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Ägypten – Dienstag, 20. Januar 2009

1. Tag

Das Taxi holte uns in der Frühe um 4 Uhr 30 zum Flughafen Köln/Bonn ab. Leider bucht Phoenix-Reisen, die Reisegesellschaft mit der wir die Reise wagten, die Flüge mit Air-Berlin. Der Nachteil: Stets wird erst Nürnberg angeflogen und von dort werden die unterschiedlichen Reiseziele angesteuert.
Knapp 2 Stunden Wartezeit, dann ging der 4 ½ stündige Flug nach Luxor weiter. Unter Berücksichtigung von einer Stunde Zeitverschiebung, waren wir um 14.05 Uhr Ortszeit in Luxor.
Ein Phoenix-Mitarbeiter lotste uns mit fast allen Mitfliegenden zum Visa-Schalter. Hier ging es leider chaotisch zu, aber immerhin hatten wir nach 30 Minuten unser Visum und nun musste an zwei weiteren Schaltern der Bus erfragt werden, der einen zum gebuchten Schiff bringen soll. Wir hatten die Nil-Fahrt ganz gezielt auf einer Dahabeya – mit maximal 16 Passagieren – gebucht, um den großen Nil-Kreuzfahrern mit vielen Touristen auszuweichen. Als ich das Zauberwort „Dahabeya“ sagte, ging alles wie geschmiert.
Wir wurden wie VIP’s behandelt. Ein Phoenix-Mitarbeiter brachte uns zu einem Minibus. Der Fahrer und ein Ehepaar saßen bereits darin, unser Gepäck wurde verstaut und dann lautete die Zauberformel:
“Sie sind komplett und müssen nur noch an der Schiffanlegestelle ihren Reiseführer abholen.“ Inzwischen war es 14.50 Uhr.
Um 15 Uhr stieg Ahmed, ein 32jähriger Ägypter, der Germanistik studierte und mit einer Deutschen verlobt ist, ein und wir bekamen außerhalb des Zentrums von Luxor den ersten negativen Eindruck von Ägypten: Armut und Unrat.
Ca. 1 Stunde fuhren wir bis Esna, wo uns das Segelschiff, die „Desart Orkid“, erwartete. Viele bettelnde Kinder bildeten bis zum Schiff Spalier und an Bord wurden wir mit erfrischendem, kaltem Hibiskustee empfangen.
Wir hatten Oberdeck gebucht, da jedoch nur wir 2 Ehepaare und der Reiseleiter die Passagiere bildeten, konnten wir eine der zwei vorhandenen Suiten von ca. 25 qm, mit schönem Badezimmer (Sitzbadewanne und Glasschiebetüren) und obendrein noch eigenem Balkon – ohne Aufpreis – beziehen.

Schon um 16.30 Uhr legte die Dahabeya ab. Da kein Wind die Segel blähen konnte, wurden wir von einem kleinen Motorboot geschleppt.
Schnell die Koffer ausgepackt, dann auf Deck, das anheimelnd wie ein Wohnzimmer wirkte. Die niedrigen Sitzgelegenheiten sind mit Fleckelteppichen bedeckt. Teestündchen mit Kuchen war angesagt und wir bekamen einen ersten Eindruck, was uns die nächsten Tage erwartet: Ruhe!
Bis 18 Uhr blieben wir oben, dann wurde es zu frisch und es kamen zu viele Mücken.
Duschen, noch etwas Kramen und um 19 Uhr gab es landestypisches Abendessen.
Es war ein langer Tag. – Wir hielten bis 22 Uhr aus.
Bleibt noch zu erwähnen: Wir 4 Touristen wurden von einer zehnköpfigen Mannschaft betreut, alle äußerst liebenswürdig, freundlich und zuvorkommend.
Und unser Glück: Die Chemie zwischen uns Vieren stimmte. Das andere Ehepaar hatte schon zweimal eine Nil-Fluss-Kreuzfahrt gemacht und dabei immer neidvoll auf die Dahabeya hinabgeschielt und nun hatten sie sich nun diesen Traum erfüllt. Zudem waren sie sehr gut informiert über Ägypten und hatten diverse Insidertipps auf Lager.

Wir schliefen wunderbar ruhig, denn der für den Strom zuständige Generator wird um 24 Uhr abgeschaltet und erst um 6 Uhr wieder angeschaltet. Zudem kann das Segelschiff an Nil-Inseln und Buchten anlegen, die für die großen Schiffe nicht geeignet sind.

Einziger Wehmutstropfen an diesem Tag: Die schöne, leichte Windjacke von Manfred ging auf dem Weg vom Bus zum Schiff verloren.

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Ägypten – Montag, 26. Januar 2009

7. Tag

Luxor – Tal der Könige

Unterwegs über die Dörfer wird uns das pralle ägyptische Leben geboten: tag07_0105Zur Zeit ist die Zuckerrohrernte im vollen Gange. Mit jedem verfügbaren Transportmittel wird es befördert: Vom Esel über Fahrrad, LKW und so gar mit Schmalspurbähnchen.
Vor jedem Dorf gibt es eine Kontrolle – Wer – Wohin – zu „unserer Sicherheit“. Und vor jedem Dorf isttag07_0130 ein „Polizist“ mit Gewehr zur Verteidigung stationiert. Unterwegs, nachdem der Koch ausgestiegen ist, machen wir einen kleinen „Mehrfach-Stopp“ und sind um 10 Uhr, wie von Ahmed geplant, in Luxor.

Unterwegs, um Zeit zu sparen, hat uns Ahmed bereits wieder einiges über das Tal der Könige erzählt.
„Im alten Ägypten wurde Luxor als die mittlere Stadt bezeichnet, die Bezeichnung Theben haben die Ägypter von den Griechen über-nommen. Die Stadt wurde in zwei Teilen gegliedert, Ost- und West-Theben, bzw. Luxor. Das Leben „tobte“ im Osten, dort haben die Pharaonen ihre Häuser und Tempel, wie Karnak und Luxor, gebaut.
Der alte Ägypter war sehr fromm und gläubig und verglich immer den Zyklus des Leben, geboren werden und sterben, mit dem Zyklus der Sonne. Der Osten, Sonnenaufgang, hier ist das Leben und im Westen beim Sonnenuntergang ist das Jenseits.
In Luxor drehte sich alles um die 18. 19. und 20. Dynastie.
Im Neuen Reich, 1500 v. Chr., als Ahmose das Land von den Hyksos befreit hatte, regierten die Pharaonen von Luxor aus. Es war das religiöse Zentrum und die Hauptstadt.
Im Alten Reich wurden die Gräber noch in  Pyramidenform in Memphis erbaut.
Im Mittleren Reich wurden die Gräber von Grabräubern geplündert und die Mumien geschändet. Es war eine Schande für die Verstorbenen, dass die Seele, das Ka, nicht den Körper erkennen konnte und nicht vor Osiris treten konnte.
Die Könige und Pharaonen des Neuen Reichs haben daher einen sicheren Ort für ihre Gräber gesucht, so dass Grabräuber ihre Ruhestätten nicht finden können sollten. Man verzichtete bewusst auf die Demonstration von Monumentalität. Die Pyramide, das weithin sichtbare Königsgrab, wurde freiwillig aufgegeben. Stattdessen begann man, das Königsgrab an geheimer und verborgener Stelle anzulegen ohne eine verräterische Kultstelle außerhalb des Grabes. Die Opfer für den König fanden abseits und fern vom Grab in einem eigens dafür erbauten Totentempel statt, der nun nicht mehr allein dem Kult des verstorbenen Königs diente, sondern auch für den Kult des Sonnengottes Amun-Re bestimmt war.

Man glaubte, das Tal der Könige sei ein sicherer Ort. Es war ein in den Falten des Westgebirges verstecktes Wüstental. Es wurde zudem von einer pyramidenförmigen Bergspitze überragte, und was schien den Pharaonen erstrebenswerter, als unter einer Pyramide beerdigt zu werden. Außerdem hatte das Tal nur einen Zugang, der gut kontrolliert werden konnte.
Die Arbeiter, die die Gräber bauen mussten, lebten in einem abgelegenen Tal in einem Ghetto, es wurde Medina, die Stadt der Arbeiter, genannt. Sie wurden mit verbundenen Augen über den Berg in das Tal der Könige geführt, damit sie niemals preisgeben konnten, wo sich die Gräber befinden. Sie arbeiteten 8 Tage, wurden dann für zwei Tage wieder zu ihren Familien zurückgeführt und mal mehr, mal weniger gut mit  Lebensmitteln, Bier und „Klamotten“ bezahlt. An einem Grab arbeiteten ca. 30 bis 40 Personen. Sie wurden in 3 Gruppen unterteilt:
Steinmetze, sie gruben als erstes den Stollen, dann kamen die Gipser, die die Wände glätteten, und als letztes kamen die Künstler, die die farbigen Dekorationen anbrachten.
War das Grab fertig gestellt und der Pharao gestorben, wurde er als Mumie in den Sarkophag gelegt und dann fügte man all die Dinge hinzu,  die er für ein Leben im Jenseits brauchte. Von Möbeln, Schmuck bis zu lebenden Dienern und Sklaven. Danach wurde es versiegelt und wieder zugeschüttet und unkenntlich gemacht.

Die Gräber sind im Grunde genommen alle gleich aufgebaut jedoch unterschiedlich lang:
Alle Gräber sind als künstliche Stollensysteme, zwischen 60 und 200 m schräg absteigend in die 300 m hohen Wände der Randberge aus weichem Kalkstein getrieben.
Zuerst kommen bis zu drei hintereinander liegende Korridore. Der erste mit Nebenräumen, der zweite und dritte mit Nischen für Gegenstände zum Totenkult. Zwischen den Korridoren kam dann das Schachtgrab, ein Scheingrab für Osiris, den Gott der Unterwelt. Es sollte zur Abschreckung der Grabräuber dienen. Heute sind die Schächte mit Holzstegen gesichert.
Es folgte eine Vorhalle und zuletzt der Sargraum mit der Vertiefung für den Sarkophag, rundum wieder Nebenräume und Magazine. Wände, Mauern und Pfeiler wurden mit Götterbildern, Texten und Illustrationen aus dem Totenbuch und mit Szenarien zur Fahrt durch die Unterwelt dekoriert.

Der Erste, der daran gedacht hat sein Grab „einbruchsicher“ zu errichten, war Menthuhotep I. Er ließ im Talkessel von Deir el-Bahari seinen Totentempel erbauen. Sein Grab wurde hinter einem Berg im Tal der Könige gefunden.
Der erste König, der sich im Tal der Könige sein Grab anlegen ließ, war Thutmosis I., Vater von Hatschepsut. Sein Grab trägt heute die Nr. 38
Bis zum Ende der 20. Dynastie folgten alle Herrscher seinem Beispiel, mit Ausnahme von Echnaton, dem Aussenseiter, und seinem direkten Nachfolger.
Im Tal der Könige befinden sich 62 Gräber. Davon können zur Zeit nur 9 Gräber besichtigt werden.

Das letzte Grab, das hier entdeckt wurde, war das Grab Nr. 62, das Grab von Tutenchamun. Es ist das wichtigste und das berühmteste Grab hier im Tal der Könige. Obwohl das Grab selbst nicht schön ist, es ist ganz klein und nur die Grabkammer ist dekoriert.
Warum hat dann dieses Grab diese Berühmtheit erlangt?
Es ist das einzige Grab das unversehrt entdeckt wurde. Der Sarkophag mit der Mumie, das Mobiliar, der Schmuck, das Gold, alles, alles, was man früher dem Toten für das Jenseits mitgab, wurde hier unversehrt gefunden. Und dies alles ist in Kairo im Museum zu bewundern.
Also haben bei den anderen Gräbern alle Vorsichtsmaßnahmen nichts genützt, die Gräber wurden doch gefunden und ausgeraubt.

Nur 20 Gräber hier gehören Pharaonen des Neuen Reichs, die anderen waren für hohe Beamte.
Wegen Feuchtigkeit oder  Restaurierungsarbeiten sind nicht alle Gräber zugänglich. So ist z.B. das Grab Sethos I. (KV 17) seit 1971 geschlossen. Meiner (Ahmeds) Meinung nach ist dieses das Schönste im Hinblick auf Farben und alles.
Andere sehr schöne Gräber sind meiner Meinung nach das Grab von   Ramses IX. (KV 6), Sohn von Ramses III. (KV 3) und von Ramses III. (KV 11)
Eine Mumie wurden im Grab Nr. 35 gefunden, Amenophis II, sie wird im Museum in Kairo ausgestellt.“

Theben-West war jedoch keine reine Totenstadt. Schon zur Zeit der Pharaonen lebten hier Arbeiter, Künstler, Priester und Verwaltungsbeamte. Schließlich musste der Betrieb in den vielen Totentempeln der verblichenen Könige musste gewährleistet sein.

tag07_tal_d_kWir fahren also durch zum Tal der Könige und sind gegen 10.30 Uhr dort.
Ahmed kauft die obligatorischen Eintrittskarten und wir besteigen ein kleines Bähnchen, das uns näher an die zu besichtigenden Gräber heranbringt
Mit unserem Ticket können wir 3 Gräber besichtigen. Wir verlassen uns auf Ahmed, welche wohl für uns am interessantesten sein könnten und am wenigsten beschwerlich.

Erst betrachten wir die neuen Ausgrabungsarbeiten. Auch Ahmed weiß nil-auswahl-201-109nicht, was man zu finden hofft.
Offiziell dürfen die Führer nicht in den Gräbern erklären, da wir jedoch nur zu zweit sind, begleitet uns Ahmed und unterweist uns doch. Verständlicherweise darf man, zum Schutz der Farben, auch nicht fotografieren, so dass ich mich auf die Abbildungen aus diversen Büchern beschränken muss.

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Ägypten – Montag, 26. Januar 2009

7. Tag

Ramesseum – Memnonkolosse

Wir fahren am Ramesseum vorbei. Von dieser einst mächtigen Anlage, in der sich die Residenz Ramses II. während seiner rituellen Besuche auf dem Westufer als auch der Totentempel befand, sehen wir nur noch die am Boden liegende Kolossalstatue des Pharaos aus schwarzem Granit. Sie soll 17 m hoch gewesen sein und über 1000 t gewogen haben.
Die Memnonkolosse sind natürlich auch einen Fotostopp wert.tag07_0505
Diese beiden sitzenden Zwillings-statuen sind etwa 18 m hoch und aus Quarzit. Sie stellen Amenophis III. dar und sollten einst seinen Totentempel
– so um 1370 v. Chr. – bewachen. Von dem sind jedoch nur Überreste vorhanden und die Statuen haben durch ein Erdbeben 27 v. Chr. auch  schwer gelitten.
Ahmed erzählt uns die Legende, dass besonders bei Sonnenaufgang sphärisch klingende Töne zu hören waren und als Begrüßung von Memnons Mutter Eos gedeutet wurden. Vermutlich wurden diese Töne durch die sich erwärmende Luft und Temperaturschwankungen hervorgerufen und die abgeplatzten Steinpartikelchen in den Spalten in Schwingung versetzt.  So entstand das „Orakel von Memnon“ und wurde zur Pilgerstätte für Griechen und Römer, wie Kaiser Hadrian und Septimius Severus. Offenbar in der Absicht, Memnmon zu danken, ließ der letztere die Statuen ausbessern, die von da ab nicht mehr „sangen“.

Nach diesem kurzen Stopp nun endgültig weiter zum Karnak-Tempel.

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Ägypten – Montag, 26. Januar 2009

7. Tag

Karnak-Tempel

Auf diesen Tempel war ich mehr wie neugierig. Bei meiner Vorbereitung auf diese Reise habe ich einige Bücher des französischen Ägyptologen Christian Jacq gelesen. Er versteht es, fundiertes Wissen in einem spannenden Roman einzupacken. Der Karnak-Tempel spielt in seinen Romanen  eine zentrale Rolle und so war ich quasi „zu Hause“. Nur soviel vorweg: Das kann man sich nicht vorstellen!
Die Fahrt von den Memnonkolossen zum Karnak-Tempel, der 3 km nordöstlich von Luxor am rechten Nilufer an das gleichnamige Dorf angrenzt, dauerte fast 45 Minuten. Hier waren wir nicht alleine. Ahmed war zwar der Ansicht, im Laufe des Nachmittags, inzwischen war es 15 Uhr, würde es sich leeren, aber leider irrte er hier.
Wir hatten trotzdem viel Platz, um in Ruhe alles betrachten zu können.
Der Karnak-Tempel ist Ägyptens großartigstes Heiligtum!
Wie beschreibt man etwas, das man nicht beschreiben kann?
Da bin ich aber nicht alleine:
David Roberts, ein bekannter englischer Maler, der von  1838 bis 1839 11 Monate in Ägypten, Syrien und dem Heiligen Land verbrachte, war angesichts der Ruinen von Karnak so überwältigt, dass es ihm unmöglich erschien, in Bildern zu fassen, was er ausdrücken wollte. „Alles ist dermaßen weit entfernt von dem, was ich bisher gesehen habe, dass mir noch nicht einmal ein Vergleich einfällt.“ Es ist mehr eine Tempelstadt als eine Tempel-anlage, so riesig!
Versuche ich es einfach mal mit Fakten:sany1409
„Bereits die Herrscher der 12. Dynastie begannen mit den ersten Arbeiten zum Bau des Tempels. Im Verlauf von Generationen wurde er immer größer und prächtiger erweitert, ausgebaut und geschmückt, so dass schließlich der Amun-Tempel eine Anzahl weiterer Heiligtümer mit einbezog. Deshalb konnte die Anlage wegen der ständigen Ein- und Umbauten nicht einheitlich bleiben. Sie vermittelt uns heute ägyptische Kunst verschiedenster Zeitfolgen.
Gebaut wurde der Tempel von Thutmosis I, Hatschepsut, Thutmosis III., Amenophis IIII., Ramses I., Sethos I, Ramses II., Ramses III, den Königen von Bubastis, Taharka und den Ptolemäern.“
Das ist ein Auszug aus dem Polyglott-Reiseführer.
tag07_0520Wir schreiten mit Ahmed die breite Widder-Sphinx-Allee entlang, die von Ramses II. aufgestellttag07_1160 wurde und betreten durch den ersten  Pylon die Tempel- anlage. Der Pylon ist 113 m breit, 45 m hoch, 15m dick, letztes Bauglied des Tempels der 30. Dynastie.
Wir befinden uns im Großen Hof, Ägyptens größter Tempelhof mit 8000 Quadratmetern. In der Hofmitte die letzte von 10 mächtigen Säulen eines Säulenganges von König Taharka, 25. Dynastie. Kapitell 5 m Durchmesser.
Rechts und mit Pylon in den Hof ragend der Amun-Tempel von Ramses III.tag07_0560 Der Längshof mit Osiris-Pfeilern geschmückt.
Dann gehen wir, ach was, hier muss man schreiten,  durch den zweiten Pylon, der in der 18. Dynastie erbaut wurde und Figuren von Ramses II. und Pinodjem  verziert ist. 98 m breit, 29 m hoch.
Und dann bleibt einem erst mal die Luft weg:
Der große Säulensaal!
Das ist unbeschreiblich! Man hat das Gefühl, man steht in einem Wald aus Säulen. In dichten Reihen stehen sie nebeneinander, von oben bis unten mit zum Teil noch farbigen Reliefs verziert.
Er ist das Weltwunder der Antike, 193 m breit,52 m lang, 5356 Quadratmeter. (Zum Vergleich: Der Kölner Dom hat 6166 Quadratmeter). 134 Säulen, die in 16 Reihen das Dach trugen.
Weitere Fakten aus dem Du-Mont-Reiseführer:
sany1410Gesamtanlage basilikal, d.h. hohe Mittelschiffsgruppe und niedrigere Seitenschiffe. Demnach waren 12 dickere, höhere Säulen, mit geöffneten Papyrusdoldenkapitellen, aus 1,10 m hohen Steintrommeln erforderlich mit 10 m Umfang wie die Trajans-Säule in Rom, mit Kapitell insgesamt je 24 m hoch, sie über-ragen um 19 m die Seitenschiffe mit ihren  122  dünneren Säulen, Halbtrommeln, 1,30 m hoch, 6,40 m Umfang (diese mit geschlossenen Doldenkapitellen). Je sieben Seitenschiffe entsprechen den drei Mittelschiffen. Damit war die Lösung des Belichtungsproblems gegeben, weil am Abfall der Mitteljoche durch Steingitter diffus Licht in die buntbemalten, dämmrigen Innenräume fallen konnte.
Ägyptische Tempel symbolisierten verkleinert die Welt, sie waren realistisch gedachte Abbilder der Landesnatur, und der Säulensaal stellten in diesem Kanon den heiligen Hain, die einzelnen Säulen emporwachsende Bäume dar.“
(Also lag ich mit meinem Gefühl nicht daneben.)
„Sie hatten lediglich den durch sie hindurchziehenden Prozessionsweg feierlich zu rahmen. Niemals sollten sie Saal-Räume sein wie christliche Kirchen, islamische Moscheen oder buddhistische Tempel als Versammlungsorte für Gleichgesinnte, denn – wie wir bereits wissen – nur bis in den ersten Hof hatte das einfache Volk Zutritt, um von fern Anteil nehmen zu können an den Zeremonien ein der in den Tempelräumen agierenden Priesterschaft.
Der Reliefschmuck im Saal zeigt zwei unterschiedliche Stile: die linken, nördlichen, Seiten sind in feinem, diffizil gearbeitetem erhabenen Relief. tag07_0905Hier: Sethos I erhält vom falkenköpfigen Horus die Zeichen für Leben und Macht.
Die löwenköpfige Göttin Sekhmet hält schützend die Hand über Sethos I.
Die rechten, südlichen Seiten wurden dagegen in tag07_0900gröberem, unscharfen und vertieftem Relief durch Ramses II. und dessen Nachfolger in Auftrag gegeben.
Wir gehen durch den dritten Pylon, den Amenohpis III. aus Bauresten seiner Vorgänger errichten ließ.
tag07_1030Von hier gelangen wir in den Mittelhof. Von den einst vier Obelisken steht nur noch der des Thutmosis I., 23 m hoch, 130 Tonnen schwer.
Weiter durch den vierten Pylon. Er ist stark zerstört. Erbauer Thutmosis I.. Zwei unter Hatschepsut errichtete Obelisken waren im kleinen Säulenhof. Einer ist umgestürzt; die Spitze liegt jetzt beim Skarabäus, beide Obelisken je 29,59 m hoch, 322 Tonnen schwer. Es sind genau die Obelisken, um die es auf den Reliefs in der Tempelanlage von Hatschepsut ging. Diese Obelisken wurden in nur sieben Monaten in Assuan aus dem Fels gemeißelt und per Schiff rechtzeitig zum Regierungsjubiläum hierher transportiert und aufgestellt. Ein Obelisk wurde von Thutmosis III.tag07_1040 aus Hass auf seine Stiefmutter Hatschepsut ummauert da er ihn nicht tag07_1020abtragen konnte. Zudem sehen wir – wie auch bereits im Hatschepsut-Tempel – die ausgemerzten Namen und Gesichter von Hatschepsut, die er dann durch seine eigenen ersetzen ließ.
Die Spitzen der Obelisken waren mit einer Gold-Silber-Mixtur bestrichen und leuchteten früher weithin.

Ahmed verspricht uns, später aufzuzeichnen, wie man heute vermutet, wie damals die Obelisken aufgestellt worden sind.
tag07_1070Ein fünfter und sechster Pylon schließen sich an, sind jedoch schlecht erhalten. An langen Höfen stehen Osiris-Statuen.
Wir dringen bis zum Allerheiligsten vor, einer zweiräumigen Granitkapelle, beiderseits offen, um dem Sonnenlicht von früh bis spät den Weg zur Gottesbarke frei zu halten, neu erbaut durch den Alexander-Nachfolger Philippos Arrhidaios. Der Barkensockel ist noch erhalten, innen wie außen sind kultbezogene Wandbilder, an der Nordwand lange Inschriftenreihen, der sog. zweite Annalensaal Thutmosis III.
Es schloss sich ein Mittelreichstempel an. Dieser Tempel ist heute nur noch in Steinblockrelikten und wenigen Grundmauern erhalten.
Die Festhalle Thutmosis III. befindet sich im Südwesteck, dort das sog. Ahnenzimmer, es war Fundplatz der „Königstafel von Karnak“ und befindet sich jetzt im Louvre, Paris. Es handelt sich um  Thutmosis III. und 62 Kartuschen seiner Vorgänger.
Das Botanische Garten-Zimmer besteht aus unübersichtlich verschachtelt wirkenden Räumen und dabei gibt es ein Sälchen mit vier hintereinandergereihten Papyrusbündelsäulen.
Bleibt noch das Osttor. Durch die hier um 19 m hohe Tempelumwallung aus Nilschlammziegeln holte Kaiser Konstantin den 20,70 m hohen Obelisken nach Rom, der 1787 von Papst Sixtus vom Circus Maximus zum Lateran versetzt wurde.
Die Wegstrecke vom ersten Pylon zum Osttor ist 450 m.
Wir stehen vor dem Heiligen See, der das Urmeer symbolisieren soll, aus dem täglich neu die Sonne aufsteigt, er war der Reinigungsort der Tempelpriester.  Heute lädt er nicht zum Reinigen ein.
Davor befindet sich der große granitene Skarabäus, Sinnbild für  „Werden“tag07_1090 „Entstehen“ und die Legende sagt, schreitet man 7 mal um den auf einem Sockel ruhenden Skarabäus und hat einen starken Wunsch im Herzen, dann erfüllt er sich.
tag07_1100Hier auf dieser Fläche liegt auch die Spitze des Hatschepsut-Obelisken mit dem Bild des die Königin krönenden Gottes Amun.

Nun malt uns Ahmed auf, wie man es sich vorstellte wie der Obelisk aufge-richtet werden konnte.  tag07_1080 Es gibt eine Theorie, nach der um einen gemauerten senkrechten mit Sand gefüllten Schacht, der den Obelisk aufnehmen sollte, ein noch höherer Hügel so angelegt wurde, so dass der Obelisk in den Schacht gleiten konnte, wenn man unten den Sand langsam aus einer Schachtöffnung entfernte. Wie realitätsnah diese Theorie ist weiß man nicht.

Jetzt haben wir uns aber die obligatorische Teepause verdient und schlapp schleppen wir uns danach zum Minibus.
Die Fahrt geht zu unserem Hotel Pyramisa. Zwischendurch halten wir noch kurz, um in einer Buchhandlung das auch von Ahmed als Gedächtnisstütze herangezogene Buch „Luxor und seine Tempel“ für rund 20 Euro zu erstehen.
18.30 Uhr begleitet uns Ahmed zur Rezeption, klärt für uns wann Abendessen und morgen früh Weckruf, Frühstück, Kofferabholung und Abholung zum Flughafen erfolgen wird.
Wehmütig verabschieden wir uns von Ahmed und fragen uns natürlich, ob wir jemals wieder einen so fürsorglichen, informierten, höflichen, liebenswerten Reiseführer bekommen werden.
Bleibt uns nur noch Trinkwasser zu besorgen, um 19 Uhr zum Abendessen zu gehen und um 21 Uhr heißt es: Licht aus! Gute Nacht!
Der Tag hatte es wirklich in sich!

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Ägypten – 3. Februar 2009

15. Tag

Heimreise

Dienstag Morgen, nach einem bewusst spärlichen Frühstück und einem tag14_0040wletzten Blick auf die Hotelanlage und das Rote Meer werden wir um 8.30 Uhr von dem bereits ziemlich vollen Bus, diesmal sind wir die Letzten, abgeholt.
Vier Stunden sind für die Fahrt bis Luxor angesetzt.tag15_0050 Wir fahren zu den Bergen des Roten Meers, die uns auf der Nilfahrt stets links begleiteten, im Gegensatz zu den sanften Hügeln der Wüste auf der rechten Seite. Die Felsformationen sind beeindruckend.
Nach zwei Stunden gibt es wieder die allgemein übliche „Allzweckpause“. Hier bewundern wir den Geschäftssinn der Araberinnen:
tag15_0080Tief verschleiert präsentieren sie sich mit einem oder zwei niedlichen Kindern, einem Esel, auf dem sie noch ein Zicklein drapiert haben und lassen sich fotografieren. Kostenpunkt 1 Euro.
Bei der Weiterfahrt sehen wir bereits einige Richtung ihrer Behausung wandern, sie haben sicher für heute genug verdient, denn dies ist der Halt der Busse die nach Luxor fahren wie der, die aus Luxor kommen.

Aus dem Bus bietet sich uns wieder das pralle ägyptische Leben in dentag15_0130 Dörfern. Was aber alles überlagert, ist der Müll. Auch hier ist der Bewässerungskanal total verdreckt, in den Dörfern Unrat.

Pünktlich nach 4 Stunden sind wir am Flughafen in Luxor und bekommen noch mal die geballte Bakschisch-Forderungswut zu spüren. Den Koffer aus dem Gepäckraum des Busses bekomme ich  nur gegen Bezahlung. Mein Einwand, erst Koffer, dann Trinkgeld, ignoriert er. Er macht die Klappe erst gar nicht auf.
Eins, zwei, drei hast du nicht gesehen, greift sich wieder ein anderer unseren Koffer um ihn auf das Durchleuchtungsband zu legen. Bakschisch. Na ja, in ein paar Minuten ist es vorbei.

In der Eingangshalle des Flughafens gibt es große Wiedersehensfreude: Das mit uns auf der Dahabeya reisende Ehepaar fliegt auch heute mit derselben Maschine bis Nürnberg.
Da gibt es viel zu erzählen und die Wartezeit sowohl in Luxor wie auch in Nürnberg vergeht daher wie im Flug.
Um 21.30 Uhr landen wir im Nieselregen auf dem Flughafen Köln/Bonn und werden wie vereinbart von dem Taxiunternehmen aus unserem Wohnort erwartet. Alles läuft prima und zu Hause kommen wir in eine leidlich warme Wohnung.

Fazit:
Wie meinte mein lieber Mann, der die Reise ja eigentlich nur mir zu Liebe gemacht hat:
Eine Glückskinderreise!
Das sagt alles.

Wir haben doch schon sehr viele Reisen gemacht.
Sie waren alle schön und interessant.

Jedoch die Ägyptenreise war anders.

Tiefer gehend!
Beeindruckender!
Faszinierender!
Einfach schön und gut!

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