3. Tag, Dienstag, 25. Oktober 2011
Ribadeo – Luarca – Oviedo – Gijón
Der Name Ribadeo spricht für sich selbst: Die “riba” oder “ripa”, das Ufer des Flusses Eo und über allem thront der Parador wie ein Aussichtspunkt über der Mündung des Flusses, mit Blick auf die gegenüberliegenden Insel mit dem Leuchtturm.
Ribadeo ist das letzte Städtchen der Rías Altas, der Oberen Förde, gelegen an der malerischen Ría de Ribadeo. Hier beginnt nun die Costa Verde und Ribadeo ist der letzte Ort hier an der Küste Galiciens.
Bei lausigen 10 Grad, kein Regen, etwas Sonne und heftigstem Wind ist nach dem Frühstück unser erster Gang erst mal wieder zum Informationsbüro, damit wir uns schlau machen können, was wir gesehen haben sollten.
Da wir gut mit spanisch zu recht kommen, bekommen wir sogar eine kleine Fibel über den Jakobsweg des Nordens geschenkt.
Zu unserem Glück sind die Sehenswürdigkeiten dicht zusammen, so liegt direkt an unserem Weg die Iglesia St. María de Campo, die Pfarrkirche. Das beeindruckendste Gebäude ist wohl der Torre de los Morenos, ein unter Jugendstileinfluss um 1915 erbautes Wohnhaus der Brüder Morenos.
Leider zum jetzigen Zeitpunkt teilweise eingerüstet. Auch bei den anderen Gebäuden haben wir den Eindruck, sie sind renovierungsbedürftig. Noch ein kurzer Spaziergang zum Industrie-Hafen, der unmittelbar unterhalb des Paradors gelegen ist.
Ribadeo war im Mittelalter für seine Walfänger bekannt.
Schon um 10.30 Uhr machen wir uns an die Weiterfahrt.
Der Parador von Gijón ist unsere nächste Anlaufstelle, jedoch wollen wir vorher noch einige Sehenswürdigkeiten „mitnehmen“.
Über eine weitgespannte Brücke über die Förde verlassen wir Ribadeo, verlassen Galicien und befinden uns nun in Asturien.
Bei Topia nehmen wir von der A 8 die Ausfahrt auf die N 634 Topia, denn das als malerisch beschriebene Fischerdörfchen Luarca wollen wir uns ansehen.
Wie schon gehabt, Landstraße und Autobahn wechseln sich ab, teilweise fahren wir dicht am Atlantik entlang und sehen auch wieder die wunderschönen Sand-Strände.
Wir gelangen ohne Umweg in das „vielleicht malerischste Küstenstädtchen in Asturien, da das Hafenbecken hier von schroffen Felshängen und hübschen Häuserzeilen umschlossen wird und sich nur mit einer schmalen Öffnung zum Meer hin wendet. Einst stachen von hier aus Walfangflotten in See. Ein Hafenbummel gehört einfach dazu.“, das rät uns der Baedeker.
Dann machen wir das auch. Parkplätze sind zwar sehr, sehr viele ausgewiesen, aber es gibt auch sehr, sehr viele Autos. Trotzdem haben wir das Glück, noch ziemlich zentral, einen Platz zu ergattern.
Der Rundgang – natürlich mit dem Hafenbummel – gefällt uns ausnehmend gut. Am Hafen nehmen wir dann wieder unseren obligatorischen Café zu uns, Mittagessen haben wir uns bisher geschenkt.
Auf dem Rückweg zum Wagen bestaunen wir noch die hochherrschaftlichen Gebäude. Wie wir auch aus dem Reiseführer erfahren haben, heißen diese Herrenhäuser „indianos“. So wurden jene Spanier genannt, die als gemachte Leute aus den Kolonien in ihre Heimat zurückkehrten und sich mit dem angehäuften Geld Paläste errichten ließen.
Eine gute Stunde haben wir hier vertrödelt und nun heißt es weiter nach Oviedo, es sind noch rund 80 km zu fahren.
Ohne Probleme erreichen wir die Hauptstadt Asturiens, über die man im Baedeker Reiseführer lesen kann:
„Im Mittelalter war Oviedo eine regelrechte Bastion im Kampf gegen die Mauren, heute pflegt Asturiens Hauptstadt ein reiches Erbe an Monumenten und zählt zu den stimmungsvollsten Städte in Spaniens Norden. Zudem liegt die Stadt im größten spanischen Bergbaugebiet, der „Cuenca Central Asturiana“, jedoch hat ein Strukturwandel in Richtung Verwaltung und Banken stattgefunden.“
Wir durchfahren jedoch erst mal die Stadt, denn ca. 3 km außerhalb und oberhalb befinden sich zwei präromanische Kirchen, von denen es heißt, sie seien die beeindruckendsten Asturiens. Kein Wunder, dass sie als Weltkulturerbe von der UNESCO unter Schutz gestellt wurden.
Es ist ganz gut ausgeschildert und ein großer, mit nur einem Wagen besetzter Parkplatz erwartet uns.
Auf einem malerischen, steil aufsteigenden Pfad, von Bäumen überspannt, gleich einer Allee, steigen wir zur ersten Kirche, der Iglesia de Santa María del Naranco auf.
Sie befindet sich auf einem Wiesengelände und diente ursprünglich König Ramiro I. als Lustpalais: mit Bädern und Sälen im Unter- und einem prächtig überwölbten Festsaal im Oberbereich. Erst im 10./11. Jahrhundert wurde der kleine Palast in ein Gotteshaus umfunktioniert.
Leider können wir sie nicht besichtigen, da wir genau zwischen die Besuchs-Zeiten geraten sind.
Sind es doch tatsächlich noch 4 Personen mit uns hier, die das Gebäude in Augenschein nehmen.
Von hier oben haben wir einen hervorragenden Blick auf das uns zu Füßen liegende Oviedo.
Wir steigen weiter den Pfad hinauf auf zur nächsten präromanischen Kirche, der „Iglesia de San Miguel de Lillo“.
Hier stellen wir fest, bis hierher könnte man auch fahren. Jedoch wir sagen uns, dies gilt für uns als Wanderung.
Der Reiseführer klärt uns auf, dass sich diese Kirche durch einen schlanken Aufriss, kunstvolle Steingitterfenster sowie im Eingangsbereich durch Gaukler- und Dompteurreliefs in byzantinischer Tradition auszeichnet.
Als Santa María del Naranco noch nicht in ein Gotteshaus verwandelt war, diente San Miguel de Lillo als königliche Kapelle.
Da wir natürlich auch diese nicht besichtigen können, helfen wir uns, in dem wir durch die kunstvollen Steingitterfenster fotografieren.
Wir steigen zu unserem Wagen ab und schnell sind wir mitten in Oviedo.
Parken in der Tiefgarade des Bahnhofs und befinden uns schon im Zentrum, dem Centro Comercial Uría.
Wir schlendern die nächst beste Straße entlang und stoßen auf das hübsche Gebäude des Theaters, besichtigen von außen den Regionalpalast, weiter zum großen Platz vor der Kathedrale und da wir neugierig sind, wie hier in großem Bogen der Sidre eingegossen wird, steuern wir das nächste ansprechende Sidre-Lokal an. „Faro Vidio“ in der Calle Cimadevilla.
Natürlich bestellen wir landestypische Gerichte und fallen wegen der Mengen fast vom Stuhl. Fabada, ein Eintopf mit dicken weißen Bohnen als Vorspeise. Es kommt eine Terrine auf den Tisch, von der eine fünfköpfige Familie satt werden kann. Das Hauptgericht, zweierlei Fisch, ist von den Mengen her o.k. Da ich den Kellner bitte, uns doch originalgetreu den Sidre einzuschenken, nimmt er nicht die Spritzhilfe in Anspruch sondern macht das Eingießen freihändig im Lokal. Es ist bewundernswürdig, aber eine Pfütze gibt es doch auf dem Boden. Kaum haben wir einen Schluck aus dem vielleicht 3 fingerbreit eingeschenkten Glas getrunken, wird uns das Glas schon wieder entzogen, der Rest von ihm ausgeschüttet und wieder neu eingegossen. 2 Flaschen werden auf diese Weise schnell leer.
Anschließend sind wir froh, dass wir noch einen Rundgang vor uns haben. Dabei fallen uns besonders die gut erhaltenen Prachtbauten, einer schöner als der andere, und die vielen modernen Skulpturen auf.
Die im 16. Jh. errichtete Kathedrale San Salvador beherbergt Kunstschätze der Christenheit und bei der Besichtigung der Kathedrale stehen wir laut Information vor dem schönsten Altarbild ganz Spaniens.
Der Besuch des angegliederten Museums, der präromanischen „Cámara Santa“, die Heilige Kammer, die von König Alfonso II. als Palastkapelle genutzt wurde, lohnt sich.
Hier ist der Kathedralschatz mit besonders wertvollen und symbolträchtigen Stücken zu sehen.
So wird z. B. das Engelskreuz „Cruz de los Ángeles“, ein griechisches Kreuz, der „Heilige Schrein“, der der Legende nach aus Jerusalem stammen soll und das Siegeskreuz „Cruz de la Victoria“, dessen Name auf den Glauben zurück geht, dass sein Holzkern das Kreuz gewesen sein soll, mit dem die christliche Reconquista in der Schlacht von Cavadonga unter ihrem Führer Pelayo ihren ersten Sieg über die Mauren errungen habe. Deshalb wird das Kreuz auch „Cruz de Pelayo“ bezeichnet.
Mir persönlich haben die präromanischen Steinfiguren in der Michaels-Kapelle ausgezeichnet gefallen.
1931 wurde die Cámara Santa zum Kulturdenkmal (Monumento Nacional) erklärt.
Wikipedia erklärt: „ Ein Kulturdenkmal ist ein Zeugnis menschlicher Geschichte, Kultur und Entwicklung, an dessen Erhaltung ein öffentliches Interesse besteht. Aufgrund des Denkmalwerts steht es deshalb im Allgemeinen unter Denkmalschutz und ist auch nach der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten geschützt“.
Vom Kathedralen-Platz zweigen verschiedene Gässchen ab die uns von einem Platz oder Plätzchen, von einer modernen Skulptur zur nächsten bringen. Am Rathausplatz ist eine Tourist-Information untergebracht und natürlich lassen wir uns für unseren Rundgang beraten.
Der Mercado del Fontán gefällt uns, ein Blick in die Markthalle, die Plaza de Trascorrales, das Gebäude des ehemaligen Fischmarktes, ein Platz hübscher als der andere. Auch den Platz des Regenschirmes, die „Plaza del Paraguas“ suchen wir uns, und über die Calle Uría, die Hauptgeschäftsstraße mit ihren schönen Fassaden kehren wir gegen 18 Uhr zum Parkhaus zurück.
Die Auffahrt auf die Autobahn finden wir problemlos und die knapp 30 Kilometer bis Gijón legen wir in einer halben Stunde zurück. Elisabeth ist eine Meisterfahrerin.
Nur dann: Nirgends bei der Stadteinfahrt ein Hinweisschild auf den Parador. Nach mehrmaligem Fragen, einigen Umwegen, da das einzige Hinweisschild in eine inzwischen zur Einbahnstraße umgewandelte Straße wies, die jedoch nicht Richtung Parador befahren werden durfte, gelangten wir dann doch glücklich zu unserer Bleibe, neben einem großen Park und in der Nähe eines Stadions.
Zimmer beziehen, einen Blick in den Park mit seinen vielen verschiedenen Tümpeln und Enten, uns den Weg erklären lassen, wie wir in die Altstadt kommen und los geht es schon wieder.
Da wir noch vom Mittagessen übersatt sind, steht für uns fest, Abendessen fällt aus – wenn dann höchstens einen Digestiv.
Wir marschieren strammen Schrittes auf der belebten Promenade unmittelbar am Atlantik entlang. Hier flanieren, walken, joggen alle Altersgruppen. In einer halben Stunde haben wir die Altstadt erreicht. Bummeln unbeleuchtete Gassen hinauf, haben einen wunderschönen Blick auf die beleuchtete Promenade und die Altstadt, jedoch zum Denkmal „Elogio del Horizonte“ steigen wir bei vollkommener Dunkelheit und ganz allein dann lieber doch nicht auf.
Also zurück in die Altstadt. Pralles Leben herrscht hier. Vor den diversen Lokalen gruppieren sich an Stehtischen junge Leute, es wird flaniert und spaziert. Wir fragen uns durch bis zum Café Dindurra, das als herausragendste Beispiel der alten Kaffeehäuser gilt. Der Weg führt uns vorbei am Teatro Jovellanos, der Straße Begona und der wichtigsten Einkaufsstraße der Stadt, der Calle Corrida.
Das Kaffeehaus ist wirklich beeindruckend. Ein großer Raum mit schönen Säulen im Jugendstil. Ausschließlich Damen – jeden Alters – bevölkern die Tische.
Als wir dem Kellner unseren Wunsch nach einem Orujo (Trester) oder aguardiente (Klaren) vortragen, werden wir erst mal schräg angesehen. Aber nachdem wir erklären, dass wir mit dem Eintopf zum Mittagessen wohl zuviel zu uns genommen haben, hat er Verständnis und empfiehlt uns einen Kräuterschnaps. Dass wir dann fast die halbe Flasche auf Eis in zwei Gläser bekommen, damit konnten wir nicht rechnen.
Aber wir lassen uns Zeit und wir haben ja auch viel zu verdauen. Und die dazugereichten Häppchen schmecken uns dann tatsächlich doch.
Durch die Innenstadt finden wir ohne zu zögern unseren Parador und fallen in die Betten.
Nachdem wir den Tag Revue hatten passieren lassen, was wir heute alles Schöne wieder gesehen haben, heißt es nur noch:
„Gute Nacht!“
Dass die Nacht „etwas unruhig wurde“, da unsere Mägen rebellierten, ließ sich wohl nicht vermeiden.