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Ägypten – Freitag, 23. Januar 2009

4. Tag

Darau

Die nächste Attraktion des Tages wartet auf uns. Der Kamelmarkt in Darau.
Wie nennt mein lieber Mann unsere Reise?
Eine „GLÜCKSKINDERREISE“!
Und wirklich, alles stimmt:
Die Harmonie mit dem mitreisenden Ehepaar,
Ahmed, der einfühlsame Reiseleiter,
die freundliche und kompetente Schiffsbesatzung,
die Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten des Schiffs,
die vorbeiziehende Natur,
das Leben und Treiben am Fluss,
das Wetter!
Also: Eine Glückkinderreise.

Wir sind mit dem Vorschlag von Ahmed einverstanden, das Mittagessentag04_0640 auf später zu verlegen, da wir die Möglichkeit haben gegen 12 Uhr kurz vor Darau anzulegen.
Idyllisch. Wir legen an der „grünen Wiese“ an, spazieren ca. 10 Minuten an Kühen, Eseln und tag04_0710Ibissen vorbei bis zur Anlegestelle der Fähre und dem Taxi-Sammelplatz. Das uns entgegeneilende dreirädrige Taxi verschmähen wir, wir genießen den Spaziergang.
Das Organisationstalent von Ahmed kommt wieder voll zum Tragen.
Wir werden von einem Minibus der Agentur Memnon erwartet, der uns nach Darau (ca. 20.000 Bewohner) bringt.

„Darau ist seit über vierhundert Jahren Endstation der berühmt-berüchtigten „Straße der vierzig Tage“. Auf diesem alten Karawanenweg wurden früher nicht nur die Kamele, sondern auch die bedauernswerten Sklaven aus dem Sudan auf die Sklavenmärkte nach Ägypten verschleppt.
Heute befindet sich in Darau noch einer der größten Tiermärkte Ägyptens.“

tag04_0730Vorbei an einem lebhaften Markt und den vor der überfüllten Moschee betenden Moslimen gelangen wir an den Kamelmarkt.
Hier versagt zum ersten Mal Ahmeds Information. Heute, am Freitag, sprich Sonntag, findet kein Kamelmarkt statt. Dieser findet am Donnerstag, sprich Samstag, statt.
Es ist der einzige Kamelmarkt Oberägyptens. Bis zu 10.000 Kamele stehen dann zum Verkauf an. Sie werden aus bis zu 500 km entfernten Gebieten, heute meist mit Lkws, angeliefert. Bis zu 200 Kamel-karawanen treffen jedes Wochenende hier ein. Die Kamele werden von Bauern für den eigenen Bedarf,  für die Landwirtschaft, für den Zuckerrohtransport gekauft.
Ahmed klärt uns auf, dass es sich eigentlich um Dromedare handelt, sie werden aber als Kamele bezeichnet.
An Hand der Färbung der Kamele und der Stempel ist auszumachen, welche Sippe sie züchtet. Der Preis eines Kamels schwankt zwischen 5.000 und 10.000 ägyptischen Pfund.
tag04_0760aWir treffen in den Gevierten lediglich ca. 50 Kamele an. Aber auch die reichen uns.
Einige Kinder bringen gerade Grünfutter für dietag04_0800 Tiere und sie öffnen uns die Gatter, so dass wir die Kamele aus nächster Nähe in Augenschein nehmen können.

Ein kleines achtjähriges Kerlchen amüsiert uns tag04_0870amächtig.
Er spielt sich als der künftig Händler auf und nennt sich „Harhep der Händler“ und schwingt schon gekonnt sein Stöckchen. Wir können ihn uns gut als späteren, gewieften Händler vorstellen.
Ahmed will er sein Stöckchen für 15 ägyptische Pfund verkaufen. Geht auf 10 Pfund herunter,  um schließlich bei 5 Pfund zu verkünden, dieser Preis gelte nur, da sie ja  Freunde wären. (Sie hatten sich noch im Leben gesehen!) Aber selbst unter diesen Bedingungen verzichtet Ahmed.

Der Minibus bringt uns zum Obst- und Gemüsemarkt und auf Wunsch destag04_0980 Ehepaares werden Rucola und Koriander erstanden. Die anderen Lebensmittel besorgen der „Manager“ des Schiffs mit einem weiteren Mitglied der Schiffsbesatzung. Also wirklich marktfrisch.
Es geht zurück zu Fähranlegestelle und Ahmed heuert 3 dreirädige Mini-Taxis an, die uns die kurze Strecke bis zur Dahabeya bringen sollen.
tag04_1030Wir würden zwar gerne gehen, auch wenn es absolute Mittagshitze ist, jedoch wir denken, Ahmed ist es seinem Prestige schuldig, die Taxifahrer etwas verdienen zu lassen.
13.30 Uhr sind wir wieder auf dem Schiff.  Kurz frisch gemacht und schon wird an Deck das Mittagessen serviert.
Zum „Nachtisch“ spiele ich mit Ahmed Domino und verliere dreimal haushoch.
Danach ist Siesta angesagt. Mein lieber Mann zieht die kühle Kajüte bis halb Fünf Uhr vor und ich lese an Deck im Schatten und genieße zwischendurch immer wieder „Schau-Pausen“.
Um 19.30 Uhr gibt es Abendessen:
Das Menü: Vorweg Linsensuppe mit Zitrone, schmeckt überraschend gut, dann eine Art Gulasch, dazu Reis und Salat (auf den wir wieder verzichten) und eine Art Spinat, der getrocknet und dann mit Wasser angerührt wird. Na ja!
Die Rache der Pharaonen hat meinen lieben Mann eingeholt und er verzichtet auf das Abendessen. Stattdessen: 10 Kohletabletten und 2 Fortasec.
Zum Nachtisch spielt die Schiffsbesatzung wieder zum Tanz auf undtag04_1240 erfreut uns mit nubischen Gesängen.
Später erzählt uns Ahmed von seinen Freunden, dem Hochzeitsbrauch in Ägypten (seine eigene steht wohl im März bevor) und dass seit 1994 die Beschneidung der Frauen laut Gesetz verboten ist, dass sich aber leider in den Dörfern noch längst nicht alle daran halten.
22.30 Uhr: Gute Nacht!

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Ägypten – Samstag, 24. Januar 2009

5. Tag

Assuan – Isis-Tempel

Die Nacht über ankert unser Boot an der Nilinsel Kobania.
tag05_0020Welche Überraschung am Morgen: Keine Sonne, trüb, ein kalter Wind begleitet uns auf dem letzten Stück Nilfahrt nach Assuan. 9 km vor Assuan legt die Dahabeya am linken Nilufer an.
Wir frühstücken zum ersten Mal unter Deck.
Heute Vormittag ist die Besichtigung des Isis-Tempels auf der Insel Agilkia, oder auch Neu-Philae genannt, angesagt.
Ahmeds Organisation klappt wieder hervorragend. Wir fragen uns, wie das früher gehandhabt wurde als es noch keine Handys gab.
Nach dem Frühstück, um ½ 9 Uhr,  holt uns ein kleines Motorboot-Fährschiff ab,  um uns über den Nil zu bringen. Wir klettern eine kleine Anhöhe hinauf und schon werden wir von einem kleinen Bus erwartet, der uns zur Bootsanlegestelle zum Isis-Tempel in Assuan bringt.

Dort herrscht bereits reges Treiben, jedoch – wie durch Zauberkraft –tag05_0070 haben wir in Null Komma Nix wieder ein Motorboot für uns, das uns an phantastischen Felsformationen vorbei – sie gehören zum 1. Katarakt – zur Insel bringt.
Wir steigen zum Isis-Tempel hinauf und, wie könnte es anders sein? Ahmed erklärt:
„Erstmal die Geschichte der Insel Philae. Sie wird als die Perle Ägyptens genannt. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts, während des Baus des ersten Damms, wurde die Tempelanlage für mehrere Monate unter Wasser gesetzt.
Nach dem Bau des Assuan-Staudamms 1971 war der Tempel komplett unter Wasser. Ägypten bat die Welt um Hilfe und 40 Länder, darunter auch Deutschland, beteiligten sich an dieser Rettungsaktion.
Der erste Vorschlag, die Insel Philae komplett mit Glas zu ummanteln, wurde verworfen.
Der zweite Vorschlag kam zum Tagen: Zuerst wurde um die Insel ein Damm gebaut, das Wasser abgepumpt und die Bauwerke konnten dann austrocknen. Danach wurden die Steine nummeriert, in 37.363 Blöcke, die zwischen 2 und 25 t schwer waren und auf die 300 m entfernte, höher liegende Insel Agilkia verfrachtet und originalgetreu wieder aufgebaut. 3 Jahre nahmen diese Arbeiten in Anspruch und seit 1979 steht Philae auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten.

Der älteste Bauteil von Philae stammt aus der Zeit Nektanebos I. (30. Dynastie), dann führten die Ptolemäer den Bau weiter und selbst die Römer bauten noch daran. Die Dekorationen stammen aus dieser Zeit.
Isis war sicher die beliebteste ägyptische Göttin. Sie stand als Göttin für die königliche Macht, sie war Gemahlin des Osiris und Mutter des Horus. Sie konnte das Dies- und Jenseits miteinander verbinden. Sie war gleichzeitig Mutter-, Frauen-, Geburts- und Totengöttin. Sie ist die Tochter des Geb und der Nut.

Der Isis-Kult ist derjenige, welcher der römischen Christianisierung am längsten widerstand. Selbst das Edikt des Kaisers Theodosis, der das Christentum 391 n. Chr. zur Staatsreligion erklärte, konnte die hartnäckigen Isisverehrer nicht von der Insel vertreiben. Der Tempelbetrieb wurde erst 537 n. Chr. auf  Befehl Kaiser Justinian I. eingestellt.

Ahmed weist noch daraufhin, dass die letzte Hieroglypheninschrift  aus dem Jahre 394 n. Chr. stammt.
Inzwischen sind wir oben am Tempel angekommen und sehen zwei langetag05_0110 Säulengänge, die den Aufgang zum Haupt-tempel flankieren. Wir stehen vor dem ersten Pylon, 45,8 m hoch und 18 m breit. Ptolemäus der XII ließ sich über-dimensional darstellen, nach dem Motto: „Ich bin da, ich bin der Herrscher“. Er tag05_0113opfert Isis, ihrem Sohn Horus, Ihrer Schwester Nephthys und der Göttin Hathor und wirft die Feinde nieder.
Vor dem Sockel gab es zwei Obelisken und zwei Löwen aus Granit.
In den seitlichen Nischen gibt es Halterungen für die Fahnen, die zu den verschiedenen Anlässen gehisst wurden.
Erinnerungsschriften der Franzosen von 1780 gedenken an den Kampf
der Franzosen gegen die Mamluken.

Wir betreten den Tempel und Ahmed macht uns neugierig, er will uns
etwas zeigen, das nur einmal in Ägypten dargestellt ist. Aber erst später.

Zuerst bestaunen wir im Innenhof die Säulen, die an den oberen Enden tag05_0225das Gesicht der Göttin Hathor tragen. Nur diese Göttin wurde von vorne abgebildet, die Gesichter aller anderen Götter sind immer von der Seite dargestellt.

Von dort gelangen wir in den beeindruckenden tag05_0226Hauptteil, den eigentlichen Isistempel, welcher der Göttin und ihrem Sohn Hapokrates geweiht war.
Ahmed erklärt uns, dass die Bezeichnung „Harpokates“ die Bezeichnung für Horus in kindlicher Form war. In der Darstellung „Horus als Kind“ wurde er nackt mit Jugendlocke und Finger im Mund abgebildet, teilweise auch auf dem Schoß seiner Mutter Isis sitzend.

Auf dem zweiten Phylon sehen wir wieder Ptolemäus den XII. wie er dentag05_0224 Göttern opfert. Innerhalb des Vorhofes befindet sich eines der schönsten und besterhaltensten Geburtshäuser. Die Reliefs dort zeigen Szenen aus der Kindheit des Horus, dem Sohn der Isis, die mit diesem Haus für die Geburt geehrt wurde. Dem Geburtshaus gegenüber liegen Gebäude für die Priesterschaft.

Der große Granitstein ist eine Schenkung tag05_0170Ptolemäus des VI., denn in seinem  24. Regierungsjahr war er hier.
Ahmed macht uns auf die stark zerstörten Reliefs aufmerksam, wie wir sie bereits im Edfu-Tempel gesehen haben. Dies haben die Christen zu verantworten, denn in römischer Zeit wurde der Tempel in eine Kirche umgewandelt. Wir sehen überall christliche Inschriften und Kreuze.

Durch eine Seitenpforte gelangen wir zum Hadrianstor, das auf die dem  ursprünglichen Standort benachbarte Insel Bigge ausgerichtet war. Der Sage nach fand Isis auf Bigge den Kopf von Osiris und hier soll sich auch das Grab des Osiris befinden.

Im Hadrianstor ist die von Ahmed versprochene einmalige Darstellung, die es sonst nicht in Ägypten gibt:
„In der Nordwestecke des Tors sehen wir ein kleines Relief:tag05_0160
In seiner Höhle, tief unter den Granitblöcken des Katarakts, kauert der Nilgott Hapi. In den Händen hält er zwei Gefäße, aus denen der Fluss gespeist wird und eine Schlange umrankt das Ganze.“
Man nahm früher an, dass die Quelle des Nils hier im 1. Katarakt lag.
tag05_0190Ahmed macht uns noch auf eine schöne Darstellung des Osiris in Gestalt eines Vogels aufmerksam mit seiner Seele KA, dem Doppelgänger.

Wir machen noch einen kleinen Spaziergang vorbei am Hathortempel, der von Ptolemäus VI. und VIII erbaut wurde, unter Kaiser Augusts wurden Erweiterungsarbeiten fortgeführt. Hathor, die Göttin der Liebe und Mutterschaft. Diesen Tempel darf mantag05_0238 nicht betreten, jedoch macht uns Ahmed von außen auf die Reliefs aufmerksam, die den Gott Seth zeigen wie er Harfe und Tamburin spielt.
Natürlich besichtigen wir auch noch den Trajanskiosk, der unterKaiser Trajan (98 – 117 n. Chr.) erbaut worden sein soll. Er sollte eine Ost-West-Prozessionsachse zum  Haupttempel schaffen. Das Bauwerk blieb jedoch unvollendet, da Reliefs und Inschriften fehlen.

Anschließend haben wir uns eine Teepause verdient. Ahmed unterbreitet uns die Alternative für die Gestaltung des Nachmittags:
Wir haben die Möglichkeit, jetzt wieder zum Schiff zurückzukehren, dort Mittag zu essen und am Nachmittag den fakultativen Ausflug auf die Insel Elephantine und die Besichtigung eines nubischen Dorfes sowie die Stadtrundfahrt vorzunehmen.
Oder: Wir schließen diesen Ausflug jetzt sofort an, nehmen ein späteres Mittagessen zu uns und machen am Nachmittag – nach einer Ruhepause – die Stadtrundfahrt mit Besichtigungen.
Wir entscheiden einmütig: Späteres Mittagessen.
Also ordert Ahmed wieder ein Motorboot und es geht zurück zur Anlegestelle. Wo wir bereits wieder von dem Minibus erwartet werden und erst mal zum Assuan-Staudamm weiterfahren.

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Ägypten – Samstag, 24. Januar 2009

5. Tag

Assuan-Staudamm

So, es ist 10 Uhr und wir fahren auf dem Weg nach Elephantine über den Damm des „alten Dammes“.
Während der Fahrt erklärt uns Ahmed wieder wie es dazu kam:
„Um die jährlichen Nilüberschwemmungen in den Griff zu bekommen, wurden ausgerechnet hier in Assuan mehrere Dämme errichtet. Bereits 1898 bis 1902  begann man mit dem Bau eines  Dammes, der heute als der „alte Damm von Assuan“ bezeichnet wird. Dieser wurde mehrfach vergrößert. Er wurde aus Granit erbaut und ist 52 m hoch. Durch 180 Öffnungen des Damms  floss das Wasser – inklusive des Nilschlamms – und 5.2 Millionen Kubikmeter wurden gespeichert. Der Damm ist 2,6 km lang und die Krone  12 m breit.
Er war damals der größte Staudamm der Erde.

Da diese Dimension jedoch nicht ausreichte, wurde zwischen 1960 und 1970 etwa 7 Kilometer südlich der Stadt Assuan der jetzige Hochdamm erbaut.

Er hat andere Dimensionen als der „alte Damm“:
tag05_0290Am 19. Januar 1971 wurde er eingeweiht. Er ist 114 m hoch, 3,5 km lang, die Krone ist 100 m breit, die Sohle 960 m. Ein Wasserkraftwerk dient der Stromerzeugung.
Der Damm stellt eine architektonische und technische Meisterleistung sowjetischer Ingeniere dar. Der dahinter aufgestaute See, der Nassersee ist rund 500 km lang, fasst 165 Milliarden Kubikmeter Wasser, hat jedoch zur Zeit nur 84 Milliarden Kubikmeter. Die Fläche ist 5.250  qkm , davon liegt 1/3  im Nachbarland Sudan.
Das Wasser des Nils wird dem Nassersee durch einen Kanal zugeführt.
Man erreichte mit dem Bau des Damms zwar das vordringliche Ziel, die teilweise verheerenden Nilüberschwemmungen zu verhindern und die Bewirtschaftung der entsprechenden Bereiche auf das ganze Jahr auszudehnen, jedoch wurde dadurch auch der fruchtbare Nilschlamm zurückgehalten und nun muss künstlich gedüngt werden. Außerdem erfolgt flussabwärts aus Mangel an dem sonst zugeführten Nilschlamm Erosion, Ackerland wird weggespült und Uferbefestigungen werden beschädigt.
Zudem erstreckt sich der Stausee über das frühere Siedlungsgebiet der Nubier. 60.000 Einwohner mussten umgesiedelt werden, zum größten Teil in die Gegend südlich von Kom-Ombo.
Ein weiterer großer Nachteil: große Kulturschätze, wie z.B. Abu Simbel wurden geflutet und mussten mit enormem Kostenaufwand umgesetzt werden. Auch der  Kalabscha-Tempel aus ptolemäischer Zeit, der Felsentempel Bet el-Wali sowie der Kertassi-Tempel. Alle wurden wegen des steigenden Wassers 30 Kilometer weit weg in die Nähe des Staudammes versetzt “

Ahmed führt weiter zur Geschichte des Staudamms aus:
„Nasser, der 1953 durch einen Militärputsch an die Macht gekommen ist, bat die ganze Welt um Hilfe für den Bau eines größeren Staudamms. Ursprünglich hatten Italien, USA und die Weltbank finanzielle Unterstützung zugesagt, zogen diese jedoch aus politischen Gründen zurück.
So musste sich   Nasser einen neuen Finanzpartner suchen und fand ihn in der Sowjetunion. Die Sowjetunion schickte 2.000 Ingenieure und rund 35.000 ägyptische Arbeitskräfte fanden eine Beschäftigung.
Am 9. Januar 1964 wurde östlich vom Staudamm ein Kanal gebaut, um die Bewässerung weiter sicherzustellen.
Der Staudamm ist kein attraktives Gebäude, es ist ein riesiges Bauwerk. Es tag05_0320besteht aus einer Aufschüttung von Sand, Kies und Lehm, wurde mit Beton ummantelt, 40.000 t Material. Nach Meinung der Architekten handelt es sich um das 17fache Gewicht der großen Pyramiden.
Nach dem Bau des Staudamms stieg die Einwohnerzahl Ägyptens von 7 Millionen auf 41 Millionen. Heute zählt Ägypten rund 80 Millionen Einwohner.“

Wir fahren am sogenannten „Ehrenbogen“, einem Denkmal der ägyptisch-sowjetischen Freundschaft vorbei. Schön ist anders und biegen auf den neuen Staudamm ab.
Selbstverständlich muss Ahmed auch hier wieder Tickets, wie bei allen Sehenswürdigkeiten kaufen. Ein Photostopp, ein  Blick in die Tiefe, ein Blick in Richtung Elephantine, wohin nun unsere Fahrt weiter geht.
Leider ist es immer noch trüb und unfreundlich frisch.

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Ägypten – Samstag, 24. Januar 2009

5. Tag

Insel Elephantine – Nubisches Dorf

Schnell sind wir an der Motorboot-Anlegestelle nach Elephantine.
Hier gibt es kein Gedränge und ein Boot steht sofort zur Verfügung.
Über eine breite Treppe gehen wir zum Museum hoch, das wir als erstes besichtigen.

Es ist in der Villa untergebracht, die sich einer der Erbauer des alten Damms hier errichten ließ. Leider ist das Museum sehr ungepflegt, lieblos und die Schätze, die aus der alten Zeit sind, sind auch nicht überragend. Einige Mumien aus ptolemäischer Zeit und Texte der Totenbücher aus derselben Zeit ragen davon noch hervor.
Nach kurzer Zeit verlassen wir den trostlosen Ort und während des Spaziergangs zum Tempel erzählt uns Ahmed wieder die Geschichte der Insel:

„In der Ptolemäer-Zeit entwickelte sich hier auf Elephantine eine bedeutende Siedlung im Gebiet des heutigen Assuan, die der Grenzsicherung diente. Ihren Namen erhielt die Stadt von dem damals schon hoch geschätzten Elfenbein, das wie Gold und Weihrauch aus dem Süden hierher gebracht wurde.
tag05_0340Der vollkommen zerstörte Tempel wird seit 1969 unter Federführung des deutschen archäologischen Instituts in Kairo und dem Schweizer Institut rekonstruiert.

Der Tempel geht auf die 18. Dynastie zurück. Hatschepsut ließ diesen Tempel für Satet, die Herrin des 1. Katarakts und ihren Mann Chnum errichten. Chnum soll hier gelebt haben.

Eine kleine Götterkunde zwischengeschoben:
tag05_0360Chnum ist der widderköpfige Gott von Elephantine. Er formt auf einer Töpferscheibe die Lebewesen und ihr Ka. Er gilt als Schöpfergott und Bringer der Nilüber-schwemmung. Seine Gemahlin ist die Göttin Satet und deren gemeinsame Tochter ist die Göttin Anuket.
Satet wird als Göttin der Überschwemmung verehrt. Sie galt auch ab dem Mittleren Reich als Hüterin der südlichen Grenze.
Sie steht mit der Nilschwemme in Verbindung, wobei nicht genau geklärt ist ob sie für das Ansteigen oder das Abschwellen der Nilschwemme verehrt wird
.“

tag05_0350Eine ausgezeichnete Skulptur der „Kuh-Ohrigen“ Göttin Hathor finden wir gleich zu Beginn im Tempel. Auf den Reliefs können wir sehr schön Hatschepsut erkennen, die sich ja immer in Form eines Mannes darstellen ließ. Sie trug den Bart, da sie nicht die rechtmäßige Nachfolgerin des Throns war. Sie ließ sich göttlich gebären von Gott Amun-Ra. Die zum Teil unvollständigen Reliefs wurden durch Zeichnungen ergänzt, so dass man sich vorstellen kann, wie es einmal war.“
Ahmed warnt uns vor, in Luxor am Hatschepsut-Tempel werden wir mehr von dieser Pharaoin erfahren.
Er zeigt uns die schönste Szene im Tempel:tag05_0370
„Die Göttin Satet, Chnoms Frau, in einem schönen Kleid und der Krone umarmt Hatschepsut.“
Er führt weiter aus, dass Thutmosis III., ein erbitterter Feind von Hatschepsut, ihr Antlitz ausmerzen ließ.

Wir wandern weiter auf dem großen tag05_0420Ausgrabungsfeld zur alten Stadt, die aus ungebrannten Lehmziegeln erbaut war.
Auf unserem Rundgang kommen wir natürlich wieder an einem Nilstandmesser vorbei. Bis ins 19. Jahrhundert wurde das Nilometer, das als das älteste Ägyptens gilt, verwendet und wir wissen bereits aus den Besichtigungen der anderen Tempel, dass nach der Höhe der Überschwemmung die zu erwartenden Ernten und die daraus ermittelten Steuern berechnet wurden. Natürlich steigen wir hinab bis wir nasse Schuhe haben.
Sehr malerisch ist es, dass aus einer Ecke der Insel plötzlich einige Ziegentag05_0440 zu uns stoßen. Und wir haben von hier aus einen wunderbaren Blick auf den 1. Katarakt mit seinen gewaltigen, glatten und seltsam geformten Felsen.

Wir wechseln von hier aus hinüber in das nubische Dorf auf Elephantine. tag05_0460Ahmed klärt uns wieder auf, dass besonders wichtig in dem Dorf  die Moschee und die Schule sind. Ohne Planung entstand diese Siedlung. Die bevorzugte Farbe ist blau. Ahmed macht uns auf Teller an der Eingangstüre aufmerksam: Sie weisen daraufhin, wie großzügig die hier lebenden Menschen sind. Andere Plaketten machen auf die Hochzeit aufmerksam, wieder andere verkünden, dass der Bewohner in Mekka waren, wann und mit welchem Verkehrsmittel.
tag05_0620Wir sind in einem Haus zum Tee eingeladen. Selbstverständlich ist es hier sehr ordentlich und wir können sowohl Küche wie Schlafräume, Vorratsräume und Bad besichtigen. Alles ist in kräftigem Blau gehalten. Eine Besonderheit: Als Haustier 2 kleine Krokodile im Käfig.
Sachen gibt es: Hier in diesem Haus ist zur Zeittag05_0630 eine Holländerin auf unbestimmte Zeit zu Besuch. Sie ist an den Rollstuhl gefesselt, in dem engen Haus ist ein Fortbewegen damit aber nicht möglich, also behilft sie sich mit einem Skatbord auf das sie sich legt um von Zimmer zu Zimmer zu gelangen. Seit 22 Jahren kennt sie diese Familie, kommt jedes Jahr und fühlt sich hier ausgesprochen wohl.
tag05_0470Was uns schockt ist der Dreck, der Unrat der vor jeder Haustüre liegt, auf den Straßen und Plätzchen. Unmengen neugieriger Kinder umlagern uns. Wir können noch einen Blick in tag05_0640einen „Supermarkt“ werfen. Sehenswert.
Mein lieber Mann, dem es nicht so gut ging, hat sich den Rundgang durch das nubische Dorf gespart und ich muss im Nachhinein sagen:
Es war gut so für ihn.

tag05_0690Wenn ich ehrlich bin, ich bin froh als wir zur Bootsanlegestelle zurückkommen und  um 12.40 Uhr wieder mit dem Motorboot zu  unserem Schiff fahren.

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Ägypten – Samstag, 24. Januar 2009

5. Tag

Assuan – Stadtrundfahrt

Wir fuhren von der Insel Elephantine ca. 45 Minuten mit dem Motorboot zu unserem Schiff zurück und froren heftig, da der kalte Wind nicht nachließ. Wir aßen dort zu Mittag, konnten etwas ausruhen und wieder ging es mit einem Motorboot über den Nil, den Abhang hinauf und der Minibus wartete auf uns.
Auf geht’s zur Stadtrundfahrt mit Besichtigungen.

Unterwegs erzählt uns Ahmed dass Assuan in der pharaonischen Zeit bereits große Bedeutung erlangt hatte. Bedingt durch die Felsen des 1. Katarakts betrachteten die Ägypter diese Gegend als die von der Natur vorgegebene Landesgrenze.
Dadurch entwickelte sich schon früh im Gebiet des heutigen Assuan, eine Siedlung, die der Grenzsicherung diente.
Um den Handel mit Nubien zu kontrollieren, wurden hohe Beamte aus der Residenz nach Elephantine gesandt.
Zudem war das frühe Assuan durch seine Granitsteinbrüche bekannt, aus denen die Bauten und Statuen erstellt wurden. Auch das Alabastervorkommen war enorm.

Heute hat Assuan 500.000 Einwohner und ist die größte Stadt Oberägyptens. Die Hauptbewohner Assuans sind die Nubier.

Bis 1970 hatte Assuan etwa so viele Einwohner wie Edfu: 70.000. Durch den Bau des Assuan-Staudamms schnellte die Einwohnerzahl so in die Höhe, da viele der Arbeiter nicht wieder in ihre Heimatdörfer zurückkehrten. Danach entwickelte sich Assuan als Industriestadt.
Ein weiteres Standbein ist der Tourismus. Assuan ist ein Kurort. Durch das trockene, warme Klima wurde es ein Anziehungspunkt für die Reichen dieser Welt, die ihre Ruhe suchten, so z.B. der märchenhaft reiche  Agha-Khan, das Oberhaupt der pakistanischen und ostafrikanischen Ismailiten, eines Zweiges der Schiiten, und seine Frau, die Begum. Auch Faruk verweilte hier und ließ das Katarakt-Hotel erbauen. Dieses ist zur Zeit für 3 Jahre zu und wird renoviert.
Besonders im Sommer tobt hier das Nachtleben, da bei ca. 41 Grad tagsüber alles zum Erliegen kommt.

Inzwischen sind wir an der Hauptmoschee angekommen und legen hier unseren ersten Stopp ein.
Ahmed berichtet, dass die Moschee, wie wir sie heute sehen, Nasser in den 70er Jahren erbauen ließ.
Ursprünglich  war sie ganz anders erbaut.
Aus Nilschlamm wurden die Ziegel für die Wände gemacht, die Decke war aus den Stämmen der Palmen. Sie war also äußerst schlicht. Mit der Zeit entwickelte sich daraus ein Kunstwerk. Da Malerei und Bildhauerei im Islam nicht erlaubt ist, erlangte die Kaligrafie ihre Blütezeit. Drinnen wie draußen waren die verschiedenen arabischen Schriften angebracht die Allah loben und es werden Verse aus dem Koran zitiert.
Er macht uns auf die schönen Minaretts aufmerksam und bedingt durch die erhöhte Lage kann die Moschee von allen Punkten der Stadt gesehen werden.

Der Minibus bringt uns bis zur Eingangstüre. Selbstverständlich deponieren auch wir unsere Schuhe und da wir zwei Frauen „schicklich“ angezogen sind, können wir ohne weiteren Aufenthalt die große Moschee betreten.
Was soll ich sagen? Wir sind wieder gaaaaanz alleine! Wie Ahmed das nur immer hin kriegt!?!
Uns beeindruckt die Helligkeit, der  riesige Kronleuchter, der schöne tag05_0920Teppichboden. Bis auf eine „Kanzel“ für den tag05_0930Rabbi und die Halterung für den Koran, aus dem der Rabbi vorliest, ist der Raum leer. Die Nische daneben ist aus Marmor, schön mit Kaligrafie „Allah“ verziert und ist natürlich nach Mekka ausgerichtet.
Ahmed zeigt uns noch die Waschräume, in denen sich die Besucher vor dem Gebet fünfmal täglich die Hände, Arme, das Gesicht waschen.
Auf einer kleinen Bank lassen wir uns nieder und Ahmed setzt sich vor uns auf den Boden und macht uns über den Islam schlau.
Dass Männer und Frauen nicht zusammen beten dürfen, wussten wir bereits. Dies hat uns recht anschaulich unser Reiseführer in Istanbul demonstriert.
Also weiter.
Ahmed fragt uns, was bedeutet Islam? Er gibt selbst die Antwort:    „Die Hingabe, man gibt seine Seele und seinen Körper Gott hin.
Der Islam entstand in Saudi Arabien im 7. Jahrhundert nach Christus.
Mohamed vermittelte als Prophet oder als Gesandter Allahs die Botschaft. Der Islam kam 641 n. Chr. nach Ägypten. Amr Ibn el As erobert Ägypten für den Kalifen Omar, den zweiten Nachfolger des Propheten Mohammed, und errichtet Fustat, das heutige Kairo, als Hauptstadt. Hier wurde die erste Moschee erbaut. Der Islamverbreitete sich von da aus in Nordafrika.

Die 5 Säulen im Koran für einen Gläubigen sind:
1.  Das Glaubensbekenntnis.
2. Das Gebet
3. Die Opfergabe
4. Das Fasten
5. Die Pilgerreise
Zum Glaubensbekenntnis  erläutert er, dass jeder einmal im Leben Zeugnis ablegen muss, dass er Moslem ist. Er erkennt an, dass es nur einen einzigen Gott, Allah,  gibt. Es gibt keine Taufe.

Das Gebet hat zweimal vormittags, einmal mittags, einmal am Nachmittag und vor Sonnenuntergang zu erfolgen. Das auf den Boden legen bedeutet die totale Unterwerfung. Zwischen Gott und Mensch gibt es keinen Mittler, also keinen Priester, keinen Papst. Es ist nicht vorgeschrieben, dass man zum Gebet die Moschee aufsucht, dies kann überall erfolgen, jedoch immer mit dem Kopf in Richtung Mekka.

Was die Opfergabe für die Armen angeht, so ist sie mit unserer Kirchensteuer zu vergleichen, jedoch ist man nur seinem eigenen Gewissen verpflichtet, dass man auch den richtigen Anteil dem Armen persönlich spendet. Es soll ein Geheimnis zwischen Allah, dem Armen und einem selbst bleiben.

29 oder 30 Tage werden im Ramadan-Fastenmonat gefastet. Ausgenommen sind Kinder, Schwangere und Kranke und ältere Menschen, je nach Gesundheitsstatus. Gefastet wird vom Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und es soll auf alles verzichtet werden, das der Begierde dient.
Nach dem Ramdan wird das kleine Ramdanfest gefeiert. Es ist ein Familienfest und alle tragen dann neue „Klamotten“.

Zur Pilgerreise führt er aus, dass dies früher unter großen Strapazen stattfand. Esel, Kamel waren die Transportmittel heute, mit den modernen Verkehrsmitteln wie Flugzeug, Schiff ist es weniger anstrengend. Der Pilger besucht dann das Grab Mohameds. Ca. 4 Millionen Besucher sind es jedes Jahr.
Wer nicht die Mittel besitzt, ist davon suspendiert.
Unverzichtbar sind jedoch die ersten beiden Säulen.

Wir gehen Richtung Ausgang, nachdem uns Ahmed noch wesentlich ausführlicher informierte als ich es jetzt berichte, und wer drängt herein? Eine Reisegruppe. Große Freude bei Ahmed, denn die Fremdenführerin ist seine „Ziehmutter“. Was haben wir wieder für ein Glück gehabt! Das Timing von Ahmed ist einmalig. Gut, er ist seit 10 Jahren  Fremdenführer und kennt den Zeitplan der Fluss-Kreuzfahrtschiffe aus dem ff.
Der Minibus fährt vor und weiter geht die Tour zum Ferial-Garten am Südende der Corniche el-Nil.  Er dient den Assuanern auch als tag05_1010Familien-Picknick-Platz. Wir haben von hier einen schönen Blick auf den Nil, den 1. Katarakt, auf Elephantine.
Gleich gegenüber des Parks liegt der nächste tag05_1070Besichtigungspunkt: die koptische Kirche.
Natürlich macht uns Ahmed „schlau“.
„Das Wort „Kopte“ bedeutet ägyptisch. Das Christentum kam 61 n.Chr. durch Markus nach Ägypten.
In Ägypten ist der Hauptsitz der koptischen Kirche der ganzen Welt und hier in Assuan die größte koptische Kirche Ägyptens.
Die früher sehr kleine Kirche wurde erst 2005 in diese große Kathedrale umgewandelt. Jeden Sonntag-Morgen um 7 Uhr wird die Messe in der koptischen und der arabischen Sprache abgehalten.
Der ägyptische Zweig des Christentums wird als koptische Kirche bezeichnet. Ca. 15 % der Bewohner sind Kopten. Im Unterschied zu anderen Zeugen des Christentums glauben die Kopten, dass Christus ein rein göttliches Wesen ist, d.h. kein zum Gott gewordener Mensch.
Die koptische Kirche hat ihren eigenen Papst und viele Zeremonien werden auch heute noch in der antiken koptischen Sprache abgehalten.tag05_1100
Heilig Abend wird am 6. Januar gefeiert.“
Soweit erst mal die Ausführungen Ahmeds. Das Innere der Kirche ist hell und „goldig“.
tag05_1110Ahmed zeigt uns das letzte Abendmahl mit den 12 Aposteln, die Reise Jesus nach Ägypten und die vier Evangelisten, Markus, Matthäus, Lukas und Johannes.

So, nun geht es zum letzten Programmpunkt des Tages: Zum Basar.
Der erstreckt sich entlang der Sharia es-Suq. Wir sind froh, dass wir in Begleitung von Ahmed an den Unmengen von Ständen mit T-Shirts, Schals, Galabeas und Gewürzen vorbeischlendern können.

Nachdem uns der Hibiskusblüten-Tee auf dem Schiff so gut schmeckt und wir in dem mit uns reisenden Ehepaar Fachkundige dabei haben, erstehen wir 1kg wunderschönste Blüten für den Karkadé Tee. Curry, auch „hot“ und Barbecue-Gewürz will mit und wir lassen handeln.
Auf unseren Wunsch führt uns Ahmed noch in ein Geschäftchen das die schönen Schals aus der guten ägyptischen Baumwolle hat, wie er sie trägt. 2 Stück als Mitbringsel sollen es sein. Auf dem weiteren Bummel kaufen wir noch T-Shirts für unsere Enkelkinder.
Aus. Ende, mehr wollen wir nicht.
Also ist zum Abschluss des Tages das „Dom-trinken“ (nicht Dom-Kölsch) in einem Restaurant angesagt. Ahmed hatte uns auf der Insel Ramada versprochen, als wir die Früchte am Baum hängen sahen, dass wir das Getränk in Assuan probieren können. Wer Kakao mag, dem mag es schmecken. Es wird mit Milch oder heißem Wasser aufgegossen. Mein Fall war es ganz und gar nicht.
So, das war für heute wahrlich genug und um  19.30 Uhr es geht auf dem schon gewohnten und minutiös-geplanten Rückweg zum Schiff: Minibus – Motorboot über den Nil.

Abendessen und gegen 21.30 Uhr sagen wir „Gute Nacht“, denn Morgen geht es nach Abu Simbel und wir müssen früh raus.

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Ägypten – Sonntag, 25. Januar 2009

6. Tag

Abu Simbel

Wie gut, dass wir gestern Abend früh ins Bett gingen, denn heute in der Frühe klingelt um 2.40 Uhr (zwei Uhr vierzig) der Wecker.
Im Licht der Taschenlampe waschen, anziehen, die gepackte Tasche schnappen und in den Salon zum angesagt kleinen Frühstück nur für uns zwei: Kaffee und Kuchen. Und: Alé, der Manager hat doch tatsächlich für uns den für das Licht zuständigen Generator angeworfen und überreicht uns für ein zweites Frühstück zwei liebevoll verschnürte Lunchpakete. Auch Ahmed ist aufgestanden, um unseren Transfer sicherzustellen.
Das bereits gestern Abend angekommene Motorboot erwartet uns. Der Bootsfahrer nächtigte hier, denn nachts dürfen in Assuan keine Motorboote fahren . Wir ankern ja 9 km vor Assuan daher ist es hier kein Problem uns schon um 3.30 Uhr über den Nil überzusetzen.
Die Prozedur kennen wir schon: 10 Minuten Bootsfahrt, den Abhang hinauf und oben werden wir schon wieder von einem Pkw erwartet der uns zur Phoenix-Schiffanlagestelle bringt. Hier steigen wir als Erste in den Bus Nr. 13 ein und um 4 Uhr ist Abfahrt zur Konvoi-Sammelstelle.
Heute ist es mit unserer kleinen Runde vorbei, denn das uns mit uns reisende Ehepaar war schon in Abu Simbel, so dass wir mit dem großen Konvoi – heute 30 große und kleine Busse, in der Hauptreisezeit bis zu 80  – fahren müssen.

tag06_0020Die Fahrt geht durch die Wüste, den ersten Teil dösen wir vor uns hin,  um später nur Sand, Sand, Sand zu sehen und den Ausführungen des Reiseleiters Mohamed zuzuhören.

Er führt aus, dass 1813 ein Schweizer, Johann Ludwig Burckhart, auf einer Feluke, auf der Suche nach der Quelle des Nils, die im Sand verschüttete Anlage entdeckte.
Freigelegt wurde sie schließlich 1817 von Giovanni Battista Belzoni.
Durch die Anstauung des Nils durch den Assuan-Staudamm erlitt Abu Simbel das Schicksal wie – um nur ein  Beispiel zu nennen – der Isis-Tempel auf Philae, er versank in den Fluten des Nassersees.
Auch hier gab es die verschiedensten Überlegungen, wie er gerettet werden könnte. Eine davon, ihn zur Unterwasserbesichtigung unter Glas zu legen.

Man entschied sich jedoch auch hier, den Tempel und die Skulpturen in tausende Stücke zu zersägen und an anderer Stelle neu erstehen zu lassen.
Ein Konsortium aus schwedischen, französischen, deutschen und italienischen Spezialisten benötigte vier Jahre – von 1964 – 1968 – und 40 Millionen US-Dollar, um die erste Lösung zu verwirklichen. Die Tempel wurden 210 m landeinwärts und 65 m höher wieder zusammengesetzt.
tag06_0150Sie wurden in mit Naturstein verkleidete „Hügel“ aus Beton eingebettet.

Inzwischen ist es 7.30 Uhr  und wir sind angekommen.
Ein kurzer Spaziergang bis zum Eingang, wir reihen uns in die Scharen der ebenfalls Besichtigungswütigen ein und über eine kleine Anhöhe hinauf, eine Biegung, den Nasser-Stausee vor uns und links um die Ecke der erste Blick auf die Kolossalstatuen. AH!
tag06_0060Wir gruppieren uns um Mohamed und lauschen seinen Ausführungen. Wir müssen uns erst einmal „einhören“, denn durch das gute Deutsch von Ahmed sind wir sehr verwöhnt.
„Gewaltig! Gewaltig ist der Tempel von Abu tag06_0070Simbel. An den anderenTempeln in Edfu, Kom Ombo, Philae sahen wir die Tempel erbaut Stein auf Stein. Hier nicht! Der ganze Tempel ist in den Felsen geschlagen.
nefertariRamses der II. baute nicht nur diese Tempelanlage sondern da drüben rechts noch eine kleinere Anlage für seine Gemahlin Nefertari.
Ramses der Zweite regierte 67 Jahre, ist im Alter von 92 Jahren gestorben.
Ramses der Zweite hat viel für Ägypten getan, er hat es verbreitert, vergrößert: bis zum Norden von Afrika und nördlich von Kairo bis zur südlichen Türkei. Damaskus, Teil von Libanon, Lybien, alle diese Länder waren unter der Herrschaft Ramses II.
Ramses der Zweite hat über 30 Tempelanlagen erbaut.  Ramses der Zweite ist nie als alter Mann dargestellt, er ist immer jung dargestellt.
Ramses II. war ein gesunder Mann. Er war mit vielen Frauen, man sagt mit 55, verheiratet. Er hatte viele Kinder, man sagt er hatte  200 Söhne und Töchter.
Trotz der vielen Frauen hatte er nur eine Lieblingsfrau, Nefertari. Fürtag06_0110 sie erbaute er diese Tempelanlage.
Warum ließ Ramses II.  die Tempelanlage hier erbauen?
Meine Damen und meine Herren, wir sind drei ein halb Stunden mit dem Bus gefahren. Sie habe nichts außer Wüste gesehen. Alles ist nubisches Land. Die Nubier hatten eine hohe Kultur. Sie haben immer gegen Ägypten tag06_0080gekämpft und haben auch mal in Ägypten regiert.
Ramses II.  ließ den Tempel hier erbauen um zu sagen, ich habe die Nubier besiegt, ich bin ihr Herrscher.
Sehen sie die vier Figuren?  Eine davon ist 1810 bei einem Erdbeben heruntergefallen. Der Kopf liegt zu Füßen. (meine Anmerkung: es muss dann wirklich naturgetreu wieder rekonstruiert worden sein!) Also sehen sie diese drei.  Es ist unglaublich. Alle drei sehen sich absolut ähnlich, Doppelkrone von Unter- und Oberägypten, Kopftuch mit der Uräusschlange auf der Stirn, Augen, Nase, Mund, und das ist aus Granit mit einfachstem Werkzeug gehauen.
Sehen sie, Ramses ist dargestellt mit einem Bart. Was bedeutet das? Alle tag06_0090aägyptischen Könige kann man mit einem angeklebten Bart sehen, es bedeutet, ihm Würde zu geben.
Sie sehen in der Mitte zwischen den 20 m hohen Sitzfiguren Ramses des II. befindet sich der Eingang zum Tempel, darüber ist eine Reliefstatue des eigentlichen Sonnengottes Re-Harachte dargestellt als Sonnenscheibe und den falkköpfigen Horus und darüber 20 Paviane, die den Sonnenaufgang begrüßen. Erinnern sie sich, wo wir noch die Paviane gesehen haben? Im Edfu-Tempel, die Scheibe die den Sonnengott darstellt mit den Pavianen?“

Ramses macht nun ein Experiment. Er braucht 4 Männer, die sich neben ihn stellen.
Er erläutert:
„Drinnen, im Heiligtum, werden sie 4 Götter sehen.
Den ersten Platz nimmt Re-Harachte ein, dargestellt mit der  Sonnenscheibe.
Den zweiten Platz nimmt Ramses ein. Zu erkennen: Auf seinem Kopf zwei Kartuschen. Er ist kein normaler Mensch, er ist ein Gott.
Er ist neben Re-Harachte und Amun-Ra, der Vater aller Götter.
Den dritten Platz nimmt Amun-Ra ein und
den vierten Platz nimmt Ptah, Gott des Schatten, ein.
Die Sonne geht täglich ihren Kreis aber bescheint täglich nur die Füße der drei Götter: . Re-Harachte, Ramses und Amun-Ra aber nie Ptah, den Gott des Schatten.
Nur zweimal im Jahr geht die Sonne weiter in den Tempel und erreicht die Gesichter der drei Götter: das erste mal am 21. Oktober, das war der Geburtstag Ramses des Zweiten und das zweite mal am 21. Februar, das ist der Krönungstag Ramses des Zweiten.
Ist es nicht unglaublich, dass die alten Ägypter es so ausrechnen konnten?
Es ist unglaublich. An diesen beiden Tagen ist es heute ein absolutes Schauspiel und Tausende von Leuten kommen um das zu sehen, aber sie können gar nicht alle im Tempel Platz finden. Die im Tempel das Erlebnis haben, sind schon Tage vorher gekommen, für diese eine Minute.
Durch die Umsetzung des Tempels hat es sich um einen Tag verschoben. Trotzdem unglaublich!
Sie sehen, Ramses ist viermal dargestellt. Warum nicht zwei- oder dreimal?
Ramses ist ein Gott, er ist kein normaler Mensch. Vier bedeutet die vier Himmelsrichtungen. „Ich bin der Herrscher der ganzen Welt“.
Er führte die Kadisch-Schlacht gegen ein Volk, das hieß Hethiter. Er besiegte sie und was machte er? Er heiratete die Tochter des Hethiter Königs und das nennen wir den ersten Friedensvertrag Ägyptens.

Meine Damen, meine Herren, im Inneren des Tempels darf leider keine Führung sein, so sage ich ihnen jetzt, der Eingang ist 50 m lang und 15 m hoch. Wie war es damals möglich, ohne Eisen und Träger so etwas zu schaffen? Es ist unglaublich!
Unglaublich ist auch, dass die Farben noch sehr, sehr gut erhalten sind, sehr intensiv.
Ich zeige ihnen nun einige Bilder: Die Säulenhalle, dann hier ist Ramses der Zweite in der Osirisform dargestellt. Osirisform nennen wir immer die Darstellung in Mumienform.
In der ersten Halle  sehen sie die Darstellung Ramses in der Kadisch-ramses_ii_at_kadeshSchlacht. Er ist kein normaler Mensch, also ist er auf dem Streitwagen mit 2 Bogen und 2 Pfeilen dargestellt. Er kämpft gleichzeitig gegen zwei Feinde.

In der zweiten Halle sehen sie die heilige Barke des Sonnengottes Re-Harachte.
Weiter drin sehen sie Gott Amun-Min,  Gott der Fruchtbarkeit.
Im Heiligtum sehen sie dann die vier Götter, einer davon ist Ramses, als Gott dargestellt und ganz rechts den Schattengott.

Es gibt noch viele Nebenkammern und Magazine zu sehen.

Wenden wir uns nun dem Nefertari Tempel zu. Sie sehen 6 Figuren.  tag06_0130Ramses ließ ihn ja für seine Frau erbauen und man möchte annehmen, dass sie die Hauptfigur ist, aber nein! Vier mal ist Ramses dargestellt und nur zweimal seine Lieblingsfrau Nefertari.
Der Tempel war auch für die Göttin Hathor gebaut und Hathor war, wie sie wissen, Göttin der Freude, Liebe und Zufriedenheit und sie wird  viel als Kuh oder kuhohrig dargestellt.
Drinnen werden sie vier Säulen sehen auf denen Hathor und Nefertari dargestellt sind.
Warum ließ Ramses für Nefertari den Tempel bauen? Man vermutet dass sie Nubierin war, sehr hübsch.“

Mohamed macht immer wieder darauf aufmerksam, dass ja eigentlich Nefertari die Hauptperson sein sollte, dass sich aber Ramses stets im Vordergrund darstellen ließ und Nefertari hinter ihm. Ganz deutlich wird es bei der Opferdarbringung an die Göttin Hathor. Er zeigt wieder Bilder, zum Beispiel Nefertari zwischen Isis und Hathor wie sie von diesen zur Göttin gekrönt wird. Er zeigt auch die Darstellung Seths mit Horus. Er erzählt noch mal aus der Entstehungsgeschicht von Seth und Osiris.
Soviel zu den Tempeln drinnen.
Nun haben wir „Freigang“ und wälzen uns mit den Massen durch die Tempelanlagen.
Es ist jedoch ganz erstaunlich, hält man sich links in den Nebenräumen auf, ist man fast alleine und hier ist auch die Luft etwas besser.
Erstaunlich ist wirklich die Farbintensität und durch die gute Vorbereitung durch Mohamed findet man auch die beschriebenen Szenen. Fotografieren darf man leider auch nicht, so müssen wir uns später auf die Abbildungen in einem Buch beschränken.
10 Uhr ist wieder Treffen am Bus an-gesagt. Auf dem Weg dorthin siehttag06_0136 es teilweise aus, als seien wir alleine. Ein Stück weiter werden wir heftig von den Händlern mit Büchern und Tüchern belästigt. In einem Geschäft erstehen wir total überteuert ein Buch über Abu Simbel. Handeln mit dieser Intensität liegt uns nicht. Ich hasse es!tag06_0170w
Dennoch war die Fahrt nach Abu Simbel ein Erlebnis.

Knapp 3 Stunden später sind wir nach 275km wieder an der Phoenix-Schiffanlegestelle. Die Rückfahrt war schneller, da der Umweg über die Sammelstation wegfiel.
Auf meine Frage, wie wir nun wieder zu unserem Schiff kommen, erklärt uns Mohamed, wir sollen im Bus sitzen bleiben bis alle ausgestiegen sind, wir werden dann die 9 km mit dem Bus zurückgebracht.
Für den großen Bus war es dann allerdings etwas schwierig einen Wendeplatz auf der schmalen Straße zu finden, aber auch das gelang dem guten Fahrer und der Motorboot-Fahrer erwartete uns bereits wieder. Und wir, wir sind wieder von Ahmeds Organisationstalent begeistert.
Noch die zehnminütige Nilüberquerung und wir werden um 1 Uhr 30 bereits von der Reling von dem mit uns reisenden Ehepaar und Ahmed freudig begrüßt, sie haben mit dem Mittagessen auf uns gewartet.
Ist das nicht nett?
Sie berichten, dass sie den Vormittag mit einem Bummel über das hinter unserem Ankerplatz liegende Dorf verbracht haben und sind ebenfalls ganzdsc_0994 begeistert, dass die Schiffsbesatzung so besorgt um sie war, dass einer sie begleitete. Sie sahen noch wie der Brunnen von einer im Kreis gehenden Kuh betrieben wird.
Nach dem Mittagessen gesteht uns Ahmed eine Ruhepause bis gegen 15 Uhr zu, dann geht es zum letzten Ausflug hier in Assuan, zum Botanischen Garten.

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Ägypten – Sonntag, 25. Januar 2009

6. Tag
Assuan – Botanischer Garten

tag06_0260Pünktlich 15 Uhr ist die Abfahrt zum Botanischen Garten.Wie könnte es anders sein: Das Motorboot ist zur Stelle und in 45 Minuten fahren wir im Sonnenschein zur Kitchener Insel. Es erfolgt der obligatorische Eintrittskartenkauf durch Ahmed und wir steigen die Stufen hinauf.
Ahmed macht uns natürlich wieder „schlau“:
Der britische Heerführer Herbert Kitchener kämpfte zum Zeitpunkt des Mahdi-Aufstandes 1881 – 1889 für Ägypten im Sudan. Er krönte seine ägyptische Karriere 1911 – 1914  mit dem Posten des britischen Generalkommissars.  Als Dank für seine Taten wünschte er sich als Wohnplatz diese Insel, die dann seinen Namen erhielt. Er legte den tag06_0400Grundstock für den heutigen „Botanischen Garten“. Pflanzen, zum Teil aus Afrika und Asien importiert, wie Mahagonibäume, Brot- und Muskat- sowie Trompeten-bäume, natürlich Oleander, Bougainvillea und Malven und eine schöne Allee aus Königspalmen, laden heute zum Verweilen ein.
Einen tollen Blick haben wir auf die Hügel am tag06_0290Westufer des Nils mit den Beamten- und Fürstengräbern und auf das Mausoleum des Aga Khan.
Eine Stunde spazieren wir in dem Park und bestaunen die unterschiedlichsten Bäume. Zum Abschluss trinken wir die obligatorische Tasse Pfefferminztee im Teehaus oberhalb des Nils und betrachten das hübsche Bild der Feluken auf dem Nil und die Steingebilde des 1. Katarakts.
Ahmeds Timing ist wieder perfekt: um 17 Uhr schließt der Botanische Garten und wie durch Zauberhand ist das Motorboot wieder zur Stelle, um  uns und unsere Reisepartner wohl gelaunt nun in 40 Minuten – Nil abwärts – zum Boot zurückzubringen.
Leider müssen nun dieKoffer gepackt werden, denn die wunderschönen Tage auf der Dahabeya sind vorbei.
Abendessen gibt es um 19.30 Uhr und der Koch mit seinem Gehilfen hat es sich nicht nehmen lassen, uns ein leckeres Abschiedsmenü zu servieren. tag06_0550Damit nicht genug: Unser nubischer „Zimmermann“ stellt uns eine Abschiedstorte mit brennender Kerze auf den Tisch und dazu gibt es noch mal Musik undtag06_0570 Tanz der Schiffsbesatzung.
Wir sind gerührt!
Morgen heißt es sich trennen, nicht nur von der Besatzung sondern auch von dem mit uns reisenden Ehepaar, denn das bleibt noch eine Woche in Assuan und wir fahren morgen mit Ahmed im Minibus nach Luxor.

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Ägypten – Montag, 26. Januar 2009

7. Tag

Abschied von der Dahabeya

Die geruhsamen Tage sind wohl vorerst vorbei.
Der Wecker klingelt um 5.45 Uhr, 6.15 letztes Frühstück an Bord.
tag07_0010Um 6.50 Uhr geht die letzte Bootsfahrt in großem Gefolge über den Nil.
Unsere Koffer werden von der Schiffsbesatzung dennil-auswahl-201-204 Hang hinaufgeschleppt und nun heißt es Abschied nehmen.

Ein letzter Blick auf „unsere“ Dahabeya

tag07_0050Das bisher mit uns gereiste Ehepaar will noch eine Woche in Assuan bleiben und wird von Ahmed „dem Großen“ im Pkw zu seinem Hotel gebracht.
Wir, „unser“ Ahmed und der Koch, der Heimaturlaub hat, besteigen den Minibus und nun geht es in 3 Stunden nach Luxor.
Unterwegs steigt der Koch aus, er ist zu Hause. Wir machen bei der Gelegenheit einen kleinen „Mehrzweckstopp“ und sind um 10 Uhr, wie Ahmed es vorausgesagt hat, in Luxor.

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Ägypten – Montag, 26. Januar 2009

7. Tag

Luxor – Tal der Könige

Unterwegs über die Dörfer wird uns das pralle ägyptische Leben geboten: tag07_0105Zur Zeit ist die Zuckerrohrernte im vollen Gange. Mit jedem verfügbaren Transportmittel wird es befördert: Vom Esel über Fahrrad, LKW und so gar mit Schmalspurbähnchen.
Vor jedem Dorf gibt es eine Kontrolle – Wer – Wohin – zu „unserer Sicherheit“. Und vor jedem Dorf isttag07_0130 ein „Polizist“ mit Gewehr zur Verteidigung stationiert. Unterwegs, nachdem der Koch ausgestiegen ist, machen wir einen kleinen „Mehrfach-Stopp“ und sind um 10 Uhr, wie von Ahmed geplant, in Luxor.

Unterwegs, um Zeit zu sparen, hat uns Ahmed bereits wieder einiges über das Tal der Könige erzählt.
„Im alten Ägypten wurde Luxor als die mittlere Stadt bezeichnet, die Bezeichnung Theben haben die Ägypter von den Griechen über-nommen. Die Stadt wurde in zwei Teilen gegliedert, Ost- und West-Theben, bzw. Luxor. Das Leben „tobte“ im Osten, dort haben die Pharaonen ihre Häuser und Tempel, wie Karnak und Luxor, gebaut.
Der alte Ägypter war sehr fromm und gläubig und verglich immer den Zyklus des Leben, geboren werden und sterben, mit dem Zyklus der Sonne. Der Osten, Sonnenaufgang, hier ist das Leben und im Westen beim Sonnenuntergang ist das Jenseits.
In Luxor drehte sich alles um die 18. 19. und 20. Dynastie.
Im Neuen Reich, 1500 v. Chr., als Ahmose das Land von den Hyksos befreit hatte, regierten die Pharaonen von Luxor aus. Es war das religiöse Zentrum und die Hauptstadt.
Im Alten Reich wurden die Gräber noch in  Pyramidenform in Memphis erbaut.
Im Mittleren Reich wurden die Gräber von Grabräubern geplündert und die Mumien geschändet. Es war eine Schande für die Verstorbenen, dass die Seele, das Ka, nicht den Körper erkennen konnte und nicht vor Osiris treten konnte.
Die Könige und Pharaonen des Neuen Reichs haben daher einen sicheren Ort für ihre Gräber gesucht, so dass Grabräuber ihre Ruhestätten nicht finden können sollten. Man verzichtete bewusst auf die Demonstration von Monumentalität. Die Pyramide, das weithin sichtbare Königsgrab, wurde freiwillig aufgegeben. Stattdessen begann man, das Königsgrab an geheimer und verborgener Stelle anzulegen ohne eine verräterische Kultstelle außerhalb des Grabes. Die Opfer für den König fanden abseits und fern vom Grab in einem eigens dafür erbauten Totentempel statt, der nun nicht mehr allein dem Kult des verstorbenen Königs diente, sondern auch für den Kult des Sonnengottes Amun-Re bestimmt war.

Man glaubte, das Tal der Könige sei ein sicherer Ort. Es war ein in den Falten des Westgebirges verstecktes Wüstental. Es wurde zudem von einer pyramidenförmigen Bergspitze überragte, und was schien den Pharaonen erstrebenswerter, als unter einer Pyramide beerdigt zu werden. Außerdem hatte das Tal nur einen Zugang, der gut kontrolliert werden konnte.
Die Arbeiter, die die Gräber bauen mussten, lebten in einem abgelegenen Tal in einem Ghetto, es wurde Medina, die Stadt der Arbeiter, genannt. Sie wurden mit verbundenen Augen über den Berg in das Tal der Könige geführt, damit sie niemals preisgeben konnten, wo sich die Gräber befinden. Sie arbeiteten 8 Tage, wurden dann für zwei Tage wieder zu ihren Familien zurückgeführt und mal mehr, mal weniger gut mit  Lebensmitteln, Bier und „Klamotten“ bezahlt. An einem Grab arbeiteten ca. 30 bis 40 Personen. Sie wurden in 3 Gruppen unterteilt:
Steinmetze, sie gruben als erstes den Stollen, dann kamen die Gipser, die die Wände glätteten, und als letztes kamen die Künstler, die die farbigen Dekorationen anbrachten.
War das Grab fertig gestellt und der Pharao gestorben, wurde er als Mumie in den Sarkophag gelegt und dann fügte man all die Dinge hinzu,  die er für ein Leben im Jenseits brauchte. Von Möbeln, Schmuck bis zu lebenden Dienern und Sklaven. Danach wurde es versiegelt und wieder zugeschüttet und unkenntlich gemacht.

Die Gräber sind im Grunde genommen alle gleich aufgebaut jedoch unterschiedlich lang:
Alle Gräber sind als künstliche Stollensysteme, zwischen 60 und 200 m schräg absteigend in die 300 m hohen Wände der Randberge aus weichem Kalkstein getrieben.
Zuerst kommen bis zu drei hintereinander liegende Korridore. Der erste mit Nebenräumen, der zweite und dritte mit Nischen für Gegenstände zum Totenkult. Zwischen den Korridoren kam dann das Schachtgrab, ein Scheingrab für Osiris, den Gott der Unterwelt. Es sollte zur Abschreckung der Grabräuber dienen. Heute sind die Schächte mit Holzstegen gesichert.
Es folgte eine Vorhalle und zuletzt der Sargraum mit der Vertiefung für den Sarkophag, rundum wieder Nebenräume und Magazine. Wände, Mauern und Pfeiler wurden mit Götterbildern, Texten und Illustrationen aus dem Totenbuch und mit Szenarien zur Fahrt durch die Unterwelt dekoriert.

Der Erste, der daran gedacht hat sein Grab „einbruchsicher“ zu errichten, war Menthuhotep I. Er ließ im Talkessel von Deir el-Bahari seinen Totentempel erbauen. Sein Grab wurde hinter einem Berg im Tal der Könige gefunden.
Der erste König, der sich im Tal der Könige sein Grab anlegen ließ, war Thutmosis I., Vater von Hatschepsut. Sein Grab trägt heute die Nr. 38
Bis zum Ende der 20. Dynastie folgten alle Herrscher seinem Beispiel, mit Ausnahme von Echnaton, dem Aussenseiter, und seinem direkten Nachfolger.
Im Tal der Könige befinden sich 62 Gräber. Davon können zur Zeit nur 9 Gräber besichtigt werden.

Das letzte Grab, das hier entdeckt wurde, war das Grab Nr. 62, das Grab von Tutenchamun. Es ist das wichtigste und das berühmteste Grab hier im Tal der Könige. Obwohl das Grab selbst nicht schön ist, es ist ganz klein und nur die Grabkammer ist dekoriert.
Warum hat dann dieses Grab diese Berühmtheit erlangt?
Es ist das einzige Grab das unversehrt entdeckt wurde. Der Sarkophag mit der Mumie, das Mobiliar, der Schmuck, das Gold, alles, alles, was man früher dem Toten für das Jenseits mitgab, wurde hier unversehrt gefunden. Und dies alles ist in Kairo im Museum zu bewundern.
Also haben bei den anderen Gräbern alle Vorsichtsmaßnahmen nichts genützt, die Gräber wurden doch gefunden und ausgeraubt.

Nur 20 Gräber hier gehören Pharaonen des Neuen Reichs, die anderen waren für hohe Beamte.
Wegen Feuchtigkeit oder  Restaurierungsarbeiten sind nicht alle Gräber zugänglich. So ist z.B. das Grab Sethos I. (KV 17) seit 1971 geschlossen. Meiner (Ahmeds) Meinung nach ist dieses das Schönste im Hinblick auf Farben und alles.
Andere sehr schöne Gräber sind meiner Meinung nach das Grab von   Ramses IX. (KV 6), Sohn von Ramses III. (KV 3) und von Ramses III. (KV 11)
Eine Mumie wurden im Grab Nr. 35 gefunden, Amenophis II, sie wird im Museum in Kairo ausgestellt.“

Theben-West war jedoch keine reine Totenstadt. Schon zur Zeit der Pharaonen lebten hier Arbeiter, Künstler, Priester und Verwaltungsbeamte. Schließlich musste der Betrieb in den vielen Totentempeln der verblichenen Könige musste gewährleistet sein.

tag07_tal_d_kWir fahren also durch zum Tal der Könige und sind gegen 10.30 Uhr dort.
Ahmed kauft die obligatorischen Eintrittskarten und wir besteigen ein kleines Bähnchen, das uns näher an die zu besichtigenden Gräber heranbringt
Mit unserem Ticket können wir 3 Gräber besichtigen. Wir verlassen uns auf Ahmed, welche wohl für uns am interessantesten sein könnten und am wenigsten beschwerlich.

Erst betrachten wir die neuen Ausgrabungsarbeiten. Auch Ahmed weiß nil-auswahl-201-109nicht, was man zu finden hofft.
Offiziell dürfen die Führer nicht in den Gräbern erklären, da wir jedoch nur zu zweit sind, begleitet uns Ahmed und unterweist uns doch. Verständlicherweise darf man, zum Schutz der Farben, auch nicht fotografieren, so dass ich mich auf die Abbildungen aus diversen Büchern beschränken muss.

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Ägypten – Montag, 26. Januar 2009

7. Tag

Grab Ramses IV. (KV 2)

Wenden wir  uns der ersten Grabbesichtigung zu:
Erst noch eine Erklärung, die Abkürzung „KV“, die den Grab-nummern vorangestellt ist bedeutet nichts anderes als „Kings Valley“.

ramses-iv-grabDas Grab Ramses IV. (KV 2) ist 66 m lang und stammt 1200 v.Chr..

Ramses IV. hat nur 6 Jahre regiert, daher ist sein Grab nicht so groß wie andere, da es schnell fertiggestellt werden musste. Je länger ein König regiert hat, um so länger und schöner ist sein Grab. Dieses Grab ist seit der Antike offen und daher können sie an den Seitenwänden griechische Graffiti sehen. Es ist besonders sehenswert, da es mit Szenen aus dem Totenbuch, dem Amduat, geschmückt ist und auf den Reliefs sind die Totentexte aufgeschrieben. Sie sollten dem Verstorbenen helfen, den Gefahren im Jenseits zu widerstehen. Sie warnen vor Strafen, geben aber wirksame Zaubersprüche gegen Gefahrensituationen jeder Art zur Hand, so dass der Verstorbene in der Regel sein Ziel im Totenreich des  Sonnengottes unbehelligt erreicht.
Es berichtet von der Fahrt des Sonnengottes Re durch die nächtliche Welt, die in zwölf, den Nachtstunden entsprechende, Bereiche aufgeteilt ist.
In der Grabkammer macht uns Ahmed auf eine sehr schöne Szene an der Decke aufmerksam:
Wir sehen Nut – spiegelbildlich – die Himmelsgöttin in blau verziert wie sienut die Sonne schluckt und am Morgen wieder gebiert. Wie wir es bereits im Edfu-Tempel gesehen haben.
Wir sind tief beeindruckt, wie sich die Farben über die Jahrtausende erhalten konnten.
Hierzu erklärt Ahmed dass die Farbe rot aus Eisenoxyd hergestellt wird, grün von Pflanzen, schwarz von Kohle, weiß von Gips und blau von Lapislazuli. Die Farben wurden mit Eigelb befestigt und dadurch blieben die Farben so gut erhalten. Jeder Farbe wurde auch eine Bedeutung beigemessen: schwarz für Tod, rot für Feuer, grün für das Jenseits, weiß für Frieden, blau für Himmel.

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