5. Tag
Assuan – Stadtrundfahrt
Wir fuhren von der Insel Elephantine ca. 45 Minuten mit dem Motorboot zu unserem Schiff zurück und froren heftig, da der kalte Wind nicht nachließ. Wir aßen dort zu Mittag, konnten etwas ausruhen und wieder ging es mit einem Motorboot über den Nil, den Abhang hinauf und der Minibus wartete auf uns.
Auf geht’s zur Stadtrundfahrt mit Besichtigungen.
Unterwegs erzählt uns Ahmed dass Assuan in der pharaonischen Zeit bereits große Bedeutung erlangt hatte. Bedingt durch die Felsen des 1. Katarakts betrachteten die Ägypter diese Gegend als die von der Natur vorgegebene Landesgrenze.
Dadurch entwickelte sich schon früh im Gebiet des heutigen Assuan, eine Siedlung, die der Grenzsicherung diente.
Um den Handel mit Nubien zu kontrollieren, wurden hohe Beamte aus der Residenz nach Elephantine gesandt.
Zudem war das frühe Assuan durch seine Granitsteinbrüche bekannt, aus denen die Bauten und Statuen erstellt wurden. Auch das Alabastervorkommen war enorm.
Heute hat Assuan 500.000 Einwohner und ist die größte Stadt Oberägyptens. Die Hauptbewohner Assuans sind die Nubier.
Bis 1970 hatte Assuan etwa so viele Einwohner wie Edfu: 70.000. Durch den Bau des Assuan-Staudamms schnellte die Einwohnerzahl so in die Höhe, da viele der Arbeiter nicht wieder in ihre Heimatdörfer zurückkehrten. Danach entwickelte sich Assuan als Industriestadt.
Ein weiteres Standbein ist der Tourismus. Assuan ist ein Kurort. Durch das trockene, warme Klima wurde es ein Anziehungspunkt für die Reichen dieser Welt, die ihre Ruhe suchten, so z.B. der märchenhaft reiche Agha-Khan, das Oberhaupt der pakistanischen und ostafrikanischen Ismailiten, eines Zweiges der Schiiten, und seine Frau, die Begum. Auch Faruk verweilte hier und ließ das Katarakt-Hotel erbauen. Dieses ist zur Zeit für 3 Jahre zu und wird renoviert.
Besonders im Sommer tobt hier das Nachtleben, da bei ca. 41 Grad tagsüber alles zum Erliegen kommt.
Inzwischen sind wir an der Hauptmoschee angekommen und legen hier unseren ersten Stopp ein.
Ahmed berichtet, dass die Moschee, wie wir sie heute sehen, Nasser in den 70er Jahren erbauen ließ.
Ursprünglich war sie ganz anders erbaut.
Aus Nilschlamm wurden die Ziegel für die Wände gemacht, die Decke war aus den Stämmen der Palmen. Sie war also äußerst schlicht. Mit der Zeit entwickelte sich daraus ein Kunstwerk. Da Malerei und Bildhauerei im Islam nicht erlaubt ist, erlangte die Kaligrafie ihre Blütezeit. Drinnen wie draußen waren die verschiedenen arabischen Schriften angebracht die Allah loben und es werden Verse aus dem Koran zitiert.
Er macht uns auf die schönen Minaretts aufmerksam und bedingt durch die erhöhte Lage kann die Moschee von allen Punkten der Stadt gesehen werden.
Der Minibus bringt uns bis zur Eingangstüre. Selbstverständlich deponieren auch wir unsere Schuhe und da wir zwei Frauen „schicklich“ angezogen sind, können wir ohne weiteren Aufenthalt die große Moschee betreten.
Was soll ich sagen? Wir sind wieder gaaaaanz alleine! Wie Ahmed das nur immer hin kriegt!?!
Uns beeindruckt die Helligkeit, der riesige Kronleuchter, der schöne Teppichboden. Bis auf eine „Kanzel“ für den Rabbi und die Halterung für den Koran, aus dem der Rabbi vorliest, ist der Raum leer. Die Nische daneben ist aus Marmor, schön mit Kaligrafie „Allah“ verziert und ist natürlich nach Mekka ausgerichtet.
Ahmed zeigt uns noch die Waschräume, in denen sich die Besucher vor dem Gebet fünfmal täglich die Hände, Arme, das Gesicht waschen.
Auf einer kleinen Bank lassen wir uns nieder und Ahmed setzt sich vor uns auf den Boden und macht uns über den Islam schlau.
Dass Männer und Frauen nicht zusammen beten dürfen, wussten wir bereits. Dies hat uns recht anschaulich unser Reiseführer in Istanbul demonstriert.
Also weiter.
Ahmed fragt uns, was bedeutet Islam? Er gibt selbst die Antwort: „Die Hingabe, man gibt seine Seele und seinen Körper Gott hin.
Der Islam entstand in Saudi Arabien im 7. Jahrhundert nach Christus.
Mohamed vermittelte als Prophet oder als Gesandter Allahs die Botschaft. Der Islam kam 641 n. Chr. nach Ägypten. Amr Ibn el As erobert Ägypten für den Kalifen Omar, den zweiten Nachfolger des Propheten Mohammed, und errichtet Fustat, das heutige Kairo, als Hauptstadt. Hier wurde die erste Moschee erbaut. Der Islamverbreitete sich von da aus in Nordafrika.
Die 5 Säulen im Koran für einen Gläubigen sind:
1. Das Glaubensbekenntnis.
2. Das Gebet
3. Die Opfergabe
4. Das Fasten
5. Die Pilgerreise
Zum Glaubensbekenntnis erläutert er, dass jeder einmal im Leben Zeugnis ablegen muss, dass er Moslem ist. Er erkennt an, dass es nur einen einzigen Gott, Allah, gibt. Es gibt keine Taufe.
Das Gebet hat zweimal vormittags, einmal mittags, einmal am Nachmittag und vor Sonnenuntergang zu erfolgen. Das auf den Boden legen bedeutet die totale Unterwerfung. Zwischen Gott und Mensch gibt es keinen Mittler, also keinen Priester, keinen Papst. Es ist nicht vorgeschrieben, dass man zum Gebet die Moschee aufsucht, dies kann überall erfolgen, jedoch immer mit dem Kopf in Richtung Mekka.
Was die Opfergabe für die Armen angeht, so ist sie mit unserer Kirchensteuer zu vergleichen, jedoch ist man nur seinem eigenen Gewissen verpflichtet, dass man auch den richtigen Anteil dem Armen persönlich spendet. Es soll ein Geheimnis zwischen Allah, dem Armen und einem selbst bleiben.
29 oder 30 Tage werden im Ramadan-Fastenmonat gefastet. Ausgenommen sind Kinder, Schwangere und Kranke und ältere Menschen, je nach Gesundheitsstatus. Gefastet wird vom Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und es soll auf alles verzichtet werden, das der Begierde dient.
Nach dem Ramdan wird das kleine Ramdanfest gefeiert. Es ist ein Familienfest und alle tragen dann neue „Klamotten“.
Zur Pilgerreise führt er aus, dass dies früher unter großen Strapazen stattfand. Esel, Kamel waren die Transportmittel heute, mit den modernen Verkehrsmitteln wie Flugzeug, Schiff ist es weniger anstrengend. Der Pilger besucht dann das Grab Mohameds. Ca. 4 Millionen Besucher sind es jedes Jahr.
Wer nicht die Mittel besitzt, ist davon suspendiert.
Unverzichtbar sind jedoch die ersten beiden Säulen.
Wir gehen Richtung Ausgang, nachdem uns Ahmed noch wesentlich ausführlicher informierte als ich es jetzt berichte, und wer drängt herein? Eine Reisegruppe. Große Freude bei Ahmed, denn die Fremdenführerin ist seine „Ziehmutter“. Was haben wir wieder für ein Glück gehabt! Das Timing von Ahmed ist einmalig. Gut, er ist seit 10 Jahren Fremdenführer und kennt den Zeitplan der Fluss-Kreuzfahrtschiffe aus dem ff.
Der Minibus fährt vor und weiter geht die Tour zum Ferial-Garten am Südende der Corniche el-Nil. Er dient den Assuanern auch als Familien-Picknick-Platz. Wir haben von hier einen schönen Blick auf den Nil, den 1. Katarakt, auf Elephantine.
Gleich gegenüber des Parks liegt der nächste Besichtigungspunkt: die koptische Kirche.
Natürlich macht uns Ahmed „schlau“.
„Das Wort „Kopte“ bedeutet ägyptisch. Das Christentum kam 61 n.Chr. durch Markus nach Ägypten.
In Ägypten ist der Hauptsitz der koptischen Kirche der ganzen Welt und hier in Assuan die größte koptische Kirche Ägyptens.
Die früher sehr kleine Kirche wurde erst 2005 in diese große Kathedrale umgewandelt. Jeden Sonntag-Morgen um 7 Uhr wird die Messe in der koptischen und der arabischen Sprache abgehalten.
Der ägyptische Zweig des Christentums wird als koptische Kirche bezeichnet. Ca. 15 % der Bewohner sind Kopten. Im Unterschied zu anderen Zeugen des Christentums glauben die Kopten, dass Christus ein rein göttliches Wesen ist, d.h. kein zum Gott gewordener Mensch.
Die koptische Kirche hat ihren eigenen Papst und viele Zeremonien werden auch heute noch in der antiken koptischen Sprache abgehalten.
Heilig Abend wird am 6. Januar gefeiert.“
Soweit erst mal die Ausführungen Ahmeds. Das Innere der Kirche ist hell und „goldig“.
Ahmed zeigt uns das letzte Abendmahl mit den 12 Aposteln, die Reise Jesus nach Ägypten und die vier Evangelisten, Markus, Matthäus, Lukas und Johannes.
So, nun geht es zum letzten Programmpunkt des Tages: Zum Basar.
Der erstreckt sich entlang der Sharia es-Suq. Wir sind froh, dass wir in Begleitung von Ahmed an den Unmengen von Ständen mit T-Shirts, Schals, Galabeas und Gewürzen vorbeischlendern können.
Nachdem uns der Hibiskusblüten-Tee auf dem Schiff so gut schmeckt und wir in dem mit uns reisenden Ehepaar Fachkundige dabei haben, erstehen wir 1kg wunderschönste Blüten für den Karkadé Tee. Curry, auch „hot“ und Barbecue-Gewürz will mit und wir lassen handeln.
Auf unseren Wunsch führt uns Ahmed noch in ein Geschäftchen das die schönen Schals aus der guten ägyptischen Baumwolle hat, wie er sie trägt. 2 Stück als Mitbringsel sollen es sein. Auf dem weiteren Bummel kaufen wir noch T-Shirts für unsere Enkelkinder.
Aus. Ende, mehr wollen wir nicht.
Also ist zum Abschluss des Tages das „Dom-trinken“ (nicht Dom-Kölsch) in einem Restaurant angesagt. Ahmed hatte uns auf der Insel Ramada versprochen, als wir die Früchte am Baum hängen sahen, dass wir das Getränk in Assuan probieren können. Wer Kakao mag, dem mag es schmecken. Es wird mit Milch oder heißem Wasser aufgegossen. Mein Fall war es ganz und gar nicht.
So, das war für heute wahrlich genug und um 19.30 Uhr es geht auf dem schon gewohnten und minutiös-geplanten Rückweg zum Schiff: Minibus – Motorboot über den Nil.
Abendessen und gegen 21.30 Uhr sagen wir „Gute Nacht“, denn Morgen geht es nach Abu Simbel und wir müssen früh raus.