Um 9.40 Uhr fahren wir mit dem Hotelbus – der alle 20 Minuten verkehrt – in die Innenstadt.
Haltestelle ist vor der Festung São Lourenço.
Die Kuriosität dieser Festung ist, dass sie zwar als solche erbaut wurde, jedoch nie ihren Zweck erfüllte. Als am 3. Oktober 1566 Piraten Madeira überfielen und sich an die 250 Bewohner in diese Festung zurückgezogen hatten, gab es zwar viele Kanonen aber weder Kugeln noch Pulver. So nahmen die Piraten die Festung im Sturm und töteten alle, die sich darin befanden.
Unser erstes Ziel ist der berühmte Markt „Mercado dos Lavradores“. Links und rechts des Eingangs sind große weiß-blaue Azalejos angebracht, die zum Beispiel Leda mit dem Schwan darstellen. Als erstes begrüßen uns die farbenfrohen Blumenstände mit Strelizien, Flamingoblumen und Callas, welche die in typischer farbenfroher Pracht gekleideten Verkäuferinnen darbieten. Hier erstehe ich 6 weiße Agapanthus-Zwiebel. Eine Fülle von Gemüse und Obst wird angeboten, auch etliche Früchte, die wir noch nie vorher sahen. Zum Beispiel eine Frucht, die wie ein grüner Tannenzapfen aussieht (Ananasbanane), wir probieren sie, sie schmeckt wie eine glitschige Banane. Im ersten Stock werden mehr kunsthandwerkliche Dinge angeboten. Für Finnian erstehen wir einen kleinen Holzzug mit Finnians Buchstaben. und eine für uns bisher unbekannte Frucht: Bananen-Maracuja.
In der Fischhalle wird überwiegend der schwarze Degenfisch angeboten. Nicht unbedingt schön anzusehen.
Um 11.30 müssen wir mit dem Hotelbus zurück, da die Dame von Soltour unseren Rückflug bestätigen muss und wir uns anhören wollen, welche Ausflüge von der Gesellschaft angeboten werden.
Wir buchen für den nächsten Tag eine große Tour nach Porto Moniz.
Da das schnell abgewickelt ist und wir Glück haben, erwischen um 12.30 Uhr den direkt vor dem Hotel haltenden Stadtbus.
Unser Ziel ist der Monte. Mit 19 Euro sind wir dabei und lassen uns in einer Gondel sanft hinauftragen. Herrlicher Blick auf Funchal und auf die Quintas mit prächtigen Gärten, die sich im vorigen Jahrhundert die wohlhabenden Bürger einrichten ließen.
Dort oben besichtigen wir die Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Monte, die im 18. Jahrhundert erbaut wurde.
„Im 16. Jahrhundert – so erzählt man sich – soll oberhalb von Monte, in Terreiro da Luta, ein Hirtenmädchen eine Marienerscheinung gehabt haben. Sie lief nach Hause, um ihren Eltern davon zu erzählen, doch diese wollten ihr nicht glauben. Als sich das Ereignis aber mehrfach wiederholte, ging der Vater heimlich hinterher, um zu schauen, ob die Geschichte wahr sei. Zwar konnte er selbst die Erscheinung nicht sehen, doch fand er eine Statue der Madonna, der zu Ehren damals eine erste Kapelle an der Stelle des heutigen Gotteshauses errichtet wurde. Die Jungfrau von Monte erfährt seither höchste Verehrung, sie thront winzig klein in einem silbernen Schrein auf dem Hauptaltar.
In einer Seitenkapelle wurde der letzte Kaiser von Österreich, Karl von Habsburg, beigesetzt, der während seines Exils mehrere Monate in einer Villa in Monte wohnte, wo er 1922 an den Folgen einer Lungenentzündung verstarb.“
Eine Weile beobachten wir unterhalb der Kirche die Abfahrt der Korbschlitten, jedoch wir wollen zuerst noch den im Reiseführer als lohnenswert bezeichneten Tropischen Garten „Jardins do Monte“ besichtigen.
Der Eintrittspreis von 20 Euro für uns zwei ist zwar heftig, aber er hat sich gelohnt.
Einst war dies der Park des ehrwürdigen Hotels „Monte Palace“, das in der ersten Hälfte des 20. Jhs. zu den besten Häusern von Funchal zählte. Einer Wiedereröffnung nach dem Zweiten Weltkrieg war kein Erfolg beschieden. Die Anlage wurde Ende der 80er Jahre von José Berardo, einem Madeirenser, der in Südafrika ein Vermögen verdient hatte, gekauft, renoviert, restauriert, alter Baumbestand wurde erhalten und durch zahlreiche weitere botanische Kostbarkeiten ergänzt. Nahezu vollständig dürfte der Bestand an verschiedenen Arten von Palmfarnen (Cycas) sein, die José Berardo aus Südafrika einführen ließ und von denen wir einige von unserem Besuch im Botanischen Garten in Südafrika wiedererkennen.
Wir besichtigen eine aktuelle Austellung von Skulpturen afrikanischer Künstler, bestaunen eine phantastische Steinsammlung „Mutters Natur-Geheimnis“ und amüsieren uns über die zum Teil skurrilen Skulpturen im Park. Mit einem Kaffee und einer Kostprobe des Madeira-Weins im eingegliederten Restaurant stärken wir uns für das nächste Abenteuer:
Die Korbschlittenfahrt!
1849 wurden die Schlitten eingeführt, nachdem sich Pferdewagen auf dem steilen Weg nach Monte als zu unpraktisch erwiesen hatten. Hinauf ging es nun gemächlich zu Pferd oder per Sänfte, hinab rasant per Schlitten. Die auf der Welt wohl einmaligen Fahrzeuge genossen bald einen solchen Ruf, dass sie von Anfang an eine Touristenattraktion waren. Nur in Russland, im Ural, soll es ähnliche geben, doch mit Rädern anstatt mit Kufen versehen. Zwei Männer, bekleidet mit weißen Hosen und Hemden und dem als „Kreissäge“ bekannten Strohhut, lenken das Gefährt, ziehen oder bremsen je nach Bedarf. Ca 2 km geht es zum Teil äußerst steil bergab und wenn es gar so gefährlich aussieht, schreie ich auch heftig. 25 Euro Fahrtkosten und 5 Euro Trinkgeld für die rasanten Lenker ist uns das Abenteuer wert.
Von der Ausstiegsstelle gehen wir 20 Minuten durch kleine, steile Gässchen bergab, um dann um 16.30 mit dem Bus wieder zum Hotel zurückzufahren. Ich lassse mir von einer Mitfahrerin erklären, wo der nächste Supermarkt ist und nach weiteren 15 Minuten steil bergauf finde ich den Supermarkt und deckte uns mit Sprudel, Wein und diversen Dingen zum Tapas-Essen ein, denn nach diesem erlebnisreichen Tag haben wir keine Lust mehr groß Essen zu gehen. So lassen wir den Tag auf unserer Terrasse ausklingen.