7. Tag, Samstag, 29. Oktober 2011
Santialla del Mar – Santandér – Flughafen – Teneriffa
Letzter Tag!
Blick aus dem Fenster: Sonne! S o n n e ! Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.
Was haben wir uns vorgenommen?
Bei Sonne den Kreuzgang der Stiftskirche Santa Juliana besichtigen.
Wir haben uns gestern erkundigt: Von 10 Uhr bis 11 Uhr ist es möglich.
und sonst?
35 km Fahrt von Santillana del Mar nach Santandér und abends zum Flughafen.
Waren wir gestern schon ganz begeistert von „diesem bedeutendsten kunsthistorischen Ensemble Kantabriens und eines der besterhaltenen Spaniens“, wie dann erst heute bei Sonnenlicht!
„Der Ort ist das lebende Museum eines mittelalterlichen Dorfes (9. Jhdt.) das sich um die Stiftskirche Santa Juliana herum entwickelt hat, obwohl der Grossteil seines Häuserbestandes den architektonischen Beiträgen vom 14. bis 18. Jhdt. zu verdanken ist. Hier sei nur erwähnt, dass wir dort mittelalterliche Gebäude finden, Türme und das Palacio de los Velarde im Renaissancestil, barocke Gebäude, die Herrenhäuser der Villa der Erzherzogin von Österreich, der Valdivieso. Trotz dieser Vielfalt an Stilen bietet die Stadt einen harmonischen und homogenen Anblick.“
So der Auszug aus dem Heft der spanischen Touristinformation.
Also nochmal ein Spaziergang über gepflasterte Gassen durch den für den Verkehr gesperrten Stadtkern.
Wenige Schritte aus dem Parador und wir spazieren an dem wichtigsten Platz, der Plaza Ramón Pelayo vorbei, der vom Parador Santillana del Mar Gil Blas, dem Rathaus aus dem 18./19. Jh., dem Torre del Meriño aus dem 14. Jh., dem Torre de Don Borja, 15. Jh. gerahmt wird.
Mit Blick nach oben zu den mit prächtigen Wappen verzierten
Adelshäusern, Balkone mit reichlich Blumenschmuck – natürlich auch auf die kieselsteingepflasterten Gassen – sind wir in kurzer Zeit an der Kirche und können den bemerkenswerten romanischen Kreuzgang aus dem 12./13. Jh. bestaunen. Jede der Doppelsäulen ist mit einem anders verzierten Kapitell versehen. Wir haben schon viele schöne Kreuzgänge, besonders auch in Portugal und im Aostatal gesehen, aber dieser hier ist die Krönung!
Wenn wir lesen, er zähle zu den schönsten seiner Art in Nordspanien, glauben wir das sofort.
Hier sind wir mal nicht alleine. Eine französische Besuchergruppe ist unterwegs.
Noch ein Rundgang durch das romanische Gotteshaus, das die Gebeine der hl. Juliana aufbewahrt und ein Rundumgang um diesen „kunsthistorischen Höhepunkt“ der Stadt.
Am Palacio Velarde, aus dem 10. Jh., vorbei schlendern wir zurück.
Auch die Geschäfte haben sich zum Teil diesem Ambiente angepasst.
Neben den Produkten aus der Region sind wir sehr angetan von einem Spielzeug- und Süßigkeitenladen, der Dinge anbietet, wie es sie Annodazumal gab.
Genauso begeistert oder überrascht sind wir von einem Wäschegeschäft das noch selbstgestrickte Babysachen anbietet. Erstaunlich auch, kaum Kitsch.
Also ist man sich der Wichtigkeit der Stadt bewusst.
Zum Abschluss – auf dem Weg zum Parkplatz zwischen den Paradores – noch ein Besuch einer Ausstellung, die in einem der die Plaza Pélayo umrahmenden Türme untergebracht ist.
Daniel R. Martín aus Santandér hat wunderschöne Exponate geschaffen. Filigrane Pflanzen, Kerne mit Wurzeln und Trieben, zauberhaft.
Das war noch ein schöner Abschluss – dieser Stadt aus unserer Sicht würdig.
Um ½ 12 Uhr verlassen wir die Stadt, fahren am Zoo von Santillana del Mar vorbei auf die A 67 – E 70 und sind in einer guten halben Stunde in Santandér.
Dort folgen wir der Ausschilderung „Centrum“ und finden hinter den Markthallen, an der Plaza de la Esperanza, ein Parkhaus.
Praktischer kann man es kaum haben.
Ein Blick in die Fischhalle, Tuch vor die Nase und neugierig an den Ständen vorbeispaziert. Endlich entdecke ich die Entenmuscheln, die hier in dieser Gegend so berühmten „percebes“, die wir aber auf keiner Speisekarte entdecken konnten.
Von der Verkäuferin lassen wir uns erklären, wie man sie isst.
Lebendige Scampis und Krebse tummeln sich auf den Tischen.
Genug. Frische Luft!
Das Rathaus ist gleich um die Ecke und von hier zweigen die Geschäftsstraßen ab. Wir wandern Richtung Atlantik durch edle Straßen mit wunder-wunderschönen Schuhgeschäften. Die fantastischen Schuhe sind gleich Kunstgegenständen dekoriert.
Bereits fast an der Promenade ein etwas längerer Aufenthalt in der Post, um Briefmarken zu erstehen. Zum Glück sehe ich den Automaten, um die entsprechende Nummer für „Envia“ „Senden“ ziehen zu können.
Unser Bummel bringt uns quasi zwangsläufig zu dem hier untergebrachten Tourismusbüro und mit Stadtplan bewehrt buchen wir bei der Dame vor der Türe wieder eine Stadtrundfahrt.
Abfahrt 13 Uhr vor dem Gebäude der ersten Santandér-Bank.
Habe ich schon gesagt: Sonne! 21 Grad! Der Doppeldeckerbus hat das Verdeck auf und wir haben den besten Überblick.
„Santandér, Kantabriens Hauptstadt, genießt einen Ruf als Traditionelles Seebad. Ihre Strände und Promenaden gehören zu den schönsten in Nordspanien“. Stimmt!
An der Bahía de Santandér geht die Fahrt vorbei am Jachthafen, dominiert vom Real Club Marítimo. Satandér liegt an einer tief ins Land eindringenden, von Strand- und Dünenzonen umrahmten Bucht und wie wir hören, muss der Seezugang jährlich ausgebaggert werden, da die Sandanschwemmungen sonst die Schifffahrt behindern würden.
Weiter geht es an der Plaza Porticada vorbei, dem unkonventionellen Austragungsort des Internationalen Festivals für Musik und Tanz von Santandér und dem Seefahrtsmuseum des Kanatabrischen Meeres.
Nach 20 Minuten steigen wir beim Stopp an der Halbinsel Magdalena aus.
Wir steigen zum Palacio de la Magdalena auf, das die Einheimischen der Königsfamilie geschenkt haben und zum Dank besuchte diese – wie nobel – einige Sommer hintereinander Santandér.
Das Gelände um den Prachtbau wird durch eine Hochzeitsgesellschaft, geht man von der Kleidung der jungen Damen und Herren aus, der gehobenen Gesellschaft belebt.
Wir umrunden das Palais, kehren durch einen kleinen Wald zurück. Haben von hier oben einen schönen Blick auf den wunderbaren Sandstrand El Sardinero und den Leuchtturm.
Wir schlendern vorbei an Nachbildungen der Flotte Kolumbus, den Becken für Pinguine und Robben, dem Zoo von Magdalena.
Pünktlich nimmt uns der Fahrer um 14.20 Uhr wieder auf.
Die Runde, die er mit uns fährt ist groß: Prachtbau Casino, Picknick-Park, ein schöner Golfplatz, von beiden Seiten vom Meer umspült, liegt an der Route. Bei Sicht auf einen Leuchtturm dreht er und es gibt noch das Stadion der Sardineros zu besichtigen.
Um 14.50 Uhr entlässt uns der Fahrer noch als einzige Fahrgäste am Hafen.
Nun fragen wir mal wieder eine Passantin, wo man gut essen gehen kann und sie rät uns in dem Viertel hinter der Bank von Santandér, da wäre das Essen gut und seinen Preis wert.
Das Mesón Rampalaya gefällt uns. Drinnen im Restaurant haben wir keine Chance einen Tisch zu bekommen, die Bar ist übervölkert und da es ja Sonne gab! setzen wir draußen an einen Tisch.
Leckeren Vorspeisenteller mit Meeresfrüchten. Mein Secreto Ibérico, ein von mir geliebtes Stück Fleisch vom schwarzen Schwein, wurde hier ganz anders als auf Teneriffa gewöhnt zubereitet: gepökelt und in Sauce. Schade.
Elisabeth war mit ihren frittierten Tintenfischchen sehr zufrieden.
Da wir jedoch total durchgefroren sind, wärmen wir uns erst im gegenüber liegenden Café de Pombo mit je zwei Milchcafé auf.
Da es inzwischen nach 16 Uhr ist können wir noch zum Abschluss die Kathedrale besichtigen.
Wir erklimmen die Stufen zu dieser „wehrhaft wirkenden Kathedrale“.
Sie wurde über der einstigen Klosterkirche San Emeterio und San Celedonio errichtet, was ihre Aufteilung in Ober- und Unterkirche erklärt.
Die Unterkirche entstand um 1200 und die Oberkirche, die Bischofskirche datiert aus dem 13./14. Jahrhundert und wurde nach einem Stadtbrand von 1941 wieder aufgebaut.
Noch ein Kreuzgang, den wir durchschreiten.
Und noch ein kleiner Spaziergang in den nicht erkundeten Stadtteil mit einer riesigen Bibliothek.
Hier wollte ich das im Reiseführer angepriesene Buch „ Gil Blas de Santillana“ von dem französischen Schriftsteller Lesage kaufen, nachdem es mir in Santillana del Mar nicht gelungen ist.
Immerhin kannte die Bibliothekarin das Buch, der Computer sagte ihr jedoch es ist „agotado“, ausverkauft.
Dafür kaufte ich mir ein anderes Buch als Reiselektüre.
Nun wird es Zeit, dass wir zum Flughafen fahren.
Auto aus der Tiefgarage geholt und da wir – 17.30 Uhr früh dran sind, um 20 Uhr müssen wir den Wagen zurückgeben – zudem hat Elisabeth sich die Zufahrt zum Flughafen als App auf ihr Handy geladen, wähnen wir uns auf der sicheren Seite.
Was nicht berücksichtigt war, dass die angesteuerte Ausfahrt aus der Stadt durch Bauarbeiten gesperrt war. Eine Runde gedreht – noch eine – noch einen Ausweg gesucht, auch der gesperrt.
Also zurück in die Stadt in der Hoffnung, eine andere Ausfahrt zu finden.
Dank Elisabeths Intuition können wir doch noch die Stadt verlassen und sind die 7 km bis zum Flughafen schnell gefahren.
Wir haben jedoch vereinbart, dass wir den Mietwagen vollgetankt zurückgeben und auf der ganzen Strecke keine Tankstelle, auch nicht direkt am Flughafen.
Also steuern wir das nächste Örtchen an, auch hier keine Tankstelle.
Schließlich befragen wir Spaziergänger und die zeigen uns, dass wir in das riesige Einkaufszentrum zurückfahren müssen.
Das wollten wir vermeiden, da lange Schlangen in der Zufahrt waren.
Es geht dann besser als wir befürchtet haben und wir sind dankbar, dass wir so rechtzeitig von Santandér losgefahren sind.
Um 19.30 Uhr fahren wir auf den Parkplatz von Europcar und unser Tachometer zeigt, dass wir insgesamt 1511 km gefahren sind.
Ein freundlicher Mitarbeiter nimmt die Schlüssel in Empfang.
Inspiziert Tank und umrundet das Auto: alles zu seiner Zufriedenheit.
Nun noch am Ryanair Schalter einen Koffer aufgeben, Bordkarten hat Elisabeth schon auf Teneriffa ausgedruckt – kostet sonst zusätzlich – und schon können wir die Sicherheitskontrolle passieren.
Wir wollen im Innenbereich noch etwas essen und trinken. Pustekuchen, der Schalter ist geschlossen.
Erst nach 20 Uhr wird er geöffnet.
Um 21 Uhr ist Boarding angekündigt. Nun wird es aber etwas chaotisch. Nach welchem System die Passagiere eingeordnet werden, erschließt sich uns nicht.
Wir hatten nicht damit gerechnet, dass soviel Betrieb ist. Wir haben aber erfahren, es gab einen Brückentag, den wohl viele nutzen oder nutzten.
Na, immerhin starten wir gegen 21.30 Uhr und landen fast pünktlich um 23.45 Uhr in Teneriffa Süd und werden von unseren Lieben herzlich empfangen.
Auch wir sind froh, dass wir wieder „Zu Hause“ sind!
Fazit:
Was kann man nicht alles in sieben Tagen sehen!
Wir sind rundum zufrieden mit unserem Programm und wie wir es umgesetzt haben.
Der ganze Landstrich, ob er sich nun Galicien, Asturien, Kantabrien oder Baskenland nennt ist wunder-wunderschön, abwechslungsreich, blau, golden, grün und weiß.
So viele Sehenswürdigkeiten auf engem Raum.
Dass das Wetter nicht ganz so mitspielte, es hat uns nicht wirklich gestört.
Wir empfanden uns auch so noch als „Glückskinder“, dass wir die Reise machen konnten.
Wir sind dankbar,
dass alles ohne Komplikationen geklappt hat,
dass wir uns so gut verstanden haben – nach so vielen gemeinsamen Wanderungen konnten wir auch davon ausgehen –
dass wir uns stets einig waren.
Was würden wir ändern?
Bestimmt nicht mehr den Parador in Fuente Dé als Übernachtung wählen. Da gibt es viel, viel schönere und die morgendliche Anfahrt, sollte das Wetter gut genug sein für eine Bergfahrt mit Wanderung, kann man auch schnell von einem anderen Standort anfahren.
Was habe ich vergessen zu erwähnen?
Sicher viel!
Aber vielleicht am Rande: Was uns nicht bewusst war, die Straße an der Küste entlang ist als „Camino Santiago“ ausgeschildert und gilt als Pilgerweg für Autofahrer, was jedoch nicht für einen Pilgerpass angerechnet wird.
Von dieser Strecke gehen jedoch viele Hinweise für die Pilger ab und sie ist sicher wunderschön zu gehen.
Reisezusammenfassung 2:
es gibt nicht mehr viel hinzuzufügen, außer:
1. das nächste Mal würde ich mir entweder auf meinen ipod ein Navigationsprogramm laden oder mich mit besserem Kartenmatrial versorgen als mit dem vom ADAC, denn Entdeckergeister – wie wir – wollen auch auf kleinen Straßen auf Erkundungstour gehen!! Zum Glück waren wir ja der spanischen Sprache mächtig und konnten uns so immer gut durchfragen. Denn die Ausschilderung insbesondere in den Städten war doch häufig sehr bescheiden.
2. Meine Fotografin saß neben mir und im Wissen, dass anschließend unser „Sekretär“ alles perfekt in Form eines Reiseberichtes mit den entsprechenden Fotos gestaltet, konnte ich die Reise sehr entspannt geniessen, wußte ich doch, anschließend darf ich zu Hause noch einmal in Erinnerungen schwelgen.
3. Bleibt weiterhin so großzügig mit uns, Ihr lieben Männer, damit wir vielleicht ein so schönes Reiseerlebnis noch einmal genießen dürfen!!
Irmgard Roth und Elisabeth Dufke