7. – 11. Juni 2010
„Cierro los ojos y veo Madrid!“
„Ich schließe die Augen und sehe Madrid!“
Soweit habe ich es zwar nicht gebracht, aber Madrid hat mir ausnehmend gut gefallen.
Sollte ich eine Wertung zwischen Barcelona und Madrid abgeben, ich könnte es nicht. Die beiden Städte sind zu unterschiedlich und beide sind wunderschön.
Sagt man von Madrid, sie sei die grünste europäische Hauptstadt, so kann ich das aus meiner Sicht nur bestätigen.
Aber nun der Reihe nach:
Montag, 7. 6. 2010
Abflug vom Flughafen Köln-Bonn mit Germanwings um 11.20 Uhr, Ankunft in Madrid um 13.55 Uhr. Dann noch eine 13minütige Rundfahrt auf dem Flughafengelände, bis die endgültige Landeposition erreicht war.
Ca. 20 Minuten brauchte ich, um zur Metro-Station „Aeropuerto T1,T2,T3“ zu gelangen. Hier konnte ich meinen Coupon für ein Zweitage-Abo für die öffentlichen Verkehrsmittel umtauschen und bekam einen Übersichtsplan für die Metro, daran orientierte ich mich: mit der Rosa-Linie, Linie 8 bis zur Haltestelle „Nuevos Ministerios“ . Dann umsteigen in die BlaueLinie, Linie 10. Achtung auf die Direktion: Ich fuhr erstmal 2 Stationen in die falsche Richtung.
Ich würde jedoch nicht mehr von Deutschland aus die Abo-Karte vorbuchen, einfacher ist es, diese direkt an der Metro-Station zu erwerben, dann hat man nicht den Zirkus mit Personalausweis, diesen kopieren und nicht jeder Mitarbeiter weiß damit umzugehen.
Das von mir gebuchte Hotel Cason del Tormes, ca. 5 Minuten von der Plaza España enfernt, liegt tatsächlich in einer ruhigen Seitenstraße, El Rio. Zimmer bezogen, luftiger umgezogen und mit Reiseführer bewaffnet auf den ersten Rundgang gemacht.
Natürlich erstmal die Plaza de España in Augenschein genommen:
Hier entstanden in den 50er Jahren die ersten Hochhäuser Madrids, der ganze Stolz der Franco-Zeit. „Edificio España“ heißt denn auch der seitlich getreppte, sich nach oben verjüngende Bau, der zusammen mit dem Cervantes-Denkmal von 1915 eine harmonische Einheit bildet.
Der Dichter Miguel de Cervantes blickt von oben auf die Figuren seines Hauptwerkes:
Den Ritter Don Quijote auf seinem Pferd Rocinante und seinen dicken Diener Sancho Panza auf dem Esel Rucio.
Eingebettet ist dieses riesige Denkmal in einen schönen Park mit altem Baumbestand.
Von hier aus läuft man direkt auf die Calle de Bailén, hält sich links, vorbei am Senats-Palast und schon hat man „Palacio Real“ das Königsschloss vor sich.
Ich schlendere aber erstmal durch die Anlage „Plaza de Oriente“.
Sie ist grün und gepflegt wie ein Schlosspark und mit Skulpturen geschmückt. Kein Wunder, liegt ja direkt dem Schloss gegenüber.
In Reih und Glied stehen hier die westgotischen Könige, die einst die Iberische Halbinsel beherrschten, und in der Mitte sitzt Philipp IV. auf einem sich aufbäumenden Ross, eine Konstruktion, für die der Hofmaler Velázquez die Entwürfe zeichnete. An dieser Ausführung half sogar Galileo Galilei mit, der das Gleichgewichtsproblem des auf den Hinterbeinen hoch aufge-richteten Pferdes schon erforscht hatte.
Die Anlage ist ganz so, wie es sich für einen repräsentativen Platz zwischen Königsschloss und Königlichem Opernhaus gehört.
Aber nun zur Schlossbesichtigung:
Da ich über 65 bin, bezahle ich nur 3,50 Euro Eintritt und für weitere 3,– € nehme ich mir noch einen Audio-Guide.
Um 16.15 Uhr beginne ich mit dem Rundgang:
Über einen riesigen Platz gelangt man in das Gebäude, steigt die Treppen hoch und hat schon einmal ein von Conrado Giaquinto gestaltetes Deckenfresko vor sich. Und gleich im ersten Raum, dem Salón de Alabarderos, (Hellebardensaal) kann man das Fresko „Apotheose des Äneas“ bewundern, das der Italiener Tiépolo schuf. Dessen Werke haben wir im Treppenhaus der Würzburger Residenz bestaunt.
Der Audio-Guide und mein Reiseführer klären mich weiter auf:
Der erste Bourbonenkönig in Spanien, Philipp V., ließ das Königsschloss
auf dem Gelände des ehemaligen Alcázar, der früheren moslemischen Palastburg errichten, nachdem der Vorgängerbau 1734 einem Brand zum Opfer gefallen war. 1764 war der Bau beendet. Das Werk des Madrid-Architekten Ventura Rodríguez zeigt das Grundmuster eines spanischen Alcázars: Eine Vierflügelanlage aus Granit und Kalkstein, ca. 500 m lang und breit, rund um einen quadratischen Innenhof, mit einem Waffenhof vor dem Haupteingang. Die Experten sind sich jedoch nicht einig, ob der Baustil dem Barock oder der Neogotik zuzurechnen ist.
Auf jeden Fall:
Der König empfängt hier Staatsgäste, wohnt jedoch im Palacio de la Zarzuela am Stadtrand.
Von Raum zu Raum wird man geschleust, durch den Salón de Columnas mit Brüsseler Gobelins, Spielsaal, bis hin zum bombastischen Thronsaal. Hier sagte ich erstmal: „AH“.Dieser Saal wurde zur Regierungszeit von Karl II. eingeweiht und seine Dekoration ist seitdem unverändert geblieben.
Die gewölbte Decke wurde von Tiépolo mit Freskenmalereien verziert, die 1766 beendet wurden und eine Allegorie der spanischen Monarchie unter besonderer Berücksichtigung der Reiche sind, die im 18. Jahrhundert zur spanischen Krone gehörten.
Riesige Spiegel schmücken die Palastwände, diese wurden in der königlichen Fabrik de La Granja angefertigt, dagegen kamen die Kronleuchter aus Bergkristall 1780 aus Venedig. Aus Neapel kamen die Samtstickereien und aus Rom die Bronzelöwen, die den Königsthron flankieren.
Der Saal ist vom italienischen Rokoko beeinflusst.
Die im Raum verteilten Skulpturen stammen von italienischen und flämischen Künstlern. Der Raum ist in tiefrot gehalten. Pompös!
Weiter geht es von Raum zu Raum. Die drei Säle Karls III. oder Gasparini-Säle, enthalten Fresken des Böhmen Anton Raphael Mengs, Ölgemälde von Luca Giordano und Francisco de Goya sowie Rokoko-Stukkaturen des Neapolitaners Gasparini. Es folgen der Porzellansaal, das Arbeitszimmer Karls III., der mit Gobelins, Deckengemälde von Mengs, Lüstern und Kandelabern geschmückte Speisesaal und im Konferenzsaal hing ursprünglich das von Velázquez gemalte Bild „las Meninas“. Dieses Bild ist mir von unserem Barcelona Besuch her noch ganz präsent, da Picasso Variationen davon anfertigte, die wir im Picasso-Museum bewundert haben.
Im Speisesaal befinden sich heute noch zwei Werke von Goya.
Und noch kein Ende:
die königlichen Sammlungen, schließlich die Schlosskapelle von Ventura Rodríguez, der Billard,- und Rauchsalon, das Musikzimmer mit Musikinstrumenten von Antonio Stradivari aus dem 17. Jahrhundert sowie die Gemächer Marie Louise von Parmas und …und… und …schließen sich an.
Der Rundgang durch den Palast ist gleichzeitig wie ein Rundgang durch eine Gemäldegalerie, denn neben den bereits genannten kann man noch die Werke von Caravaggio und Velázquez bewundern.
Beeindruckend ist das über den Hof zu erreichende Apothekenmuseum.
Zum Schluss noch ein Blick über die Mauer in den Campo del Moro (Maurenlager), auf dem einst maurische Truppen gelagert haben sollen, als sie Madrid erobern wollten. Heute bezeichnet der Name die schönen Schlossgärten auf dem zum Fluss Manzanares abfallenden Gelände. Ein riesiger Park, dessen Besuch ich jedoch für den letzten Tag geplant habe.
Um 18 Uhr habe ich meinen Rundgang im Schloss beendet und nun weiter auf der Route durch das historische Madrid:
Erstmal: Um 18.11 Uhr hat es noch 30 Grad.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass ich erst noch eine Kirchenbesichtigung mache:
Catedral de Nuestra Señora de la Almudena
An die Anfänge der christlichen Stadt erinnert die Schutzheilige Madrids „Virgen de la Almudena“.
Die Legende erzählt, dass Gläubige ihr Bildnis vor den Muslimen versteckten, die am Ende des 1. Jahrhunderts auch die kastilische Hochebene beherrschten. Alfons VI. fand es 1085 bei der Eroberung des Örtchens am Río Manzanes wieder – was man als ein Zeichen des Himmels wertete.
Der Architekt Marqués de Cubas lieferte den 1879 den Entwurf. 1993, nach 100 Jahren Bauzeit, weihte Johannes Paul II. die Madrider Kathedrale ein, die auf dem urältesten Grund und Boden des historischen Madrid als absolut zeitgenössische Kathedrale emporragt. Der zentrale Silberschrein, von einer Madonnenfigur bekrönt, soll die Reste des von Alfons VI. geborgenen Bildnisses enthalten.
Mir gefiel die Kirche mit ihren vielen Säulen, den bunten Glasfenstern, durch die das Sonnenlicht fiel und schöne Farbspiele auf die Säulen zauberte.
Von der Calle Bailén bog ich in die Calle de Acalá ab und kam erst am Haus „Capitania General“ und dann zum historischen Platz des Barrio de los Austrias, dem sogenannten Viertel der Habsburger, der Plaza de la Villa, dem Rathausplatz. Typisch für die Habsburgerzeit ist der Wechsel von Bruchstein und Ziegeln, wie ihn Torre und Casa de los Lujanes (15. Jh.) zeigen. Von der Platzmitte aus leitet Don Álvaro de Bazán, Großadmiral Philipps II., noch immer das öffentliche Leben der Hauptstadt.
Ein kleines Stückchen die Straße weiter, rechts abbiegen, gelangt man zu der angeblich schönsten Madrider Markthalle „Mercado de San Miguel“.Sie wurde im 20. Jh. von Alfonso Dubé erbaut und die schmiedeeisernen Säulen sind heute durch Glasfronten geschlossen. Ein vielfältiges, schön dekoriertes Angebot findet man vor und viele, viele Möglichkeiten die Köstlichkeiten gleich zu probieren. Aber dafür ist es mir noch zu früh, erst will ich noch ein bisschen mehr sehen.
Vergleicht man diese Markthalle mit der von Barcelona, dann ist das hier fast wie eine schöne Puppenstube, sowohl vom Angebot wie auch der Größe.
Also weiter:
Plaza Mayor, die Vielgepriesene, ist mein nächstes Ziel.
Wie liest es sich im Reiseführer:
„Man betritt die Plaza durch einen der Torbögen von der Calle Mayor und trifft auf eine typisch kastilische Plaza Mayor, eine der schönsten des ganzen Landes. Erdrot gestrichen, mit Laubengängen rundherum und ein paar aufgesetzten Türmchen. In der Mitte sitzt hoch zu Ross Philipp III., der den 1620 eingeweihten, allerdings 1790 nach einem Brand erneuerten Platz errichten ließ. Jahrhundertelang zelebrierte man hier Stierkämpfe, Theater, Heiligsprechungen und Ketzerverbrennungen vor bis zu 50 000 Zuschauern.
Der Balkon der Casa de la Panadería, des Bäckerhauses, deren moderner Freskenschmuck 1992 aufgetragen wurde, war anlässlich solcher Spektakel für die Habsburgerkönige reserviert.“
Nachdem ich mich mit Material von der dort ansässige Touristeninformation eingedeckt hatte, schlenderte ich durch Seitensträßchen, vorbei an einem wunderschönen Süssigkeitsladen und einem Schinkenmuseum zur
Puerta del Sol.
Wieder lese ich:
„Madrid besitzt viele Plätze, aber nur ein Zentrum: die Puerta del Sol. Der Name erinnert an das Sonnentor der im 16. Jh abgerissenen Stadtmauer. Immer wieder war die Puerta del Sol Schauplatz von Protesten gegen die herrschende Politik. ……. Geographisch und verkehrstechnisch betrachtet, ist die Puerta del Sol der Mittelpunkt Spaniens. Vor der Casa de Correos, der Post von 1768, heute Regierungssitz der Region Madrid, ist im Straßenpflaster der „Kilometer 0“ eingelassen. Von ihm bemessen sich die Entfernungen aller spanischen Nationalstraßen, die von hier in alle Landesteile streben. „
Natürlich suche ich diese Tafel und registriere auch die Erinnerungstafeln am Gebäude, die an die Schlacht gegen die Truppen Napoleons am 2. Mai 1808 und an das Bombenattentat am 24. März 2004 erinnern.
Ein modernes Reiterstandbild Karls III. steht der ehemaligen Casa de Correos gegenüber und am Ende des Platzes ist eine Skulptur zu bewundern: den an einem Erdbeerbaum naschenden Bären, dem Wappen Madrids.
Von hier aus gehe ich die Calle de Alcalá weiter, vorbei an der königlichen Akademie der schönen Künste, besichtige noch die Iglesia de San José und von hier aus kehre ich erstmal um.
Jedoch mein Wissensdurst ist für heute noch nicht gestillt, daher besteige ich den Bus 53 bis zur
Plaza Colón.
Dieser Platz ist wohl einer der meistdiskutierten Plätze Madrids. In den siebziger Jahren entstanden, ersetzte er den alten, mit Bäumen bestandenen und von Palästen des 19. Jh.s umgebenen Platz. Moderne Hochhäuser haben die alten Gebäude verdrängt und der Verkehr hat den Platz in eine breite Durchfahrtsstraße verwandelt. An der Stelle der ehemaligen Fábrica de Moneda (Münze) entstanden die sogenannten Jardines del Descubrimiento (Gärten der Entdeckung), in denen das Denkmal zu Ehren des Amerika-Entdeckers Kolumbus, das einst die Platzmitte einnahm, im Schatten der umgebenden Riesenbauten klein und nichtssagend erscheint.
Es hält mich hier nichts und so nehme ich den Bus 150 bis zur Plaza del Sol, bummele zurück bis zur Plaza Mayor und verlasse diese durch einen anderen Torbogen, der den Weg frei gibt in die Calle Toledo. Hier bestaune ich vor einem kleinen Geschäftchen, einer Cordelería, die geduldig anstehende Menschenmenge. Nach meiner Frage, was hier los ist, hieß es lapidar, die Espandrillas sind hier enorm günstig.
Da mich aber inzwischen doch der Hunger plagte, suchte ich dagegen die Calle Cava Baja oder Calle Cava Alta, da sich hier die besten, urtypischen Tapaslokale befinden sollen. Nur, für spanische Verhältnisse war ich noch zu früh dran. Die meisten öffneten erst gegen 20 Uhr oder 20.30 Uhr.Was nützte es mir da, dass das ganze Viertel zu dem malerischsten Winkel der Madrider Altstadt zählt und einen Einblick in das romantische Madrid des 18. und 19. Jahrhunderts gewährt.
Wenigstens am Arco de Cuchilleros (dem Bogen der Messerschmiede) konnte ich meinen Durst stillen. Das dortige Essensangebot lachte mich nicht an und so ging ich zu dem Schinkenmuseum zurück.
Hier war pralles Leben und es gab unterschiedliche Schinkenteller im Angebot, Brot und Bier dazu und es mundete köstlich, stehend an einer großen Rundtheke. Mit zwei Damen aus Venezuela kam ich in ein angeregtes Gespräch und so gestärkt konnte ich mich auf den Heimweg zum Hotel machen.
Noch ein Blick in die auf dem Weg liegende Kirche San Ginés. Die Paradeschau der Madonnen in den Seitenkapellen, eine schöner als die andere, zeigt: Spanien ist eben doch das Land der Marienverehrung.
Über die Plaza Callao,, Abstecher in den Supermarkt Corte de Inglés, um Wasser einzukaufen, spazierte ich über die Gran Vía bis zur Plaza España und kam dann gegen 21.30 Uhr im Hotel an.
Ich beglückwünschte meinen lieben Mann per Telefon, dass er nicht mit geflogen ist, denn ich habe an diesem Nachmittag doch schon eine Menge „Madrid“ abgelaufen.
Dienstag, 8. Juni 2010
Nach einem normalen Frühstück im schönen Hotelambiente steht in großen Umrissen mein Besichtigungsplan für heute fest:
Prado und Sammlung Thyssen-Bornemisza, Retiro-Park.
Nach meinem Busplan fährt die Linie 2 bis zur Plaza Cibeles und von da aus ist es nicht weit bis zum Museum.
Jedoch, es gibt ganz offensichtlich 2 unterschiedliche Linien 2. Ich saß zumindest in der falschen. Nachdem mich ein Mitfahrender aufklärte, stieg ich bei der nächsten Gelegenheit aus, um zur Plaza Cibeles zurückzukehren.
Bei der Banca-España nahm ich die Unterführung, um in den Paseo del Prado zu gelangen. Nicht empfehlenswert, da Nächtigungslager von Obdachlosen. Lieber oben auf das „Grün“ der Ampel warten.
Unter altem Baumbestand ging ich bis zum Prado.
Überraschung: Eintritt kostenlos für die, die bereits 65 sind. Nach Nachfrage: alle staatlichen Museen sind für diese Altersgruppe kostenlos.
Mit einem Audio-Guide ausgestattet, machte ich mich an den Rundgang durch dieses Mammut-Museum.
Um 10 Uhr betrete ich die geheiligten Hallen.
„Als Erbin der königlichen Kunstsammlungen sucht die seit 1818 dem Publikum zugängliche Pinakothek Museo del Prado weltweit ihresgleichen. Juan de Villanueva entwarf 1785 diesen klassizistischen Bau, der eigentlich als „Naturwissenschaftliches Museum“ vorgesehen war. Die Kunstwerke des Prado, der sich inzwischen bis zum Kirchenbereich Los Jerónimus hinstreckt, um seinen enormen Fundus ausstellen zu können, birgt die besten Werke von Goya, Velázquez, Murillo Ribera und Zurbarán. Darüberhinaus ist hier die europäische Malerei mit Werken flämischer und italienischer Meister einzigartig vertreten. Ein Vermächtnis aus der des spanischen Imperialismus in Europa.“
Drei Malerstatuen – Goya – Velázquez und Murillo – bewachen die drei Haupteingangstüren zum Museum.
Ich mache es kurz: 2 ½ Stunden schritt ich von Saal zu Saal. Es ist ja sowieso Geschmacksache, welchem Bild man sich länger widmet.
Wenn ich mir jetzt meine Kommentare auf meinem Diktiergerät zu den verschiedensten Bildern anhöre, so bleiben nunmehr nur einige wenige, die mich wirklich nachhaltig beeindruckten:
„Der Garten der Lüste“ von Hieronymos Bosch
„Anbetung der Könige“ von Hans Memling (1433-1494).
Im Saal 55 hängt ein Selbstbildnis Albrecht Dürers, in dem er sich als
Edelmann darstellt.
Ein weiteres Selbstbildnis von El Greco, „El caballero de la mano en el pecho“ (1578-1580) ist bestechend. Es soll sein berühmtestes und sein umstrittenstes Bild sein.
Die bekleidete und die nackte Maya“, diese beiden Bilder von Goya fesseln.
„Die Erschießung der Aufständischen“ von Francisco de Goya, ist mir gut bekannt vom Funkkolleg Moderne Kunst.
Ein ganzer Raum ist den Entwürfen Goyas für Gobelins für den Winterpalast Prado Karls des III. gewidmet, die dann in der königlichen Manufactur angefertigt wurden.
Ebenso ist ein ganzer Saal mit Porträts von Rubens und Gemälden von Anton Raphael Mengs und Morillo ausgestaltet.
Und natürlich bin ich sehr angetan, das Original von Diego Velázques „Las Meninas“ zu sehen.
In Barcelona, im Picasso-Museum haben wir die Variationen hierzu von Picasso bestaunt.
„Die Spinnerinnen“ oder die Fabel der Arachne, die die Götten Minerva zum Wettbewerb herausgefordert hat und ihn auch gewann. Zum „Dank“ wurde sie aus Rache von der Göttin Minerva zur Spinne verwandelt.
Velázquez hat diese Bild als Huldigung für Titian gemalt, den er sehr verehrte.
Von Vecellio Tiziano, Tizian, besticht das Bild „Danae empfängt den Goldregen“ (1554).
Für mich fällt ganz aus dem Rahmen der gezeigten Gemälde das Bild von Joaquín Sorolla: „Niños en la playa“ (Die Jungen am Strand). (1910).
Diesem Künstler ist ein eigenes Museum gewidmet.
Ich sehe schon, ich muss einen Kurzschluss machen, sonst versuche ich die 2 ½ stündige Tour wiederzugeben.
Kurzer Spaziergang über den Paseo del Prado, diesen breiten und eleganten Stadtboulevard, vorbei am Neptunbrunnen, den zwei exklusivsten Hotels der Stadt, das legendäre Ritz, 1910 von König Alfons XIII. eingeweiht und das Palace, sozusagen das bürgerliche Pendent zum königlichen Ritz. Fassaden im Stil der Belle Epoque zieren beide Häuser, bis zum Bahnhof Atocha.
Ein Bahnhof im Jugendstil, rote Ziegelsteine, Fassade aus Gusseisen und Glas und im Inneren tropische Gewächse. Würde man mir sagen, es sei ein Ableger des Botanischen Gartens, ich würde es glauben. Für einen Bahnhof unglaublich!
Da ich noch nicht für einen weiteren Museumsbesuch bereit bin, greife ich die Anregung des Fremdenführers auf: Mit der Bus-Linie 27 den Paseo del Prado und den gesamten Paseo de Recoletos und anschließend den Paseo de la Castellana, ein zwölfspuriger Boulevard, nach Norden bis zur Plaza de Castilla, der Endstation, fahren. Da ich ja noch mein Abo habe, ist das alles kein Problem.
Während dieser halbstündigen Fahrt kommt man an beeindruckenden Gebäuden vorbei:
Museo de Arte Público, dem Museo Nacional de Ciencias Naturales, dem Torre Picasso, ein 157 m hohes Bürogebäude für 4500 Angestellte, das der Architekt des 2001 zerstörten New Yorker World Trade Center errichtete, sowie am Estadio Santiago Bernabeu, dem Fußballstadio des Clubs Real Madrid.
Puerta de Europa: Die auch Torres KIO genannten futuristisch-schiefen Türme neigen sich über der Plaza de Castilla einander zu und markieren als „Europator“ das Ende des Paseo de la Castellana.
Zurück wieder mit der Linie 27 bis zur Plaza de la Cibeles. Dieser Platz bildet die Nahtstelle von Paseo del Prado und Paseo de Recoletos und der Kreuzung mit der Ost-West-Achse Calle de Alcalá. Trotz des Verkehrs behauptet sich ein Wahrzeichen Madrids: der aufwändig gestaltete Kybele-Brunnen, die Fuente de la Cibeles aus dem 18. Jh. Dies soll der schönste aller Brunnen und Wasserspiele ein.
Die Straße überquere ich – diesmal oberirdisch – und gehe die wenigen Meter bis zum nächsten Museum:
Museo Thyssen-Bornemisza
Erst wollte ich mich stärken. 14 Uhr, eine gute Essenszeit, dachte ich. Die Restaurant-Terrasse war einladend, da jedoch nach 10 Minuten noch kein Kellner sich sehen ließ, ging ich eben hungrig los.
Da es sich um ein privates Museum handelt, bezahle ich für meine Altersgruppe 5.50 Euro und 4.50 für den Audio-Guide. Diesen finde ich unerlässlich, wenn man sich nicht einer öffentlichen Führung anschließen will.
Den Ausführungen des Reiseführers kann ich nichts mehr hinzufügen:
„Ausgestellt werden Kunstwerke, die von Heinrich Thyssen und vor allem von dessen Sohn Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza de Kászon zusammengetragen worden sind.
Das Museum wurde am 8. Oktober 1992 in Anwesenheit von König Juan Carlos I. Und Königin Sophia eröffnet. Der Hauptteil der Kunstsammlung wurde im Jahre 1993 vom spanischen Staat erworben. Das Museum ist anhand der Kunstepochen organisiert. Ein Rundgang führt daher durch die Kunstgeschichte beginnend bei früher italienischer Kunst bis zu bedeutenden Werken der experimentellen Avantgarde und der Pop Art.
Die Gemäldesammlung des Barons Hans Heinrich Thyssen hat in einem neoklassistischen Adelspalast einen würdigen Rahmen gefunden. Die Anordnung der Bilder folgt chronologischen Gesichtspunkten, das Museum biete einen Lehrgang durch die Malerei vom 13. bis 20. Jh. Im Obergeschoss spannt sich der Bogen von der primitiven italienischen Malerei bis zu flämischen und holländischen Porträts, Genreszenen, Stilleben und Landschaften des 17./18. Jh.s, die auch einen Teil des Mittelgeschosses einnehmen.
Michelangelo, Tiépolo, Tintoretto,Tizian, Rubens, Bassano, El Greco, Goya, van Hals, alle, alle sind sie vertreten.
Gut dokumentiert ist der Impressionismus, mit einer Paradeschau der Kunst von Manet, Rénoir, Dégas Toulouse-Lautrec, van Gogh, Gauguin, Cézanne, Kokoschka, Matisse.
Das gleiche gilt für den Expressionismus, vertreten u.a. durch Munch, Nolde, Schiele, Kirchner, Heckel, Pechstein, Schmidt-Rottluff, Feininger, Kandinsky, Macke, Marc, Beckmann, Dix und Grosz.
Im Erdgeschoss kommt das 20. Jh. zum Zuge, die experimentelle Avantgarde und die klassische Moderne – mit Werken von Mondrian, Schwitters, Gris, Picasso, Pissaro, Max Ernst, Paul Klee, Marc Chagall bis hin zu Edward Hopper. Braque, Leger, René Margritt, Pollock, Alberto Giaccometti, Roy Lichtenstein zum Zuge.“
Was mich freut ist, dass auch die blauen Reiter vertreten sind, u.a. mit Gabriele Münter mit ihren Bildern aus Murnau von 1908 und natürlich Kandinsky mit Häusern am Obermarkt in Murnau und der Ludwigskirche in München (1908), und Heinrich Campendonk mit „Junges Paar“. August Macke, „Husaren im Galopp“, Franz Marc „Der Traum“, .
Mein Hobby ist ja seit 1960 von den Gemälden, die ich in Ausstellungen oder Museen gesehen habe und mich besonders ansprechen, zu versuchen, Kunstpostkarten zu kaufen.
Von den Impressionisten und Expressionisten habe ich schon sehr, sehr viele, daher fallen diese hier für mich etwas aus dem Rahmen:
„Bildnis einer Dame“ (1530) Hans Baldung Grien
„Santa Catalina de Alejandria (1597) von Caravaggio
„Ostermorgen“ (1833) von Caspar David Friedrich
„Frau im Bad“ (1963 von Roy Lichtenstein.
In einem separaten Teil wird die Sammlung der letzten Ehefrau von Hans Heinrich Thyssen-Bornemizsza Carmen Cervera präsentiert.
Die Kollektion wurde von ihr seit Mitte der 1980er Jahre zusammengetragen und die mit Gemälden vom 17. Jahrhundert bis zur Moderne die ursprüngliche Sammlung ergänzt.
Dies ist wirklich ein Rundgang durch die Geschichte der Malerei.
Für mich sind hier viele unbekannte, nie gehörte, Maler ausgestellt.
Insgesamt habe ich gut 2Stunden zugebracht und fand es hier – im Gegensatz zum Prado – wunderbar entspannend, da keine Schulklassen und keine geführten Gruppen durchgeschleust wurden, sondern alles Einzelgänger.
Vom Museum schlenderte ich nochmals den Paseo del Prado entlang, querte die Straße, ging am Museum Prado vorbei den Hang aufwärts, vorbei an der Iglesia de San Jerónimo el Real, die Calle Felipe IV. entlang, man stößt direkt auf das Gebäude der Real Academia Espanola, eine
Institution, der die Pflege der Sprachkultur sowie die Reinerhaltung der Sprache obliegt, quere die Calle Alfonso XII. und betrete den riesigen Park, Parque de El Retiro, 120 ha Grün in mitten der Stadt.
Die Parkanlage wurde von Philipp IV. geschaffen. Hier, in einem Restaurant direkt an einem künstlichen See, beherrscht von der stolzen Statue Alfons XII., bekomme ich nun Tapas zu essen und etwas zu trinken.
So gestärkt wandere ich an dem Artischockenbrunnen „La Alcachofa“ (1776) vorbei zum naheliegenden Palacio de Cristal, der 1887 zur Philippinen-Ausstellung gebaut wurde. Ein Palast aus Glas und Eisen, eingebettet in Grün.
Weiter zum Palacio de Velázquez, der anläßlich der Kolonial-Ausstellung 1887 errichtet wurde und wieder zurück zum See, an diesem entlang bis zur Avenida de Mejico.
Diese führt mich direkt zu der mächtigen Puerta de Alcalá, ein Bauwerk von Francisco Sabatini aus dem Jahre 1778, das an Karl III. den „besten Bürgermeister von Madrid“ erinnert.
Die Calle de Alcalá führt mich zum bereits bekannten Brunnen Cibeles. Dieser Brunnen repräsentiert die Erdgottheit Kybele, die „Große Erdmutter“, Spenderin von Leben und Fruchbarkeit auf ihrem Löwenwagen.
Von hier fahre ich wieder mit dem Bus zurück zur Plaza de España. Gehe erst mal ins Hotel um Sonnenhut, den mir der Wind fast vom Kopf weht mit Regenschirm zu vertauschen, denn mein lieber Mann hatte mir eine SMS geschickt „sorry, mittwoch und donnerstag ist Regen angesagt“. Nun, der kündigt sich schon am Dienstag an.
Gegen 17 Uhr quere ich am unteren Ende des Platzes die Calle Ferraz, um fast unmittelbar danach den Parque del Oeste zu betreten.
Schon wieder eine große Grünanlage mitten in der Stadt.
Der Templo de Debod ist mein Ziel.
Er liegt auf einem Hügel des Parks, hier wurden 1808 aufständische Madrilenen von Napoleons Soldaten erschossen.
Der Tempel ist ein dem Gott Ammon geweihter ägyptischer Tempel aus der Zeit um 200 v. Chr. Von seinem ursprünglichen Platz an den Ufern des Nils musste er beim Bau des Assuanstaudamms weichen.
Die Ägypter „verschenkten“ ihn an Spanien, als Dank für die Arbeit spanischer Archäologen am Nil. Stein für Stein wurde das zwischen zwei Wasserbecken platzierte Heiligtum wieder aufgebaut.
Von hier oben hat man einen wunderbaren Blick auf die historische Altstadt mit dem Schloss und ins Grüne, so weit das Auge reicht.
Durch diese Grünanlage gehe ich bis zur Seilbahn „Teleférico“.
Ich will mich aus der Vierergondel von dem vielen Grün Madrids überzeugen.
Jetzt, um 18 Uhr bin ich die einzige Besucherin, bezahle ermäßigt 4.40 Euro, und darf dafür über den Fluss Manzanares schweben, über die Autobahn und über Grün, Grün, Grün. Unzählige Spazierwege schlängeln sich dadurch. 15 Minuten dauert die Fahrt. Da es inzwischen heftig stürmt und ich Bedenken habe, dass die Seilbahn eingestellt werden könnte, werfe ich an der Ausstiegsstelle nur einen Blick auf den Parque de Atracciones, ein kirmesartiger Vergnügungspark und schaue, dass ich wieder zurückkomme. Auf der Rückfahrt beginnt es schon zu regnen und da ich zum Glück den Sonnenhut mit dem Regenschirm im Hotel getauscht hatte, bevor ich mich auf diese Exkursion begab, bin ich gerüstet.
Oberhalb der Ausstiegsstelle befindet sich die Bushaltestelle der Linie 74, die mich zur Plaza de España trocken zurückbringt. An der Haltestelle in der Calle de Princesa sehe ich hinter meinem Bus den Bus „C 2“ halten. Rasche Entscheidung:
Bus gewechselt, da es sich dabei um eine Circulación, eine Rundfahrt, handelt und ich noch etwas von Madrid, wenigstens vom Bus aus sehen wollte.
Das habe ich aber nicht geahnt:
2 ganze Stunden dauerte die Fahrt durch das moderne und historische Madrid. Erst hatte ich noch versucht mir die Haltestellen zu merken, habe es aber bald aufgegeben. Puerta de Toledo, Estación de Atocha, Retiro Park, die Rückseite, Plaza de 12 de Octubre, an einem riesigen Sportpalast, einem Hospial und an hübschen Brunnen mit flügelschlagenden Gänsen oder springenden Delphinen vorbei.
Um 20.30 Uhr war ich wieder an der Plaza de España, es regnete immer noch und hatte noch 18 Grad. Daher war ich nicht mehr willens weit zu gehen und fand ein ansprechendes Restaurant in der Gran Vía.
Leckere Tapas und ein ausgesprochen gutes Glas Rotwein, das mir die peruanische Bedienung großzügig eingoss, rundeten diesen erlebnisreichen Tag ab.
Mittwoch, 9. 6. 2010
Toledo
Von Deutschland aus hatte ich einen Tagesausflug, einschließlich Mittagessen für 69.– Euro nach Toledo gebucht.
Dank eines, von meinem lieben Mann ausgedruckten Planes, fand ich um ein paar Ecken vom Hotel weg schnell das Busunternehmen, das die Fahrt durchführt.
Punkt 9.15 Uhr kam die Gruppe 8, Fahrt nach Toledo, mit 35 Teilnehmern zum Zuge.
Lola, die Reiseleiterin, erklärt uns erstmal, dass wir auf der Autobahn 42 70 km nach Toledo fahren. Die Erklärungen finden in spanisch und englisch statt.
Toledo ist die Hauptstadt der Autonomen Verwaltungsregion Castilla-La Mancha und der gleichnamigen Provinz. Obwohl die Stadt eine kleine Fläche auf einem Hügel bedeckt, an drei Seiten von dem Fluss Tajo geschützt, ist sie doch ein politisches, wirtschaftliches und soziales Zentrum ersten Ranges.
10.10Uhr wird kurz vor Toledo eine kurze „Allzweckpause“ gemacht und 10.45 fahren wir durch die Puerta de Bisagra, das wichtigste Stadttor, arabischen Ursprungs, in die Stadt Toledo und nach Verlassen des Busses mit der Rolltreppe in die Vergangenheit.
1987 verlieh die UNESCO der Stadt Toledo den Titel Weltkulturerbe. Es ist praktisch unmöglich, durch die Straßen zu wandern, ohne auf irgendeine Kirche im Mudéjar-oder Gotik-Stil, eine Moschee, ein ursprünglich westgotisches oder römisches Gebäude, eine Synagoge oder einen Renaissance-Palast zu stoßen. Einige davon werden wir auf unserem Spaziergang quer durch Toledo besichtigen.
Zudem ist es die Stadt der drei Kulturen: Christen, Juden und Muslime.
„Disfrute el paseo! Genießen Sie den Spaziergang!“ fordert uns Lola auf und erklärt uns, dass wir die Stadt durchqueren werden. Den ersten Halt – unter Regenschirmen – machen wir vor der Kirche Santiago de Arrabal, die den Beinamen Mudéjar-Kathedrale trägt, da sie eines der besten Beispiele dieses Baustils ist.
Über in Beton eingelassene Steine und bedacht von Stoffbahnen über den schmalen Straßen gehen wir durch diese ehrwürdige Stadt. Die Stoffbahnen sind nicht, wie ich dachte, gegen Sonne oder heute gegen Regen aufgespannt, nein, sie sind Überbleibsel von der Fronleichnams-Prozession, ebenso wie die schön geschmückten Häuser. Vorbei an der Plaza Mayor ist unser nächstes Ziel der
Rathausplatz auf dem die Kathedrale steht, die höchstrangige Kirche Spaniens und eines der wichtigsten Baudenkmäler der Welt.
Nach dem Beginn ihres Baues im Jahre 1226, wurden die Arbeiten erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts abgeschlossen, wobei nach Fertigstellung des Bauwerks noch zahlreiche Änderungen und Ergänzungen durchgeführt wurden. Das Ergebnis, die im wesentlichen gotische Kathedrale, ist ein außergewöhnliches Bauwerk, in dem viele Baustile, wie Renaissance und Barock, und viele Künstler zusammenwirken. Das Gebäude hat den Grundriss einer Basilika mit fünf Schiffen. Alle Besonderheiten aufzuzählen, wäre zu umfangreich. So will ich nur die erwähnen, die mich besonders beeindruckten.
Allem vor an die Prozession-Monstranz von Arfe, der Schatz der Kathedrale. Der aus Köln stammende Goldschmied Enrique de Arfe schuf sie zwischen 1517 und 1524.
Eine majestätische Goldschmiedearbeit aus mehr als zweihundert Kilos Gold, Silber und Edelsteinen.
Der Chor in der Mitte des Hauptschiffes mit einem beeindruckenden geschnitzten Gestühl, an dem 6 Jahre lang geschnitzt wurde.
Die Sakristei ist die reinste Pinakothek mit Gemälden von Rafael, Rubens, Velázquez, Goya, Tizian und dem wohl genialsten Werk von El Greco, „El Expolio“ (Der Mantelraub Christi) 1579 vollendet und anderen Werken von ihm. Wie heißt es: „Um El Greco, abseits musealer Pflichtlisten, am wirkungs-stärksten zu erleben, empfiehlt sich in der Sakristei der Kathedrale.“
In der Sakristei bietet Toledo fast ein sixtinisches Gefühl, was da allein die Decke an himmlischen Heerscharen zu bieten hat. Der Neapolitaner Luca Giordano schuf das 250 qm große dynamische Szenarium in nur neun Monaten, was ihm den den Markennamen „Il Presto“ „ Der Schnelle“ einbrachte.
Die Rückseite des Hauptalters ist unwahrscheinlich aufwändig mit Alabasterfiguren, die das Letzte Abendmahl Christi darstellen.
Lola führt uns am Rathaus vorbei, einem im Renaissancestil, von Herrera begonnen und von einem Sohn des El Greco mit zwei Türmen und barocken Spitzen vollendet.
Seitlich davon, auf der leicht ansteigenden Straße, meint unsere Reiseleiterin, hätte man den besten Blick auf die Kathedrale. Also großer Stopp zum Fotografieren.
Durch das antike Barrio Judío, das Judenviertel, vorbei an der Taller del Moro (Werkstatt des Mauren), das die Werkstatt für die Marmorskulpturen der Kathedral war, gelangen wir zur Kirche Santo Tomé.
Die Kirche, die ursprünglich aus dem 12. Jahrhundert stammt, hat einen großartigen und beispielhaften Mudéjar-Turm aus dem 14. Jahrhundert und einige westgotische Elemente in ihrem Portal, doch vor allem und das ist der Grund unseres Besuches, beherbergt es das weltberühmte Bild von El Greco „Entierro del Conde de Orgaz“. Eines der MeisterwerkederMalkunst aller Zeiten.
Weiter geht unsere Besichtigung vorbei an Casa de El Greco, das jedoch zur Zeit renoviert wird, an der Ecke steht eine Synagoge.
Da es noch immer weiter regnet und um dem Regen etwas zu entkommen, sehen wir in dem Museum Victorio Macho einen Film über das Toledo der drei Kulturen.
Von hier oben hat man einen schönen Blick auf den Tejo.
Danach streben wir zur Synagoge Santa María la Blanc. Eigentlich ist der Name ja schon ein Witz. Die Synagoge wurde im 12. Jahrhundert gegründet oder wiederaufgebaut, so genau weiß man dies nicht. Ihr Baustil ist auch der charakteristische toledanische Mudéjar, mit fünf Schiffen, deren Höhe nach außen hin abnimmt, mit maurischen Stukkaturen und Hufeisenbögen. Sie ähnelt sehr einer Mesquita war jedoch immer eine Synagoge und ist die älteste ganz Spaniens. Heute ist sie ein Nationalmonument und beherbergt eine Gemäldeausstellung von zeitgenössischen Künstlern.
Mir gefallen sehr gut die zur Zeit ausgestellten Bilder des Künstlers Abraham.
Aber wir wollen ja noch mehr sehen:
Fast direkt daneben, links hinter der Schule für Angewandte Künste und Kunsthandwerk erhebt sich imponierend das
Kloster San Juan de los Reyes, ein Meisterwerk von Juan Guas, ein typisches Beispiel der „flammensprühenden“ Gotik und das letzte große Bauwerk dieses Stils in Toledo. Seine Erbauung wurde von den Katholischen Königen angeordnet. An den Außenwänden fallen die Ketten auf, die Fußeisen der Christen waren, die in den Kriegen gegen die Mauren befreit worden waren.
Nach 3 Stunden Rundgang gehen wir über regennasse-glatte Steine zur Brücke San Martín aus dem 13. Jahrhundert, die als eine von wenigen ihre beiden Verteidigungstürme bewahrt hat.
Wir überqueren den Fluss Tajo und besteigen den Bus, der uns zum Mittagessen bringt, das wir in einem Restaurant, das im typischen toledischen Baustil „Cigararas“ errichtet ist, einnehmen.
Das Essen war normal, schön war unsere 10köpfige Tischgesellschaft, die ganz international: 1 Belgierin, 1 Ehepaar aus Bethlehem, 1 Ehepaar aus Mexiko und 3 junge Damen aus Puerto Rico und ich als einzige Deutsche in der ganzen Reisegruppe. Wir hatten viel Spaß und haben auch e-mail-Adressen ausgetauscht.
Um ½ 3 Uhr brechen wir vom Essen auf und ein besonderer Höhepunkt der Besichtigungstour wurde von Lola angekündigt:
die Straße der „Cigararas“. Von dort oben hat man einen wunderbaren Blick auf das auf dem Hügel liegende Toledo.
Anschließend findet noch die Besichtigung eines Kunsthandwerk-Betriebes statt, in dem die antike toledische Kunst der Einlegearbeiten herstellt wird.
Bei Ausflugsfahrten ist so eine Besichtigung wohl unvermeidlich.
Wir erleben eine Schmiede-Demonstration: das Eisen wird solange erhitzt und geklopft und dann in einer Mischung aus Öl und Wasser des Tajo, der eine besondere Qualität haben soll, gelöscht. Zu bewundern, aber noch lieber zu kaufen sind die berühmten Schwerter und typischen Schmuckstücke.
Danach geht die Fahrt zurück nach Madrid und um 17.15 Uhr sind wir wieder in der Gran Vía.
Gleich gegenüber des Ausstiegs gibt es eine Movistar Niederlassung und ich kann meine spanische Handykarte aufladen lassen.
Von hier aus bummele ich nochmals in die Altstadt, schaue mir auch diverse Geschäfte von innen an und reihe mich doch tatsächlich in die Warteschlange an der Cordelería ein. Espandrillos für unsere Tochter und mich.
Dann habe ich die Idee, es könnte ja auch mal ein anderes Mitbringsel für die Enkelkinder statt der üblichen T-Shirts sein.
Es ist bewundernswürdig, mit welcher Geduld die Wartenden ausharren und mit welcher Gelassenheit die drei älteren Herren, die bedienen, agieren.
Danach bummele ich nochmal durch die Straßen Cava Alta und Cava Baja und entdecke eine Geschäft, das sich nur auf Gürtel spezialisiert hat.
Hier bin ich die einzige Kundin und die bedienenden Herren beraten mich ausgiebig und gut, so dass ich zwei Gürtel erstehe.
Hunger! So lande ich schließlich in dem Mercado San Miguel. Hier esse ich am Fischstand, welcher Witz, die Tagessuppe: eine Linsensuppe, die hier reißend weggeht.
Gegen 21 Uhr bin ich im Hotel und auf dem Rückweg dorthin, konnte ich den Schirm zu machen. 11 Grad zeigte das Thermometer und das sonst im Juni heißen Madrid.
Donnerstag, 10. 6. 2010
Kloster El Escorial und Museum Reina Sofia
8.30Uhr = 11 Grad, kein Regen aber äußerst stürmisch!
Nach dem Frühstück begebe ich mich wieder zur Gran Vía, um mit Bus, Linie 133, zur Plaza Moncloa zu fahren.
Nach 10 Minuten Fahrt überquere ich die Plaza, fahre mit der Rolltreppe in dem Gebäude, das der Haltestelle gegenüberliegt nach unten zum Busbahnhof.
9.15Uhr nehme ich den Bus 661, der die 50 km in ca. 1 Stunde nach El Escorial fährt. Fahrpreis nur 3.30 Euro.
Ein kurzer Fußweg bringt mich zu diesem Riesenkomplex.
Gigantisch ist der Palast, den Philipp II. , ein flammender Katholik, 1563-1584 in den Ausläufern der Sierra de Guadarrama errichten ließ. Ein Koloss im Renaissancestil aus eisgrauem Granit, dessen Dimensionen von 207 x 161 m der Machtzentrale eines damals bis zu den südamerikanischen Kolonien reichenden Riesenimperiums angemessen sein dürfte.
„Das Monasterio de San Lorenzo de El Escorial repräsentiert – angesichts seiner architektonischen Strenge – den reinsten Ausdruck des kastillischen Geistes, auf dem Philipp II. Die Regierung seines enormen Weltreiches aufbaute. Der Baustil dieser monumentalen Klosterresidenz, die von Juan Bautista de Toledo begonnen und von Juan de Herrera im Jahre 1563 beendet wurde, beeinflusst in höchstem Maße spätere Bauwerke der spanischen Habsburger. Der Pracht ihrer 14 Innenhöfe, 1000 Türen und 2000 Fenster ist noch ihre Funktion als Pantheon der spanischen Könige, von Karl I. bis heute, hinzuzufügen.“
Nach der Sicherheitskontrolle, mit Audio-Guide ausgerüstet, mache ich mich auf den Rundgang durch das inzwischen als Weltkulturerbe erklärte größte Renaissance-Bauwerk der Welt: .
Im Museumstrakt wird die Dokumentation der Baugeschichte ausführlich dargestellt.
Das Gemäldemuseum präsentiert Werke von Tizian, Tintoretto, Rubens, van Dyck, van der Weyden, Velázquez, Zurbarán und El Greco und besonders Hieronymus Bosch, dem Lieblingsmaler Philipps II. El Greco fand nicht seine Zustimmung, so dass dieser sich nach Toledo zurückzog.
Ein kurzer Abstecher die Treppen rauf, führt in den Sala de las Batallas (Schlachtensaal). Ein lang gestreckter Saal ist vollständig mit Szenen von den verschieden Schlachten ausgemalt. Die Schlacht von Higueruela im Jahr 1431 gegen die in Granada herrschenden Muslime, die Belagerung von Saint Quenin durch Philipp sowie die Seeschlacht von Lepanto.
Von den schlicht eingerichteten Privaträume, im sogenannten Habsburgertrakt, regierte Philipp II. Ein Weltreich und vom Schlafgemach, in dem er 1598 starb – sein Todesbett steht noch heute darin – verfolgte der strenge Katholik durch eine zur Kirche geöffnete Glastür jede Messe.
Diese Räume gehören zu den privatesten des gesamten Palastkomplexes. Und hier bestechen die wunderbaren Initarsien-Türen, die im 16. Jh. in Augsburg angefertigt wurden. Die verschiedenfarbigen Hölzer von Buche, Birnbaum, Ahorn, Esche und Nussbaum wurden für diese 5 Türen verarbeitet und dieses Werk zählt zu den bedeutendsten Holz-Schnitzarbeiten Europas.
Das Deckengemälde in der Haupttreppe ist von Luca Giordani, dessen Werk ich bereits in der Sakristei der Kathedrale von Toledo bewundert habe.
Die als Pantheon bezeichnete Krypta unter der Kirche, ein beeindruckender Kuppelbau aus schwarzem Marmor und Bronze ist die Grablege der meisten spanischen Herrscher, beginnend bei Karl V.
Sie wurde erst nach Philipps Tod gebaut und u.a. die Gebeine von Karl V. (die 1634 dorthin gebracht wurden), das Grab von Philipp II. und fast alle spanische Könige und ihre Gemahlinnen fanden hier in Marmorsarkophagen ihre letzte Ruhe.
In den nachfolgenden Räumen sind die Sarkophage der Kinder.
Danach steigt man wieder auf und gelangt über den Hof in die Basilika mit ihrer 92 m hohen Kuppel.
Über der Dreiportal-Anlage wachen die Standbilder von sechs biblischen Königen. Rechts und links des Eingangs stehen die beiden 72 m hohen Glockentürme. Das Innere birgt 40 Altäre, darunter den bemerkenswerten Hochaltar aus rotem Marmor und Jaspis. An den beiden Seiten befinden sich die Grabmäler Philipps II. Und Kaiser Karls V. und ihrer Familien.
Ein weiteres Glanzstück hier ist die Bibliothek, die mit Fresken ausgemalt ist und zu den wichtigsten der Welt zählt.
„Von großem künstlerischen, archäologischen, literarischen und historischem Interesse. Trotz der der Kriege, Brände und anderer Wechselfälle der Geschichte bewahrt sie noch eine Sammlung von unermesslichem Wert mit über 40 000 Texten, mit Manuskripten in verschiedenen Sprachen, wie Latein, Persisch, Französisch, Arabisch, Hebräisch, Armänisch oder Griechisch.
Diese, von einer Gruppe Humanisten ins Leben gerufene Sammlung, war nicht einfach als Bücherfond gedacht, sondern sollte ein Ort für philosophische Reflexionen darstellen, an dem auch Objekte wie Medaillen, Münzen, Landkarten, Himmelskugeln, Antiquitäten und wissenschaftliche Geräte aufbewahrt wurden.
Die Gewölbe sind mit prachtvollen Fresken des italienischen Malers Tibaldi geschmückt und zeigen allegorische Darstellungen der „Septem Artes Liberales“: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie
In den Vitrinen kann man die wunderbar bemalten Gebetbücher Karl V. Und Philipp II. Betrachten und das kostbarste spanische uch überhaupt: einen über 1000 Jahre alten Apokalypse-Kommentar des Beato de Liébana mit einem Drachen, der alles andere als apokalyptisch aussieht.“
Eine Aufsehen erregende Planeten-Kugel nach Ptolomäus stellt das Sonnensystem dar, wobei die Erde vollkommen bewegungslos das Zentrum des Himmels darstellt. Sterne und Planeten drehen sich in konzentrischen Bahnen um die Erde.
Gut 2 Stunden brauchte ich für den Rundgang und ganz zum Schluss, ich sah „Salida“ Ausgang und übersah dabei die letzte Stufe und fiel hin und verstauchte mir meinen linken Fuss. Mein erster Gedanke war „Gisela“, die sich auf einer Wanderung in Teneriffa den Fuss gebrochen hat.
Gott sei Dank, ich nicht! Nur verstaucht.
Da war ich froh, dass ich um 12.15 Uhr den Bus zurück nach Madrid bekam.
An der Plaza Moncloa wechselte ich in die Metro, mit 1 Euro bin ich dabei, nehme die Gelbe Linie Nr. 3, steige an der Puerta del Sol um, dann die Hellblaue Linie Nr. 1 bis zur Haltestelle Atocha und von da sind es nur wenige Meter zum Museum Reina Sofia.
Museum Reina Sofia
Es ist inzwischen 14 Uhr und daher angebracht, erstmal eine Kleinigkeit in dem Museum-Restaurant zu mir zu nehmen.
Da es sich auch wieder um ein staatliches Museum handelt, Eintritt für meine Altersgruppe frei. Natürlich nehme ich wieder einen Audio-Guide.
„Das Museum ist im ehemaligen Stadtkrankenhaus untergebracht und verbindet die avantgardistische Note seiner auffallenden Aufzugsanlagen mit der Atmosphäre des alten klassizistischen Baus: ein Spiegel der Madrider Modernität.“
Es wurde am 10. September 1992 durch die namensgebende spanische Königin Sofia gemeinsam mit König Juan Carlos I. eingeweiht.
Seine hervorragende Sammlung veranschaulicht die Kunst des 20./21. Jahrhunderts.
Auf zwei Etagen beherbergt das Museum neben vielen anderen Künstlern berühmte Werke der spanischen Avantgarde, wie z.B. Joan Miró, Juan Gris, Pablo Picasso, Salvador Dali genauso wie die berühmter zeitgenössischer Künstler wie z.B. Antoni Tápies, Eduardo Chillida, Gerardo Ruedo.
Erstaunlich ist, hier darf man ohne Blitz fotografieren was weder im Museum Prado noch im Museum Thyssen-Bornemisza, auch nicht in El Escorial, erlaubt war.
Mich begeistern Bilder abweichend vom sonst bekannten Malstil besonders von Salvador Dali, z.B. „Frau am Fenster“(1925
Joan Miró, z. B.“ Haus mit Palmen“(1918)
Zu besichtigen sind das 2. und 4. Stockwerk.
Die Hauptattraktion jedoch ist das Riesengemälde von fast 8 m Länge: Picassos „Guernica“ von 1937.
Mit den Studien zu diesem ergreifenden Bild, das unter dem Eindruck des spanischen Bürgerkriegs und der deutschen Bombardierung der baskischen Stadt Guernica entstand, nimmt praktisch einen ganzen Saal ein.
Durch die Skizzen von Dora Maar kann man die Entstehung des Bildes nachvollziehen. Das Bild ist eine leidenschaftliche Anklage gegen Gewalt und Krieg,
Was sehen wir also: „Wir sehen zunächst, dass sich das ganze Geschehen in einem angedeuteten, bühnenartigen Innenraum abspielt, der von einer Glühbirne in einem ausgefransten Lampenschirm erhellt wird. Eine zweite Lichtquelle ist dicht daneben eine Dochtlampe, die von rechts her von einem eigenartigen, maskenhaften Wesen mit ausgestrecktem Arm in die Bildmitte hereingestoßen wird.
Der Audio-Guide klärt mich auf:
„Neun Gestalten bevölkern die Leinwand. Einerseits die menschlichen Gestalten: Zu unserer Linken: Eine Frau mit einem toten Kind im Arm und ein zerstückelter Soldat mit einem zerbrochenen Schwert in der Hand. Zu unserer Rechten, eine in den Flammen verbrennende Frau, eine andere, die entsetzt den Flammen zu entkommen sucht und eine dritte, die mit einer Öllampe in der Hand durch ein Fenster steigt, als ob es sich um einen Traum handelte.
Andererseits die tierischen Gestalten: Eine Taube mit einem gebrochenen Flügel und offenen Schnabel, ein gewaltiger Stier, der die Szene mit herausfordender Miene betrachtet. Ein von einer Lanze durchbohrtes, auf der Schwelle des Todes stehendes Pferd. Sie alle wurden auf unzählige Weisen von Experten interpretiert, aber im Grunde haben sie alle dieselbe Bedeutung: der Schmerz, der Tod, die Angst, die Zerstörung, die Wut und die Rebellion, der Schrei, auch die Hoffnung.
Die Gegenstände sprechen die gleiche Sprache:
Zum einen der Krieg: Er wird dargestellt durch das Weinen, die Lanze, die Bombe, und möglicherweise die Glühbirne.
Zum anderen die Hoffnung: angedeutet durch die Blume in der Hand, das Hufeisen oder das natürliche Licht , das von der Öllampe ausgeht, die die aus dem Fenster steigende Frau in der Hand hält.
Was gab Anlass zu diese bildliche Darstellung von Verhehrung und Verwüstung?
Am 26. April 1937 bombardiert die deutsche Fliegereinheit Condor das baskische Dorf Guernica. Ein Großteil der Opfer sind Zivilisten, da an diesem Tag ein Jahrmarkt stattfindet. Die Nachricht verbreitet sich schnell in ganz Europa. Picasso, der zu der Zeit in Paris lebt, erfährt das Geschehnis aus der Zeitung. Die starke Wirkung, die diese Nachricht auf ihn ausübt, wird der Auslöser für seine Kreativität sein, die eines der sagenhaftesten Kunstwerke der Welt hervorbringt.
Die Zeitlosigkeit und Universalität dieses Werkes, das für den spanischen Pavillon für die internationale Ausstellung angefertigt wurde, die in jenem Sommer in Paris stattfinden soll, machen es zu einem Wahrzeichen.
In der Mappe von „Traum und Lüge Francos“ , einer im Januar 1937 angefertigten Radierung, die als Vorläufer dieses Werkes gilt, gibt Picasso eine perfekte Definition des Werkes.“
Im 4. Stock werden die spanischen und internationalen Kunstströmungen von etwa 1940 bis heute präsentiert. Hier bin ich sehr schnell durch, da zur Zeit überwiegend Fotostudien gezeigt werden und äußerst avantgardistische Bilder.
Christopher Wool, ohne Titel (2007)
Wieder habe ich 2 Stunden beim Betrachten der Bilder zugebracht und mache mich nun – leicht humpelnd – auf den Rückweg zum Hotel.
Jedoch am Plätzchen Lavapies mache ich Essenspause in einem ansprechenden Restaurant. Der nette Kellner bringt mir auf meine Bitte hin eine Tüte Eiswürfel, damit ich meinen schmerzenden Fuß kühlen kann. Dann bindet er noch mit einer Stoffserviette das Eisbündel fest.
Nachdem ich 1 Stunde dort zugebracht habe, ist an Gehen nicht mehr zu denken, so dass ich sehr froh bin, dass gleich gegenüber eine Metro-Station ist. Plaza Espana – Hotel, das war’s für heute. 17.30 Uhr bin ich im Hotel und behandle meinen Fuß. Lese, sehe etwas spanisches Fernsehen und telefoniere mit meinem lieben Mann und sage ihm, dass ich trotz der Behinderung nicht traurig bin, da ich doch alles, was ich sehen wollte, gesehen habe.
Freitag, 11. 6. 2010
Campo de Moro, Puente de Segovia, Eremita de San Antonio de la Florida, Plaza del Dos de Mayo
Abreisetag
Um 7.30 Uhr werde ich wach und – oh Wunder – ich kann auftreten.
Die Behandlung mit Bachblüten Rescue-Salbe und Aloe Vera Emercency Spray war wohl äußerst wirkungsvoll.
Also kann ich noch ein Besichtigungsprogramm einlegen, zu den Sehenswürdigkeiten abseits des Stadtzentrums, die ich eigentlich abgeschrieben hatte.
Um 9 Uhr verlasse ich nach dem Frühstück bei Wind und Kälte das Hotel und den Weg zum Königsschloss kenne ich ja inzwischen gut. Dort biege ich in die Calle Segovia ab und hangabwärts geht es zum Fluss Manzanares, über den sich die älteste Brückenanlage der Stadt spannt. Sie wurde Ende des 16. Jh. von Juan de Herrera errichtet und gibt den tatsächlich besten Blick frei auf den Königspalast und die Kathedrale Nuestra Senora de la Almudena.
Entlang des Parks, Campo de Moro, gehe ich in 20 Minuten in den Stadtteil San Antonio de la Florida, mit einem Abstecher in den Park mit phantastischem alten Baumbestand. Vorbei am Nordbahnhof erreiche ich die Zwillingskapellen der dem heiligen Antonius geweihten kleinen Kirche, deren Kuppel von Goya mit überwältigenden Fresken ausgemalt wurde und die auch die sterblichen Überreste des Künstlers hütet.
Die linke Kapelle ist nunmehr ein Museum und ich bin die einzige Besucherin.
Kunstpostkarten gibt es nicht, dafür aber eine wunderschöne Broschüre für einen Euro.
Nebenan die Kapelle ist noch als Kirche genutzt.
Zurück spaziere ich durch die Gärten Sabatini, vorbei am Real Monasterio de la Encarnación. Um das zu besichtigen, reicht heute Vormittag leider die Zeit nicht mehr. Die Besonderheit hier ist die Reliquienkapelle, wo eine Phiole das eingetrocknete Blut des heiligen Pantaleón enthalten soll und sich jeden 27. Juli das „Wunder“ der Blut-Verflüssigung erneut vollzieht.
An der Oper steige ich in die Metro ein und fahre – nach Befragung – bis zur Haltestelle Bilbao. Nach einigem Suchen finde ich dann tatsächlich die Plaza del Dos Mayo. Mit einer schönen Skulptur wird auch hier wieder auf die heldenhafte Erhebung des Volkes von Madrid gegen die napoleonische Fremdherrschaft am 2. Mai 1808 gedacht.
Die Metro-Station „Tribunal“ ist wesentlich näher und nun muss ich mich dran halten, denn um 12 Uhr soll das Zimmer geräumt sein. Also wieder mit der Metro bis zur Plaza España zurück, um ein paar Ecken zum Hotel, Koffer geholt und dann noch für meinen lieben Mann „Mitbringsel“ kaufen. Schinken im Schinkenmuseum.
Vier verschiedene Sorten hole ich und dann ist es höchste Zeit zum Flughafen zu fahren.
Metro-Stationen und Weg durch den Flughafen sind bekannt, daher keine Verunsicherung mehr und um 14.35 Uhr soll mein Flug zurück nach Köln gehen. Leider hat sich der Abflug eine volle Stunde verzögert, so dass ich erst um 18.05 statt 17.05 Uhr lande – wobei ein toller Blick auf „unsere“ Wahnbachtalsperre eine Gratiszugabe war.
Mein lieber Mann holt mich nach Anruf ab – er hatte verabredungsgemäß an der Flughafenstraße geparkt.
Eine interessante Reise, ich habe viel gesehen. Alles, was ich mir vorgenommen hatte.
Das Wetter hätte zwar besser sein können, aber trotzdem bin ich zufrieden.
Zudem war es ein Test, ob ich alleine noch zu Recht komme. Ich komme zurecht !! Und das hat mich auch glücklich gemacht und ich danke meinem lieben Mann, dass er mich so „sausen“ lässt!
#1 by Willis Casias on 30. Juni 2012 - 18:57
sehr schöne und gut beschriebene seite.