Sonntag, 1. Juni 2008
Spaziergang durch Chalon-sur-Saone
Fahrt nach Dijon
Um 7.30 Uhr legen wir in Chalon-sur-Saone an. Bedeckter Himmel. Nach dem Frühstück spazieren wir in die Stadt (ca. 75.000 Einwohner), folgen einer Dame mit großem Einkaufskorb, die uns auch zielgenau zum Obst-, Gemüse-, Käse- und Spezereien-Markt führt.
Bei unserem Rundgang besichtigen wir die ehemalige Abteikirche von St. Pierre aus dem 17. Jahrhundert. Sie wurde in einem eher strengen Barockstil ganz neu aufgebaut (1684-1713) und der Fassadenumbau stammt um 1900. Das Rathaus mit seinem achteckigem Glockenturm stammt zum Teil aus dem 15. Jh. während der pompöse Justizpalast (19.Jh.) und der benachbarte Neptunbrunnen von 1744 moderner sind. Die ehemalige Kathedrale (bis 1790) von St. Vincent (12. – 16. Jh. erhielt im 19. Jh. eine neugotische Fassade und weist darüber hinaus einen prächtigen gotischen Kreuzgang und ein Stiftshaus auf.
Als wichtiger Inlandshafen in der Römerzeit profitierte Chalon-sur-Saone Ende des 18. Jh. vom Bau des Canal du Centre, einer wichtigen Verbindung zu der Industriestadt Le Crusot und der Loire. Die moderne, 350 m lange Brücke über die Saone gilt als die schmalste in ganz Frankreich. Obwohl Chalon eine wichtigte Industriestadt ist, hat es einen gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern mit zahlreichen eleganten Fachwerkhäusern und historischen Gebäuden aus dem 14.-18 Jh. Davon können wir uns überzeugen.
Natürlich hat auch diese Stadt einen berühmten Sohn: Nicphore Niepce, den Erfinder der Phographie. Ihm zu Ehren hat man ein Museum erbaut.
Auf unserem Rückweg zum Schiff müssen wir den Schirm aufspannen. Es regnet.
Auf dem Schiff angekommen, erhalten wir die Nachricht: Wir liegen länger als geplant fest – wie lange ist noch nicht bekannt – da die nächste Schleuse defekt ist und das Ersatzteil angefertigt werden muss.
Nach dem Mittagessen startet um 14 Uhr der Ausflug nach Dijon.
Wir fahren durch Weinberge, über die „Route des Grands Crux“. Wir werden über den Burgunder-Wein aufgeklärt, dass er auf die Römer und Gallier zurückgeht. Bereits aus dem Jahre 312 nach Christi existiert die erste schriftliche Aufzeichnung über Weinberge, hierin fordern die Winzer von Kaiser Konstantin einen Steuernachlass, da die Weinberge in so schlechtem Zustand sind.
Im Jahre 1880 und 1890 setzt hier das Sterben der Reben durch die Rebblattlaus ein. Die Reben mußten ausgerissen werden, da es kein Heilmittel dagegen gab. Die amerikanischen Rebwurzeln erwiesen sich als resistent gegen die Rebblattlaus; so wurden diese eingeführt und man pfropfte französische Weinsorten darauf.
Die letzten Weinberge wurden in dieser Art noch im Jahre 1944 erneuert. (Uns ist ja auch bekannt, dass man in der Pfalz mit dem selben Problem zu kämpfen hatte und es ebenso löste.)
Vom Bus aus sehen wir Charolais-Rinder, die hier aus dem Burgund stammen und die, – wie witzig – die erste Verbindung für die Verschwisterung zwischen unserer Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid und Les Essarts herstellten und nun auch bei uns auf diversen Weiden gesehen werden können. Wir werden von der Reiseleiterin aufgeklärt, dass man diese Rinder, berühmt wegen ihres guten Fleisches, inzwischen in 96 Ländern der Erde gezüchtet.
Ein Fotostopp wird am Renaissanceschloss „Clos du Vougeot“ eingelegt und wir werden aufgeklärt, dass von hier der sehr geschätzte und hoch bezahlte Wein „La Romanee-Conti“ kommt. 1 Jahr im voraus zu bestellen, dann nur im Karton mit 4 Flaschen und die Flasche so um die 3.000 bis 4000 Euro. Na bitte! Prost!
Während der Fahrt sehen wir neben den Weinreben auch viele Sträucher der schwarzen Johannisbeere. Daraus wird der bekannte Cassis hergestellt, der als Grundlage für den Aperitif Kir (mit Weißwein) und Kir royal (Burgunder Schaumwein) dient. Den Namen hat dieses Getränk dem Bürgermeister von Dijon Felix Kir zu verdanken, der das bei den Weinbauern beliebte Getränk Blanc-Cassis bei offiziellen Empfängen im Rathaus ausschenken ließ.
In Dijon verlassen wir den Bus am Jardin Darc. Wir laufen auf die Skulptur eines Eisbären zu, geschaffen von dem Bildhauer Pompon, der diesen zur Herbstmesse 1922 in Paris ausstellte und damit Anerkennung gewann. Das Original steht im Louvre. Somit ist der Eisbär eines der zwei Wahrzeichen von Dijon. Unser Rundgang durch die Stadt führt uns an dem Platz Darcy mit seinem Arc de Trimph vorbei, ein Blick fällt auf das Stammhaus des Dijon-Senfs „Maille“. Wir schlendern über den Platz Francoes Rude, im Volksmund „Platz der rosa Strümpfe“ genannt mit seiner Brunnen- skulptur des Winzers beim Keltern. Da diese Angelegenheit des Kelterns mit nackten Beinen zu geschehen hatte, dies jedoch sonntags nicht schicklich war, zogen die Winzer weiße Strümpfe an und durch das Zertreten der Trauben wurden die Strümpfe rosa – so entstand die volkstümliche Bezeichnung des Platzes.Wir bleiben vor dem Palais des Ducs et des Etas de Bourgogne stehen, lassen uns den Renaissance-Bau Hotel de Vogüe (Herrschaftshaus der Vogües) erklären, schreiten durch einen engen Flur und befinden uns in einem Innenhof mit prunkvollem Wohnhaus, eine Wendeltreppe führt von außen in die anderen Stockwerke des Wohnhauses und oben ziert die Skulptur eines Gärtners mit einem großen Strauß Blumen das Ende der Treppe.
Wir betreten die aus dem 13. Jahrhundert stammende gotische Kirche Notre Dame mit der aus Holz geschnitzten „Schwarzen Muttergottes“ und bewundern an der Fassade die vielen Figuren und Wasserspeier, die teils Tier, teils Mensch sind und die schlechten Eigenschaften des Menschen darstellen sollen.
Wir umrunden die Kirche und sehen einem Künstler zu, der eine in der Wand eingelassene Eule aus Ton nachformt. Diese Eule ist das zweite Wahrzeichen der Stadt Dijon. Wir haben sie bereits auf unserem Stadtrundgang verschiedentlich auf dem Gehweg gesehen und sie führt den Besucher an die sehenswerten Stätten.
Im Laufe des Rundgangs erfahren wir, dass Dijon für fast 500 Jahre die Hauptstadt des mächtigen Herzogtums von Burgund war, bevor es im Jahre 1493 in das Französische Königreich einverleibt wurde. Es ist nach wie vor eine der wichtigsten Kunst- und Kulturmetropolen Frankreichs. Seine Altstadt (97 Hektar) ist der größte städtische unter Denkmalschutz stehende Sektor des Landes.
Natürlich hat auch Dijon einen berühmten Sohn: Gustav Eiffel! Seine Großeltern hießen Böhninghausen und lebten in der Eifel. Als sie nach Frankreich zogen, wandelten sie ihren Namen in Eiffel, mit zwei „f“ um.
Um 17.30 Uhr ist wieder die Rückfahrt nach Chalon-sur-Saone.