Samstag, 5. Juni 2004
Heute stand der fakultaitve Ausflug zum Plattensee – dem Balaton – auf dem Programm
Balaton
Der Balaton ist mit 596 qkm der größte See Mitteleuropas. Seine Länge beträgt 77 km, seine Breite 1,5 –14 km. Die Uferlänge von 195 km kann man per Bahn, Auto oder – sportlicher – mit dem Fahrrad abfahren oder per Fähre verkürzen. Bei einer durchschnittlichen Tiefe von nur 3 m erwärmt sich der See im Sommer leicht auf 24-28 Grad C. Im Winter friert er zur Freude der Eisfischer und Schlittschuhläufer schnell zu. Das Wasser ist leicht alkalisch und nie klar. Seine milchige Farbe verdankt es chemischen und physikalischen Prozessen. Dazu kommt sein Mineraliengehalt, vornehmlich an Kalzium und Magnesium, dem vor allem bei Nerven- und Erschöpfungsleiden eine wohltuende Wirkung zugeschrieben wird.
Der See hat, abgesehen von vielen kleinen, ihm zustrebenden Bächen, nur einen Zu- und einen Abfluß, er wird von der Zala im Westen gespeist, das überschüssige Wasser wird im Osten über den Sió-Kanal in die Donau geleitet.
Als blaues Band liegt der Balaton im Herzen Transdanubiens. Im Gegensatz zu den von der Eiszeit gebildeten Bergseen der Alpen ist er ein typischer Steppensee und mit 22 000 Jahren ein recht junger dazu.“
Von 8 Uhr bis 10.15 stand die Fahrt nach Herend auf dem Fahrplan. Um 10.30 bis 11.15 Uhr wurden wir zur Führung in der Porzellan-Manufaktur erwartet.
Nach einem schön gestalteten Einführungsfilm wurden wir durch die verschieden Produktionsstätten der Porzellan-Herstellung und Bearbeitung geführt. Es überraschte uns schon als erstes, daß Herend zu den größten Porzellan-Manufakturen der Welt zählt. In diesem kleinen Ort, Herend, der nur 4000 Einwohner zählt, leben mehr als die Hälfte der Einwohner vom Geschäft mit dem zerbrechlichen Gut. Seit 1993 gehören dem Staat nur noch 25 %, der größere Anteil ist als Aktien im Besitz der Mitarbeiter. Die 1826 von Vince Stingl gegründete Porzellanmanufaktur ist auch eine der ältesten in Europa.
Damals begann man kostbare Porzellanstücke, z.B. aus China und Japan, detailgenau zu kopieren. Den internationalen Durchbruch brachte die Londoner Weltausstellung von 1851, auf der Königin Victoria ein mit Schmetterlings- und Blumendekor bemaltes Service im chinesischen Stil erwarb. Bis heute trägt dieses Muster ihren Namen! Andere heißen nach ihren berühmten Besitzern Esterházy oder Rothschild. Auch Alexander von Humboldt, Kaiserin „Sissi“ und Prinzessin Diana waren Liebhaber des Herender Porzellans.
Jedes Teil ist ein Einzelstück und wird von Hand verfertigt. Der Betrieb beschäftigt allein 700 Maler. Zum Repertoire gehören rund 2500 verschiedene Dekors, von denen 359 im aktuellen Programm sind.
Nach dieser Führung lud uns Herr Alexander im Namen von Studiosus wieder zu Kaffee und Kuchen in das angegliederte Kaffee, wo uns dieser natürlich stilvoll auf Herender-Porzellan serviert wurde.
So gestärkt begaben wir uns in das auf der anderen Straßenseite gelegene Museum und konnten in vielen Räumen die jeweils hergestellten Service für all‘ die Prominenten bewundern. Wunder-wunderschön, aber sowohl Manfred und auch mir gefielen die neuen Designs noch besser, wenn wir denn in die Bedrängnis gekommen wären, uns etwas auszusuchen.
Vezprém, die „Stadt der ungarischen Königinnen“ stand als nächstes auf dem Besichtigungsprogramm. Rundgang von 12.45 bis 13.45 Uhr – zum Glück bei schönem Wetter –war angesagt. Ein malerischer Ort. Aber, um es professioneller auszudrücken, halte ich mich an die Vorgaben: „In reizvoller, wie strategisch günstiger Lage entwickelte sich auf fünf Hügeln und einem 49 m hohen Dolomitplateau die heutige Bischofs-, Universitäts- und Komitatshautpstadt Vezprém. Der christliche König Stephan I. bezwang hier seinen heidnischen Widersacher Koppány, ließ eine Burg bauen und gründete 1001 ein Bistum. Seit seiner Vermählung mit der bayrischen Herzogstochter Gisela gilt Vezsprém als „Stadt der Königinnen“, weil die Krönung der Königin seitdem Privileg des örtlichen Erzbischofs war.“
Der Stadtrundgang brachte uns zum Altstadtplatz, den schöne Jugendstilhäuser einrahmen. Schmuckstück ist das 1857 als kirchliches Finanzinstitut errichtete Gebäude, das heute als Rathaus genutzt wird. Das Burgviertel entlang der Vár utca säumen einheitliche Ensemble prächtiger Bauten aus dem 18./19. Jahrhundert. Anstelle der mittelalterlichen Vorburg steht rechts die klassizistische Piaristenkirche mit Ordenshaus und Gymnasium. Wir besichtigen – gegen Eintritt versteht sich – die sehr sehenswerte Giselakapelle. In dem von einem Kreuzrippengewölbe überspannten Raum sind Aposteldarstellungen im byzantischen Stil original erhalten.
Die Nordseite des nach der Dreifaltigkeitssäule benannten Platzes schließt der mächtige graue Bau des Sankt-Michaels Dom ab. Nach wenigen Metern erreichen wir die oberhalb einer Steilkante errichtete Aussichtsbastei. Die Skulpturen des ersten ungarischen Königspaares wurden hier anlässlich des 900. Todestages des Königs und Landesheiligen Stephan 1938 aufgestellt.
Von der Terrasse erkennen wir die Ruinen des 1249 erbauten Dominikanerinnenklosters. Im einst von 18 Wassermühlen besiedelten Séd-Tal, hinter der 50 m hohen Talbrücke, wurden 1936 die Reste des Klosters der griechischen Schwestern freigelegt, in dem einst auch Königin Gisela fleißig stickte. Wir nehmen den gleichen Weg bergab zum Bus. Manfred und ich eilen etwas voraus, um in einer Bäckerei einige leckere kleine Gebäcksachen zu kaufen. Wir haben Hunger!
Weiter geht die Fahrt.
15.20 bis 15.40 sind die Besichtigungen auf der Tihanyer Halbinsel im Plattensee angesagt.
Der Bus entläßt uns am Fuß der Benediktinerabteil.
Wie der Kopf einer Schildkröte schiebt sich die Halbinsel Tihany in den See hinaus. Die vulkanisch gebildete einstige Insel mißt rund 12 qkm und wurde aufgrund ihrer besonderen Flora und Fauna sowie ihrer einzigartigen geologischen Formationen Anfang 1952 als erstes Gebiet Ungarns unter Naturschutz gestellt.
Unsere ersten Schritte bringen uns zur 1055 von König András I. gestifteten Benediktinerabtei, deren Kirchtürme wir schon von weitem gesehen haben. Jedoch davon ist nach einer Sprengung, die 1702 die Habsburger während des Rákóczi-Aufstandes angeordnet hatten, wenig zu sehen. Der Neubau der spätbarocken Abteikirche stammt aus den Jahren 1719-54. Die Kanzel, Altäre und das übrige Mobiliar verzierte der Laienbruder Sebastian Stuhlhoff (1753-79). Eile ist angesagt, da gleich in der Kirche ein Trauergottesdienst stattfinden wird.
Immerhin reichte die Zeit, daß Manfred seine Kappe aus Süd-Afrika liegen lassen konnte.
Das angegliederte Museum konnten wir in Ruhe besichtigen. Ein Gedenkzimmer ist für den letzten ungarischen König, Karl IV. eingerichtet, er wohnte 1921 kurzfristig mit seiner Frau Zita hier im Ordenshaus, bevor er auf die Insel Madeira verbannt wurde.
Ein Rundgang durch den sicher recht hübschen Ort gefällt uns nicht so gut, da er voll touristisch vermarktet ist. Wir flüchten seitwärts, hier ist es ruhiger und finden das Dorfmuseum recht malerisch. Vor Ende des Trauergottesdienstes stehen wir wieder vor der Kirche, um nur ja Manfreds Kappe wieder zu erhalten. Wir schaffen es, bevor der Besucherstrom die Kirche überfüllt.
Der Bus bringt uns zur Schiffanlegestelle. Für 16 Uhr ist die Abfahrt angekündigt, verzögert sich jedoch aus uns unbekannten Gründen bis 16.30. Wir haben den Eindruck, alle Schulklassen Ungarns haben heute Schulausflug, so auch auf dem Schiff. Aber die Kinder sind sehr lieb. Ca. ½ Stunde dauert unsere Fahrt über den Plattensee zum Füreder Strand. Ein kleiner Bummel, Gedenkstein für alle Ertrunkenen fotografiert, einen gekochten Maiskolben, um den ärgsten Hunger niederzuhalten, gekauft und dann ging die lange Heimfahrt los. Von 16.50 bis 19.00 war geplant. Durch die Verzögerung wurde es dann 17.10 bis zur Abfahrt und trotzdem kamen wir pünktlich an. Bewundernswürdig.
Für einen schnellen Badedurchgang in der Therme blieb für mich noch Zeit. Um 20.15 Uhr war das Abschiedsabendessen in der Nähe des Hotels angesagt: ich hatte mich für Fischsuppe, Wels gegrillt mit Beilage und Eis entschieden. Manfred wählte die Bohnensuppe, Kalbsgulasch mit Eiernockerln und Quarkknödel, dazu tranken wir Bier.
Wie üblich wurde eine Dame „ausgeguckt“, um das gesammelte Trinkgeld zu übergeben. Leider war die Rede kaum zu hören, da gerade am Nebentisch eine größere Gesellschaft ankam und sich lautstark begrüßte. Pech!
Jedoch die Atmosphäre im Lokal und die etwas weiter weg spielende Zigeunerkapelle war sehr gut.
Vor dem Hotel große Verabschiedung, da ja am nächsten Tag die Heimreise angetreten wurde. Von einigen schon sehr früh, die mit dem Zug fuhren.