Sonntag, 6. September 2009
10 Uhr aus dem Haus, Ramblas herunterspaziert bis zum Palast Güell,
Wieder ein von Gaudí erbautes Haus für den Hausherrn Güell.
Jedoch: sonntags geschlossen.
Wir querten wieder die Ramblas und streiften kreuz und quer. Den Auftakt bildet die Plaza Reial, auf der ein riesiger Münzmarkt abgehalten wird. Die Plaza Reial wurde Mitte des 19. Jh. napoleonischen Stadtplätzen nachempfunden. Imposante Gebäude rahmen das große Viereck ein.
Durch Zufall kamen wir am Kunsthandwerk-Museum mit römischen Ausgrabungen vorbei, das ich besichtigte und die einzige Besucherin war. Beim Weiterschlendern kamen wir an hübschen Plätzchen und Plätzen, z. B. die Plaza Felip Neri, die große Ruhe ausstrahlt, vorbei. Würden ja gerne ein Kaffe trinken, aber stets waren alle Tische besetzt.
Wir folgten einer größeren Besuchergruppe und die führte uns zu dem schönen Kreuzgang der Kathedrale. Die Besonderheit hier ist, dass 13 Gänse frei herumlaufen. Sie dienen zur Erinnerung an den Märtyrertod der Heiligen Eulalia, die 13 Jahre alt wurde.
Unsere nächste Anlaufstelle war das Museum Dalí, das sich in unmittelbarer Nähe der Kathedrale befindet und in einem antiken Palast untergebracht ist. Wir waren wiederum sehr positiv überrascht, welch phantastische Werke Dalí vollbrachte. Mehr als 700 Exponate der unterschiedlichsten Ausführungen. Seine Themen waren das Meer, das Pferd, Don Quijote, die Erotik, die Mythologie und die Religion.
Ich fotografierte wie ein Weltmeister mit dem Ergebnis: Batterie ist leer.
Nun mußten wir halt mit einer – sprich Manfreds Kamera – auskommen.
Gegen ½ 12 Uhr nahmen wir auf einer Bank vor der Kathedrale Platz, da um 12 Uhr hier der katalanische Volkstanz “Sardana” aufgeführt wird.
Zur Musik von Holzbläsern bewegen sich die Menschen im großen Kreis in komplizierten Schrittfolgen. Während der Franco-Diktatur wurde dieser Tanz von “Ordnungshütern” unterdrückt, von mutigen Katalanen aber als öffentliches Zeichen des Nationstolzes trotzdem gepflegt.
Daraus sollte aber nichts werden, denn:
Man hat mir die Geldbörse gestohlen.
Ich hatte meine Handtasche zwischen Manfred und mir und nahm die Wasserflasche heraus, damit wir trinken sollten. Dadurch lag offensichtlich die Geldbörse mit allen Papieren gut griffbereit.
Ein vor uns herspazierender Mann sagte ganz aufgeregt immer zu mir “gitano”, was ich aber nicht interpretieren konnte, bis er auf seine Hosentasche klopfte. Da fiel bei mir der Groschen, ein Blick auf die Tasche, die Geldbörse weg!
Zwei Däninnen, die neben uns saßen, denen am Tag vorher Ähnliches passierte, begleiteten uns zur Polizeistation, damit ich dort eine Anzeige aufgeben konnte. Diese Stelle hatte jedoch sonntags geschlossen. Zwei freundliche Polizisten erklärten uns die Lage der geöffneten Station und dort konnte ich Anzeige erstatten. Ich sperrte von dort die Scheckkarten. Die Karte der spanischen Bank gelang mir nicht zu sperren – auch nicht mit Hilfe des spanischen Polizisten.
Ein nicht abreißender Strom von Bestohlenen suchte die Polizeistation auf. Um 14 Uhr verließen wir die Polizeistation und irrten durch die Innenstadt, um ein ansprechendes Lokal zum Essen zu finden. In der Nähe der Kathedrale aßen wir in einem wenig guten Touristenlokal.
La Barceloneta war unser nächstes Ziel.
Laut Plan ein ganz schönes Stück zu gehen. Der Zufall wollte es, dass wir genau in dem Moment an der Bushaltestelle der Linie 17 vorbeikamen, als der Bus kam. Kurzentschlossen eingestiegen, um uns überraschen zu lassen, wo er uns hin bringen würde. Im Busplan konnte ich feststellen, besser hätten wir es gar nicht treffen können, er brachte uns genau dahin wo wir hin wollten:
Das tradionelle Fischerviertel.
Auf einer dreieckigen Landzunge aus Schwemmsand, die sich nach dem Bau des Hafens von Barcelona im 17. Jahrhundert bildete, befinden sich interessante Gebäude. Das ehemalige Hauptlagerhaus des Hafens heißt heute Palau de Mar – Meerespalast – und beherbergt das Museum für Katalanische Geschichte. Einen Teil der Küstenlinie nehmen die Molen und Becken des Hafens von Barcelona ein, der zu den bedeutendsten des Mittelmeerraums zählt. Daneben liegt der Port Vll, Alter Hafen, der heute der zweite Sporthafen der Stadt neben dem Olympischen Hafen ist.
Das Areal, auf dem 2004 die Veranstaltungen des Weltforums der Kulturen durchgeführt wurden, ist nun der Forum–Park. Badestrand, Sonnenschirme, Skulpturen, z.B. ein riesiger Metallfisch – dazwischen.
Eine schöne Ferienstimmung. Manfred genoss es von einer Bank aus, ich sah mich ein bißchen um.
Welches Glück, dort wo wir ausgestiegen sind, konnten wir wieder in den Bus Nr. 17 einsteigen, denn Tibidabo ist unser Ziel. 40 Minuten konnten wir bis zur Plaza Kennedy vom Bus aus Sightseeing machen. Hier stiegen wir in die hundertjährige, blaue Straßenbahn, einfache Fahrt 1,10 €. Dann hieß es noch einmal umsteigen in die Funicular Tibidabo, eine Zahnradbahn, Kostenpunkt: Hin- und zurück für uns Zwei: 4 Euro. Sie bringt uns bis zur Plaza del Tibidabo. Dort steht der Templo del Sagrat Cor, gekrönt von einer riesigen Christusfigur, der goldenen Statue des Sagrado Corazón.
Hier oben ist die Bergwelt von Collserola, eine Gebirgskette, deren höchste Erhebung die Bergkuppe des Tibidabo darstellt.
Tibidabo ist ein großer Vergnügungspark mit allen möglichen Attraktionen.
Da wir weder Karrussel noch sonst eine Belustigung mitmachen wollten, tranken wir nur Wasser in einem Terrassen-Restaurant und genossen die Aussicht auf Barcelona bis zum Meer. Da es für uns nicht mehr viel zu sehen gab, stiegen wir spontan in einen kleinen Bus, Nr. 111, der hier oben im Gebiet von Vallvidrera seine Runden dreht. Er brachte uns an dem Torre de Collserola, dem von Norman Foster entworfenen Fernmeldeturm für die Olympischen Spiele 1992 vorbei. Manfred ist von der Konstruktion begeistert. Nach einer halben Stunde waren wir wieder fast zurück, als ich einen blauen Bus “Tibibús” stehen sah, mit der Aufschrift “Plaza Catalunya”. Schnell wechselten wir den Bus. Über diesen Bus habe ich gelesen, dass dies die aufregendste Buslinie von Barcelona sei. 3.20 € – dank unserer Barcelona-Card – für uns beide bezahlt und wurden nun bequem, ohne Anstellen und mehrfaches Umsteigen in 40 Minuten zu unserem täglichen Endpunkt gefahren. – Wie üblich 18 Uhr retour.
Nach Duschen und Relaxen hatte ich plötzlich die Eingebung, der ADAC könnte helfen, die spanische Kreditkarte zu sperren. 0049 89 22 22 22 angerufen und eine Frau Cabrosa war äußerst hilfsbereit. Schnell war die Karte gesperrt und sie vermittelte auch noch ein Gespräch mit German-Wings Deutschland. Ein Herr Kölln erklärte mir, ohne Ersatzpapiere vom Konsulat würde ich nicht nach Deutschland mitgenommen werden.
Um 21 Uhr waren wir dann so weit, dass wir essen gehen konnten. Manfred war über seinen Schatten gesprungen und hat ein Restaurant aus dem Reiseführer ausgesucht, da wir nicht wieder durch die Stadt irren wollten.
An dem wunderschönen Platz Reial das Restaurant Les Quinze Nits. Wir waren vorgewarnt, dass es Wartezeiten gäbe. Gut 15 Minuten angestanden, dann im 1. Stock einen Tisch bekommen und super lecker und auch zu akzeptablem Preis gegessen. Gazpacho, Salat mit warmem Ziegenkäse, beide Filete de cerdo ibérico, ein leckerer Rotwein (Austum) und zum Nachtisch crema catalana.
Um 23 Uhr im Hotel und dann eine miese Nacht verbracht.
Denke, kein Wunder nach der Aufregung heute.