Montag, 2. Juni 2008
Fahrt zum Kloster Cluny
Eigentlich sollte unsere Fahrt ja von Macon aus starten, da jedoch die Schleuse noch nicht repariert ist, erfolgt sie noch von Chalon-sur-Saone mit entsprechend längerer Anfahrt.
Geplante Abfahrt mit dem Bus: 8.15 Uhr, tatsächlich 8.35 Uhr.
Leichter Nieselregen und es hat ganze 15 Grad.
Die Fahrzeit wird ca. 1 Stunde betragen.
Natürlich werden wir im Bus wieder „schlau gemacht“.
Im Burgund gibt es zwei bevorzugte Rebsorten: für den Rotwein den Pinot Noir und Chardonay für den Weisswein. Der Wein wird in 5 Trinkqualitätsstufen eingeteilt usw.
Wir fahren Landstraße und bestaunen wieder die rechts und links der Straße liegenden Weinanbauflächen. Fahren durch beschauliche Örtchen und an malerische Burgen vorbei.
Rechter Hand sehen wir das kleine Dorf Taiz‚ mit ca. 160 Einwohnern, das weltweit bekannt ist durch die Gemeinschaft von Taiz‚ ein ökumenischer Männerorden der 1940 von Frére Roger (bürgerlicher Name: Roger Louis Schutz-Marsauche) gegründet wurde und sich 1949 in diesem Ort ansiedelte. Nach dem gewaltsamen Tod von Frére Roger im Jahre 2005 wird die Gemeinschaft von Frére Alois weiter geführt.
Bei strömendem Regen kommen wir am Kloster an.
Wir steigen den Hang hinauf, und betrachten erstmal ein Modell der ehemaligen Anlage. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass Cluny vor rund 1.000 Jahren das geistliche Zentrum Europas verkörperte. Die Klosterkirche Cluny war bis zur Fertigstellung des Petersdoms in Rom die größte Kirche der Christenheit. Da sie unter dem Schutz der Heiligen Petrus und Paulus und somit auch Roms stand, war sie von jeder anderen als der päpstlichen Oberhoheit unabhängig. Heute können wir noch die Überreste der fünfschiffigen Kirche betrachten und uns vorstellen, dass im Mittelalter zu Normalzeiten in Cluny etwa 400 Mönche lebten.
Unsere Reiseführerin, die trotz strömenden Regens sehr langatmig die Geschichte des Klosters in monotonem Tonfall vortrug, konnte bei uns keine Begeisterung wecken.
In Kurzform die Geschichte des Klosters:
Das 910 gegründete Benediktinerkloster von Herzog Wilhelm dem Frommen von Aquitanien war Anfang des 10. Jh. Ausgangs- und Mittelpunkt der cluniazenischen Reform. Die Abtei verdankt ihren weitreichenden Einfluss der strengen Beachtung der benediktinischen Ordensregeln von mehr als 1000 Klöstern mit über 10.000 Mönchen.
915 wurde die 1. Kirche, Cluny I, geweiht.
954 wurde die 2. Kirche errichtet, Cluny II.
1088 war die Grundsteinlegung für die 3. Kirche, Cluny III, die am 30. Oktober 1095 von Papst Urban der II. eingeweiht wurde.
Mit Papst Urban II., der 1095 den ersten Kreuzzug ausrief, ging mindestens einer in dieser Hinsicht besonders hervorragender Papst aus dieser Abtei hervor.
Das Kloster wurde zum wichtigsten Träger des Kreuzzuggedankens im Osten und der Reconquista in Spanien.
Von 927 – 1157 wurde Cluny von 7 einflussreichen Äbten regiert, die zugleich Freunde und Ratgeber von Kaisern, Königen, Fürsten und Päpsten waren.
Im Vergleich dazu waren in derselben Zeitspanne in Rom 42 Päpste an der Macht.
Im 16. Jahrhundert führten die Religionskriege wie überall in Frankreich zum Niedergang der Abtei. Obwohl Richelieu und Mazarin als Äbte von Cluny bestellt wurden, gelang es erst durch eine Reform im 18. Jh. der Abtei wieder ihren Glanz zu verleihen.
Diese Bemühungen wurden durch die Revolution von 1789 wieder zunichte gemacht.
1790 erfolgte die Auflösung des Klosters und dies war hier das Ende des geistlichen Lebens. Die ganze Anlage wurde 1798 staatliches Eigentum und an ein Abrissunternehmen aus Macon verkauft. 1810 wurden große Teile der Anlage gesprengt und bis 1823 war das Gelände der Kirche eine große Abbruchstelle.
Glücklich sind wir als wir im trockenen Gebäude eine vor einem Jahr von Studenten fertiggestellte dreidimensionale Videoschau über das ehemalige Kloster sehen können. Phantastisch. Jedoch ärgerlich ist, dass nur in französisch erklärt wird. Weder gibt es Untertitel noch Übersetzungshilfen.
Von unserer Reiseleiterin erfahren wir, dass es sich bei diesem größten Kirchenbau der Christenheit um ein fünfschiffiges Langhaus von 187 m Länge und 2 Querschiffen handelte. Besonders beeindruckend war das Gewölbe mit einer Spanne von 12,20 m bei einer Höhe von 30.48 m. Der Bau hatte 7 Türme, 301 Fenster und ein Chorgestühl mit 225 Sitzen.
Tatsächlich in Augenschein nehmen können wir noch die Reste von 2 Querschiffen und von den 7 Türmen sehen wir noch zwei: den Weihwasserturm und den Uhrturm. Zudem können wir noch barocke Wohngebäude und den gotischen Speicher sehen, in dem 10 Säulen mit wunderschönen Kapitellen von den Chorsäulen untergebracht sind. Auf diesen wird z. B. die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies, die Opferung Isaaks, Allegorische Figuren die Glaube, Hoffnung, Liebe und Gerechtigkeit darstellen und auf einem erkennen wir die diversen Bäume, wie Mandel, Olive, Kirsche und Apfel.
Nach 2 Stunden Besichtigung geht es um 11.35 Uhr wieder zum Schiff zurück.
Bei schönem Wetter wäre man sicher aufnahmefähiger gewesen, aber so waren wir nur nass und durchfroren.
Jedoch die Rückfahrt verlief nicht so glatt. Um 12.00 Uhr fuhr unser Busfahrer einen Parkplatz an und die Reiseleiterin teilt uns mit, dem Busfahrer geht es nicht gut, er kann nicht weiterfahren.
Es wurde ein Herzinfarkt vermutet. Zum Glück kam der zweite Bus von unserem Schiff kurz darauf und in dem war eine Ärztin, die sich um den armen Mann kümmerte. Sie bestand jedoch darauf, dass die Ambulanz gerufen wurde und dies dauerte dann eine gute halbe Stunde. Glücklicherweise war es wohl nur eine Kreislaufschwäche, er konnte jedoch nicht weiterfahren und wir stiegen in den anderen Bus um, in dem wir noch alle Platz hatten.
Zurück auf dem Schiff eine erfreuliche Mitteilung: die Schleuse ist repariert, die Fahrt geht um 14 Uhr weiter.
Den Nachmittag verbringen wir lesend im Bett – um uns aufzuwärmen – haben dabei auch einen schönen Blick aus den großen, bis zum Boden reichenden Fenstern und können so gemütlich die Landschaft an uns vorbeiziehen lassen.
Um 23.30 Uhr passieren wir Lyon. Die beleuchtete Stadt ist ein wunderschöner Anblick!