9. Tag
Grab des Ti, Stufenpyramide des Djoser, Museum in Memphis
Nach einer leidlich durchschlafenen Nacht war um 7.45 Uhr Abfahrt der Reisegruppe „Isis“ zu den Pyramiden. Maha, unsere Reiseleiterin für heute, erklärte uns im Bus, was wir heute alles auf dem Programm haben:
Das Grab des Ti,
die Djoser Pyramide in Saqqara,
das Museum in Memphis,
die Cheops, Chefren und Mykerinos Pyramiden
und zum Abschluss „die“ Spinx in Giseh.
Nicht gerade wenig.
Unsere Fahrt geht von der Millionenstadt Kairo über den Nil durch die Milllionenstadt Giseh auf der Pyramidenstraße bis nach Saqqara.
Um 8.30 Uhr geht Maha die Eintrittskarten für das Grab des Ti kaufen. Hier in dem Gebäude ist auch das Museum für den genialen Baumeister Imhotep untergebracht. Da wir so früh dran sind, sind wir der erste Bus der die Anhöhe hinauf fährt. Von der Höhe gehen wir durch Wüstensand abwärts bis zum Grab des Ti. Araber bieten uns einen Ritt auf dem Kamel an, was wir dankend ablehnen.
Ich muss zugeben, das Grab des Ti war mir bisher kein Begriff. Daher war wohl die Überraschung über dieses wunderschön ausgeschmückte Grab umso größer.
Ti gehörte als Besitzer großer Ländereien, hoher Beamter und Gatte der Prinzessin Neferhetepes zum Hofstaat der 5. Dynastie. Entsprechend großartig ist das Grab des Ti ausgestattet.
Vom Innenhof führt ein schmaler Gang vorbei an Scheintüren für seinen Sohn und seine Frau zum Kultraum. Auf dem vollkommen ausgestalteten Raum zeigen Reliefs in kräftigen Farben wie Ti in einem Boot durch ein stark stilisiertes Papyrusdickicht fährt – mit Vögeln, Fischen, Krokodilen, Nilpferden und Fröschen das Symbol für die Vielfalt des Lebens. Auf der nächsten Wand zeigen Bilder den Schiffbau. Wieder eine andere Wand ist mit der Aussaat und Ernte gestaltet. Das Getreide wird zu Garben gebündelt und auf Esel geladen. Man kann sagen, dass auf den Wänden alle nur möglichen Tätigkeiten der damaligen Zeit im wahrsten Sinne des Wortes „verewigt“ worden sind, wie Der Vogel- und Fischfang, Metallarbeiten, Weinbereitung, Opfern und und und.
Durch einen Schlitz in der Südwand fällt der Blick auf überlebensgroße Statuen des Grabherrn. Sie sollten als Ersatzkörper für die Seele des Ti zur Verfügung stehen. Die in keinem Grab fehlende Scheintür für das „Ka“ darf natürlich auch nicht fehlen.
Vom Innenhof führt eine steile Treppe hinab zur Grabkammer. Gegen Bakschisch darf man durch den engen, niedrigen Gang bis zum undekorierten Raum durchdringen, wo der Sarkophag untergebracht ist.
Mein lieber Mann hat die etwas langatmigen Ausführungen von Maha nicht ganz abgewartet und sich schon mal abgesetzt. Er hat sich für mich eine Überraschung ausgedacht:
Er ließ sich als Laurenc von Arabien kleiden und legte einen Kamelritt hin.
Er hat nichts verraten. Meine Überraschung zu Hause bei Durchsicht der Fotos war groß.
Wir spazierten wieder durch die Wüste hoch zum Bus, der uns die kurze Strecke bis zur Stufenpyramide des Djoser bringt.
In der Frühzeit bauten die Pharaonen ihre Gräber sowohl in Saqqara als auch in Abydos. Bis heute ist umstritten, wo sie tatsächlich bestattet wurden.
König Djoser (3. Dynastie) entschied sich für Saqqara.
Durch den Eingang im Südosten der Umfassungsmauer gelangen wir durch einen Gang, der auf beiden Seiten von 40 geriffelten Halb-rund-säulen flankiert ist in den Innenhof. Sie sind dem Vorbild vieler zu Bündeln zusammen-geschnürter Papyrusstängel nachgebildet und folgerichtig nicht frei stehend, sondern durch Zwischenmauern so verbunden, als wären sie fessellos nicht in der Lage, schwere Kopflasten zu tragen. Wir durchschreiten noch eine Vorhalle und sehen das Meisterwerk vor uns: Die Stufenpyramide.
Sie wurde von dem Wesir, Baumeister und Arzt Imhotep von König Djoser 2670 als erster monumentaler Steinbau der Welt – nicht aus Holz oder Ziegeln – errichtet. Von den Sieben Weltwundern der Antike haben nur die Pyramiden die Zeiten überdauert.
In einem Gelände, das von einer 1,64 km langen Mauer umgeben ist, schuf Imhotep quasi den Prototyp des ägyptischen Königsgrabs.
Nur durch seine Idee, zum Pyramidenbau erstmals behauene Steine zu verwenden, war die Realisierung einer Pyramide solcher Größe möglich geworden. Um die erforderlichen, umfangreichen Arbeiten ausführen zu können, hatte er den Einfall, die Nilbauern in der fast arbeitsfreien Zeit zwischen Aussaat und Ernte für die Bauarbeiten heranzuziehen. Darüber hinaus gilt er als Erfinder verschiedener Messinstrumente, die zum Pyramidenbau verwendet wurden.
Im Süden des Hofs liegt das Südgrab, das vermutlich als eigenständige Grabform für den Ka (die Seele) des Königs gedacht war. Für die ewige Wiederholung des 30-jährigen Regierungsjubiläums standen die Kapellen im Hebsed-Hof bereit. Der immer währenden Herrschaft des Djoser dienten die östlich der Pyramide liegenden Scheinpaläste – je einer für die beiden Landeshälften. Am Mauerwerk der Pyramide lassen sich verschiedene Baustufen feststellen. Ausgehend von der traditionellen Form der Mastaba, (ist das arabische Wort für „Bank“) einem rechteckigen Pyramidenstumpf, wurde zunächst der Grundriss erweitert. Es entstand ein zweistufiges, etwa 10 m hohes Grab Eine Steigerung bedeutete die vierstufige Überbauung, die jedoch zugunsten einer weiteren Vergrößerung aufgegeben wurde. Schließlich wuchs die sechsstufige Pyramide über einer Basis von 109,2 x 121 m bis auf 62,5 m an. Die Grabkammer des Pharaos liegt in einem unterhalb der Pyramide in den Fels gehauenen Schacht, ist aber nur für Archäologen zugänglich. Noch weiter unten befinden sich die Grabkammern für die Mitglieder der königlichen Familie.
Das alles sind Fakten, das Gefühl, das man angesichts dieses Meisterwerks bekommt, lässt sich schlecht beschreiben. Staunen? Bewunderung? Ehrfurcht? Ungläubigkeit?
Wenn man bedenkt ein 4500 Jahre altes Bauwerk!
Was waren das damals für Könner! Welches Wissen hatten sie!
Es verwundert nicht, dass die Griechen im Baumeister Imhotep ihren Heilgott Asklepios (deutsch: Äskulap) erkannten.
Wir können über Holztreppen auf einen Wall steigen, hier wird kräftig gearbeitet und wir haben einen guten Überblick.
Ein Windstoß reißt mir den Hut vom Kopf und wirbelt ihn tief in den Bereich der Ausgrabungen. Ich hatte ihn schon abgeschrieben als mir die Arbeiter bedeuteten, ich darf da runter und ihn mir wieder holen.
Als ich zurückkam musste ich dann doch lachen, als ich sofort von einem Touristen gefragt wurde „Was gibt es da zu sehen ?“
Von hier oben haben wir einen Blick auf die unterhalb liegenden Mastabas, die Pyramide von Unas und bis Daschur. Wir glauben die Knickpyramide, die der Vater von Cheops, König Snofru um 2600 errichten ließ, erkennen zu können und die Rote Pyramide, die auch auf diesen König zurückgeht und eine Höhe von etwa 104 m erreicht, ausmachen zu können.
10 Uhr 30 ging die Fahrt weiter zum Museum in Memphis.
In Memphis, einst Weltstadt mit Tempeln für ägyptische und ausländische Götter, hatten sich Diplomaten und Händler verschiedenster Nationen niedergelassen. Nur wenig davon hat die Jahrtausende überdauert.
Vermutlich wurde Memphis von König Menes um 3000 v. Chr. gegründet. Sein Sohn erhob sie zur ersten Hauptstadt des vereinigten Ägypten. So besaß Memphis über Jahrtausende unangefochten die Bedeutung als Krönungsstadt.
Heute ist von diesem Glanz rein gar nichts mehr erhalten geblieben, da aus Ägyptens einst größtem Steinbruch erst Byzantiner und dann vor allem die Araber Steine, Platten, Simse, Säulen und Pfeiler vom „herrlichen Memphis“ für ihre Bauten, eigentlich das gesamte alte Kairo, herbeigeholt haben. Was nicht abtransportiert werden konnte, versank im Grundwasser des weichen Bodens, zerbröselte und zerfiel zurück in Lehmklumpen und Schlamm.
Vor dem Tempel des Ptah, eines der wichtigsten Heiligtümer des Landes, war einst die heute noch 10,5 m hohe Statue Ramses II. (1279-1213) aufgestellt. Vollständig wäre sie 13 m hoch.
Vom Zahn der Zeit angenagt, liegt der große König – ohne Beine – auf dem Rücken in einem eigens für ihn errichteten Gebäude im Museum. Eine Treppe führt hinauf auf eine Galerie und man kann die Statue von dort bewundern. Aus Kalkstein gefertigt, ziert sie die Königskartuschen auf Brust und Gürtel und Dolch mit Falkenköpfen Noch eine Sehenswürdigkeit weist das Museum auf:
Eine Alabasterspinx die 1912 frei-gelegt wurde und Amenophis II. (1428-1402 v. Chr.) zugewiesen wird. Sie stand einst vor dem Südeingang des Ptah-Tempels.
Die Statue wiegt etwa 80 t, ist 8 m lang und über 4 m hoch.
Im Museumsgarten ist noch ein Fundstück erwähnenswert: ein Dekretstein von König Apries als Schenkungsurkunde und Steuerbefreiungserklärung für den Ptah-Tempel.
Wir haben etwas „Freigang“ und einige nutzen dies, um Souvenirs an den vielen Ständen zu erstehen. Sehr angenehm, man kann unbehelligt „schauen“.
Auf dem Weg nach Giseh machen wir Halt zum Mittagessen im Mövenpick-Restaurant.
War gestern das Mittagessen dazu angetan, den Hunger zu stillen, so war das heutige „Mal“ eine Freude. Sehr lecker! Sehr appetitlich! Schade dass man satt war.
So gestärkt kann die Besichtigung weiter gehen.