7. Tag
Luxor – Tal der Könige
Unterwegs über die Dörfer wird uns das pralle ägyptische Leben geboten: Zur Zeit ist die Zuckerrohrernte im vollen Gange. Mit jedem verfügbaren Transportmittel wird es befördert: Vom Esel über Fahrrad, LKW und so gar mit Schmalspurbähnchen.
Vor jedem Dorf gibt es eine Kontrolle – Wer – Wohin – zu „unserer Sicherheit“. Und vor jedem Dorf ist ein „Polizist“ mit Gewehr zur Verteidigung stationiert. Unterwegs, nachdem der Koch ausgestiegen ist, machen wir einen kleinen „Mehrfach-Stopp“ und sind um 10 Uhr, wie von Ahmed geplant, in Luxor.
Unterwegs, um Zeit zu sparen, hat uns Ahmed bereits wieder einiges über das Tal der Könige erzählt.
„Im alten Ägypten wurde Luxor als die mittlere Stadt bezeichnet, die Bezeichnung Theben haben die Ägypter von den Griechen über-nommen. Die Stadt wurde in zwei Teilen gegliedert, Ost- und West-Theben, bzw. Luxor. Das Leben „tobte“ im Osten, dort haben die Pharaonen ihre Häuser und Tempel, wie Karnak und Luxor, gebaut.
Der alte Ägypter war sehr fromm und gläubig und verglich immer den Zyklus des Leben, geboren werden und sterben, mit dem Zyklus der Sonne. Der Osten, Sonnenaufgang, hier ist das Leben und im Westen beim Sonnenuntergang ist das Jenseits.
In Luxor drehte sich alles um die 18. 19. und 20. Dynastie.
Im Neuen Reich, 1500 v. Chr., als Ahmose das Land von den Hyksos befreit hatte, regierten die Pharaonen von Luxor aus. Es war das religiöse Zentrum und die Hauptstadt.
Im Alten Reich wurden die Gräber noch in Pyramidenform in Memphis erbaut.
Im Mittleren Reich wurden die Gräber von Grabräubern geplündert und die Mumien geschändet. Es war eine Schande für die Verstorbenen, dass die Seele, das Ka, nicht den Körper erkennen konnte und nicht vor Osiris treten konnte.
Die Könige und Pharaonen des Neuen Reichs haben daher einen sicheren Ort für ihre Gräber gesucht, so dass Grabräuber ihre Ruhestätten nicht finden können sollten. Man verzichtete bewusst auf die Demonstration von Monumentalität. Die Pyramide, das weithin sichtbare Königsgrab, wurde freiwillig aufgegeben. Stattdessen begann man, das Königsgrab an geheimer und verborgener Stelle anzulegen ohne eine verräterische Kultstelle außerhalb des Grabes. Die Opfer für den König fanden abseits und fern vom Grab in einem eigens dafür erbauten Totentempel statt, der nun nicht mehr allein dem Kult des verstorbenen Königs diente, sondern auch für den Kult des Sonnengottes Amun-Re bestimmt war.
Man glaubte, das Tal der Könige sei ein sicherer Ort. Es war ein in den Falten des Westgebirges verstecktes Wüstental. Es wurde zudem von einer pyramidenförmigen Bergspitze überragte, und was schien den Pharaonen erstrebenswerter, als unter einer Pyramide beerdigt zu werden. Außerdem hatte das Tal nur einen Zugang, der gut kontrolliert werden konnte.
Die Arbeiter, die die Gräber bauen mussten, lebten in einem abgelegenen Tal in einem Ghetto, es wurde Medina, die Stadt der Arbeiter, genannt. Sie wurden mit verbundenen Augen über den Berg in das Tal der Könige geführt, damit sie niemals preisgeben konnten, wo sich die Gräber befinden. Sie arbeiteten 8 Tage, wurden dann für zwei Tage wieder zu ihren Familien zurückgeführt und mal mehr, mal weniger gut mit Lebensmitteln, Bier und „Klamotten“ bezahlt. An einem Grab arbeiteten ca. 30 bis 40 Personen. Sie wurden in 3 Gruppen unterteilt:
Steinmetze, sie gruben als erstes den Stollen, dann kamen die Gipser, die die Wände glätteten, und als letztes kamen die Künstler, die die farbigen Dekorationen anbrachten.
War das Grab fertig gestellt und der Pharao gestorben, wurde er als Mumie in den Sarkophag gelegt und dann fügte man all die Dinge hinzu, die er für ein Leben im Jenseits brauchte. Von Möbeln, Schmuck bis zu lebenden Dienern und Sklaven. Danach wurde es versiegelt und wieder zugeschüttet und unkenntlich gemacht.
Die Gräber sind im Grunde genommen alle gleich aufgebaut jedoch unterschiedlich lang:
Alle Gräber sind als künstliche Stollensysteme, zwischen 60 und 200 m schräg absteigend in die 300 m hohen Wände der Randberge aus weichem Kalkstein getrieben.
Zuerst kommen bis zu drei hintereinander liegende Korridore. Der erste mit Nebenräumen, der zweite und dritte mit Nischen für Gegenstände zum Totenkult. Zwischen den Korridoren kam dann das Schachtgrab, ein Scheingrab für Osiris, den Gott der Unterwelt. Es sollte zur Abschreckung der Grabräuber dienen. Heute sind die Schächte mit Holzstegen gesichert.
Es folgte eine Vorhalle und zuletzt der Sargraum mit der Vertiefung für den Sarkophag, rundum wieder Nebenräume und Magazine. Wände, Mauern und Pfeiler wurden mit Götterbildern, Texten und Illustrationen aus dem Totenbuch und mit Szenarien zur Fahrt durch die Unterwelt dekoriert.
Der Erste, der daran gedacht hat sein Grab „einbruchsicher“ zu errichten, war Menthuhotep I. Er ließ im Talkessel von Deir el-Bahari seinen Totentempel erbauen. Sein Grab wurde hinter einem Berg im Tal der Könige gefunden.
Der erste König, der sich im Tal der Könige sein Grab anlegen ließ, war Thutmosis I., Vater von Hatschepsut. Sein Grab trägt heute die Nr. 38
Bis zum Ende der 20. Dynastie folgten alle Herrscher seinem Beispiel, mit Ausnahme von Echnaton, dem Aussenseiter, und seinem direkten Nachfolger.
Im Tal der Könige befinden sich 62 Gräber. Davon können zur Zeit nur 9 Gräber besichtigt werden.
Das letzte Grab, das hier entdeckt wurde, war das Grab Nr. 62, das Grab von Tutenchamun. Es ist das wichtigste und das berühmteste Grab hier im Tal der Könige. Obwohl das Grab selbst nicht schön ist, es ist ganz klein und nur die Grabkammer ist dekoriert.
Warum hat dann dieses Grab diese Berühmtheit erlangt?
Es ist das einzige Grab das unversehrt entdeckt wurde. Der Sarkophag mit der Mumie, das Mobiliar, der Schmuck, das Gold, alles, alles, was man früher dem Toten für das Jenseits mitgab, wurde hier unversehrt gefunden. Und dies alles ist in Kairo im Museum zu bewundern.
Also haben bei den anderen Gräbern alle Vorsichtsmaßnahmen nichts genützt, die Gräber wurden doch gefunden und ausgeraubt.
Nur 20 Gräber hier gehören Pharaonen des Neuen Reichs, die anderen waren für hohe Beamte.
Wegen Feuchtigkeit oder Restaurierungsarbeiten sind nicht alle Gräber zugänglich. So ist z.B. das Grab Sethos I. (KV 17) seit 1971 geschlossen. Meiner (Ahmeds) Meinung nach ist dieses das Schönste im Hinblick auf Farben und alles.
Andere sehr schöne Gräber sind meiner Meinung nach das Grab von Ramses IX. (KV 6), Sohn von Ramses III. (KV 3) und von Ramses III. (KV 11)
Eine Mumie wurden im Grab Nr. 35 gefunden, Amenophis II, sie wird im Museum in Kairo ausgestellt.“
Theben-West war jedoch keine reine Totenstadt. Schon zur Zeit der Pharaonen lebten hier Arbeiter, Künstler, Priester und Verwaltungsbeamte. Schließlich musste der Betrieb in den vielen Totentempeln der verblichenen Könige musste gewährleistet sein.
Wir fahren also durch zum Tal der Könige und sind gegen 10.30 Uhr dort.
Ahmed kauft die obligatorischen Eintrittskarten und wir besteigen ein kleines Bähnchen, das uns näher an die zu besichtigenden Gräber heranbringt
Mit unserem Ticket können wir 3 Gräber besichtigen. Wir verlassen uns auf Ahmed, welche wohl für uns am interessantesten sein könnten und am wenigsten beschwerlich.
Erst betrachten wir die neuen Ausgrabungsarbeiten. Auch Ahmed weiß nicht, was man zu finden hofft.
Offiziell dürfen die Führer nicht in den Gräbern erklären, da wir jedoch nur zu zweit sind, begleitet uns Ahmed und unterweist uns doch. Verständlicherweise darf man, zum Schutz der Farben, auch nicht fotografieren, so dass ich mich auf die Abbildungen aus diversen Büchern beschränken muss.