Dienstag, 8. September 2009
Während Manfred im Bad war habe ich schon unsere Trollies gepackt und um 8.30 Uhr ging es zum Frühstücken.
Wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter: Jeden Morgen konnten wir auf der Terrasse frühstücken.
Um 10 Uhr brachten wir das Gepäck im Hotel zur Aufbewahrung und bummelten auf Manfreds Wunsch hin die Rambla Catalunya bis zur Avinguda Diagonal – zurück über Passeig de Gárcia – an den drei berühmten Gebäuden vorbei und über die Carrer d’Aragó wieder zurück zur Rambla Catalunya, da uns Passeig de García zu laut war.
Eixample (Stadterweiterung) nennt sich der Bereich der Stadt, in dem wir den Vormittag verbrachten..
1860 riss man die mittelalterlichen Stadtmauern ein um die Stadt zu erweitern. Diese Zone Barcelonas wurde von dem Ingenieur Ildefons Cerdá entworfen und stellt zweifelsohne ein einmaliges städtebauliches Konzept in Europa dar. Der Plan sah ein Raster aus parallel und lotrecht zur Küste verlaufenden , sich rechtwinklig schneidenden Straßen mit abgeschrägten Häuserfronten an den Kreuzungen vor.
Unter architektonischen Gesichtspunkten stellt das Eixample heute europaweit einen der interessantesten Komplexe aus jener Zeit dar.
Heute ist das Eixample das eigenliche Zentrum der Stadt. Es ist eine Geschäfts- und Wohngegend, in deren Straßen elegante Boutiquen, Kunstgalerien, Restaurants und Nachtlokale aufeinanderfolgen.
Der Modernisme, die katalanische Variante des Jugendstils, war eine künstlerische Strömung, die an der Wende vom 19. Zum 20. Jahrhundert ihren Höhepunkt hatte und in der Architektur ihren größten Ausdruck fand. Die meisten modernistischen Gebäude sind im so genannten “Quadrat d’Or” (dem goldenen Viereck) des Eixample zu finden.
Unser Spaziergang, auf der von Linden gesäumten Promenade, war für Manfred ein Stopp und Go, von Bank zu Bank.
Daher hatten wir auch viel Zeit und Muße, die endlose Reihe von Gebäuden mit den prachtvollen Giebeln, den verwendeten Werkstoffen wie Glas, Holz, Schmiedeeisen und Keramik zu betrachten und ich fotografierte ganz wild.
In einer Seitenstraße befindet sich das auffallende Gebäude, in dem die Fundación Tàpies untergebracht ist. War jedoch leider wegen Bauarbeiten geschlossen.
Zwischendurch “stöberte” ich in schönen, ausgefallenen Läden.
Durch einen kleinen Park, mit beschaulichem Leben, gelangten wir über die Avinguda Diagonal zum lebhaften Passeig de Gárcia. Schräg gegenüber schauten wir auf die Casa Milá, die wir ja am ersten Tag ausführlich besichtigt haben. Ein Stück weiter, Richtung Plaza Catalunya, macht bereits eine lange Menschenschlange darauf aufmerksam, dass hier das von Gaudí errichtete Haus Batló steht. Stolze 16 Euro Eintritt verlangen sie. Waren wir nicht mehr bereit auszugeben und hatten auch keine Lust, so lange anzustehen.
Es ist jedoch enorm, dass dieses außergewöhnliche Haus schon 1905-1907 erbaut wurde und ein bisschen an Hundertwasser denken läßt. Die Balkone jedoch finde ich etwas gruselig.
Daneben steht die Casa Amatiler und fällt durch ihren gleichmäßigen Treppengiebel auf. Das von Puig I Cadafalch erbaute Haus ist nur wenige Jahre älter als die Casa Batló. Das dritte, außergewöhnliche Haus in dieser Reihe ist die Casa Lleó Morera von Doménech I Montaner. Jedoch erinnert dies mehr an ein Schlößchen.
Ein Besichtigungsmuss ist der Palau de Música Catalana. Wir finden ihn nach Befragung von zwei freundlichen Polizisten auch recht gut. Er ist ein von Domènech I Montaner geschaffenes einzigartiges Schmuckstück modernistischer Architektur. Leider ist er nur mit Führungen zu besichtigen und das paßte nicht in unseren Zeitplan. So konnten wir nur die mit Stein-Palmwedeln geschmückte Säule bewundern.
Kreuz und quer gingen wir wieder Richtung Markthallen. Wir hofften, an einem Stand ein freies Plätzchen zu finden um leckere Tapas zu essen. Pustekuchen. Sie hatten nicht auf uns gewartet.
Also zogen wir nochmals den Reiseführer zu Rate und er empfiehlt ein Restaurant hinter den Markthallen. “Ra”. Es gab drei Tagesgerichte. Wir bekommen einen freien Tisch und essen gut: Salat, Lubina gebraten bzw. Hähnchen für Manfred und als Nachtisch Erdbeermilch bzw. Mandelcreme.
So gestärkt waren wir für die letzte Erkundung gerüstet: Wir schlenderten bei Tag nochmal durch das Viertel Raval und gelangten zum Zentrum für Zeitgenössische Kultur von Barcelona. Leider ist heute dieses Museum geschlossen und auf Befragen erklärte man mir, dass sich die Museen in Barcelona abgestimmt haben, einige schließen montags andere dienstags. Kein falscher Plan, aber leider hatte es heute in Unkenntnis dieser Regelung uns getroffen.
Wir setzen uns eine Weile auf die Rampe und bestaunten die sehr risikoreich fahrenden Skater.
Einige Gässchen weiter tranken wir im Außenbereich einer Bar noch einen Abschieds-Kaffee und dann ging’s zum Hotel, Gepäck holen und von der Plaza Catalunya fuhren wir mit dem Flughafen-Bus 2 zum Flughafen, Terminal 2.
Leider mußten wir bis zum Einchecken noch eine geraume Zeit warten, und in diesem Bereich gibt es keinerlei Restaurationsbetriebe.
Dem Einchecken sah ich mit etwas Bammel entgegen, ob es denn auch wirklich mit der polizeilichen Anzeige klappt, jedoch die Dame am Schalter strahlte mich nach den ersten Worten der Erklärung, dass man mir alles gestohlen hatte, an und sagte, Herr Ricardo habe schon Bescheid gesagt.
Die Maschine war nicht ausgebucht, so dass Manfred und auch ich jeder eine ganze Sitzreihe für uns hatten.
Um 22.30 Uhr sind wir gelandet, Taxi Schlösser erwartete uns bereits und kurz nach 23 Uhr waren wieder wohlbehalten zu Hause.
Wäre der Zwischenfall mit dem Diebstahl nicht gewesen, dann wäre es ein rundum schöner, interessanter Kurztripp gewesen.