2. Tag
Herrlicher Sonnenschein! Wir haben uns für 8 Uhr zum Frühstück auf Deck verabredet. Wir genießen wieder die vorbeiziehende Landschaft,sehen ohne Bedauern die Flotte der großen Kreuzfahrtschiffe flussab fahren, beobachten, wie eine vielköpfige Gruppe Zuckerrohr auf ein Schiff verlädt und
erleben mit, wie die Mannschaft das große vordere Segel aufzieht, um uns – wenn schon kein kräftiger Wind weht – etwas Schatten zu spenden. Anschließend gibt uns Ahmed sehr anschaulichen Geografie- und Geschichtsunterricht und erläutert uns die Entstehung der Welt aus alt-ägyptischer Sicht.
Auf einem Blatt Papier zeichnet er uns schwungvoll den Verlauf des Nils auf.
„Mit 6671 km ist er der längste Fluss der Erde und fließt 1.500 km durch Ägypten. Bis heute wird darüber gestritten, wo sich die Quelle des Nils befindet. Unbestritten ist, dass es zwei hauptzuflüsse gibt: Den weißen Nil, der aus Äthiopien kommt und den blauen Nil, dessen Quelle meist in Uganda, in der Nähe des Victoria-Sees definiert wird. Fest steht auch: Im Sudan trifft der weiße Nil auf den blauen Nil. Dann kommt der 2.,3,4,5,6. Katarakt, alle befinden sich im Sudan. Lediglich der 1. Katarakt befindet sich in Ägypten, südlich von Assuan. Einen Katarakt kann man mit einem sehr engen Wasserfall mit Steinblöcken vergleichen den man mit einem Schiff nicht durchfahren kann.
Am Niltal haben 9 afrikanische Länder teil, und profitieren vom Nilwasser. Man sagt, wenn heute kein einziger Regentropfen mehr dazu käme, würde der Nasserstausee (500 km Länge) Ägypten 10 Jahre lange mit Wasser versorgen können.
Östlich vom Nil bis zum Roten Meer liegt die Nubische Wüste, im Westen beginnt die Lybische Wüste. Der Nil erreicht Ägypten an der Grenze zum Sudan und nach dem Nassersee, der durch den Assuan-Damm (gebaut 1960-1971) aufgestaut ist, durchfließt er Ägypten. Er ist die Lebensader Ägyptens. Ca. 25 km nördlich von Kairo fächert er sich in ein etwa 24.000 Quadratkilometer großes Delta auf und mündet schließlich im Mittelmeer.
Ägypten, ist eine einzige Wüste. Nur durch die jährlich, periodisch in den Sommermonaten niedergehenden Regenfälle, die zur Nilschwemme führen, ermöglichen es diesem Land, auf einem
unterschiedlich breiten Streifen an den Ufern des Nils, Landwirtschaft zu betreiben und damit für das Überleben der Bevölkerung zu sorgen.
Heute, durch den Bau des Assuan-Stausees ist die Bevölkerung nicht mehr in diesem Maße von den Regenfällen abhängig.
Auch, wenn wir alle sehr aufmerksam den anschaulichen Schilderungen lauschen, schweift der Blick immer wieder zum Ufer hinüber, wo sich uns das unverfälschte ägyptische Landleben präsentiert.