Dienstag, 3. Juni 2008
Viviers
Südliche Ardéche

Durch die defekte Schleuse wurde der Fahrplan etwas durcheinander gewirbelt, so dass wir keinen Landgang in Macon bekamen.
Da heute die Sonne scheint, sitzen wir doch tatsächlich mal auf Deck und machen bei einem Blumen-Quiz mit. Die 25 Fragen waren ganz schön knifflig. Nur ein Beispiel: „Vaters etwas klein geratene 2. Frau ?“ = Stiefmütterchen. Immerhin hatten wir 23 richtig.
In Viviers kamen wir um 11.30 Uhr an. Um 11.45 Uhr gab es bereits Mittagessen. Ich nutzte die Zeit bis zur Abfahrt um 13.30 Uhr um im Schnelldurchgang das hübsche Städtchen mit seinen alten Steinhäusern, verwinkelten Gässchen, bis zur Kathedrale oben auf dem Berg zu besichtigen. Da endlich auch die Sonne schien, war das besonders schön.
Über Viviers kann ich nachlesen:
„Trotz seiner bescheidenen Größe von nur 3.000 Einwohnern ist Viviers seit dem 5. Jh. Bischofssitz. Die Kathedrale St. Vincent (12./15. Jahrhundert) dominiert den auf einem Felsplateau gelegenen Kirchenbezirk. Der separat stehende Turm mit seiner Kapelle St. Michael und den niedrigeren Wänden des Mittelschiffs sind romanischen Ursprungs, während der Hauptteil der Kathedrale aus der Gotik stammt (14. Jh.) Die Kanzel wurde im 16. Jh. überschwenglich im Flamboyant-Stil der Spätgotik renoviert. Von hier oben hat man einen schönen Blick auf das am anderen Flussufer gelegene Chatenauneuf-du-Rhone, das von der Ruine der Festung dominiert wird und früher dem Bischof von Viviers gehörte. Er war somit in der Lage, beide Ufer der Rhone zu kontrollieren.
Das Maison des Chevaliers (1546) mit seiner reich verzierten Fassade im italienischen Stil wird von vielen als das prächtigste Wohnhaus der Renaissance in Frankreich angesehen. Der Kontrast zwischen Unter- und Oberstadt und dazu die dramatische Lage am Eingang zum Défilé de Donzère – der einstmals gefährlichsten Rhone-Passage – machen den Reiz des kleinen Städtchens aus. Dank seiner entrückten Lage blieb die Stadt von den Verschandelungen der Industrialisierung verschont und bezaubert die Besucher mit seinem intakten mittelalterlichen Stadtbild.“
Das stimmt!
Und wie heißt es in einer Beschreibung ? Viviers ist seines reichhaltigen Gutes wegen unter Schutz gestellt worden und ist einer der drei Bezirke der Region Rhone-Alpes.“

Pünktlich um 13.30 Uhr geht die Bus-Fahrt Richtung südliche Ardéche los.
Selbstverständlich werden wir im Bus von der örtlichen Reiseleiterin wieder etwas über die Region aufgeklärt. So erfahren wir, dass die südliche Ardéche zu den ärmsten Regionen Frankreichs gehört. Sie hat weder einen Bahnhof, noch einen Flughafen und auch keine Autobahn.
Das Schulsystem funktioniert hier so, dass bereits die Dreijährigen in die Schule kommen und von Montag bis Samstag Mittag ganztags 8.30 Uhr – 11.30 Uhr sowie von 13.30 Uhr bis 17.00 Uhr betreut werden. Jedoch ab nächstem Jahr gibt es samstags keinen Unterricht mehr. Bis zu einem Alter von drei Jahren werden sie in einer Krippe oder von einer Tagesmutter betreut und daher gehen 80 % der 25 bis 40jährigen Frauen ganztags arbeiten. Fremdsprachen werden im Kolleg (ab 10 Jahre) in Englisch, Spanisch, Italienisch und Deutsch unterrichtet.

Wir fahren hier durch eine grüne Region und sehen wir erstmals Olivenbäume und sogenannte „grüne Eichen“, später erfahren wir dass es sich um Steineichen handelt. Wir befinden sich auch in einer sehr ergiebigen Trüffellandschaft. Die Trüffel werden „schwarze Diamanten“ genannt und bringen horrende Preise – für 1 kg werden bis zu 1.000 Euro bezahlt.
Wir nähern uns der spektakulären Landschaft des Tals der Ardéche. In dieser Region hat sich der Fluss im Laufe der Jahrmillionen bis zu 300 Meter tief in den weichen Kalkstein und in den Untergrund gegraben und dabei steile Schluchten und Canons hinterlassen und damit eine der schönsten Landschaften Frankreichs geformt. Zahlreiche beeindruckende Höhlen wurden durch seine Wasser ausgewaschen in denen sich Stalaktiten und Stalagmiten gebildet haben.
Unsere Reiseleiterin erklärt uns auch den Unterschied zwischen einer Höhle und einem Karstloch. Bei einem Karstloch verläuft der Eingang vertikal und bei einer Höhle horizontal. Hier gibt es 700 Höhlen oder Karstlöcher, jedoch nur 7 davon sind zur Besichtigung eingerichtet und zugelassen.
Wir steuern die Grotte von „Madeleines“ mit ihren unterirdischen Sälen an.
Diese Höhle wurde 1887 von einem Hirten entdeckt, der seine verloren gegangene Ziege suchte. Nur mit Holzschuhen und einer Kerze betrat der diese Höhle und bewegte sich auf einer 250 m langen Galerie. Die Größe und Schönheit erschloss sich ihm nicht. Er wahr nur froh, seine Ziege wieder gefunden zu haben.
Erst 1969 wurde diese Höhle zur Besichtigung eingerichtet als man beim Bau einer Straße erneut darauf stieß und einen Tunnel als Zufahrt schuf..
Die Höhle oder auch Grotte trägt den Namen zu Ehren von „Madeleine“ Magdalena, die die Schutzpatronin der Leprakranken war. In der Nähe gab es ein Krankenhaus und man holte aus der Höhle die Tonerde, mit der die Leprakranken arbeiteten.
Die Entstehung der Höhlen in langer Vorzeit geschah als die Hitze der Vulkane mit der Kälte der Gletscher zusammenstieß.
Für uns heißt es zuerst mal Hosenbeine aufkrempeln, denn durch den vielen Regen in den letzten Tagen ist es sehr nass und schlammig und wir begeben uns gespannt auf den Abstieg über viele Treppen. Unterwegs erhalten wir Informationen über den Ausbau der Höhle. Auf dem unteren Plateau angekommen wird es erstmal stockdunkel um uns dann eine Lichtinstallation vorzuführen, die uns den Hirten auf der Suche nach seiner Ziege zeigt, alles untermalt mit der eindrucksvollen Musik von Carl Orff „Carmina burana“, deren Liebhaber wir sind. Der Lichtkegel hellt immer wieder phantastische Gebilde der Stalaktiten und Stalagmiten auf. Phantastisch. Wir haben schon einige schöne Tropfsteinhöhlen gesehen, aber so etwas noch nicht.
Wir fahren entlang der Ardéche und erfahren, dass es hier das Eldorado der Kajakfahrer ist. Über 3000 Kajaks können hier an den verschiedenen Stellen geliehen werden. Die Fahrt auf der Ardéche soll angeblich ungefährlich sein.
Ein Stopp gibt uns die Möglichkeit die Macht des Wasser zu bewundern, die dazu geführt hat, dass sich eine natürliche Brücke gebildet hat.
Die Fahrt hat sich auf alle Fälle gelohnt.

Unser nächstes Ziel ist ein Lavendelproduzent im Ardéche-Gebiet. Wir werden über die 3 unterschiedlichen Lavendelarten aus den verschiedenen Regionen mit ihren unterschiedlichen Wirkungsweisen aufgeklärt. In der Gegend von Nizza wächst der „feine“ oder auch „echte“ Lavendel, der gegen Migräne und Einschlafstörungen helfen soll. Im Süden der Alpen, in Höhen von ca. 800 m, wächst der Lavandin, aus dem Arznei gegen Insektenstichen oder Angina hergestellt wird, in der Ardéche wächst der Lavande aspic, auch „gemeiner“ Lavendel genannt, der ca. 70 % Kampfer enthält und hieraus wird Arnzei gegen Arthrose fabriziert.

Interessant ist der Gang durch das Museum und die anschließende Demonstration der Destillation zur Gewinnung des Lavendelöls und so nebenbei bekommen wir auch noch Tipps, wie wir zu Hause unsere Lavendelbüsche schneiden müssen und wie wir sie vermehren können.

Das mit dem Lavande aspic muss wohl stimmen, denn wir haben von Freunden den Auftrag bekommen, ein größeres Fläschchen dieses „wilden“ Lavande aspic zu besorgen, da es tatsächlich Linderung bei Arthrose bringt.
Wir erstehen für uns lediglich losen getrockneten Lavendel für diverse Kissen für die Kleiderschränke und eine spezielle Knoblauchreibe, die die Reiserführerin im Bus vorstellte und lobte.
Insgesamt ein lohnender, interessanter Ausflug. Leider sind wir in der Jahreszeit zu früh, so dass es unserer Phantasie überlassen bleibt, sich die riesigen Lavendelfelder in Blüte vorzustellen.

Und das Schönste an diesem Tag ? Wir haben schönes Wetter! Sonne !

Um 19 Uhr legen wir ab und um 19.30 Uhr gehen wir neugierig zum separat gebuchten Abendessen, das unter dem Motto „Weinwirtschaft“ läuft und eine Weinprobe beeinhaltet. 28 Personen nehmen daran teil. In der „Day Lounge“, hier essen wir normalerweise täglich, findet das Ganze statt.

Uns hatte gereizt, sich einmal nicht am Buffet zu drängeln, sondern bei einem „Fünf-Gänge-Menu mit passenden Weinen aus der Region“ am Tisch bedient zu werden. Der Restaurant-Chef stellte jeden Gang und jeden Wein sehr wortreich vor. Man kann das Essen aber auch kurz beschreiben. Das Essen war nicht schlecht – aber auch nicht überragend. Die servierten Weine erinnerten an die Hochzeit von Kanaan – nur in umgekehrter Reihenfolge. Der zum Hauptgang gereichte Rotwein war fast nicht trinkbar. Schwamm drüber.

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