camino Real ausweisen und auch über Besonderheiten aufklären.
„Camino Real Ladera de Güímar Camino de Las Rosas“ dahin geht es weiter.
Wir kommen aus „Casco de Güimar, Camino de Las Rosas“.
Queren die Straße, die uns im vergangen Saison hoch zu den „Ventantas de Güimar“ führte und „Acueduto Lomo de Mena – Camino de Anocheza“ ist der nächste Hinweis.
Schild auf Schild folgt.
Wir gelangen nach Pájara. Nicht auf den „Camino Real Pajaro“ locken lassen. Der TF 28 – zum Glück wenig befahren – ca. 1 km lang folgen, vorbei an einer Reihe von genutzten Höhlen, zwei Häusern – im für Teneriffa ungewöhnlichem Baustil – an der Bushaltestelle La Medida vorbei dann links abbiegen. Dichtbehangene Orangen- und Zitronenbäume säumen den Weg. Nun wandern wir durch eine intensiv genutzte landwirtschaftliche Zone. Vorbei an gut gefüllten Wasserbecken und Unmengen aus Bimsstein errichteten Mauern, die die Terrassen für den Anbau für Kartoffeln, Wein, Kürbisse etc. bilden.
Immer wieder Hinweisschilder, zum „Camino Real –Acueducto Lomo de Mena“.
Inzwischen ist es 14 Uhr als wir unter uns liegend einen überraschenden Blick auf den Acueducto mit 32 Pfeilern haben.
Ein Aquadukt, der die Wasserleitung über das Tal führt. Wir werden durch eine Tafel aufgeklärt:
“Aquädukt von Lomo de Mena. Diese Wasserrinne gehört zu der Gemeinschaft Acueducto de El Escobonal, auch bekannt als Kanal von Güimar. Er wurde gegen Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts konstruiert, um Quellwasser aus dem Tal von Güimar nach El Escobonal zu leiten, mit dem Ziel, landwirtschaftliche Flächen zu bewässern. 1930 reichte es bis El Escobonal und später führte man es bis Fasnia weiter.“
(so von mir am 30.1.2008 beschrieben bei der Wanderung „Camino Real La Medida – Güimar“.
„Barranco de Camino Caseta de Abajo“, der nächste Hinweis.
Weiter vorbei an Zitronen- und Orangenbäumen sowie Weinstöcken. Die nächste Hinweistafel „Barranco de Achacay – Camino Lomo del Bueno“ läßt nicht lange auf sich warten.
„Camino Real Barranco de Achaca – Camino Real“ heißt es beim nächsten.
Es wurde wahrlich nicht an Tafeln gespart.
Aufgeklärt werden wir, dass der Gemeindefriedhof in einer Landschaft liegt, die unter dem Namen „Lomo de las Gallineras“ bekannt ist, initiiert wurde sein Bau vom Bürgermeister des Bario, Francisco Díaz Yandes (1861-1950). Dieser im Jahre 1919 eingeweihte Friedhof ist zur Bestattung der Verstorbenen von El Escobonal und Lomo de Menavorgesehen. In den Jahren 1953 – 1985 wurden Erweiterungsarbeiten vorgenommen.
Schlag auf Schlag folgen die Tafeln:
„Camino Real – Barranco del Achacay – Camino Montaña de Abajo“
Ein paar Hinweise später die Erklärung:
„El Salto
Malerische Landschaft von El Escobonal, an der Seite des Camino Real (Königsweges, der von Güimar nach Fasnia führt. Erscheint seit 1920 im Straßenverzeichnis der Gemeinde. Die Stadtverwaltungvon Güimar benannte ihn am 29. Dezember 1979 gemäß der Volksbezeichnung des Weges in „El Alto del Camino Real“ um.
Unser Blick fällt auf Mauern, Mauern, Terrassenfelder, Terrassenfelder ohne Ende.
Was waren und sind die Leute hier fleißig!!!!
„Camino Real Barranco de Achacay – Camino Tambora de Abajo“
und kurz darauf nochmal derselbe Hinweis.
Eine weitere Erklärung folgt:
„Barranco de Achacay“
Schlucht mit sehr steilem Gefälle; ihr zentraler Verlauf ist reich an Vegetation, mit seltenen einheimischen Gewächsen der Übergangsvegetation und Resten unzugänglicher Sabina-Wälder. Im weiteren Verlauf besitzt sie unterschiedliche Namen, wie „Pedro Díaz“ oder „Redondo“. Mündet in den Strand von La Restinga.“
Alle Erklärungen sind in spanisch, deutsch und englisch abgefasst.
Vorbei geht es am Pozo „Saltadero de Achacay“ und der nächste Hinweis auf die „Eremita San José“ am Camino Real läßt nicht lange auf sich warten.
ABER: Erst ein Einkehrschwung in die Bodgón „Castro“ in La Escobona, in die wir damals 3 mal zum Essen eingekehrt sind.
Heute jedoch: Nur etwas Trinkbares. Unsere Wasservorräte sind bei den Temperaturen bereits aufgebraucht und die Zunge klebt am Gaumen.
Die Wirtin bemitleidet uns, dass wir bei den Temperaturen wandern.
1 Stunde prognostiziert uns die Wirten, diese Zeit würden wir noch bis Fasnia brauchen.
Ich habe 1 ½ Stunden abgespeichert. Mal sehen.
Ein Anruf meines lieben Mannes erreicht uns in dem Lokal, ob er sich schon auf den Weg machen soll, um uns in Fasnia abzuholen.
Wir bitten ihn, noch etwa zuzuwarten.
Also auf, keine Müdigkeit vorschützen, die letzte Strecke durch den Barranco de Herrques.
Der Hinweis lautet: „Fasnia 3,1 km – Barranco de Herques 1,3 km“
Wir passieren die Eremita San José, die ich damals so beschrieb:
„Ruinen der alten José Wallfahrtskapelle, errichtet um 1750. Nach einem schweren Unwetter stürzte sie 1927 ein und blieb nur als Ruine erhalten. Im Jahre 2002 wurde die historische Anlage in der heutigen, sehr ansprechenden Form hergerichtet.“
Die Besichtigung sparen wir uns heute, allmählich sind wir bedient.
Dafür betreten wir wieder ein Naturschutzgebiet und es geht auf der typischen Camino Real Pflasterung hinab in den beeindruckenden, mächtigen Barranco.
Imposante Felswände, unterschiedlicher Gestaltung, Formation und Farbe begeistern uns wieder auf’s Neue.
Erstaunlicherweise läßt er sich sowohl abwärts wie auch aufwärts gut gehen und wir halten immer wieder inne, um diese Landschaft zu bestaunen Und trotzdem brauchen wir dafür nur 20 Minuten. Überraschend!
Dieser Abschnitt zwischen Güimar und Fasnia ist phantastisch ausgeschildert und beschildert.
Daher können wir uns schon wieder an einer Tafel „schlau machen“:
„Ein eingeengtes „Reich“, das seine Reichtümer einem Volke schenkte
Die Herques-Schlucht war für das Volk der Ureinwohner von großer Bedeutung, da die Guanchen sie zur Bestreitung ihres Lebensunterhaltes nutzten und in ihr ihre Kultur entwickelten, wovon uns zahlreiche Spuren aus jener Zeit erzählen.
Ihr Name schien auf das Wort „Eres“ zurückzugehen womit hiesig eine von Sand bedeckte Stelle in einem Schluchtbett bezeichnet wird, in der sich Wasser ansammelte. In Trockenperioden gruben die Menschen den feinen Sand ab und das leicht zu klärenden Wasser sickerte hervor. Nach seiner Nutzung wurde das Wasserloch wieder mit dem feinen Sand bedeckt.
In den gewaltigen Schluchtwänden befinden sich mehrere Hirtenunterstände die auf den Durchzug von großen Ziegenherden schließen lassen. Darüber hinaus gibt es auch Überreste von heiligen Stätten, so genannte „Mulden- und Kanalstationen“, in denen die Ureinwohner der Insel zu ihren Göttern und Geistern beteten. In ihnen sind untereinander verbundene Mulden und Kanäle in den Felsboden eingehauen, in die Flüssigkeiten, wie z.B. Ziegenmilch, gegossen wurden. Die sich in den Ritzen verteilende Flüssigkeit ließ ein Bild entstehen, das dann gedeutet wurde.
Was aber wirlich die große Bedeutung und Verehrung dieser Schlucht als heilige Stätte durch die Guanchen beweist, findet sich in den Chroniken des kanarischen Naturforschers Hosé de Viera y Clavijo zusammengefasst. Im Jahr 1770 entdeckte er eine gewaltige Höhle, die heute leider nur noch in der Erinnerung existiert, da man sie nie wiederentdecken konnte.“
Weiter geht es mit Erläuterungen:
„Noticias e la Historia General de las Islas Canarias“, Jseé de Viera y Clavijo, 1772
„Zur Zeit als diese Chroniken niedergeschrieben wurden, entdeckte man ein herrliches Pantheon, dessen Gewaltigkeit ein helles Licht auf diesen Teil unsere alten Geschichte wirft. Obwohl die Höhle nur einen äußerst schwer zugänglichen Eingang besitzt, ist sie in ihrem Inneren sehr hoch, bietet Platz und weist an ihren Wänden in den Felsen eingehauene Nischen auf. Sie befindet sich an einer sehr steilen Erhebung der Herques-Schlucht (…) und ist so voller Mumien, dass mehr als ihrer tausend gezählt wurden. Um der Wahrheit genüge zu tun, muss ich hestehen, dass ich bis dahin die Geschicklichkeit nicht besonders geachtet hatte, mit der diese Insulaner die Körper ihrer Toten verewigten. Die Hüllen, in die diese von Kopf bis Fuß eingerollt waren, sind mit großer Kunstfertigkeit vernähte Felle von Ziegen. Manche Körper wurden sogar von fünf bis sechs übereinander gewickelten Hüllen umgeben. Die Männer fand man mit den Armen ausgestreckt bis auf beide Schenkel, die Frauen mit den Händen über ihrem Bauch gefaltet. Dieselbe Bewunderung erregt ferner die Anordnung der Leichen auf diesem Friedhof, weil sie Betten und Reihen auf einer Art Gerüst aus Holz ruhen, das nicht verrottet ist – ein Schauspiel, das führwahr nichts Ehrenvolles hat.“
Damit wir nicht uninformiert nach Hause gehen, noch eine Aufklärungstafel:
„Ein harter Kampf ums Überleben zwischen Meer und Bergen
Fasnia ist ein einmaliges Beispiel für die Nutzung der natürlichen Ressourcen – von den Gipfeln bis hinab zur Küste. Alle Ökosysteme wurde maximal genutzt und das garantierte ihr Überleben.
Eine Gruppe von Menschen vermochte es, ihr Leben an ein Territorium, das fast eine Wüste war, anzupassen und in ihm ihr Dasein zu bestreiten. Wie war das möglich? Bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts, als man begann, Wasserstollen in die Berge zu graben, war Wasser nur spärliche vorhanden. Es existierten lediglich einige wenige natürliche Quellen und Zisternen, in den das Regenwasser aufgefangen wurde.
Doch die Bevölkerung des Landstrichs verstand es weise, aus allen Ökosystemen – von der Küste bis hinauf in die Berge – das Nötige zu gewinnen und die Ressourcen entsprechend der jeweiligen Jahreszeiten zu nutzen. Generationen von Bürgern leisteten enorme Anstrengungen, um sich an das scheinbar feindliche Territorium anzupassen und jeden, wenn auch nur kleisten Nutzen aus ihm zu ziehen um ihren Lebenunterhalt zu bestreiten. Das Werk der Bürger von Fasnia ist beispielhaft und sollte nie in Vergessenheit geraten, denn mit ihm verbunden sind eine Fülle von Wissenschätzen und Kenntnissen.“
Noch eine Überraschung wartet auf uns:
Ein Wasserbecken, das durch seine Kalkablagerungen sehr futuristisch, skuril, avantgardistisch aussieht.
Da darf natürlich auch eine Infotafel nicht fehlen:
„Der Kampf um die Wassersuche prägte die Geschichte des Inselsüdens im vergangenen 20. Jahrhundert
Der feste Glaube daran, dass man in einem wegen seiner Tockenheit eigentlich so feindlichen Territorium das für alle menschliche Entwicklung nötige Wasser finden kann, führte zur Einführung einer der interessantesten hydraulischen Infrastrukturen der Inseln.
Vor sich sehen Sie ein Wasserspeichersystem, bei dem das Bett einer kleinen Schlucht und ihr Bodenmaterial – leicht zu bearbeitender Bimsstein – genutzt wurden. Nachdem der Boden abgedichtet wurde, war die Wasserversorgung für den landwirtschaftlichen Anbau garantiert. Dieses System stellt nur ein Beispiel für die Tausenden von Infrastrukturen dar, mit denen die Menschen dieses Landstrichs das kostbare Nass aus der Erde holen, leiten und speichern.
Als man in Fasnia in den 30er Jahren begann, das Wasser aus dem Archifira-Stollen zu gewinnen und über den Kanal des Südens zu kanalisieren, war dies eine Art Revolution für die Menschen des Landstrichs, denn nun war die Wasserversorgung garantiert, von der so viele sozioökonomische Entscheidungen in vielen Gebieten des Inelsüdens abhingen.
Wassertürme, Becken, Tanks, Zisternen, Sammelbecken, Kanäle, Adquädukte, Stollen, Quellen, wie ein riesiges Netz ziehen sich die hydraulischen Einrichtungen – präzise konstruiert oder auch in den Fels gehauen – über die gesamte Länge und Breite dieses trockenen, nach Wasser dürstenden Landes. Der erreichte Erfolg ist ein Vermächtnis, das unser aller Bewunderung verdient und seinen Erhalt für die Zukunft wert ist, denn das Wasser von heute kann gut auch das von morgen sein.“
So, noch ein kleiner Anstieg und das erlösende Schild sagt uns, noch 1,7 km bis Fasnia.
Am Wegesrand noch eine Kuriosität: Ein Briefkasten, ganz alleine, gerahmt von einer wunderschön blühenden Yucca, noch ein Blick auf eine schöne Finca und den Blick nach vorne, die Montaña Fasnia gekrönt mit einem Kirchlein. Vielleicht führt uns ja die nächste Strecke dort vorbei? sind wir am Sportplatz vorbei in wenigen Minuten am Friedhof.
16:28 Uhr! Geschafft!
Fast zeitgleich kommt mein lieber Mann mit Taxi „IrmEli“ an, um uns einzusammeln. Besser kann es gar nicht sein!
Fazit:
Dieser zweite Teil des Camino Real von Candelaria nach Santiago del Teide ist eine wunderschöne Strecke, abwechslungsreich, auch was die Kondition angeht, und noch dazu lehrreich und unwahrscheinlich gut ausgezeichnet, was wir in dieser Form noch nie erlebt haben.
Die erste Etappe steichen wir aus dem Gedächtnis und wir freuen uns und lassen uns überraschen wie sich der dritte Teil: Fasnia – Arico gestaltet.
Anfahrt:
Vom Busbahnhof Los Cristianos mit der Linie 111 bis Candelaria. Ankunft ca. 10:10 Uhr
Hier rechts in die Stadt bis zum unterhalb liegenden Kreisverkehr und auf der gegenüberliegenden Seite ist die Bushaltestelle.
Von hier mit der Linie 121 um 10:40 Uhr bis Busbahnhof Güimar.
Achtung:
Wir möchten darauf hinweisen, dass die bei den entsprechenden Wanderungen angegeben Bus-Linien und Zeiten inzwischen überholt sind.
Momentan ist der Bus-Fahrplan vom 19.09.2015 bis 31.12.2015 aktuell!
Impressionen
CAMINO REAL DEL SUR (1)
Camino Real del Sur
1.Etappe
von Candelaria nach Güimar
Für diese Wandersaison haben meine Freundin Elisabeth und ich uns vorgenommen, den ca. 120 km langen „camino real del sur“ von Ost nach West – in Etappen – zu gehen.
2007/2008 sind wir schon mal Teilstücke von Fasnia über Güimar nach Candelaria gegangen, wobei die Tour von Güimar nicht auf dem camino real verlief, sondern an der Montaña Grande vorbei, durch das Gewerbegebiet an der Küste entlang bis Canelaria. Ab dem Örtchen Socorro wandert man auf dem „Camino de la Virgen“. Dieser Abschnitt ist sehr schön!!!
Gegen besseres Wissen begannen wir den ersten Streckenabschnitt
in Candelaria bis Güimar, denn was wir uns angelesen haben, klang schon nicht vielversprechend.
So war es denn auch:
Nach dem Bestaunen der beeindruckenden 9 Bronzestatuen der ehemaligen Könige = der Menceys von Teneriffa und der Besichtigung der wuchtigen Wallfahrtskirche „Basilica de la Virgen“ stiegen wir die Treppen hinauf, hinauf bis zur Autobahn, querten diese über eine Brücke unterhalb des Friedhofes und mussten über Asphalt ein ganzes Stück an der lauten Autobahn entlang gehen.
Es tröstete uns der Blick über die Gewerbehallen hinweg aufs blaue Meer und heute erhob sich daraus blau Gran Canaria.
Ich mache es kurz: Die ganze Strecke bis Güimar empfanden wir nur schrecklich.
Sie bekommt von uns das Urteil: NICHT EMPFEHLENSWERT!!!!
Zudem hatten wir oft keinen oder sehr schwachen GPS Empfang mit dem Ergebnis, dass wir mal 350 m zurück, mal 60 m links oder 135 m rechts geschickt wurden und uns dann anhören konnten, „wir hätten die Tour verlassen“.
Irgendwann verließen wir uns auf unsere Intuition. Wir kamen bei wunderschönen Feuerakazien zu einem Aussichtsplatz mit schön geschwungenen Bänken aus cantos blancos , jetzt total vergammelt. Von dort führte eine bombastische – fast zerstörte – Treppe aus dem selben Material in den zugemüllten Barranco Risco Tierra. Diesem Weg folgten wir unserem Gespür entsprechend nach links „Agatha“, Elisabeths so titulierte Sprecherin der programmierten Komoot-Tour sagte uns, dass wir wieder auf der Tour sind.
Es wurde aber nicht schöner: wir kamen durch ehemals landwirtschaftlich genutztes Gebiet, das zum Teil mit total zerfetzten Planen der ehemaligen Gewächshäuser „verziert“ war.
Uns konnte es auch nicht trösten, dass später die wieder asphaltierte Straße an üppig mit Mangos behangenen Bäumen, Riesenexemplaren von Exoten, Avocado- und Orangenbäumen und der Moringa-Plantage von „Moringa-garden“ und an der archäologischen Zone „ Chinguara“ vorbeiführt.
Zudem war es knall heiß, so dass wir beschlossen, Güimar, das ist für die erste Etappe genug.
Tipp:
Wer ebenfalls den Ehrgeiz entwickeln sollte, von Candelaria nach Santiago del Teide über Güimar, Fasnia, Arico, Granadilla, Arona, Adeje, Guía de Isora, zu wandern, der sollte die Tour „Candelaria -Montaña Grande – Güimar“ von mir am 6. 2. 2008 in umgekehrter Richtung beschrieben, nachwandern.
Die Strecke durch das Gewerbegebiet bis zum Örtchen Socorro ist zwar auch nicht prickelnd, aber immer noch besser als die gesamte heutige Strecke.
Besonderheit:
Da die Beschreibung der Wanderung sich ja ziemlich erübrigt, lege ich heute das „Schwergewicht“ auf Beschreibung der in diesem Abschnitt so wichtigen-gewichtigen Besonderheiten.
Camino Real
Dieser Weg wurde bereits von den Guanchen errichtet und diente der Verbindung zwischen den Dörfern und war ein Handelsweg, der nach der Eroberung Teneriffas 1496 durch die Spanier im Besitz, Schutz und unter der Rechtssprechung der Krone stand.
Ob er schon von den Menceys, den Königen Teneriffas, unter Schutz gestellt war, ist unbekannt.
Es gab zwei große Stränge: den im Süden und einen der vom Süden über die Cañadas in den Norden führte.
Diese Wege waren relativ breit und unbeschwerlich, es konnten zwei Karren aneinander vorbeikommen. Sie waren größten Teils gepflastert und oft mit seitlichem Mauerwerk befestigt.
Die Inselregierung ist bestrebt, diese Wege – soweit das möglich ist, da Teile davon inzwischen überbaut sind – zu rekonstruieren.
Francisco Fariña, ein passionierter Bergsteiger und Wanderer – auf dessen web-Seite wir gerne stöbern und uns auch Anregungen holen – hat einen großen Beitrag zur Wiederinstandsetzung des Camino Real del Sur geleistet.
Dies wurde im Jahre 2015 öffentlich anerkannt und vom Stadtrat von Teneriffa mit dem “Premio Visionario Absoluto“ ausgezeichnet.
Menceys
„Teneriffa war bei der Ankunft der spanischen Eroberer in 9 Herrschaftsgebiete unterteilt. Anaga, Güimar, Abona, Adeje, Daute, Icod, Taoro, Tacaronte, Tegueste.
Der Mencey, also der König eines Menceyato (Stammesgebiet) wurde von dem Ältestenrat bestimmt. Er hatte politische religiöse und militärische Machtbefugnisse, verteilte das Land, leitete die religiösen Kulthandlungen und war außerdem der oberste Befehlshaber im Falle eines Krieges. Der Ältestenrat wurde Tagoror genannt und bestand aus Verwandten des Mencey oder aus Hochadligen.“
soweit der Auszug aus dem Insel-Reiseführer „Teneriffa“ von Annette Kossow/Sibylle Geier
„Basilica de la Virgen“ oder „Basilica de Nuestra Señora de la Candelaria“
„Die Wallfahrtskirche wurde 1958 vollendet und erinnert mit ihren Dimensionen eher an eine Kathedrale. Im Gegensatz dazu ist der Innenraum recht schlicht. Der Blick konzentriert sich auf das meistverehrte Heiligum der Kanarischen Inseln, auf die Figur der „Virgen de Candelaria“. Der Legende zufolge sollen im Jahre 1390, also in vorspanischer Zeit, Guanchen südlich des heutigen Ortes Candelaria, eine Madonnenskulptur gefunden haben, die vom Meer angeschwemmt worden war. Sie wollten die Statue mit Steinen bewerfen, aber ihre Arme waren wie gelähmt. Daraufhin schrieb man der Madonnenstatue wundertätige Kräfte zu, stellte sie in eine Höhle von San Blas und verehrte sie. 1826 wurde sie von einer Sturmflut wieder ins Meer gespült. Das heute in der Kirche verehrte Bildnis stammt von Fernando Estévez.“
Das Fest der „Virgen de la Canelaria“ wird am 2. Februar gefeiert, ganz besonders aber am 15. August. Schon am 14. strömen die Einheimischen aus allen Richtungen nach Candelaria. Ein christliches Volksfest, das sich auch bei Fremden großer Beliebtheit erfreut. Höhepunkt ist die feierliche Prozession, bei der die Madonna in die Basilica getragen wird.“
(wieder ein Auszug aus dem obengenannten Insel-Reiseführer ergänzt aus dem Dumont Reisetaschenbuch „Teneriffa“.
Da schließt sich nun die
archäologische Zone Chinguara
an, die wir auf dem Weg nach Güimar passieren.
„Güimar war eines der neun „menceyatos“, in welche die Insel Teneriffa aufgeteilt war, als der Mencey Tinerfe starb.
Chinguaro (bedeutet in der alten Eingeborenensprache „kleines Tal“) , hier wohnte Acaymo, der Mencey von Güimar, im Winter.
Es ist eine Ansammlung von natürlichen Höhlen, die offengelegt und später als Wohnstätten ausgebaut wurden. Da sie sehr lange genutzt wurden, bieten sie viele Möglichkeiten für archäologische Studien. Die Anlage ist von großer Bedeutung für den Kontakt der eingeborenen Kultur mit der spanischen, weil die „Guanchen“ die Jungfrau von Candelaria nach ihrer Erscheinung am nahegelegenen Chimisay-Strand (bei Socorro) hierher brachten, wo sie für viele Jahre verblieb.
Hier wurde sie als eigenständige Gottheit verehrt.
Nach der Eroberung der Inseln wurde dort eine Klause – bekannt als die „Klause der Kreuze“ – (heute nur noch Ruinen) als Gedenkstätte erbaut.“
Übersetzung der Infotafel
Ein paar Impressionen